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1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
#51 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Havanna
In Havanna wohne ich in einem kleinen Appartement im sechsten Stockwerk eines neunstöckigen Hauses in der Calle Aguila. Eigener Eingang, Küche, Bad und, damit kein Zweifel aufkommt, steht über dem riesigen Doppelbett in dicken Lettern „Nido de amor“ geschrieben.
Aber das Beste an dem Appartement ist der Ausblick über Havanna.
Casa Particular mit Ausblick
Nido de Amor
Grisel, die Vermieterin, schrieb mir über Airbnb, man könne von dem Zimmer aus den Malecón sehen. Nun, den Malecón sehe ich nicht, aber immerhin das Meer. Als ich sie auf den nichtsichtbaren Malecón anspreche, meint sie nur:
„Llamamos Malecón a todo lo que está en esta dirección.“
Das nennt man dann wohl kubanisches Marketing… 😉
Zum Glück hat das Haus einen Aufzug, der groß genug für das Fahrrad ist. Sechs Stockwerke über ein enges Treppenhaus hochzuklettern, wäre ein Alptraum gewesen.
Havanna
Heute ist Sonntag und sonntags soll man sich ausruhen. Ich lasse mein Fahrrad in der Casa stehen und bummle durch die Stadt. Von früheren Besuchen kenne ich bereits die touristischen „Must-Sees“, sodass ich sie auslassen kann.
Mehr lockt mich das etwas verkommene Ambiente von Centro Habana. Die baufällige Architektur, Häuser, die wie Ruinen aussehen und doch bewohnt sind, heruntergekommene Gassen, und die Menschen, die darin wohnen und deren Alltag sich auf der Straße abspielt.
Alt und Jung sitzen beieinander. Männer spielen an wackligen Tischen Domino, Kinder zwischen Schutt und Trümmern Fußball. Babys werden gestillt, Autos repariert, es wird diskutiert, gestritten, geflirtet, gelacht.
An manchen Ecken stinken Müllhaufen vor sich hin, gleich daneben verkaufen Obst- und Gemüsehändler ihre Waren. Kleine Restaurants und Cafeterias bieten Pollo frito, Bocaditos, oder die berühmtberüchtigte kubanische Pizza an.
Für den Fotografen in mir ist Havanna natürlich ein Eldorado…
Centro Habana
Centro Habana
Centro Habana
Centro Habana
Centro Habana
Centro Habana
Chicas - Centro Habana
#52 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Viele der alten Mauern und Gebäude sind mit Graffitis bedeckt. Manche sind richtig gut und ich beginne bewusst danach auszuschauen, um sie zu fotografieren. Mehrmals entdecke ich dabei diese kuriose Gleichung: „2+2=5“.
Später erzählt man mir, das sei eine politische Aussage. George Orwell schrieb in seinem Roman „1984“:
„Schließlich würde die Partei verkünden, zwei plus zwei ergeben fünf, und du müsstest es glauben. Ihre Philosophie verneinte nicht nur die Beweiskraft der Erfahrung, sondern auch die Existenz einer objektiven Realität.“
George Orwell lässt grüßen „2+2=5“ - Centro Habana
Graffiti - Centro Habana
Zuviel Cuba Libre? Graffiti - Centro Habana
Graffiti - Centro Habana
Centro Habana
Manche Straßenabschnitte sind von stinkenden Abfallhaufen bedeckt. Um überquellende Container herum bilden sich Müllhalden, und das mitten im Wohngebiet. Ich habe so etwas nirgends sonst in Kuba gesehen, nur in Havanna. Die meisten kubanischen Städte, die ich besucht habe, sind zumindest in der Innenstadt, picobello sauber. Warum kriegt Havanna das nicht hin?
Centro Habana
NO Arrojar Escombros - Centro Habana
Wenn man ohne konkretes Ziel in Havanna herumläuft, kommt man automatisch irgendwann zum Capitolio, zum Prado und zum Malecón. Zumindest geht das mir immer so. Nach vielen Jahren der Restauration, sehe ich das Capitolio endlich wieder ohne Gerüst. Die Kuppel glänzt golden in der Sonne, wie neu und frisch poliert.
Capitolio
Havannas Straßen wirken an diesem Sonntag wie verkehrsberuhigte Zonen. Wo sonst lärmende und stinkende PKWs und LKWs dicht an dicht entlangbrausen, herrscht entspannte Ruhe. Hauptsächlich fahren noch die Oldtimer für Touristentouren und die Maquinas, die als Routentaxis unterwegs sind.
Dass ich mal den Prado, und sogar die Malecónstraße, ohne Lebensgefahr überqueren kann, ist unglaublich, aber wahr… Die Dieselknappheit hat auch hier ihre positiven Seiten.
Prado
Prado
Hotel Packard – Luxuskuba
Malecón
Malecón
Malecón
Malecón
Am nächsten Vormittag gehe ich zum Büro von Aventoura, im Edificio Bacardi. Zufälligerweise habe ich kurz vor meiner Abreise bei einem Wettbewerb einen Reisegutschein gewonnen, der mich zu sechs Hotelübernachtungen in Kuba berechtigt. Aventoura übernimmt die Buchung und Bezahlung der Hotels, die ich mir aussuche. Dabei treffe ich auf Chris, den ich aus dem Forum kenne, und der für Aventoura in Havanna arbeitet. Wir quatschen ein wenig und treffen uns gegen Abend noch einmal auf eine Cervecita, bzw. einen Refresco.
Auch wenn Havanna eine sehr faszinierende Stadt ist, freue ich mich auf darauf, morgen Richtung Viñales weiterzufahren.
Pauli....da kannste staunen...von wegen "wenns das war"....wieder 3 Berichte vom Feinsten, da ist man live dabei:
Apartamento im 6. Stock, ja hoppla, mit Bike ??? Antwort folgt im Text, aus Rücksicht für die angespannten Forumsleser.
Fotos aus HAV Vieja....da duckt man sich aus Angst dass da gleich was runterfällt....keine Bange...die Chica sieht entspannt aus,kennt sich aus.
Riechts nach Basura...kann in Cuba doch gar nicht sein....da war Tigo wohl noch nie in dem Barrio
Ein Genuss fürs Forum ...und sicher kein Zweifel dass es auch für den Biker ein Genuss war !!!
Gracias !.
#56 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von Pauli im Beitrag #44Zitat von Clandestino im Beitrag #43
Danke an ALLE für die positive Resonanz, das motiviert natürlich beim Schreiben.
Eine Radreise ist nicht jedermanns Sache, deshalb freut es mich besonders, wenn ein Reisebericht darüber Interesse findet.
Wenn nichts mehr nachkommt,vielen Dank für den sehr schönen Reisebericht
Hi Pauli, ich wollte nur mal zwischendanken, weil ich mich über die positive Resonanz gefreut habe. Ich bin ja erst am Anfang.
#57 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von Turano im Beitrag #53
Wieder sehr schöner Bericht und tolle Bilder Danke..................., wenn der Radfahrer nach Alamar wollte , hätte er dich ja auch die Via Blanca weiter schicken können und du wärst über Regla nach Vieja gekommen
Kennst du die Strecke über Regla? Ich hatte die auch im Hinterkopf gespeichert, aber das wäre auf jeden Fall länger gewesen, als durch den Tunnel zu fahren. Und eventuell auch nicht angenehm für Radfahrer?
#58 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
#59 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von Clandestino im Beitrag #57
Kennst du die Strecke über Regla? Ich hatte die auch im Hinterkopf gespeichert, aber das wäre auf jeden Fall länger gewesen, als durch den Tunnel zu fahren. Und eventuell auch nicht angenehm für Radfahrer?
Ja etwas weiter ist es schon, aber zwecks Radfahren kein Problem, man hat halt nicht mehr den schönen Blick und die Orientierung aufs Meer...aber dafür gibt es ja Offlinekarten
#65 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von Turano im Beitrag #60Zitat von Clandestino im Beitrag #57
Kennst du die Strecke über Regla? Ich hatte die auch im Hinterkopf gespeichert, aber das wäre auf jeden Fall länger gewesen, als durch den Tunnel zu fahren. Und eventuell auch nicht angenehm für Radfahrer?
Ja etwas weiter ist es schon, aber zwecks Radfahren kein Problem, man hat halt nicht mehr den schönen Blick und die Orientierung aufs Meer...aber dafür gibt es ja Offlinekarten
Aus eigener Erfahrung im Herbst 2017 kann ich sagen, dass die Reglastrecke für Fahrradfahrer nicht zu empfehlen ist. Jedenfalls nicht die Via Blanca entlang. Zuviel Verkehr, zu wenig Rücksichtnahme der zahlreichen LKWs. Und es zieht sich scheinbar endlos durch unwirtliche Industrielandschaften in gleißender Hitze. Mag sein, dass es jetzt wegen der Dieselkrise etwas besser ist.
Auch durch Guanabacoa habe ich keine mich überzeugende Route gefunden. Vielmehr habe ich mich heillos in dem Straßenwirrwarr verheddert und bin nicht wirklich vorwärts gekommen.
Mein Ziel waren die Playas del Este. Also Tagesausflug mit Fahrrad. Hinterher, wenn die Fabriken sich ausdünnen, also ab dem ersten Ring - bzw. auch schon ein paar Kilometer vorher - gibt es eine sehr gut befahrbare Landstraße, die einem nach Santa Maria führt. Am Abzweig nach Norden gibt es eine Cafeteria, die man unbedingt aufsuchen sollte, weil der finale Küstenhügel es ganz schön in sich hat.
Ich hatte mir vorgenommen, es noch einmal unter Zuhilfenahme der Reglafähre zu versuchen, das hat dann aber zeitlich nicht mehr geklappt.
#67 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von Luz im Beitrag #66
Aus eigener Erfahrung im Herbst 2017 kann ich sagen, dass die Reglastrecke für Fahrradfahrer nicht zu empfehlen ist. Jedenfalls nicht die Via Blanca entlang. Zuviel Verkehr, zu wenig Rücksichtnahme der zahlreichen LKWs. Und es zieht sich scheinbar endlos durch unwirtliche Industrielandschaften in gleißender Hitze.
Das habe ich fast befürchtet, wenn man die Karte anschaut, sieht die Strecke nach viel Verkehr und wenig Schatten aus. Ich denke wenn die Fähren nicht verkehren, ist der Tunnelbus tatsächlich die beste Lösung.
#68 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
#71 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von paisano im Beitrag #70
Hola Clandestino,
ich habe bei meinen Radtouren immer mit dem Handy fotografiert, um das Gepäck in Grenzen zu halten.
Deine Bilder sind sehr schön, fotografierst du mit dem handy oder hast du eine richtige Kamera bei dir? Welche?
Gruß paisano
Hi paisano, die meisten Fotos mache ich mit einer Sony a6000 Systemkamera. Diesmal hatte ich zusätzlich ein Huawei Mate 20pro dabei, welches als ganz ordentliches Fotohandy gilt. Einige Bilder sind damit entstanden. Allerdings muss ich sagen, dass die Qualität der Handybilder um Welten schlechter sind, als die der Kamera. Das sieht man bei kleinen Formaten, oder auf kleinen Bildschirmen nicht unbedingt, aber wenn man Details in 100% Ansicht anschaut, sind die Unterschiede gewaltig. Für mich ist das Handy zum fotografieren allenfalls eine Notlösung, oder wenn ich zu faul bin, die Kamera auszupacken.
Zitat von Clandestino im Beitrag #71
Für mich ist das Handy zum fotografieren allenfalls eine Notlösung, oder wenn ich zu faul bin, die Kamera auszupacken.
Ging mir viele Jahre genauso. Jetzt reichen mir Schnappschüsse per Smartphone.
Andere Frage:
Mich haben früher bei langen Touren die Handgelenke am meisten geschmerzt.
Wo - wenn überhaupt - leidest Du am meisten?
#73 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
Zitat von Flipper20 im Beitrag #72
Andere Frage:
Mich haben früher bei langen Touren die Handgelenke am meisten geschmerzt.
Wo - wenn überhaupt - leidest Du am meisten?
Eine schmerzempfindliche Region sind bei mir Hände und auch Handgelenke. Wenn ich mit Handschuhen fahre, geht es deutlich besser. Was auch hilft, sind die nach vorne abstehenden "Lenkerhörnchen", man kann während des Fahrens immer wieder mal umgreifen, dabei werden die Gelenke entlastet. Und nach fünf, sechs Stunden auf dem Sattel tut natürlich irgendwann der Arsch weh.
Danke Clandestino für den tollen Bericht mit den stimmungsvollen Fotos!
Gut gegen den Reiseverbots-Blues :-)
Deine Erzählungen über die „Hahnenschrei-Tour“ habe ich auch schon verschlungen.
Müll in Havanna: Schon erstaunlich, dass er direkt neben den großen Containern liegt. Das mit den Müllautos aus dem Ausland ist so eine Sache. Vor etwa 30 Jahren hatte Guatemala City über einen deutschen Entsorgerverband zig gebrauchte Müllwagen als Spende bekommen. Das erste, was sie machten, war die Hebehydraulik für die Mülltonnen am Heck abzubauen. Weil sie keine geeigneten Tonnen in der Stadt hatten. Das fanden die Spender nicht lustig, schließlich ist die Hydraulik teuer. Die war vorher noch in D instandgesetzt worden. Denke, das Tonnenproblem ist in allen armen Entwicklungsländern das Gleiche. Selbst wenn man den Bewohnern eine Erstausstattung an Sulo-Tonnen schenkt, finden sie schnell eine alternative Verwendung als Wassertanks o.ä. Du kannst ja in armen Ländern nichts draußen rumstehen lassen. Wenn die orangenen Hooklift-Container in Havanna nicht so schwer wären, hätten die auch schon Beine bekommen ;-)
Freue mich auf die Fortsetzung!
#75 RE: 1300 km mit dem Fahrrad durch Kuba (Westen und Osten)
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