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Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
So, eigentlich könnte man diesen Bericht auch in anderer Rubrik unterbringen, aber da mein Vorfall nun mal auf der Reise passiert ist, mache ich es hier:
Wie Ihr ja schon wisst, ist mein hübsches "Monster-Trolley" Geschichte.
Nachdem ich in Holguin gelandet und mich von einem Taxi (über meine Erfahrungen mit Taxistas berichte ich extra) an die Viazul-Station habe bringen lassen, habe ich dort meine Online-Reservierungs-Bestätigung von Viazul an der Kasse wie üblich gegen ein Billet eingetauscht.
Es ist 21.30 h und ich habe noch 1,5 Stunden Wartezeit bis zur Abfahrt.
Der Wartesaal der Viazul-Station in Holguin ist relativ groß und es herrscht noch reger Betrieb - gut 100 Leute warten dort oder lungern sonst irgendwie dort herum.
Ich suche mir ein Plätzchen und überlege, wie ich die Zeit überbrücke - viel fällt mir nicht ein - also einfach warten. Mein Gepäck vor mir auf dem Boden bzw. neben mir auf einem anderen Sitz.
Ich bekomme Durst. Auf der Sitzreihe mir gegenüber sitzt ein Pärchen schwedischer Rucksack-Touristen, die auch auf einen Bus warten. Ich frage sie, ob sie wohl so nett wären, auf meinen Seesack (mein Hauptgepäckstück) zu achten. Ja, klar. Ich nehme meinen "wertvollen" kleineren Gepäckstücke - Trolley und kleiner Rucksack - in die Hände, begebe ich raus aus der Station und hole mir in einer nahgelegenen Kneipe zwei Bier und eine kleine Flasche Wasser für die Fahrt, kehre zurück zu den Schweden und bedanke mich.
Die Zeit vergeht, aber natürlich viel zu langsam. Ich vertrete mir gelegentlich die Beine, laufe in dem Wartesaal ein wenig herum, nicht ohne alle 5 Sekunden nach meinem Gepäck zu schauen (ich weiß ja, ich bin in Kuba!). Die Schweden brechen auf - ihr Bus war da. Ich setze mich wieder zu meinem Gepäck. Nah bei mir sitzt ein anderes Pärchen, die - wie sich herausstellte - auf den gleichen Bus wie ich warteten. Dann rauche ich eine Zigarette am Ausgang - nicht ohne mein Gepäck aus den Augen zulassen.
Die Zeit vergeht dann doch irgendwie. Es ist kurz vor 23.00 h und mein Bus sollte planmäßig um 23.05 h abgehen.
Da ich ja weiß, dass der Bus erst wieder in Las Tunas hält - nach ca. 1,5 Stunden - denke ich mir, gehe lieber noch mal präventiv pieseln, es könnte sein, dass die zwei Bier ihre Wirkung tun.
Also bitte ich nun das andere Pärchen, auf meinen Seesack zu achten.
Wieder nehme ich die kleinen Gepäckstücke mit. Alles ganz entspannt. Die Toiletten sind nicht durch Türen abgetrennt, nur durch verwundene Wände als Sichtblenden.
Im Herren-Lokus das Übliche bei öffentlichen Toiletten in Kuba. Eine einzige Schweinerei!
An der gegenüberliegenden Wand die Reste von vier Kabinen - Pissoirs Fehlanzeige - linke Hand einige Handwaschbecken.
"Reste" soll heißen, von den "Kabinen", gab es noch die kaum Kopf-hohen Trennwände, und die verbliebenen Abmauerungen, die wohl mal früher die in Kuba üblichen Saloon-Bar-Türen getragen haben. Keine einzige Tür mehr da. Ich bin froh, dass ich nicht zufällig "gran negocio" zu verrichten hatte. Am Eingang einer jeden Kabine ein kleiner Sockel von ca. 2-3 cm. Von den 4 Schüsseln war die ganz rechts noch die Erträglichste. Dort stand das Gemisch aus Brühe, Feststoffen und Papier nur 3/4 voll, die Restlichen waren randvoll. Der Bereich am Boden um die Schüssel herum ist aber auch schon ca. 1 cm hoch mit Brühe gefüllt. Der Sockel verhindert, dass sich das Zeug weiter ausbreitet.
Nun, an der rechten Wand vor der Kabine ist eine trockene Stelle. Dort stelle ich mein Trolley und meinen kleinen Rucksack, stelle mich auf den Sockel der Kabine und fange an mein kleines Geschäft zu verrichten. Das Gepäck stand ca. 1 Meter hinter mir rechts an der Wand.
Nun weiß ich ja, ich bin in Kuba:
Nach 10 Sekunden drehe ich meinen Kopf und schaue nach meinem Gepäck - alles O.K.
Ich pinkele weiter. 10 Sekunden später (ich weiß ja, ich bin in Kuba!), drehe ich meinen Kopf um und schaue nach meinen Gepäck - alles O.K.
Ich pinkele weiter.
Ihr wisst, was jetzt kommt:
Nach 10 Sekunden drehe ich meinen Kopf herum, um nach meinen Gepäck zu schauen (ich weiß ja, ich bin in Kuba!), um nach meinem Gepäck zu sehen:
.......................Schock!!!
Der Rucksack steht alleine da. Nur ein Griff in die Steckdose kommt meinem augenblicklichen Gefühl gleich.
Ich hastig meinen Schniedelwutz verstaut, den Rucksack gegriffen, raus aus dem Lokus, kurz die Wartehalle "gescannt", ob da sich jemand schnell entfernt - nein - zum Ausgang - auf der Straße geschaut - links - rechts - rennt da jemand? Nein. Mir war klar: Dein Trolley kannst Du vergessen.
Dann noch mal schnell zu den zwei Frauen am Tisch im Vorraum der Toiletten und gefragt, ob sie jemanden gesehen hätten, der aus der Herren-Toilette gekommen wär mit einem Koffer in der Hand. Natürlich Fehlanzeige. Hätte ich die gefragt, ob sie einen Mann mit einem Rucksack gesehen hätten (mich), wär die Antwort wahrscheinlich auch "Nein" gewesen.
Vor der Kasse der Station stand eine Frau in Uniform. Ich mit der gesprochen...
...aber Ihr wisst schon...da nutzt alles nichts mehr.
Schei..-Situation. Hektik pur. Die Frau tat das ihrige dazu...es bildet sich ein Menschenauflauf...alles schreit durcheinander...der Busfahrer kommt und drängt zur Abfahrt...das nette Pärchen schleppt meinen Seesack an, weil sie auch weg wollen...die Frau sagt mir, die Polizei könne auch nichts machen...ich hätte ja eigentlich nichts gesehen (womit sie Recht hat...eine Täterbeschreibung konnte ich schließlich nicht liefern)...
Innerhalb von Sekunden entscheide ich, den Bus zu nehmen und den Trolley aufzugeben. Mit der Polizei wäre ich auch nicht weiter gekommen, ich hätte nur meinen Bus verpasst, in Holguin übernachten müssen...einen Tag verloren...Novia wartet vergeblich an der Station in Ciego...etc...etc... aber ich hätte nichts gewonnen.
Waoh!
Genau so etwas wünscht man sich am Beginn des Urlaubs.
O.K., das Ticket für den Bus hatte ich im Hemd - ich konnte fahren.
Im Bus ärgere ich mich schwarz! Nichts zuletzt über mich selbst.
Sicher: Wenn etwas wegkommt, ist man letztlich irgendwie "mitschuldig". Und ich weiß, dass das eine Steilvorlage für jan und andere ist, um mir klar zu machen, wie blöd ich sei, dass ich mich beklauen lasse.
Aber gut, dass es Leute wie jan gibt, dann kann man sich wenigstens drauf verlassen, dass man in diesem Forum nicht nur den Schaden hat...
Liebe Leute, leider ist es mir noch nicht gelungen, meinem besten Stück beizubringen, von innen die Hose zu öffnen, raus zu kriechen und allein geradeaus in die Schüssel zu pinkeln. Dazu brauche ich immer noch meine Hände. Das Gepäck links und rechts von der Schüssel in die Suppe zu stellen hatte ich auch keine Lust und mit ´nem Trolley in der Hand lässt sich nicht gut pinkeln!
Ich wiederhole: Das Gepäck stand keinen Meter von mir entfernt, ich habe mich alle 10 Sekunden umgedreht und geschaut, außerdem hört man normalerweise, wenn jemand kommt, dann hätte ich mein Gepäck nicht mehr aus den Augen gelassen...
Ich weiß bis heute nicht, wie er es geschafft hat...so eine Dreistigkeit und Risikobereitschaft habe ich noch nicht erlebt.
Und immer wieder hat mich der Gedanke beschäftigt, was wohl ihm (oder mir) passiert wäre, wenn ich ihn beim Umdrehen gesehen hätte?
Die Tatsache, dass er ja schließlich zwei Hände hat und dennoch nur ein Gepäckstück genommen hat, lässt die Spekulation offen, ob er nicht tatsächlich in der anderen Hand etwas hatte, was dann kurzerhand auf meinem Kopf gelandet wäre. Vielleicht bin ich nur größerem Schaden entgangen?
In dem Lokus war außer mir niemand. Ob er nun beim Diebstahl nicht erwischt wird oder nicht bei der Körperverletzung, bleibt für ihn wurscht, nein, die Körperverletzung ist für ihn der klar besserer Weg...
Wer ein solches Risiko eingeht, sich nah an den Körper des anderen heranwagt...das ist bei mir wirklich nicht mehr weit vom Raub entfernt.
Und ich bleibe dabei und wiederhole, was ich an anderer Stelle schon geäußert habe (und es tut mir für die anderen kubanischen Mitglieder hier leid, sagen zu müssen): Kuba ist das verklauteste Land dieser Erde!!!
Und dabei muss ich einmal mehr sagen, dass ich sogar noch Glück im Unglück hatte, dass der Gangster das für ihn vermeintlich wertvollere - weil größere - Gepäckstück gegriffen hat. Im Rucksack war mein Laptop und meine Kamera.
Im Bus hatte ich dann Zeit, mir zu überlegen, wie groß der Schaden ist und welche Konsequenzen das nun für mich hatte. Der wirtschaftliche Verlust der Gegenstände ist eine Sache, die Mühen und Umstände, die man dadurch hat, noch eine ganz andere.
-Flugticket Rückflug weg - O.K. kann ich neu besorgen. Umständlich, aber geht.
-Viazul-Ticket Ciego-Havanna weg. Dito.
-3 Ersatz-Akkus der Kamera und Ladegerät Kamera weg. Kann halt nur einen Akku nutzen, dann vielleicht mit der Kamera von Novia weitermachen?
-Schnittstellen und Kabel weg.
-Ladegerät Handy weg.
-Reisewecker weg. Ist bei Rückreise wichtig, da um 04.00 h Aufstehen angesagt ist. Kann Handy als Wecker nutzen.
-Stativ weg. Verlust ist zu verkraften.
-Externe Festplatte 500 GB weg. Hier trifft mich der Verlust besonders hart, nicht wegen des Wertes, sondern wegen der vielen Stunden, die ich gebraucht habe, sie für Novia herzurichten, Videos, Infos, Musik, Spielfilme etc. etc.(an die Daten kommt er nicht ran, da Platte verschlüsselt).
-Sprachkurs Spanisch weg. Verlust ist zu verkraften.
-System-CDs WIN XP weg. Der Laptop von Novia ist ausgefallen, daher habe ich sie mitgenommen, um den Laptop wieder neu aufzusetzen. Verlust verkraftbar. XP System hat mein "Freund" im Fotoladen in Ciego.
-Etliche Spielfilm-DVDs weg. Verlust verkraftbar.
-MP3-Player mit Kopfhörer weg. Verlust verkraftbar.
-Ein komplettes neues Handy mit Zubehör weg. Verlust verkraftbar - war nicht so teuer, hat auch sonst keine Auswirkung.
-Ein Spiel "4 Gewinnt" weg. Das traf mich heftig! Das hübsche Spiel, das ich mir aufgrund der guten Empfehlung von Pauli noch schnell gekauft hatte, wäre der Renner gewesen für die Familie. Nicht zu ersetzen!!!
Sachschaden insgesamt: Ca. € 300,-.
Nun ja, es reicht hier...
Das angesagt freudige Wiedersehen mit Novia - es war bei Ankunft bereits 04.00 h und sie hatte Geburtstag (!) - war ein klein wenig durch meine Berichterstattung getrübt, aber wir haben es uns dennoch nicht vermiesen lassen.
Abschließend noch zwei Beispiele - weil ich ja als Überschrift geschrieben habe - "Diebstahl und Kriminalität in Kuba".
Einer Freundin von Novia wurde ihr Fahrrad direkt vor der Haustür (direkter Zugang zum Wohnzimmer) bei offener Tür während sie im Wohnzimmer waren innerhalb von nur 2 Minuten geklaut. Auch den erfahrenen Kubanern passiert das also.
Und letztlich: Im barrio von Novia wurde vor nicht allzu langer Zeit in ein Haus eingebrochen, die Hauseigentümer wachten wohl durch die Geräusche auf, stellten den (die) Einbrecher und ließen beide durch eine Machete ihr Leben.
Ich denke aber nach wie vor, dass Schwerkriminalität in Kuba Einzelfälle sind - wenngleich natürlich nicht über alle Ereignisse berichtet wird, es also eine unbekannte Dunkelziffer gibt.
Soweit zu Diebstahl und Kriminalität in Kuba.
Der Urlaub fing schon mal gut an.
Zitat von Flipper20 im Beitrag #1
Der Urlaub fing schon mal gut an.
Ich hoffe mal der Rest des Urlaubes verlief besser.
Aber ich hab der Minimouse den Bericht mal trotzdem vorsorglich übersetzt.
Man weiß ja nie, was für unerfüllbare Wünsche noch kommen - vielleicht wird "Koffer beim Pissen in Holguin geklaut" ja mal zur Generalausrede für alle Sachen, die man nicht mitschleppen wollte.
Oh Mann Flipper tut mir echt leid,sowas kann einem den ganzen Urlaub versauen.
Die Diebe in Kuba sind teilweise so "gut",daß man meinen
könnte sie könnten durch Wände gehen.Beim Nachbarn von Cubine,wurde in einer Nacht das
Motorrad aus dem Haus gestohlen,obwohl alle Türen und Fenster gut verschlossen waren.
Das du niemanden gehört hast,zeigt schon wie "gut"die waren.Ich finde hier braucht keiner
zu lästern,denn es kann jeden treffen.
#5 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Armer Flipper
Die Lösung wäre gewesen, dass du statt des Trolleys einen (gleich grossen) Rucksack getragen hättest.
Diese Rucksäcke gibts sogar ab und zu bei Aldi, für kleines Geld, 12 Euro oder so.
Sie haben Rollen und einen herausziehbaren Griff, können also auch wie ein Trolley gezogen werden.
Und man kann damit ohne Probleme pinkeln.
rollen_rucksack_1_1.jpg
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Zitat von Flipper20 im Beitrag #1
-Ein Spiel "4 Gewinnt" weg. Das traf mich heftig! Das hübsche Spiel, das ich mir aufgrund der guten Empfehlung von Pauli noch schnell gekauft hatte, wäre der Renner gewesen für die Familie. Nicht zu ersetzen!!!
Sachschaden insgesamt: Ca. € 300,-.
@ Flipper was für mich am schlimmsten wäre,sind nicht der Gegenwert von ca.300 Euro,
sondern,daß man schon übers ganze Jahr schöne Geschenke für die Lieben gekauft hat.
An alles mögliche gedacht,und eingepackt hat,und dann kommt so eine Drecksau.
#7 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Lieber Flipper
Wegen mir braucht's du dich nicht entschuldigen, dass was du gesagt hast weiß ich schon lange!
Wieso glaubt's du, ich nie vor habe ( auch wenn wir in Rente gehen ) nicht nach Kuba zurück zu gehen??
Und dass ist nur eine vor den vielen Gründe!
Ich kann dich trösten, 2003 hat mir die Aduana 55 Kilogramm Gepäck beschlagnahm! Und die Zöllner oder weiß ich wer, 272 € aus mein Portmonee geklaut!
Nachts um 2 Uhr als ich endlich raus konnte, kein Taxi mehr nach Santiago gefunden! Es war ein Horror, heute noch habe ich Alpträume dass mein Flieger in Holguin ohne mich geflogen ist, das ist kein Witz!
Saludos
Chepina
Wer sich über Flipper lustig macht, der ist nicht normal. Den Vorschlag (Idee) von seizi finde ich gut. Ich habe eine relativ große Umhängetasche, die beste Lösung ist das aber auch nicht. Entweder verruscht die Jacke oder das Hemd z. B., die Belastung ist außerdem immer einseitig.
Zitat von Flipper20 im Beitrag #1
-Ein Spiel "4 Gewinnt" weg. Das traf mich heftig! Das hübsche Spiel, das ich mir aufgrund der guten Empfehlung von Pauli noch schnell gekauft hatte, wäre der Renner gewesen für die Familie. Nicht zu ersetzen!!!
Yuma eben
Mal das Spielfeld einfach auf dem Fußboden - Yuma nimmt CUC-Münzen und der Cubigegner spielt mit CUP.
Netter Abendvertreib - allerdings muß man sich sehr anstrengen wenn man Cubi gewinnen lassen will - aber das ist ja beim Domino auch so.
Zitat von chepina im Beitrag #7
Es war ein Horror, heute noch habe ich Alpträume dass mein Flieger in Holguin ohne mich geflogen ist, das ist kein Witz!
Saludos
Chepina
Das glaub ich dir ,Menschen in deren Wohnung eingebrochen wurde haben noch sehr daran
zu leiden, es ist echt ein scheiss Gefühl.Bei manchen ist es so schlimm,daß sie sogar
die Wohnung wechseln, und sich trotzdem nicht mehr sicher fühlen.
Zitat von Varna 90 im Beitrag #8
Wer sich über Flipper lustig macht, der ist nicht normal.
Falls das auf mich gemünzt war - ich wollte mich in keiner Weise lustik machen-auch wenn man dieses Erlebnis vielleicht später mal als Ausrede gebrauchen kann
Fakt ist aber - ich würde in Astro- oder Viazulstationen und cubanischen Bahnhöfen meinen Trolly lieber durch meterhohe sch...e ziehen oder mir von einer freundlichen Cubine beim pissen helfen lassen als auch nur eine Sekunde den Griff meines Gepäcks loszulassen.
Das erklärt sich nicht durch persönliche Erfahrung sondern allein durch das ungute Gefühl, das ich da immer habe.
Traurig was Flipper das passiert ist.. gerade die externe Festplatte ist ein großer Verlust...
Eine Jacke wurde mir auch mal gestohlen, viel mehr aber noch nicht...
#14 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
ja das ist echt mies was da abgeht - warum wohl sind die Wohnungen so vergittert und verrammelt? Ich hab auch mal was von Schlafpulver in die Räume blasen gehört. Allerdings ist Cuba nicht das verklauteste Land auf Erden - mach mal auf Jamaica Urlaub - da wäre dein gesamtes Gepäck weg gewesen und du abgestochen oder ähnliches.
#15 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Es lohnt nicht, dafür einen extra Bericht zu schreiben, daher hier noch als Ergänzung:
In Ciego wollte ich dann Anzeige erstatten, weil ich ja in Holguin nicht mehr dazu kam.
Ich also mit Novia zur Haupt-Polizeistation - mit den Fahrrädchen, die wir gegenüber der Polizei auf der Straße abstellen und die ich mit einem Fahrradschloss zusammenbinde. Novia sagt noch: Hoffentlich können wir die hier stehenlassen. Nicht wegen Diebstahl-Gefahr, vielmehr weil es in Ciego "Parkhäuser" für Fahrräder gibt, wo man sie gegen Bezahlung parken kann und sie fürchtete, dass uns die Polizei verscheucht mit unseren Fahrrädern oder wir eine "multa" kassieren.
Ich: "Komm nur, das geht schon".
Vor dem repräsentativen Bau mit hohen Säulen stehen etliche Uniformierte mehr oder weniger beschäftigt herum, einzeln und in Gruppen.
Beim Passieren sprach ich einen freundlich an: "Guten Tag, ich möchte eine Anzeige wegen Diebstahls machen, bin ich da richtig hier?" Er nickte, sagte aber nicht zu den Fahrrädern.
Die Gelegenheit nutzte ich: "Wenn Sie hier noch ´ne Weile stehen - wären Sie so freundlich, ein Auge auf unsere Fahrräder zu haben? Ich will nicht direkt vor der Polizei noch einmal beklaut werden."
Er war wohl so überrascht, dass er wortlos abermals nickte.
Beim Betreten des Gebäudes raunte mir Novia zu: "Eres loco!"
Im großen Foyer des Präsidiums ein Tisch, dahinter eine hübsche Maus in Uniform, neben dem Tisch stand ein uniformierter Polizist.
Novia zu mir: "Lass´ mich besser reden." Sie trug mein Anliegen vor.
Antwort war, dass wir nach Holguin zu fahren hätten, um dort die Anzeige zu erstatten, in Ciego sei man dafür nicht zuständig.
Auf so etwas hatte ich genau gewartet mit meinem Brast, den ich immer noch schob.
Novia wollte schon ansetzten, mir von "Cubanol" auf Spanisch zu übersetzen, was er gesagt hat (sie weiß, dass ich wenig bis gar nichts verstehe, wenn schnell und undeutlich gesprochen wird, ich aber fast alles verstehe, wenn langsam und deutlich gesprochen wird, deswegen "übersetzt" Novia zuweilen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind).
Ich zu ihr: "Das habe ich verstanden. Und was machen wir jetzt?"
Novia: "Vamos" und drehte schon zum Gehen ab.
Ich hielt Novia am Ärmel und sagte: "Das kann es doch nicht gewesen sein. Ich bin hier auf der Polizei und möchte eine Anzeige machen."
Sie: "Du hast doch gehört: Du musst nach Holguin fahren, um die Anzeige zu machen. Lass´ uns gehen." Die Obrigkeits-Hörigkeit bei Novia ist schon - wie bei vielen Kubanern - etwas ausgeprägt. Mir fiel ein, wie sie sich vor Angst fast in die Hose gemacht hat, als ich seinerzeit in Havanna zwei Motorrad-Polizisten gebeten hatte, von uns ein Erinnerungsfoto zu machen.
Nun ja, man geht halt in Kuba allem, was uniformiert ist, am besten aus dem Weg und tut, was einem gesagt wird.
Aber: Das gilt für Novia. Und ich hatte zu viel Wut.
Von den zwei Polizisten abgewandt aber laut genug, dass sie es hören konnten in Richtung Novia:
"Übersetz´ ihm bitte in Deiner Sprache , dass ich diese Polizei-Station nicht verlasse ohne ein Stück Papier in der Hand. Von mir aus kann er sein Original der Anzeige gleich in den Mülleimer werfen. Ich will gar nicht, dass die Polizei aktiv wird, weder hier noch in Holguin, weil ohnehin nichts dabei rauskommen wird. Ich will nur nachweisen können für meine Versicherung in Deutschland, dass ich eine Anzeige erstattet habe oder erstatten wollte. Und wenn er das ablehnt wegen Nichtzuständigkeit hier in Ciego, dann möchte ich bitte genau das auf einem Papier protokolliert haben, nämlich, dass ich hier war, eine Anzeige erstatten wollte, ich aber abgewiesen und nach Holguin verwiesen wurde - Stempel drunter - fertig."
Dabei fuchtelte ich zur Untermauerung ständig mit dem Zeigefinger vor Novia in Brusthöhe herum.
Novia fing an zu zittern, sie tat mir schon leid, aber das musste ich in Kauf nehmen, um nicht nach Holguin fahren zu müssen. Ich wusste, wenn ich jetzt gehe, brauche ich wegen der Angelegenheit nicht wieder zu kommen.
Noch bevor sie was sagen konnte, tippte mir der Wachhabende auf die Schulter und sagte: "Ist ja schon gut, setzen Sie sich" und zeigte auf eine Sitzgruppe.
Auf der - immerhin ledernen und bequemen - Couch-Garnitur haben wir dann 1,5 Stunde gewartet, bis einer kam, der uns in einen der oberen Büroräume im ersten Stock mitnahm.
Dort wurde dann nach einer weiteren halben Stunde eine Anzeige aufgenommen. Während der halben Stunde war heftiges Treiben in dem Büro - mal waren 5-7 Polizisten im Raum, mal nur zwei - alle redeten meist wild durcheinander. Aber es passierte nichts. Ich fragte mich schon, ob der ganze Aufwand wegen meiner Kleinigkeit getrieben wurde? Innerlich kochte ich, weil man uns offensichtlich einfach übersah. Ein "Somos transparente?" zu Novia konnte ich mir nicht verkneifen. Sie: "Psst. Du weißt, in Kuba muss man warten. Sag´ Du am besten gar nichts mehr."
Nun gut, irgendwann war es soweit und ich durfte die ganze Story abermals erzählen.
Das Hauptproblem stellte für den Zivilen aber schon mein Pass dar: Was war wohl meine Nationalität, meine Name, meine Vornahmen etc.?
Alles haarklein erläutert.
Auch die Aufzählung der gestohlenen Gegenstände war mir schon fast zu lästig. Ich sagte, ich wolle nur die Bestätigung, dass ich eine Anzeige gemacht habe. Aber er wollte es genau haben. Zum Schluss fehlte dann doch die Hälfte und die gemachten Wertangaben stimmten auch nicht, wobei ich jetzt nicht sagen kann, wer dafür verantwortlich war. Er, der es falsch oder unleserlich geschrieben hatte, oder die (der), die (der) es später getippt hat. Nachdem wir nämlich fertig waren, begleitete er uns wieder nach unten ins Foyer, wo wir abermals eine halbe Stunde gewartet haben. Dann kam er, sagte, dass die Anzeige nun "getippt" würde und fragte Novia, ob man sie anrufen könne. Novia bejahte und gab ihm ihre Cubanol-Nummer.
Abends gegen 21.30 h kam dann der Anruf, dass wir die Anzeige abholen könnten.
Auf dem Weg zur CP also kurzer Abstecher zur Polizei.
Abgesehen von den Tipp- und Namens-Fehlern gefiel sie mir: Waoh - mit Goldrand - und, für kubanische Behörden erstaunlich, hat nichts gekostet.
Insgesamt 6 Stunden Urlaub vergeudet - aber immerhin: Ich hatte meine Anzeige für die Versicherung.
Und ein Abenteuer für Novia bei der Polizei.
FLIPPER Dein "Auftritt" bei der Polizei in Ciego haette auch anders ausgehen koennen, Novia lag da mit ihrem
"Vamos" gar nicht sooo falsch. Da hast Du Glueck gehabt mit einem offenbar verstaendnisvollem Polizisten.
Eine Anzeige muss unter normalen Umstaenden immer am Ort des Geschehens aufgegeben werden. Ist in Europa
nicht viel anders wenn Di in Spanien eine Mietwagentour unternimmst und in Almeria beklaut wirst,
kannsr Du die Anzeige nicht in Alicante aufgeben. Und wenn die Polizei in Spanien hoert ich brauche ja nur ein
Papier fuer die Versicherung werden die unter Umstaenden sehr hellhoerig.
Mit beidem hast Du recht, Espanol.
Die normale Hausrat-Versicherung deckt im Normalfall einiges ab - auch auf Reisen - im Zuge der Außenversicherung.
Allerdings - in Anlehnung der Versicherung zu Hause, wo auch nur der "Einbruch"-Diebstahl versichert ist - sind die Sachen unterwegs nur dann versichert, wenn sie in verschlossenen Räumen, wie z.B. Auto, Hotelzimmer etc. aufbewahrt wurden - oder wenn ein Raub vorliegt.
Der einfache Trick-Diebstahl ist z.B. nicht versichert. Wenn ich also nichts bekomme, kann ich mich auch nicht beschweren. Deshalb habe ich auch gleich der Versicherung eine "Kulanz-Lösung" auf der Basis von € 150,- angeboten.
Auch das mit der Anzeige stimmt. Ich hatte allerdings wirklich einen "Hals" und auf etwas Unterstützung gehofft, den Schaden hatte ich ja schon.
Wenn er uns rausgejagt hätte, wäre uns auch nichts anderes übrig geblieben, als zu gehen.
Daher musste ich die arme Novia mal kurz missbrauchen und sie musste in die Opferrolle springen.
Wahrscheinlich hat Novia dem Polizisten nun auch leid getan, weil er dachte, sie bekäme nun zu Hause noch mehr ab.
Ich habe mich ja auch letztlich artig für die Hilfe bedankt.
nico_030
(
gelöscht
)
#19 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Hi@all!
Zitat
Deine Versicherung zu ueberzeugen
Schade was Dir da passiert ist.
Aber "einfacher Diebstahl" ist meines Wissens weder in einer Hausrat
noch in einer Reisegepäckversicherung enthalten.
Diebstahl aus verschlossenen Räumen, Safe usw. und natürlich Raub.
Das ist aber bei dem hier geschilderten Sachverhalt nicht der Fall.
Befanden sich die Sachen in der "Obhut" einer Airline, Buslinie usw. auch.
Solltest Du halt Deine Versicherung überzeugen wollen, Vorsicht!
Du hast ja Deine Geschichte hier veröffentlicht.
Mach Dir in Zukunft keinen Stress und kauf dir einen Rucksack o.ä.
Meiner sieht aus wie ein Seesack und besteht außerdem aus LKW Plane
und ist nur von oben zu öffnen.
Kuba ist ein sehr sicheres Reiseland, und damit meine ich die relative
Sicherheit vor Gewaltkriminalität.
Diebstahl, Betrug u.ä. sind an der Tages Ordnung.
Ich hab allerdings in 13 Jahren Kuba lediglich einmal den Verlust von 100 Euro am Strand erlebt,
doof von mir den grünen Schein überhaupt mitzunehmen.
Ein anderes mal ist mir die Dokumenten Tasche aus meiner Fahrrad Tasche geklaut worden.
Glücklicher Weise bekam ich den darin enthaltene ReisePass einige Tage später gegen " Finderlohn" zurück
gegeben worden.
Meine Ortlieb Fahrradtaschen bekommen jetzt ein Drahtschloss.
jörg
Zitat von George1 im Beitrag #11Zitat von Varna 90 im Beitrag #8
Wer sich über Flipper lustig macht, der ist nicht normal.
Falls das auf mich gemünzt war - ich wollte mich in keiner Weise lustik machen-auch wenn man dieses Erlebnis vielleicht später mal als Ausrede gebrauchen kann
Fakt ist aber - ich würde in Astro- oder Viazulstationen und cubanischen Bahnhöfen meinen Trolly lieber durch meterhohe sch...e ziehen oder mir von einer freundlichen Cubine beim pissen helfen lassen als auch nur eine Sekunde den Griff meines Gepäcks loszulassen.
Das erklärt sich nicht durch persönliche Erfahrung sondern allein durch das ungute Gefühl, das ich da immer habe.
George, das war eine allgemeine Aussage. Mit dir hatte das nichts zu tun. Dann hätte ich dir das direkt gesagt. Viel Spass beim "pissen"
Zitat von George1 im Beitrag #11
auch wenn man dieses Erlebnis vielleicht später mal als Ausrede gebrauchen kann
Ärgerlich wird es umgekehrt, wenn einem sowas tatsächlich passiert und die cubana glaubt einem das nicht. Ich kenne Kubanerinnen, die sowas prinzipiell nie glauben würden, auch wenn sie in dem Moment die Klappe halten.
Ansonsten hoffe ich, dass Flipper auch eine paar schöne, "typisch kubanische" Erlebnisse hatte und uns die schildern wird!
el carino
(
gelöscht
)
#22 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Zitat
Wenn etwas wegkommt, ist man letztlich irgendwie "mitschuldig". Und ich weiß, dass das eine Steilvorlage für jan und andere ist, um mir klar zu machen, wie blöd ich sei, dass ich mich beklauen lasse.
das hat nicht zwingend etwas mit "verlaustem land" oder blödheit zu tun. es gibt dreistigkeiten die kann sich ein normaler mensch, selbst wenn er nur ein minimum an anstand besitzt nicht erklären. darum rechnet man selbst oft nicht mit solchen situationen.
mir (uns) wurde vor zwei jahren im schwulen Köln die rennräder geklaut. 3 meter hinter uns, - angeschlossen!!
auch ich weiß wie sich der griff in die steckdose anfühlt. nur in Cuba ist es doppelt so schlimm, weil jede erdenkliche institution die eigentlich noch die letzte hoffnung zur wiederauffindung des gegenstandes wäre, den yuma ebenfalls auflaufen läßt. so ist man doppelt gelackmeiert.
am besten in solche länder nur mit gealtertem gelumpe aufschlagen. keine neuen klamotten, altes handy, weder schmuck noch sonstiges. so weckt man nur wenig begehrlichkeiten denn andere touris sind dann meist materiell besser ausgeschmückt und ziehen die aufmerksamkeit der diebe auf sich. nach dem prinzip: Opferanode.
statt eines rolli empfielt sich ein rucksack. sieht zwar nich so schön aus, aber man hat die hände frei und das gepäck immer am körper.
Für mich ist es der Verfall von Moral und Sitte bei den jungen Leuten nicht nur in Kuba.
Geklaut wird überall auch schon früher 80er Jahre in Maßen,leider ist es der kommende Volkssport
nicht nur in Kuba.Vielleicht liegts an der Reisefreiheit den ohne Moos nix los?
Vorbildfunktion sind natürlich reichlich vorhanden siehe Zoll,Immi,Polizei,Dienstleistungen mit Stempel.
Da werden ja nur Leute eingestellt mit klebrigen Pfoten.
Ist nur eine private Einschätzung.
el carino
(
gelöscht
)
#24 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Zitat von buro im Beitrag #23
Für mich ist es der Verfall von Moral und Sitte
kein wunder. wirtschaftliche mißwirtschaft produziert sozial schwache strukturen und ungerecht verteilten wohlstand. junge menschen ohne (berufliche) perspektive treiben dann ohne einigermaßen gesicherten lebensunterhalt in eine unsichere zukunft. wenn bildung meist keine vorherrschende domäne ist, sondern die beschaffungskriminalität über eine niedrige hemmschwelle schwappt. dann werden eben die mitmenschen beklaut und beschissen. egal ob es die eigenen landsleute sind oder der "reiche" tourist.
insbesondere menschen der 3. welt hegen oft die überzeugung, es sei kein sonderliches verbrechen dem "weißen mann" etwas abzunehmen. denn "er hat ja genug" außerdem "ist er schuld das es so viel armut in der welt gibt".
nun, auch wenn sie klauen, - blöde sind sie nicht!
in Cuba speziell reicht schon der umgang mit "novia" um kriminelle subjekte auf sich aufmerksam zu machen. denn wenn die cubana an diesem yuma interessiert ist wird es seine gründe geben. und möglicherweise ist dann ja für andere auch noch was übrickkk.
auch die cubanische polizei mag vielleicht deshalb keine sonderliche anstrengung unternehmen, denn sie müßte ja für einen yuma gegen einen landsmann ermitteln. das geht nun wirklich nicht ...
#25 RE: Reisebericht Diebstahl und Kriminalität in Kuba
Zitat von el prieto im Beitrag #21Zitat von George1 im Beitrag #11
auch wenn man dieses Erlebnis vielleicht später mal als Ausrede gebrauchen kann
Ärgerlich wird es umgekehrt, wenn einem sowas tatsächlich passiert und die cubana glaubt einem das nicht. Ich kenne Kubanerinnen, die sowas prinzipiell nie glauben würden, auch wenn sie in dem Moment die Klappe halten.
Genau das Gespräch hatte ich nach dem Lesen mit der Minimouse.
Ihre Antwort auf die Tatsache, das mir das ja vielleicht auchmal passieren könnte stell ich hier mal mit Rücksicht auf Schimpfwortdetektor lieber nicht ein - nur soviel - es kam oft sowas wie Mord, Messer, Tod und abschneiden von wichtigen Körperteilen in dem Gespräch vor.
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