SPD: Genossen fordern ein sozialistisches System für Kuba!

30.06.2011 13:03 (zuletzt bearbeitet: 30.06.2011 13:17)
#1 SPD: Genossen fordern ein sozialistisches System für Kuba!
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Rey/Reina del Foro

Wenn es um die kubanische Opposition geht, wird in Deutschland fast ausschließlich über die klassischen, von der Regierung oft brutal bekämpften Menschenrechtler und die im Exil lebenden Intellektuellen berichtet. Interessant zu wissen ist aber, dass durchaus auch eine (allerdings sehr kleine) linke Bewegung existiert, deren prominentester Vertreter der pensionierte Diplomat und Historiker Pedro Campos ist. Unter dem Kürzel "SPD" (Socialismo Participativo y Democrático) hat er ein loses Grüppchen von kritischen Denkern um sich versammelt, von denen viele auch der Kommunistischen Partei angehören, die aber Kuba von innen heraus grundlegend verändern wollen -- und zwar weg vom bisherigen neo-stalinistischen Staats-Totalitarismus (oder militärisch dominierten Monopol-Kapitalismus mit ausländischen Investoren auf kubanischen Golfplätzen) hin zu einem Sozialismus, der die Bezeichnung verdient: ein Wirtschaftssystem, bei dem die Beschäftigten die Kontrolle haben, und ein demokratisches politisches System, in dem die Bürger entscheiden und nicht eine kleine Parteispitze oder die zentralisierte Staatsbürokratie.

Auf Spanisch gibt es von Campos und anderen linken Kubanern immer mal wieder Interessantes im Internet zu lesen (z.B. auf kaosenlared), ein längeres Interview mit Campos gibt es jetzt in zwei Teilen auf HavanaTimes auf Englisch: "Making Revolution in Cuba Today" (Teil 2 hier).
Auf Deutsch gibt es einen gekürzten Artikel von ihm aus dem letzten Herbst: "Wirtschaftsreformen in Kuba: Den Karren vor die Ochsen gespannt. Linke Kritiker fordern einen anderen Weg". (Schon vor drei Jahren gab es eine Erwähnung im Forum und in der Presse.) Ein weiterer prominenter sozialistischer Denker ist Esteban Morales, der nach Kritik an korruptionsfreundlichen Parteistrukturen letztes Jahr aus der KP ausgeschlossen wurde.

Ich vermute, 'Cuba Sí' ist mit der bedingungslosen Verteidigung des Totalitarismus und dem Comandante-Kult schon zu ausgelastet, um sich offen mit konstruktiver Kritik von links auseinandersetzen zu können.

In einem demokratischen Kontext sind solche Positionen zur Rettung bzw. Einführung des Sozialismus auf Kuba aber vermutlich ebensowenig überlebensfähig wie beispielsweise in Osteuropa (einschließlich der ehemaligen DDR), weil dort allein schon der Begriff "Sozialismus" von den allermeisten Wählern eben mit dem Totalitarismus gleichgesetzt wird, den die Partei-Eliten ihnen jahrzehntelang als sogenannten Sozialismus aufgezwungen haben. Und davon haben auch die Kubaner seit 1959 mehr als genug erleiden müssen...


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