cuba real: teil 2 - was mir alles nicht mehr gefällt; der Abschied?

09.11.2016 15:17
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#1 cuba real: teil 2 - was mir alles nicht mehr gefällt; der Abschied?
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spitzen Mitglied

Teil 2: (die Gründe warum ich wahrscheinlich nicht mehr so schnell nach Cuba will!).
Was hat sich für den Cubaner getan, für die Menschen persönlich, für das Land, für die Städte?
Nun, man muß feststellen, wenn man nicht dauernd die „rosarote-cuba-Brille- mit-eingebautem-nix-seh-will-Filter“ trägt, nicht sehr viel. Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass alles, fast alles schlechter geworden ist.
Läuft man dann die ersten Tage nach der Ankunft durch Havanna, (wozu die meisten Besucher ja keine Zeit haben, dann kann einem eigentlich nur schlecht werden. Vorausgesetzt man bringt wache Sinne mit und ist nicht auf dem „Cuba:-die-Perle-der Karibik-Trip“.
Diese gibt es eben nicht, diese Perle: ausser vielleicht Strand-perlen von Guardalavaca, Cajo coco, Varadero und anderen Badestränden (wenn man Strandurlaub als das non-plus-ultra ansieht), im Tropicana und sonstigen „Augenauswischerei-Tempeln“. Aber dann lerne ich nicht Cuba kennen und bin im Ghetto eingeschlossen.
Natürlich gibt es viele, nette Städtchen, tolle Gegenden, Berge oder ähnliches. Aber Strände gibt es bessere, nähere und Länder ohne diese, ich sag mal Umstände wie in Cuba;
Besonders Havanna Viejo und Havanna Centro sind schlimm zerfallen; noch schlimmer als vor fast 12 Jahren! Es hat viel mehr Baulücken gegeben als die Jahre davor, überhaupt keine neuen Häuser für die Menschen sind gebaut worden. Das heißt, all die Leute dort, wohnen noch beengter, noch mehr Menschen auf kleinstem Raum. Die Häuser zerfallen von oben her, Stockwerk für Stockwerk wird aufgegeben. Die Bewohner ziehen eben eins tiefer und hoffen, dass es von oben halbwegs regendicht bleibt.
Meist eine Hoffnung ohne wirkliche Aussicht auf einen guten Ausgang. Ein kurzer tropischer Schauer schon genügt und das Wasser durchnässt Vieles (anfangs werden noch Eimer unter die größten Löcher gestellt). Leicht abzulesen an der grün-schwarzen Färbung der Wände der Häuser, dem Bewuchs mit Bäumen, Sträuchern und Gräsern (das sind dann keine grünen, vertikalen Gärten von Herzog und deMeuron ((Architekten aus Basel)), das ist der Zerfall).
Bricht dann wieder ein Teil des Hauses weg, dann lebt man eben in der Wohnung dahinter. Von der Straße aus ist das alles sehr gut (ein)zu-sehen.
Man läuft so durch die Gassen, sieht die Schutthaufen, oder wenn mal der Rest eines Hauses weggekarrt wurde, wird ein sogenannter Spielplatz angelegt, ein Parqueo, ein Parkplatz für die zahlreicher gewordenen Bicitaxis oder eben einfach: öde Flächen. Oft mit Abfall und Dreck verziert. Die meisten Cubaner werfen alles auf die Straße (einmal! haben wir in einer Schule einen Behälter zum Trennen von Müll gesehen). Nein das ist nicht schön.
Der verbliebene Wohnraum wird dann durch sog. Barbacoas, was nichts anderes ist als eine Zwischendecke, erweitert/vergrößert. Die Statik gibt das natürlich meist nicht her und der nächste Crash ist vorprogrammiert. Gut, dass Havanna schon längere Zeit keinen hurracan erleben musste, denn das wäre das Ende (oder der Anfang des Neuaufbaus?).
Man erzählt, die Regierung würde Häuserblocks als Ersatz in Stadtrandgebieten wie Alamar, Cojimar, Richtung Flughafen und anderen Vorstädten bauen; ob das stimmt konnten wir nicht in Erfahrung bringen; man erzählte uns aber, dass natürlich keiner weit nach draussen will, mit all den Problemen, die durch das ferne Wohnen entstehen. Man bliebe lieber da, wo sich die ganzen Touristen bewegen und hoffe auf Cucs‘, die in irgendeiner Weise abfallen. Oder darauf seine Wohnung/seinen Platz versilbern zu können, wenn mal ein Wunder geschehen sollte.
Öfters gibt es tatsächlich Baustellen, wo auf abenteuerliche Weise versucht wird Wohnungen auszubauen bzw. den Verfall aufzuhalten. Nicht selten werden dann Casa Particulares errichtet, freut den Touristen aber hilft dem Innenstadt-Bewohner nicht recht weiter. Auch ist es verdammt schwierig Baumaterial zu bekommen; wenn man Glück hat und welches bekommt, dann ist dieses natürlich nur mit Cuc zu bekommen, oder Cuc und Beziehungen.
Beziehungen sind sowieso das Wichtigste und die „bolsa negra“ bzw. bei großen Dingen ist die bolsa zu klein und man nennt das dann „negocio por detras“, was aber nichts anderes ist als Schwarzhandel.
Die Regierung sollte Baumaterial den Menschen zu Verfügung stellen , damit sie selbst den Verfall wenigsten ein bisschen stoppen könnten, wenn sie – die Regierung - schon nicht ihrer Aufgabe und ihrem „theoretischen Anspruch“ ….alles fürs Volk….gerecht werden will oder kann.
Havanna lernt man am besten wie erwähnt per pedes kennen. Auto fahren in den engen Gassen ist sehr schwer und bei den Mietwägen der Touristen, die zu ihrer Casa wollen, freut sich natürlich die Versicherung, da die Schäden durch Schlaglöcher (teilweise gefühlte 1m tief), Reifen Platzer und Karosserieschäden vorprogrammiert sind.
Was einem beim Stadtspaziergang bald auffällt: Hotels werden gebaut, riesige Dinger z.b. das Manzana am Parque Central (da wo früher eine Cadeca, auch andere Läden untergebracht waren), das Packard am Prado, gleich gegenüber ein Hotel an der Ecke Malecon – Prado, das Grandhotel an der Agramonte usw.; warum gibt die Regierung mit all dem ganzen Geld, welches sie durch die Touristen einnimmt, nicht auch viel davon zur Sanierung von Havanna Vieja/Centro aus, für Wohnraum für all die Menschen dort?
Nicht für die paar schönen Plätze und zwei/drei Straßen wo die Touris rumhüpfen und das Kulturerbe verkauft wird; aber auch dort in der Obispo, O’Reilly kann man den Verfall nicht übersehen; natürlich gibt es viele Touristen, die nur die tausenden neuen Krims-Krams-Souvenirläden sehen wollen, das Bodeguita del Medio, das Floridita – Hemingway, Hemingway, Rum, Rum, etc. ,etc.! Na toll! (der Rum schmeckt uns aber auch, nur dort nicht)
Havanna in diesen Abschnitten ist mittlerweile ein richtig stinkendes Viertel, denn die Abwasserkanäle sind kaputt, das Dreck-Wasser aus den Rohren, die Pisse der Leute, die immer offenen Mülltonnen, all das riecht wirklich übel und oft watet man durch die vielen entstandenen Pfützen. Setzt man sich dann in eines der vielen neuen Restaurants, die neuen Paladare, dann kommt man aus dem Fliegen-weg-wedeln gar nicht mehr heraus.
Wir haben Freunde die in der Nähe des Revolution-Museums wohnen, die Straße möchten wir hier nicht nennen, die wohnen so erbärmlich, dass man heulen und kotzen möchte, auf engstem Raum, in einem kleinsten Zimmer, ohne Fenster, kein Wasser aus der Leitung, primitivsten Toiletten, nicht mal ein fester Beton/Steinboden; viele verschiedene Menschen in allen Etagen und Zwischenräumen und was auch immer. Schlimm, schlimm, schlimm. Zu vielen Häusern in diesen Stadtgebieten kommt immer noch das Wasser mit Tankwägen.
Wo bitte ist da das „Revolution es construir“ ? An manchen Orten kann man dieses Schlagwort auf den Dächern der Regierungsgebäude lesen oder am Straßenrand auf den Plakatwänden mit den politischen Parolen; …….. und wie toll die Revolution für die Menschen sorgt, und Venceremos! tus ideas……, patria o muerte, all das Gequatsche, das ich schon nicht mehr sehen und lesen, fotografieren mag. Verziert mit den hübschen Bildern der Heroen der Vergangenheit seit 1959 ( Marti und Cespedes und all die von früher mal aus der Kritik genommen).
Vielleicht sollten die Dinos mal die Augen aufmachen, ihre schönen Villen in Siboney, Cubanacan, Jamaimitas und anderen Stadtteilen verlassen und sich das alles vor Ort anschauen.
Macht man sich die Mühe, das Vergnügen, mit dem Rad in Havanna auch durch diese Gegenden, diese Viertel zu fahren, dann sieht man Villen auf großen Grundstücken, wie ich sie in Deutschland noch nicht gesehen habe. Mit allem Drum und Dran, Gärtner, Bodyguards etc.; da sollen auch sie wohnen, die Castros und die anderen Systemstabilisierer.
All ihre abhängigen Claqueure und gut lebenden, oberen Untergebenen zur Arbeit verdonnern, am Bürger, am Volk welches am wichtigsten überhaupt ist (laut Propaganda-abteilung) und nicht ständig den Quatsch vom Bloqueo verbreiten lassen, so könnte man anfangen. Aber wer gibt schon gerne seine Pfründe auf.
Es gibt keinen Bloqueo in Cuba mehr, alle sind da Coca-Cola, Microsoft, Google und viele andere US-Firmen; auch deutsche Firmen wie Siemens, BMW oder Mercedes Benz sind da; der Chinese ist sowieso überall in Cuba vertreten und alleine wegen dessen Finanz Gewalt könnte Cuba auf die Amerikaner s…………!
Ja, da hat der Herr Raul C. sicher ein bisschen Veränderung gebracht, aber mehr …..? oder: Das ist Kapitalismus!
Man braucht aber immer noch das Feindbild um alles zu rechtfertigen. In der Granma, was liest man da? Nichts Neues aus der Welt, keine Informationen, a-b-s-o-l-u-t nichts! Nur altes Zeugs von vor gefühlten “tausenden von Jahren“ -Possada Carilles, von den cinco Estrellas, die ja alle schon seit einiger Zeit frei sind und so weiter und so fort; und das Schlimme daran ist, größere Teile der cuban. Bevölkerung glauben den ganzen Quatsch auch noch.
Es ist hier auch mal Zeit anzumerken, wie wenig Cubaner wissen, haarsträubende Erklärungen zu den verschiedensten Dingen, Ländern auf der Welt werden abgegeben, erschreckend ist das. Wo bleibt da die viel gerühmte Bildung der Cubaner?
Gut, wenn man Tag und Nacht nichts anderes hört, ist es schon schwer Informationen abzugreifen, das gebe ich zu. Aber viele haben/hätten mittlerweile die Möglichkeit mit dem Internet, den Hotspots (Raul, Raul und sein Vize sollen es gerichtet haben), haben Verwandte in anderen Ländern, dort zu Besuch oder geflohen ( von Oktober 15 bis Juli diesen Jahres haben ca. 46 000 Cubaner das Land verlassen! Wie will man überhaupt an Aufbau, Veränderung denken, wenn alle –viele – junge Menschen fliehen?) - aber wollen das die Cubaner überhaupt?
Ad.) education, es ist z.b. auch nicht so, dass studieren, so einfach für jeden zu haben wäre. Hat man z.b. niemanden in Havanna (oder anderen Universitäts-Städten ) zum Wohnen, so kann man wahrscheinlich auch nicht studieren, denn die Wohnheimplätze sind rar und vielfach von den Kindern der Nomenklatura besetzt; Wohnungen auf dem - auch schon existierenden Wohnungsmarkt - gibt es nur gegen Devisen.
Umziehen kann man in Cuba sowieso nicht so einfach; macht man das ohne staatliche Erlaubnis, ist man illegal am anderen Ort und bekommt Vergünstigungen, wie Libretta, Unterstützung und Schulplatz für Kinder und anderes gestrichen; eine Bekannte von uns bekommt für ihre kleine Tochter keinen staatlichen Kindergartenplatz, da sie von einem Ort im Oriente nach Havanna gezogen ist. Auch wohnt sie „schwarz“ in der Hauptstadt, wie eben viele andere Menschen auch. Was dann schwierig wird mit „normaler“ Arbeit; und, werden mal Gesundheitskampagnen für die Bevölkerung aufgelegt (die Versorgung der dritten Zähne bei den Bürgern über 65 z.b., ja das gibt es! ), wenn es diese mal gibt, dann wird man ausgeschlossen, wenn die Jubilados den Ort ihrer Registrierung verlassen haben.
Uns ist noch etwas erzählt worden, in Sachen zum Himmel-schreiender-Ungerechtigkeit: dass nämlich das Militär und andere hohe Würdenträger, Politiker, hohe Polizei Mitarbeiter, stets alles einkaufen können was sie wollen und zwar zu Moneda–National-Preisen! Egal ob die Stereoanlage, den Fernseher, die Sneakers von adidas, Puma u.a., das teure Parfüm, die Klamotten ….; nicht für cuc wie die anderen Cubaner! Nein Moneda National! Da wird man doch nur wütend – oder? Da läuft dann auch viel von dem eingenommenen Geld der Touris hin; tja, man muß die, das System stützenden „Mitarbeiter“, schon gut alimentieren.
Ich muß es jetzt auch mal ganz hart formulieren, in Cuba bescheißt jeder jeden, der Staat den Bürger, und der Bürger den Staat. Ad.) der Staat: wer seiner arbeitenden Bevölkerung nur 18-20 cuc zugesteht, der muß sich nicht wundern, wenn der Untertan dann nach Möglichkeiten sucht, diesen Mangel auszugleichen. Von der oben genannten Summe kann man nicht leben und nicht sterben.
Der Staat muss das wissen, bei all den Unregelmäßigkeiten die sich tagein und tagaus so zutragen, aber er scheint das einzukalkulieren und lässt die Menschen gewähren, ist ja besser als Revolution oder Aufstand, …. noch zumindest!
Man sagt, es gibt die drei kostenlosen, großen Errungenschaften in Cuba: education, salud und desporte; in Sachen Grund/Hauptschule mag das stimmen, auch wenn die Kinder nicht die Möglichkeiten haben, wie die Schulkinder bei uns. In Ermangelung von Hallen findet z.b. der Sportunterricht auf Plätzen z.b. vor dem Revolutionsmuseum, großen Straßen (Prado) etc., etc. statt. Das muss nicht schlecht sein, es gibt da sicher wichtigere Kriterien als ne Luxushalle oder schöne Hochglanz-Bücher; Computer im Unterricht gibt’s noch nicht. Was das Studium betrifft sieht’s dann - siehe oben - schon wieder anders aus.
Gut, beim Sport lässt sich der Staat nicht lumpen, da wird einiges reingepumpt, auch als Joint Venture mit großen Firmen wie adidas, neuerdings puma und anderen Sportartikelherstellern. Die Ausbeute an Medaillen bei Olympischen Spielen, wie kürzlich in Rio, im Boxsport, in der Leichtathletik sind nicht zu übersehen. Schaut man sich dann die verfallenden großen Sportstätten, z.b. kid chocolate gegenüber dem Capitolio oder die riesige Halle auf der anderen Seite des „Terminal de autobuses“ an, dann fragt man sich schon, wie die das hinbekommen haben. Irgendwie geht’s doch und Potential wär da, …auf die Arbeit übertragbar?
Dann Salud: tja da sieht’s oft Zappen duster aus, Medikamente bekommt man vielfach nicht, obwohl es sie gibt; hat man dann aber einen Nachbarn, Bekannten der jemanden kennt, der in der Medikamenten-Herstellung arbeitet, dann ist das kein Problem. Ich selbst brauchte Kohletabletten; zu kaufen gab’s die nicht, auch nicht in den cuc-Apotheken, aber ein Anruf bei Bekannten brachte den Erfolg; die Tabletten, für mich zu einem leicht erhöhten Preis, dem Beschaffer ein Zubrot und dem Vermittler auch einen Anteil.
Viele Ärzte in Cuba werden ins Ausland „vermietet“ und fehlen natürlich im Heimatland; besser ist es einen daheimgebliebenen Arzt als Freund zu haben, denn man weiß ja nie!! ein Beispiel für die Misere: eine Bekannte eines Freundes von uns, erlitt einen Schlaganfall und als man die Dame mit dem Taxi zum Hospital gebracht hatte, wurde den Helfern mitgeteilt, sie seien an Warteplatz 28 und sollen sich doch gedulden!!!!!! …. bei Schlaganfall wo jede Minute zählt!
So läuft das (L)eben in Cuba.
Und – ich weiß anderes auch sicher - jemand klaut im Geschäft, auf der Arbeit oder wo auch immer Dinge/Güter hergestellt, gelagert, verteilt werden; man verkauft die Beute dann zu einem günstigen Preis an den, der das heute braucht; seien es Medikamente, Nudeln, Mehl, Fisch, Hühnchen, Shampoo, Kochöl und, und, und….; cuc sind wieder gefragt. Natürlich kann man sagen, was sollen die Menschen anderes machen, gibt ja fast nichts in den Librettaläden und den Cuc-läden; vielleicht würden wir auch so handeln, aber es hinterläßt tiefe Spuren in der Gesellschaft. Beschiss und Betrug ist überall, man misstraut sich gegenseitig und gönnt dem andern kein Geschäft.
Und die Leute sind wahrlich kreativ im Finden von besonderen Verdienstmöglichkeiten, Beispiel gefällig?: ein Busfahrer in Trinidad verkauft z.b. Tickets nur als Rückfahrkarten, erhöht dann den Preis handschriftl. auf dem Ticket aufs Doppelte, und behält dann das eingesparte Rückfahrt-Billet als „Sonderfahrt“ für sich; der Chef, Staat merkts‘ nicht und schon hat man 20/30 cuc extra am Tag verdient. So kann Cuba auf keinen grünen Zweig kommen.
!!! Es gibt viele ehrliche Leute, meist die, die eh wenig haben oder alt sind, kleine Agroläden haben, oder nichts mit Touristen zu tun haben etc., das darf hier auch mal erwähnt werden; und das ist es, was einem wieder ein bisschen Zuversicht gibt!!!
Stromsperren: ja die gibt es wieder: kein Petroleum – kein Öl aus Venezuela:, und das für gleich mal 6 – 8 Stunden, manchmal auch mehr (man muß sich dann auch nicht wundern, wenn man (s)einen Durchfall abschleppt; wenn die in der Tiefkühltruhe gelagerten/gehorteten (man sorgt ja vor) Produkte mal auftauen, wieder gefroren werden und so weiter und so fort – „scheisse(n)“ eben); es ist kein Geheimnis, dass Maduro nicht mehr liefern kann (hat ja selbst nichts mehr „zu verschenken“ und genügend Probleme im eigenen Land; die weltwirtschaftliche Lage im Öl-geschäft ist im Moment eben so).
Das zarte Wirtschaftswachstum, das es mal gegeben haben soll, gibt es nicht mehr, fast drohen wieder „Sonderperioden in Friedenszeiten“, wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 90-iger Jahre. Leute betteln wieder nach Seife, Süssigkeiten, etc.!
Uns Touristen fällt das auch auf, da auch in den früheren „Konsumtempeln“ (leicht bis stark übertriebener Begriff) wie zb. in dem Kaufhaus neben dem Edificio bacardi, es nichts mehr gibt; früher hatten die eine große Auswahl, Käse, Wurst, Backwaren usw.;
In Bezug auf das mürrische, unwillige, desinteressierte, betrügende Personal in den cuc Läden, müssen wir natürlich im gleichen Atemzug sagen, dass es immer Ausnahmen von der Regel gibt; gewissenhafte, freundliche, witzige, zuvorkommende Mitarbeiter in den Läden; Menschen die einem ohne Hintergedanken weiterhelfen und vor Missständen warnen. Das gibt es gott-sei-dank auch noch und wir verknüpfen damit auch schöne Momente (und es ist auch nicht so, dass alles Scheiße war in Cuba, nein, war es nicht; doch überlegt man sich, ob man „das Beschissene“ so schnell nochmal braucht).
Ja, die Mitarbeiter in den Devisen Läden sind schon eine besondere Spezies; aber auch an den Kassen zu Museen, usw.; gibt es die; sie sind an Ignoranz ihren Kunden gegenüber schon nicht mehr zu übertreffen; man will z.b. ne Museumskarte lösen, aber die Dame (meist sind es Frauen) nimmt ihren Blick nicht vom Display ihres Handys und fühlt sich richtig gestört, will da doch glatt so ein blöder Touri eine Eintrittskarte kaufen; und er fragt auch noch nach einem Plan für die Ausstellung, den es gibt, aber sie müsste dafür ja ihre bequeme Position hinterm Tresen aufgeben!
Noch was „Schönes zum Erzählen“ für zwischendurch im Zusammenhang mit Museum: wir waren im historischen Museum am Parque Central, wirklich gute Kunst über Ägypter, Römer, Malerei des 15. -19. Jahrhunderts etc., etc., aber niemand (2-4 Leute ausser uns) war in diesem riesen Museum! Wir haben uns gewundert, bis wir dann mal am Schluss zur Toilette gingen und am Museums Restaurant vorbeikamen: dort war alles gerammelt voll und alle waren beim f……..! Touristen, Einheimische, … ja was ist schon Kunst/Bildung wenn der Magen vollgeschlagen werden muß; Erst kommt nun mal das Fressen – hat B. Brecht schon gesagt; eine Mitarbeiterin erzählte uns dann, dass viele nur zum Essen ins Museum kommen, jeden Tag gehe das so!
Es gab mal ne Zeit, zu der ich Fidel Castro, Che Guevara und einige andere Personen gut fand; die Revolution von 59 für die Menschen als eine große Veränderung/Verbesserung nach Batista betrachtete; der Gedanke der Revolution und die Revolution waren damals sicher das Beste, aber was die Herren Revolutionäre (die nach internen Machtkämpfen übrig geblieben sind) dann im Laufe der Jahre daraus gemacht haben, ist nur noch zum Heulen und Wehklagen.
Der Staat hat keinerlei Interesse irgendetwas an den Zuständen im hier und jetzt zu ändern, er versucht sich nur noch selbst zu verwalten, sich seine Pfründe zu sichern und hofft, dass die Cubaner dieses Spiel noch lange mitmachen; sie leben ja ganz gut damit, zumindest viele, natürlich nicht alle;
Allerdings bin ich sehr skeptisch, dass aus dem Volk heraus, so wie in der DDR, in Polen eine „neue Denke“ entsteht; alle haben sich irgendwie eingerichtet und leben, mal prächtig mal armselig, aber die konzentrierte Kraft für einen Wandel aufzubringen traue ich den Cubaner nicht zu (mag ja auch sein, dass ich mich da irre).
Es gibt zwar einzelne, begrenzte Versuche Andersdenkender, doch sollen die untereinander zerstritten sein und die politische Führung wacht immer noch sehr genau; nicht mehr so aufdringlich sichtbar, aber die Überwachung läuft. Es soll schwierig sein, echte Freundschaften zu schließen, jemandem „wirklich“ zu vertrauen.
Gibt’s also nur eine Veränderung aus dem System heraus? So wie in der Sowjetunion durch Gorbatschow? Es gab mal einige Menschen die politisch das Erbe antreten sollten und wollten; unter anderem Felipe Perez Roque oder Carlos Lage; aber relativ schnell waren die dem Herrn Castro senior zu fortschrittlich mit ihren Ideen und sie mussten, wie die anderen, ins hinterste Glied zurücktreten und arbeiten wieder in ihren erlernten Berufen;
Also wer soll es richten? Raul und Fidel können und wollen es nicht mehr, Fidel ist zu alt und stur; Raul hat nicht die charismatische Kraft wie Fidel, was die politische Denke betrifft (nicht die wirtschaftlichen Veränderungen seit seinem Machtantritt 2005 sind damit gemeint), ist auch schon 86, will aber 2018 aufhören. Man sagt, dass sein Vize, Senor Miguel Diaz Canel, ein „brauchbarer“ Nachfolger werden kann; aber wie das mit Ziehsöhnen so ist, das kann sich schnell ändern, wenn man eigene Vorstellungen hat; zumal angeblich fidel im Hintergrund immer noch die Fäden zieht, auch wenn Raul das politische Gesicht im Tagesgeschäft ist;
Weiter kursiert die Story, dass die vielen Claquere das Problem sind, die von ihrer „anerzogenen Meinung“ – der cubanische Sozialismus seindas Größte - nicht abrücken wollen und können. Die Verluste für sie wären riesig!
Eine andere Frage ist: wird es dem Staat bald zuviel mit all dem Gesurfe – kann das (wie früher andere Erleichterungen) von heute auf morgen abgestellt werden? Oder sind die Cubaner nun an einem Punkt angelangt, wo sie sich das nicht mehr gefallen lassen würden?
Also was geschieht in Cuba die nächsten Jahre? Keiner weiß es!
Da ich jetzt, nach diesen drei Wochen Cuba, aber wenig Lust verspüre, mir den ganzen politischen Scheiss und die ganzen Brüche und Widersprüchlichkeiten in absehbarer Zeit nochmal anzutun, habe ich für mich beschlossen nicht mehr nach Cuba zu fahren, zumindest die nächsten Jahre nicht. Über konstruktive Diskussionen, Anmerkungen freue ich mich!
Bin mal gespannt, was jetzt mit Donald Trump so ablaufen wird. Ist ja eine komplett andere Situation mit dem gewählten Präsidenten; für alle!


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09.11.2016 15:52
#2 RE: cuba real: teil 2 - was mir alles nicht mehr gefällt; der Abschied?
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spitzen Mitglied

Danke für den Bericht.
Mit den Leuten die ich gesprochen habe und nach den Fortschritten fragte sagten mir" Zwei Schritte vor und Vier zurück"
leicht resigniert. Seit dem letzten Besuch 1997 sind paar Tage vergangen und es läuft wie früher mit ein paar Lichtblicken
für Toutris aber sonst nix neues.


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