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Condor ist ein Sanierungsfall. Ganz klar Die Thomas-Cook-Airline Condor ist der größte Verlustbringer des kriselnden Touristik-Konzerns. Der neue Chef, Ralf Teckentrup, muss den Ferienflieger sanieren. Gelingt das nicht, müssen Mitarbeiter gehen
WELT am SONNTAG: Herr Teckentrup, wie weit sind Ihre Tarifverhandlungen mit dem Personal? Noch steht Ihre Drohung im Raum, die Condor zu eliminieren und eine neue Billigfluglinie zu gründen, falls es bis Ende Juni keine Einigung gibt. Ihnen bleiben noch drei Tage.
Ralf Teckentrup: Ich habe noch nie jemandem gedroht. Höchstens meinem Squash-Partner, den nächsten Punkt zu machen.
Was heißt das? Es ist alles gelogen, was bislang kolportiert wurde?
Teckentrup: Das heißt, die Condor ist ein Sanierungsfall. Ganz klar. Insgesamt muss bei einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro eine Ergebnisverbesserung von 210 bis 240 Millionen Euro her. Das ist ein Riesenhub. Und natürlich müssen für diesen Kraftakt alle sparen.
Was sagen Sie den 2700 Mitarbeitern, denen Sie jetzt an ihr Gehalt wollen?
Teckentrup: Ich führe seit März jede Woche zwei-, dreimal mit 50 bis 100 Mitarbeitern Gespräche. Darin versuche ich, die Lage offen zu erklären. Glauben Sie mir, ich sehe und verstehe hinter jeder Stirn die Frage: Wie geht es mir, wenn ich zehn oder 15 Prozent weniger verdiene? Insofern kann ich nachvollziehen, dass sich die Gewerkschaften schwer tun. Anderseits kann die Condor die Gehälter und die Produktivität, die sie heute hat, so nicht beibehalten.
Noch einmal: Was passiert, wenn keine Einigung zu Stande kommt?
Teckentrup: Wenn ich die Mitarbeiter und Gewerkschaften nicht vom Sinn meiner Arbeit überzeugen kann, dann drohe ich nicht, die Firma zu schließen. Dann zwingen die wirtschaftlichen Gegebenheiten den Vorstand von Thomas Cook, die Condor kleiner zu machen.
Sie räumen seit Anfang des Jahres bei Condor auf. Was ist schon geschafft?
Teckentrup: Wir arbeiten auf drei Ebenen an Verbesserungen. Ein Drittel muss aus mehr Umsatz kommen. Das läuft seit vier Wochen richtig gut. Auf der Sachkostenseite haben wir ebenfalls von den angepeilten 80 Millionen Euro bereits 75 geschafft. Für das gesamte Paket brauchen wir aber nicht nur Inhalt und Packpapier. Es gehört auch das Band drum herum dazu. Darüber wird zurzeit mit den Gewerkschaften geredet.
Parallel macht die Condor aktuell Werbung mit Flügen für 99 Euro in die USA und nach Kuba. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat das verklausuliert als Lockvogel-Angebote gebrandmarkt ...
Teckentrup: Da irrt Herr Hunold. Wir bieten die Preise so häufig an, dass unsere Kunden diese Angebote auch genügend wahrnehmen können. So wie es sich für eine anständige Airline gehört.
Das heißt zehn Prozent der Sitze zu diesem Preis?
Teckentrup: Ja, mindestens zehn Prozent.
Dann will die Condor tatsächlich die erste Langstrecken-Billigfluglinie werden?
Teckentrup: Nein. Wir sind keine Billigfluglinie. Wir bieten ein sehr gutes Produkt mit allen wichtigen Bestandteilen und inklusive Comfort-Class. Ich verstehe die ganze Aufregung um die Einstiegspreise ab 99 Euro sowieso nicht. Es gab auch in der Vergangenheit bei uns und anderen Fluggesellschaften Fernstreckenpreise ab 250 Euro für den Roundtrip. Davon ist unser Angebot ab 99 Euro für die einfache Strecke nicht weit entfernt.
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