10.12.05
Knüppel gegen Kuba
Von Olaf Standke

Grausam und ungerecht nannten jetzt die Teilnehmer des Caricom-Gipfels in Bridgetown die Blockade der USA gegen Kuba. Die Gemeinschaft Karibischer Staaten steht mit ihrer Verurteilung nicht allein. Unlängst hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen das seit über vier Jahrzehnten bestehende Embargo mit überwältigender Mehrheit missbilligt – bei einer Enthaltung gab es 182 Ja- und nur vier Nein-Stimmen. Havanna klagt die USA an, die Blockade sei wohl noch niemals »mit solcher Brutalität« gehandhabt worden wie in den vergangenen 18 Monaten. Sie spitzt die soziale Lage auf der Zuckerinsel erheblich zu.

Die Abstimmungen sind zwar ohne rechtliche Konsequenzen, spiegeln aber die Meinung der Staatengemeinschaft wider. Washingtons Anti-Castro-Kurs entfremdet nicht zuletzt die USA und Lateinamerika, wie der diesjährige Iberoamerika-Gipfel deutlich zeigte. Obwohl Fidel Castro seit fünf Jahren nicht mehr teilgenommen hat, ist er am Konferenztisch stets gegenwärtig. So auch, als die Staats- und Regierungschefs aus 22 Ländern über die Aufforderung an die Bush-Regierung zur sofortigen Beendigung der Blockade in bisher nicht gekannter Schärfe debattierten. Es bedurfte schon einigen Drucks der Supermacht, um die Resolution zu entschärfen. Das Unbehagen gerade in Lateinamerika und in der Karibik an diesem anachronistischen völkerrechtswidrigen Erbe des Kalten Krieges aber bleibt groß. Man weiß, dass es dabei nicht nur um den Nachbarn Havanna geht. Die USA verstehen ihre Politik auch als Knüppel gegen die vom »Wall Street Journal« befürchtete »Kubanisierung« des Washingtoner »Hinterhofs«.

http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=82408&IDC=7

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