"Schenke sie deinen Feinden"

Fahrradfahrer in Havanna: 40 Prozent aller Kubaner rauchen (Foto: Reuters)

In Kuba - bekannt für seine weltberühmten Zigarren - herrscht seit Montag ein Rauchverbot für alle öffentlichen Gebäude. Dazu zählen nicht nur staatliche Behörden sondern auch Einzelhandelsgeschäfte wie Friseurläden oder Schneidereien, wo der Griff zur Zigarette oder zur selbst gedrehten Zigarre bislang gang und gäbe war. In Restaurants dürfen Tabakwaren fortan nur noch in den dafür vorgesehenen Raucherzonen genossen werden. Zigarettenautomaten werden aus der Öffentlichkeit entfernt.

5000 Tote pro Jahr

Wie überall werden auch in Kuba gesundheitliche Gründe für das Verbot genannt. Nach Angaben der Regierung in Havanna rauchen vier von zehn Kubanern. Rund 5000 Menschen sterben dort jährlich an Krebskrankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen sind.

Die Haltung der Bevölkerung ändern

Nun will die Regierung die Volksgesundheit durch Umerziehung fördern: "Im Hinblick auf die Gesundheitsschäden, die durch Zigarren und Zigaretten verursacht werden, besteht das Ziel darin, zu einer veränderten Haltung in der Bevölkerung beizutragen", heißt es in einer Regierungserklärung zum Rauchverbot. Ob und in wie weit das Verbot im wirklichen Raucherleben in Havanna und andernorts durchsetzbar ist, muss sich erst noch zeigen. Presseberichten zufolge wurde zumindest am Montag noch fröhlich weitergepafft.

Fidel mittlerweile militanter Nichtraucher

Der Export von Zigarren, der Jahr für Jahr rund 200 Millionen Dollar an Devisen in die Staatskassen bringt, wird vermutlich auch weiterhin eine bedeutende Rolle im brüchigen Gefüge der kubanischen Volkswirtschaft einnehmen. Dies entspricht zumindest teilweise den Vorstellungen des "maximo lider" Fidel Castro, der nach einem verqualmten Leben das Rauchen vor wenigen Jahren aufgab und seine Zigarren kistenweise verschenkte. Nur zu einem, erkannte der geläuterte Revolutionär, seien die Glimmstängel gut: "Schenke sie deinen Feinden."

http://onnachrichten.t-online.de/c/33/97/88/3397886.html

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Havannas nur noch für den Feind

Das Mutterland der Zigarre verbietet den Tabakkonsum in öffentlichen Gebäuden

Von Anne Grüttner

Cubas Präsident Fidel Castro gab das Rauchen schon vor vielen Jahren auf. Zigarren, so witzelte Castro einmal, schenke man am besten seinem Feind. Dabei war die Cohiba-Zigarre in den ersten Dekaden seiner Herrschaft kaum wegzudenken aus Fidels Mund, nicht zuletzt bei seinen stundenlangen Ansprachen an das kubanische Volk.

Nun sollen die Kubaner dem Beispiel ihres Staatsoberhaupts folgen und das Rauchen aufgeben – oder zumindest erst einmal einschränken. In Kuba war bisher selbst ein Mindestmaß an Rücksicht auf Nichtraucher nicht vorhanden. Etwa die Hälfte der Kubaner raucht und knapp ein Drittel der Todesfälle aufgrund von Krebs ist aufs Rauchen zurückzuführen, schätzen die Statistiker der Insel. Das ist ein wichtiger Kostenfaktor für das kostenlose kubanische Gesundheitssystem.

Busse, Aufzüge und sogar Krankenhäuser sind geschwängert von dem Rauch der zumeist filterlosen Zigaretten und der berühmten Zigarrenspitzen, welche die Hersteller der edlen Rauchware billig auf dem lokalen Markt verkaufen. Kuba produziert jährlich rund 150 Millionen Handgerollte Zigarren im Wert von etwa 200 Millionen Dollar, vor allem für den Export. Was in den meisten Ländern heute eine Selbstverständlichkeit ist, soll eine geltende Resolution des Innenministeriums nun durchsetzen: Das Rauchen ist seit Beginn dieser Woche in öffentlichen Gebäuden, in klimatisierten oder geschlossenen Plätzen, Büros, Theatern, Kinos, am Flughafen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten.

Die staatliche Fluggesellschaft Cubana will das Rauchen aber noch auf einigen Flügen zulassen. In staatlichen Etablissements wie die Floridita Bar, wo einst Ernest Hemingway seine Zigarren paffte, müssen rauchfreie Zonen eingerichtet werden. Auch der Verkauf an Jugendliche unter 16 Jahren ist nunmehr untersagt. Im Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kindergärten oder sonstigen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche darf kein Rauchwerk gehandelt werden. Das Verbot soll durch „erzieherische und vorbeugende Maßnahmen“ verstärkt werden, um zu verhindern, dass mehr junge Leute anfangen zu rauchen.

Die große Frage ist jedoch, inwieweit alle diese Maßnahmen durchgesetzt werden sollen. Die Resolution sieht keine Strafen bei Missachtung vor. Auch wurde die Maßnahme erst in der lokalen Presse veröffentlicht, viele Menschen wissen noch gar nichts davon. Die Regierung will Inspektoren ausschicken, um die Einhaltung des Rauchverbots zu prüfen. Zigarettenautomaten sollen entfernt, an Kiosken und anderen Verkaufspunkten Schilder aufgestellt werden, wo vor den gesundheitlichen Folgen des Rauchens gewarnt wird.

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/i...005/1637995.asp

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