Pferdekarren auf den Autobahnen von Kuba

06.12.2005 14:17
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6. Dezember 2005

Pferdekarren auf den Autobahnen von Kuba

Von Andreas Heimann

Auf Havannas kilometerlanger Uferstraße ist am frühen Morgen nicht viel los. Ein einzelner Jogger läuft auf der breiten Kaimauer durch die noch kühle Luft. Und sogar die Wellen sind jetzt zu hören, die sich an den Felsen brechen.

Schon bald danach übertönt sie der Verkehrslärm. Der Malecon ist mehr Hauptschlagader als Hauptstraße, Havanna pulsiert hier tatsächlich. Die schon in den 1920er Jahren fertig gestellte Uferpromenade verbindet die unterschiedlichsten Viertel von Miramar, wo einst die oberen Zehntausend residierten, bis zur Altstadt.

Welterbe der Unesco
Die gehört zum Welterbe der Unesco. Und ein paar Straßenzüge sind auch herausgeputzt, die Fassaden wie geleckt. Aber nur wenige Minuten weiter stehen Touristen erschrocken vor Trümmern: Vielleicht ist das Haus abgebrochen worden, vielleicht einfach zusammengefallen. Der Schutt ist liegen geblieben, mitten in der Hauptstadt.

Die Mauern der umstehenden Häuser nahe der Plaza del Christo sind ebenfalls vom Zerfallen bedroht. Schön ist Havanna nicht. Aber die Stadt ist so faszinierend, weil an jeder Straßenecke zu sehen ist, wie schön sie sein könnte, wenn der graue Alltag sie ließe. Überall gibt es Lichtblicke, die fast jeden Touristen die Kamera zücken lassen: El Morro, die alte zum Schutz gegen Piraten erbaute Festung, die Plaza de Armas, den Waffenplatz, oder die Kathedrale mitten in der Altstadt, um die sich Cafés und Restaurants gruppieren.

Abstecher in die Vergangenheit
Außerhalb von Havanna sieht Kuba noch einmal ganz anders aus. Wenn die Hauptstadt zumindest stellenweise die Illusion einer Metropole aufrecht erhalten kann, sind Ausflüge aufs Land, auf die Halbinsel Zapata etwa, Abstecher in eine Zeit, die anderswo längst vergangen ist: Auffallend wenige Autos fahren dort.

Und diejenigen, die zu sehen sind, scheinen aus dem Automobilmuseum zu kommen: Chevrolets und Buicks kreuzen auf den Straßen, Modelle, die Oldtimer-Fans Tränen der Rührung in die Augen treiben. Autobahnen gibt es auf Kuba auch. Doch Autos sind dort seltener unterwegs als Pferdekarren und Ochsen-Fuhrwerke.

Tramper am Straßenrand
Viele Menschen fahren mit dem Fahrrad, häufig von kreativen Bastlern umgebaut: wahlweise mit zwei Hinterrädern oder großer Ladefläche statt Gepäckträger. Manchmal laufen auch Kühe über die Fahrbahn. Und am Straßenrand stehen ganze Gruppen von Menschen, die aufs Trampen angewiesen sind.

Schon nach wenigen Kilometern außerhalb der Hauptstadt wird die Landschaft immer grüner. Als Baum der Nation gilt die Königspalme, die auch auf dem Weg nach Zapata überall zu sehen ist. Bananenplantagen wechseln entlang der Straße mit Feldern voller Guavenbäume ab. In den Dörfern stehen einfache Häuser - und wie um die ärmliche Idylle perfekt zu machen, laufen am Straßenrand Hühner und Enten.

Bedrohte Vogelarten und Krokodile
Zapata ist Kubas größtes Sumpfgebiet. Zahlreiche vom Aussterben bedrohte Vogelarten sind dort zu Hause sind - und sogar Krokodile. Die Landschaft wirkt manchmal geradezu unwirklich, wie im Vogelschutzgebiet Las Salinas: riesige Wasserflächen voller blühender Seerosen unter blauem Himmel mit Schäfchenwolken. In vielen Hotels lassen sich Ausflüge nach Zapata buchen - samt Dschungeltour per Motorboot auf dem Rio Hatiguanico. Langsam tuckert das Boot über das Wasser, Äste aus dem Mangrovendickicht ragen bis fast an die Reling.

Ein Reiher sitzt auf einer Baumkrone, am Himmel kreisen mehrere Fischadler. Auch ein Ausflug an Land gehört zum Programm samt Spaziergang durch den kubanischen Regenwald: Dicht an dicht stehen hier die Bäume. Und als hätte sie gewusst, dass heute Besuch kommt, guckt eine Eidechse aus der Familie der Chamäleons aus den Blättern hervor: ein Reptil mit bunter Haut, das nur müde blinzelt und sich dann wieder zurückzieht, als wollte es sagen: "Okay Jungs, schnell ein Foto, aber dann reicht's".

Abends in Havanna, wenn die Sonne untergeht und der Malecon müde wird, ist es wieder spürbar ruhiger an der Uferpromenade. Die Dunkelheit kommt schnell. Aber selbst danach sitzen auf der Kaimauer noch Menschen und blicken auf das Meer. Der Verkehrslärm ebbt ab, die Brandung ist wieder zu hören. Und in den Bars der Hotels werden schon einmal die Mojitos angerührt. (dpa)

Informationen: Kubanisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstraße 8, 60311 Frankfurt (Tel.: 069/28 83 22).
http://www.sat1.de/news/lifestyle/2005/1...00002/index.php

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