Kuba Venezuela

21.02.2007 08:20
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Kuba Venezuela

Neue Zürcher Zeitung
12. Februar 2007

Venezolanische Bruderhilfe für Kuba
Solidarität im «Tropensozialismus»
Von unserem Korrespondenten für die Karibik, Richard Bauer
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Caracas und Havanna werden immer enger. Dabei profitieren beide Seiten. Für Kuba ist Venezuela zur zweiten Sowjetunion geworden. Nicht nur Erdöl wird geliefert, auch wichtige Investitionen helfen Kuba aus der Isolierung.
Mexiko-Stadt, Anfang Februar
Dieser Tage haben Kuba und Venezuela eine weitere Serie von Verträgen für die gegenseitige wirtschaftliche Entwicklung im Umfang von knapp 1,9 Mrd. $ unterzeichnet. Der publikumswirksamste Coup betrifft eine Vereinbarung, wonach jährlich 100 000 Venezolaner aus einfachen Verhältnissen gratis auf Kuba Ferien machen dürfen. Kuba kann so seine in der Zwischensaison brachliegende Hotelinfrastrukur auslasten und gleichzeitig seine Erdölrechnung gegenüber Venezuela abstottern. Chávez seinerseits hat die Möglichkeit, mit den geschenkten Ferien die Loyalität seiner Mitläufer zu erkaufen.
Ärzte gegen Erdöl am Anfang
Wie eng die persönlichen Beziehungen zwischen Fidel Castro und Hugo Chávez sind, zeigt sich regelmässig, wenn der alte, gebrechliche Revolutionsführer in Havanna seinen geistigen Ziehsohn aus Caracas zu stundenlangen Gesprächen am Krankenbett empfängt. Neben dem unerschütterlichen Glauben an eine Neuauflage des Sozialismus im 21. Jahrhundert verbindet die beiden Politiker der tiefe Hass auf die USA und die Regierung Bush sowie der Glaube an eine eigenständige Entwicklung Lateinamerikas, losgelöst vom Imperium des Nordens. Von der eigentümlichen, auf Solidarität und gemeinsamen Überzeugungen fussenden Zusammenarbeit profitieren beide Seiten. Das erste Abkommen wurde im Jahr 2000 unterzeichnet. Im Tausch gegen Erdöl schickte Kuba Ärzte nach Venezuela. Seither ist Kuba nicht mehr darauf angewiesen, Erdöl auf dem Weltmarkt einzukaufen.
Der Einsatz von 23 000 kubanischen Ärzten und Krankenschwestern in den Slums der venezolanischen Städte und auf dem medizinisch unterversorgten Land, kostenlose Augenoperationen an Tausenden von Venezolanern und medizinische Behandlungen in kubanischen Spitälern sowie eine Alphabetisierungskampagne nach kubanischem Muster haben zur Steigerung der Popularität von Chávez in der breiten Bevölkerung beigetragen. Ein Heer von politischen und militärischen Beratern aus Havanna trägt überdies zur Festigung des Herrschaftssystems von Chávez bei. Kuba nimmt gegenüber Venezuela die Rolle der alten Sowjetunion ein. In den letzten Jahren wurde Venezuela zu dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner. Ohne reichlich Erdöl zu Sonderkonditionen und ohne umfangreiche Investitionen aus Venezuela müsste das kubanische System - vor allem angesichts des exorbitant gestiegenen Ölpreises - ernsthaft ums Überleben fürchten.
Venezuela statt China
Dank tatkräftiger venezolanischer Hilfe konnte die marode Elektrizitätsversorgung Kubas in den letzten zwei Jahren auf Vordermann gebracht werden. Sodann wurde dank Lebensmittellieferungen die prekäre Versorgungslage verbessert. Leere Gestelle in den Läden und stundenlange Blackouts führten zu einer miesen Stimmung in der Bevölkerung und liessen immer mehr Kubaner an der Zukunft des «Tropensozialismus» zweifeln. Dank Arbeitseinsätzen in Venezuela haben Zehntausende von kubanischen Ärzten und Technikern die Möglichkeit, für einige Monate der Enge des Inselstaates und der Mangelwirtschaft zu entfliehen und sich so nebenbei ein Zubrot in harten Devisen zu verdienen.
In den letzten Monaten scheinen sich Kuba und die chinesische Staatsgesellschaft Minmetals über die Ausbeutung von Nickelvorkommen in der Provinz Holguín zerstritten zu haben. Laut der kubanischen Ministerin für Auslandsinvestitionen, Marta Lomas, ist der Deal geplatzt und Venezuela an die Stelle Chinas getreten. Das neue kubanisch-venezolanische Joint Venture hat zum Ziel, einen seit dem Kollaps der Sowjetunion vor sich hin rostenden Grubenbetrieb wieder aufzubauen und gemeinsam zu betreiben. Die geplante Jahresproduktion soll 68 000 t Nickel betragen; das Investitionsvolumen beträgt 520 Mio. $. Damit verdoppelt Kuba praktisch seinen Nickelausstoss, der zurzeit 72 000 t pro Jahr beträgt und der zusammen mit Kobalt das wichtigste Exportprodukt des Landes ist. Die Einkünfte aus dem Nickelgeschäft betrugen 2006 rund 2 Mrd. $. Das neue Abkommen sieht auch den Bau eines komplementären Stahlwerkes in Venezuela für 600 Mio. $ vor. Bereits zuvor hatten sich die kubanische Erdölgesellschaft Cupet und der venezolanische Staatsbetrieb PdVSA über eine gemeinsame Investition in die ebenfalls aus der Sowjetzeit stammende Raffinerie für schweres Erdöl im kubanischen Cienfuegos geeinigt.
Nicaragua und Ecuador wollen andocken
Im Rahmen der im Januar unterzeichneten Verträge werden der venezolanischen Staatsgesellschaft PdVSA vier Blöcke innerhalb kubanischer Hoheitsgewässer im Golf von Mexiko zur Suche nach Erdölvorkommen übergeben. Weiter soll in Venezuela mit kubanischer Unterstützung Reis für den Export nach Kuba angebaut werden. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist ein neues Abkommen für die Verlegung eines 550 km langen fiberoptischen Unterwasserkabels durch die Karibik. Damit soll Kuba einen Anschluss an das internationale Fernmeldesystem erhalten, der satellitenunabhängig ist - und dies vor der Nase der USA. Das Kabel soll zwischen La Guaira im venezolanischen Gliedstaat Vargas und Siboney in der kubanischen Provinz Santiago de Cuba zu liegen kommen. Zusätzlich sind zwei weitere Knotenpunkte vorgesehen, wo sich andere Staaten der Karibik und Zentralamerikas einhaken können.
Die kubanisch-venezolanische Zusammenarbeit bildet den Grundpfeiler des Ende 2004 von den beiden Nationen ins Leben gerufenen, auf Komplementarität und Solidarität basierenden Handels- und Integrationsbündnisses Alba, die Alternativa Bolivariana para las Américas. Dieses soll dem von den USA propagierten, allerdings von vielen Seiten totgesagten panamerikanischen Freihandelsbündnis Alca das Wasser abgraben. Nach dem Wahlsieg von Evo Morales ist Bolivien dem Bündnis beigetreten. Bereits haben auch die beiden radikalen Regierungen in Nicaragua und Ecuador ihr Interesse angemeldet, so rasch als möglich in den Klub aufgenommen zu werden und damit vom Erdölreichtum Venezuelas und der politisch motivierten Spendierfreudigkeit Chávez' zu profitieren.

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Saludos

El Cubanito Suizo

“Wenn die Sozialisten in der Wüste an die Macht kommen, wird der Sand knapp”

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21.02.2007 08:50 (zuletzt bearbeitet: 21.02.2007 08:50)
avatar  don olafio ( gelöscht )
#2 RE: Kuba Venezuela
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don olafio ( gelöscht )
Jaja. Hatten wir schon.

Schaust du hier: https://www.kubaforen.de/t515396f11718482...Raffinerie.html

(Wie war das doch gleich mit der Handlungsgeschwindigkeit der Schweizer...?)

Don Olafio

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