Kuba im Dezember 21

20.12.2021 11:32
#1 Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Er stöhnt, ächzt, quietscht, pfeift und gibt überhaupt jegliches erdenkliche Geräusch von sich, um seinen Unmut mitzuteilen, dass er seiner Arbeit nachkommen soll, aber letztlich funktioniert er. Die Türen schließen sich und es geht hinauf in den dritten von sechs möglichen Stockwerken. Der Fahrstuhl ist aber dann auch schon das einzig Positive, was sich über das Cunabacan Hotel Marazul an der Playa de Este bei Havanna sagen lässt. Schon der Architekt hat versagt. Wie man ein Strandhotel mit Zimmern ohne Balkon oder Terrasse entwerfen kann, ist mir schleierhaft. Dabei geht es gar nicht um das Genießen der Dämmerung mit Rum, sondern schlicht um das Trocknen der nassen Badesachen und Strandtücher. Das Zimmer ist groß und besitzt sogar einen Fernseher. Ob er funktioniert hätte, weiß ich nicht, es war keine Gelegenheit, ihn auszuprobieren. Gefehlt hat jedenfalls ein Schrank und der Nachttisch war lediglich eine Andeutung, denn als ich ihn aufzog fehlte der Zwischenboden. Und auf dem Klo gab es keine Bürste. Wenigstens bestand keine Gefahr, sich am heißen Wasser zu verbrühen. Zwar warnte ein Schild vor angeblich 50 Grad, was aber aus den Hähnen tröpfelte, war bestenfalls lauwarm. Wassergläser gab es auch keine. Und auch die Reinigungskraft machte sich rar, wie sich in den nächsten Tagen herausstellen sollte. Sie erschien erst am dritten Tag.

Trotzdem seien wir willkommen und das Hotel habe einen hohen Standard. Das versicherte mir jedenfalls die Öffentlichkeitstante Elisabeth Llorente, die ich kurz nach meinem Eintreffen Herbeizitieren ließ. Mein Taxi hatte mich kurz nach zwölf vor dem Hotel ausgespuckt und da der Fahrer am Hintereingang gehalten hatte, war ich ungehindert vor der Rezeption erschienen. Dort bestätigte man zwar das Vorliegen meiner Buchung, teilte aber andererseits mit, dass ich das Hotel wieder zu verlassen habe, da die Buchung erst ab 16 Uhr gelte.

Sicher, dass sei möglich, sagte die ältere Dame, aber dann müsse ich ein Tagesticket für das Hotel erwerben. So machte ich die Bekanntschaft von Elisabeth, die mir bekundete, die sei in Hotels auf der ganzen Welt geschult oder und dass sei überall möglich. Ich höhnte, wenn hier jemand überall auf der Welt unterwegs gewesen sei, dann doch ich, wo sie denn gewesen wäre. In Kanada, meine Elisabeth selbstbewusst. Dort gebe es aber keine vergleichbaren Strandhotels, entgegnete ich. Und selbst auf Kuba sei mir eine derartige Unwillkommenskultur gegenüber eintreffenden Gästen noch nicht begegnet. Dass sei aber die Politik ihres Hauses, entgegnete die Frau ungerührt. Und so diskutierten wir eine Viertelstunde, bis ein Kompromiss erzielt war. Ich durfte bereits 14 Uhr wieder erscheinen, um einen Willkommens-Cocktail zu erhalten und 14.30 Uhr das Bändchen. Und ich durfte die Zeit in der Lobby absitzen und nicht vor der Eingangstür.

Letztlich verdünnisierte ich mich an den Strand, der in Kuba zum Glück Volkseigentum ist. Dort war die linke Seite mit exakt ausgerichteten leeren Strandliegen belegt, immer zwei einem Sonnenschirm zugeordnet waren, die zum Hotelbereich gehörten, während die linke Seite von Privatiers betrieben wurde. Dort herrschte ein buntes Treiben von Kubanern und Ausländern mit bildhübschen und meist bestimmt 20 bis 30 Jahren jüngeren Cubanas. Essen wurde serviert, dass mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Cocktails gab es auch, serviert stilgerecht im Glas mit Strohhalm und nicht im Plastebecher ohne Strohhalm, wie im Marazul 14.15 Uhr.

Elisabeth hatte sich nämlich verspätet und an der Rezeption wusste man nichts von unserem Deal, sodass mich um ein Haar zwei kräftige Sicherheitsmänner aus dem Hotel komplimentiert hätten. Aber letztlich bekam ich mein Bändchen und durfte sogar schon aufs Zimmer. Auch den Kaffee mit Rum gab es endlich.

Der Pool war in Ordnung, außer dass es für kleine Kinder vollkommen ungeeignet ist, weil die flachste Stelle bei 1,10 Meter liegt. An der dazugehörigen Bar stand ein Schild, dass der Gast der Zukunft des Planeten zu liebe, den gereichten Plastebecher nicht wegwerfen, sondern weiterbenutzen solle. Vorsichtshalber hatte man wohl deshalb keine Papierkörbe aufgestellt.

Die Cocktails waren keine, weil der Mixer kaputt war, wobei ich allerdings den Verdacht hege, er war an die Selbstständigen am Strand ausgeliehen worden. Als ich bei einem Deutschen etwas Pina Colada Ähnliches im Glas entdeckte, erklärte mir bereitwillig, dass es das beim Barkeeper gebe, aber nur, wenn man es genau beschreibe. Dass tat ich, in dem ich auf das Glas des Mannes zeigte, worauf der aus mindestens sechs Flaschen etwas zusammenmixte und zwischendurch unterm Tresen eine Glaskaraffe mit Kokus- oder Kuhmilch – das spielte bei der Mischung keine Rolle mehr, zum Vorschein brachte. Ich probierte zwar Gläser aus und sackte dann im Sessel zusammen.

Auch das aus dem Hahn kommende Bier war vergleichsweise zu den in anderen Jahren genossenen Hotelbiers akzeptabel. Das Essen war dagegen überhaupt nicht akzeptabel, weder morgens, noch mittags oder abends. Es entsprach ungefähr dem Angebot in einem Libreta-Laden. Freute ich mich am ersten Tag noch für den gebratenen Fisch, hing er mir am dritten zum Hals aus. Der Behälter mit Hühnchen sah zwar gebraucht aus, war aber leer. Auf nachdrückliche Mahnung meinerseits machte sich der Koch schließlich daran, für Nachschub zu sorgen. Der war dann innerhalb von fünf Minuten wieder alle. Ohne Aufforderung gab es also nichts. Gut, Reis mit schwarzen Bohnen gab es und fade Spaghetti, über die sich nicht mal die Kinder freuten. Speiseeis, Fehlanzeige. Einmal gab es mittags Rotwein. Als ich Nachschub begehrte, wurde ich belehrt, der sei zum Essen gedacht und nicht zum Zusammensitzen. Als ich argumentierte, mir dann eben noch einen Teller Speisen zu holen, wurde offenbar abgewogen, was dem Küchenraub mehr schadet und mir doch noch nachgeschenkt.


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20.12.2021 13:10
#2 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Dass Strandhotel hatte ich eigentlich nur gebucht, um ohne größere Suche eine Unterkunft zu haben. Wir hatten Termine bei der Deutschen Botschaft und keinen Bock mit unserem kleinen Sohn die Zeit in Havanna totzuschlagen. Also sollte das Hotel den Ausgangspunkt bilden. Am ersten Morgen stand natürlich 7.30 Uhr kein Taxi da und der Portier wollte zwar eins beschaffen, aber das Fahrer hatte dann doch keine Lust. So liefen wir in Richtung Autobahn. Die Straße war leer, und der einzige Wagen, den wir überhaupt zu Gesicht bekamen, schnaufte wie wir den steilen Berg hinauf, hielt aber nicht an. Auch an der Autopista hielt nichts. Schließlich fuhren wir mit einem vollen Bus (Nummer 40) nach Havanna. Kostenpunkt drei Pesos, statt 1.500 für ein Taxi. Der Bus wurde von Station zu Station voller, bis nichts mehr ging.

Jedenfalls war ich heilfroh, als wir endlich in Havanna-Centro aussteigen und uns ein Taxi zur Weiterfahrt zur Botschaft suchen konnten.

An dieser Stelle eine eindringliche Warnung vor Internetbuchungen über Hotels.com. Die Abbuchung funktioniert zwar einwandfrei, aber die angegebenen Quartiere sind nicht mehr existent. Eine Rückerstattung der Summe ist bis heute nicht erfolgt. Also lieber selbst vor Ort eine Casa in Havanna suchen.

Dass Marazul hielt bis zu meinem letzten Tag sein Negativimage. Ich musste bis zwölf Uhr ausbuchen und das Hotel verlassen, obwohl Frau und Sohn wegen weiterer Botschaftstermine noch drei Tage Hotelaufenthalt "genießen" würden. Völlig irre.

Eine Überraschung gab es dann vor dem Flughafen in Havanna. Es wurde Bier ausgeschenkt. 50 MN kostete ein Plastebecher voll. Selbst die Kubaner staunten und erkundigten sich ungläubig, ob dass mit der Bestellung einer Speise verbunden wäre. War es aber nicht. Nach anderthalb Stunden war dieses kleine kubanische Wunder dann vorbei.
Im Flughafen kann man sich übrigens eines PCR-Schnelltestes unterziehen. Bei mir wurde das nicht gefordert. Der Impfnachweis genügte. Bei der Passkontrolle gab es keine Fragen, nur den Stempel. Die Sicherheitskontrolle war dafür etwas schärfer. Die Kontrolleuse zog erst meine kleine Rumflasche ein, die ich ganz vergessen hatte. Die war aber mit Wasser gefüllt, wie die Zöllner demnächst beim Verkosten feststellen werden. Dann wollte sie wissen, was das für Eier seien. Proviant, meine ich. Aber ihr ging es darum, ob sie frisch oder gekocht seien. Hart gekocht, meinte ich, und durfte sie behalten. Auch das Bündel Zigarren wurde aus dem Rucksack geholt und durchzählt. Exakt 50 Stück, sagte ich. Aber offenbar gab es ein Problem. Denn eine höhere Charge wurde befragt. Mir schwante Übles und ich fragte, ob es ein neues Gesetz gebe. Tatsächlich. Es dürfen nur noch ohne Einkaufsquittung 25 lose und 25 in der Kiste ausgeführt werden, verstehe ich. Letztlich darf ich dann doch alle wieder einpacken und den Zollbereich passieren.

Im Wartebereich wird für 30 Minuten freies Internet geworben. Dazu muss man nur die Passnummer eingeben, aber es funktioniert nicht. Error. Nach dem fünften Versuch gebe ich auf und strecke mich auf einer Bank auf. Vorsichtshalber stelle ich eine Wegruf. Drei Stunden später sitze ich in der bis auf den letzten Platz besetzten Iberia-Maschine. Neben mir auf der einen Seite eine vermummte Frau, auf der anderen eine richtig fette Schwarze. Ich überstehe auch das.

Später habe ich das Marazul noch einmal besucht. Im Internet. Ich ersparte mir eine Bewertung, dann das hatten schon andere getan. Offenbar hält das Hotel seit Jahren stabil sein unterirdisches Niveau.


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20.12.2021 13:59
#3 RE: Kuba im Dezember 21
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Forenliebhaber/in

Danke, Jose Ramon!
Endlich einmal wieder ein Bericht mitten aus dem kubanischen Leben gegriffen.
Beim Lesen, muss ich gestehen, hatte ich dann die Erwartungshaltung entwickelt, ein Bericht von einer grandiosen Strandparty direkt neben dem Hotel zu lesen. Aber du hattest ja ein Bändchen und somit keinen "Zutritt".
Ansonsten nehme ich deine Bericht, dass ein Hotel und ein Krankenhaus sich eigentlich in nichts unterscheidet. Du bist zwar da, jedoch musst du alles selber mitbringen.


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20.12.2021 14:24 (zuletzt bearbeitet: 20.12.2021 14:27)
#4 RE: Kuba im Dezember 21
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Rey/Reina del Foro

Mar Azul; das ist doch das Tropicoco; gell?
Wieder mal umbenannt? Das ist wohl die einzige Änderung die in den letzten Jahren stattgefunden hat! Wir waren vor ca. 10 Jahren zwei Mal für 2 Wochen dort!
Wir hatten mit den beiden Jungs einen super Deal (erinnere mich noch gut; unter 70€ für 2 DZ/AI/Tag); für den Preis ging's; aber echt unterster Standard! Im Laufe der Zeit
sind wir immer mal wieder dorthin an den Strand. Der Bunker sah' jedes Mal ein gutes Stück runtergekommener aus! Renoviert wurde da garantiert nichts in all den Jahren!
Frage: Gibt es den kostenlosen Bus-Shuttle bis zum Hafen in Havanna nicht mehr?


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20.12.2021 14:39
#5 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Bus-Shuttle ja, aber kostenlos nein. Es ist die normale Touri-Rundreise-Strecke. Der erste Bus fuhr aber für uns viel zu spät.


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21.12.2021 10:52
#6 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Diese Kubareise ist ein Novum. So lange war ich noch nie unterwegs. Mir war auch nicht klar, dass eine notgesprengte Brücke bei Wiesbaden Einfluss auf meine Reise haben würde. Hat sie aber. Denn wegen der Bauarbeiten fährt der ICE nicht bis zum Frankfurter Flughafen, sondern lediglich bis zum Hauptbahnhof. Von dort aus sollen gelegentlich S-Bahnen fahren, heißt es. Auf dem Weg zum S-Bahnhof breche ich fast zusammen. Der 30 Kilo schwere Nato-Seesack auf dem Rücken, der Stadtrucksack vor dem Bauch, dazu ein Zieh-Trolley mit aufgeschnallter Laptoptasche voller Spaghetti ist einfach zu viel nach einer knapp sechsstündigen Zugfahrt mit aufgesetzter FFP2-Maske in Sachsen und OP-Maske in Thüringen und Hessen. Die erste Erfahrung der Reise, für 80 Kilogramm Gepäck am Mann bin einfach zu alt. Das nächste Mal wird am Eigengewicht der Gepäckstücke nicht geknausert, sondern auf Rolltrolleys umgestellt.

Ängstlich beobachte ich auf der Rolltreppe einen dunklen Typen, der drei Trolley wie eine Gänseherde vor sich er treibt und ausgangs der Rolltreppe stehen bleibt. Wenn der seine Herde nicht bald in Griff kriegt, muss ich ihn einfach überrollen, stoppen kann ich nicht. Ich rufe ihn an, er sieht mich nahen und kriegt die Panik. In letzter Minuten reißt er sein letztes Gepäckstück zur Seite.
Der Mann bleibt mein Begleiter. Beide müssen wir den Einstieg in die S-Bahn logisch planen. Ich bemerke zu spät, die große Lücke zwischen Bahn und Bahnsteig. Das schafft der Trolley nicht. Ich muss die Tasche abschnallen und beides anheben. Die Frankfurter freuen sich, dass ein dämlicher Touri die Eingangstür blockiert.

Dafür klappt der Ausstieg bei mir reibungslos. Der Drei-Koffer-Mann hat größere Probleme, schafft es aber letztlich. Der Übergang zum Terminal wird bewältigt und ein freier Gepäckwagen gesichtet und beladen. Ich suche die Gepäckwaage, auf der eine Mongolin hockt, die aber bereitwillig zur Seite rückt und interessiert zusieht, wie ich wiege, umpacke, wiege.

Dann suche ich den Air-Canada-Schalter. Aber dort ist schon Feierabend. Also weiter zur Lufthansa. Hier wird gearbeitet. Kuba über Kanada scheint was ganz Neues für die Dame zu sein. Und wieso Air Canada. Auch so, Sharing. Die Frau schaut nach den Einreiseformalitäten. Sicher ist sie sich aber auch danach noch nicht. Für Kuba herrsche doch Quarantänepflicht? Aber nicht mehr am 15. Deswegen fliege ich ja am 14., verbringe die Nacht im Flughafentransit in Toronto und dann geht es auf in die Karibik. Landung am 15., quarantänefrei.

Die Frau müht sich redlich. Ich kaufe das zweite Gepäckstück zu, sogar zu Air-Canada und nicht Lufthansa-Konditionen, was eine Einsparnis von 100 Euro bedeutet. Die Kulanz pro Gepäckstück liegt bei einem Kilo, die ich leicht überschreite. Ob alles durchgebucht sei, da sei sie sich nicht sicher. Der Automat habe zwar die entsprechende Kennzeichnung ausgespuckt, aber auch irgendwie Error angezeigt. Ich solle in Toronto mal vorsichtshalber Fragen.

Damit ist der Voranreisetag geritzt. Ein alter Freund holt mich ab und wir klönen bis weit nach Mitternacht.


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21.12.2021 13:30
#7 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Mit der Lufthansa zu fliegen, ist geil. Zumindest wenn man jahrelang erlebt hat, wie es bei Condor immer enger und schlechter wurde. Allerdings geht es nicht pünktlich los, weil die Techniker, die einen Fehler beheben sollten, ihren Laptop vergessen haben. Mit einem fremden Laptop zu fliegen, ist aber untersagt. Und jetzt muss erst einmal eine Treppe organisiert werden, damit die Techniker, wenn sie denn gefunden sind, überhaupt an Bord können.

Ich klicke mich durch das reichhaltige Filmangebot. Meine Nachbarin in der Dreierkombination hat das Weite gesucht, was ich sehr vernünftig finde, denn die Maschine ist halbleer.

Die satte Verspätung in Toronto lässt die 18-stündige Aufenthaltszeit nur unbedeutend schrumpfen. Der ganze Wartebereich ist vollgestellt mit Tischen auf denen Tablets blinken. Man kann auf ihnen Essen bestellen oder im Internet surfen. Eigentlich wollte ich hier Schnaps kaufen, aber angesichts der Preise wird mir wieder erinnerlich, warum die Kanadier nach Kuba fliegen: um zu saufen.

Ich besichtige mein "Hotel". Die Toiletten sind ok, der Schlafbereich weniger. Es gibt keine Liegemöglichkeit auf Stühlen, alle haben lehnen. Nach Mitternacht schließt die Gastronomie. Warum auch nicht, der letzte Flieger – nach FRA – hat kurz zuvor abgehoben. Ich schaue zu, wie meist asiatischstämmige Kanadier ihre Läden aufräumen, abschließen, heimgehen. Es folgen zwei Stunden, an denen ich offenbar der einzige Mensch im Transitbereich bin. Als die ersten Reinigungsteams erscheinen, liege ich unter einer Stuhlreihe am Fenster, in eine Lufthansa-Decke eingehüllt und beobachte im Halbschlaf das Treiben.

Mit der Air-Canada-Rouge – einem Billigableger – geht es dann nach Kuba. Diesmal ist die Maschine voll und eng und ohne Bildschirme, sodass man leider nicht weiß, welche Strände und Inseln unter einem liegen. Glatte Landung in Holguin und Stau im Flugzeug. Die Kubaner lassen immer nur 20 Personen aussteigen.


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21.12.2021 14:55
#8 RE: Kuba im Dezember 21
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Jose Ramon im Beitrag #7
in Toronto lässt die 18-stündige Aufenthaltszeit

Da hätte ich mir ein richtiges Hotel gegönnt. Ich hatte in Montreal nur 12 Stunden Aufenthalt. Übernachtung im Transit-Terminal war aber nicht erlaubt.

Toronto hatte ich dann auf dem Rückflug, aber nur 3 Stunden.

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La vida debería ser amarilla... amar y ya.

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21.12.2021 15:04
#9 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Dann hätte ich aber einen PCR-Test benötigt....


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21.12.2021 15:08
#10 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Im Flughafen erst die Impfnachweiskontrolle, dann die Passkontrolle. Schon zuvor werde ich heraus gewunken und in einem separaten Raum verhört. Vor mir war ein Ami dran. Es ist mir Rätsel, wie die Kubaner uns aus dem Haufen Kanadier rausgefischt haben. Als sich dann die Dame bei der Passkontrolle anschickt, mir dieselben Fragen zu stellen, leiere ich einfach die Antworten herunter, bevor sie weiter Fragen kann und sie schaut erstaunt, lächelt dann aber, als ich ihr erkläre, dass alles gerade schon einmal beantwortet zu haben. Sie knallt den Stempel in den Pass und auf die Touristenkarte, die es, wie bei Air-Canada üblich, kostenlos im Flieger gab.

Meine Handgepäckstücke werden kommentarlos durchgewunken. Das aufgegebene Gepäck trudelt auch ein und da es keine blauen Kreuze hat, darf ich das Gebäude verlassen. Davor steht ein immer kubanischer werdender deutscher Taxifahrer, der mich mit seinem Fahrzeug nach Santiago bringt. In der Casa wartet zwar weder Rum noch Bier noch Frau, aber wenigstens ein von der Nachbarin gekochtes Essen und kühler – Apfelsaft. Auch liegt das Geld für ein nagelneues Handy bereit, dass ich einem Freund mitbringen sollte. 530 Euro umgetauscht in MN. Der Tausch auf der Straße bleibt mir so erspart. Draußen ist es stockdunkel, sodass ich die eigentlich geplante Geschenkeübergabe auf den nächsten Tag verschiebe.


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21.12.2021 15:44
avatar  jan
#11 RE: Kuba im Dezember 21
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jan
Rey/Reina del Foro

Kubanische Taxifahrer kassieren bei Ankunft.
Er kassierte beim stop vorher auf dem Weg zum Flughafen.
Wie viele Fahrgäste waren drin?
Und wieviel kostete die Fahrt?
30 EUR? Damals 30 CUC

21.12.2021 16:01
#12 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Der Viazul kassiert sogar vor Reiseantritt, ist eiskalt, unfreundlich und unpünktlich.


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21.12.2021 19:49
#13 RE: Kuba im Dezember 21
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super Mitglied

„Die erste Erfahrung der Reise, für 80 Kilogramm Gepäck am Mann bin einfach zu alt……….Ich suche die Gepäckwaage, auf der eine Mongolin hockt, die aber bereitwillig zur Seite rückt und interessiert zusieht, wie ich wiege, umpacke, wiege.“

Ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern ähnlich schwer beladen auf Reise gegangen zu sein. Als ich am Zielort in Vorkuta am Flughafen auf den Rückflug wartete, saß dort auch eine Mongolin auf der Gepäckwaage.
Vielleicht war’s ja die gleiche Frau, das wäre dann in der Tat eine erstaunliche Duplizität der Ereignisse .

In einer kranken Gesellschaft hält man die Gesunden für verrückt (Erich Fromm)

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21.12.2021 21:51
avatar  Osram
#14 RE: Kuba im Dezember 21
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erfahrenes Mitglied

Verstehe ich das richtig, dass der Lufthansaschalter schon am Vorabend Dein Gepäck für Air Canada angenommen hat?


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21.12.2021 22:19
#15 RE: Kuba im Dezember 21
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Rey/Reina del Foro

Er hat ein Lufthansa-Flug mit Air-Canada-Flugnummer (Codesharing), bei Air Canada gebucht, gehabt.

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22.12.2021 08:56
#16 RE: Kuba im Dezember 21
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Jose Ramon im Beitrag #10
dann die Passkontrolle. Schon zuvor werde ich heraus gewunken und in einem separaten Raum verhört. Vor mir war ein Ami dran.

Was muss man tun (getan haben), um zu dieser Ehre zu gelangen? Hat das was mit deinem Beruf zu tun?

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La vida debería ser amarilla... amar y ya.

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22.12.2021 10:24
#17 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Nee, ich wurde ja vor dem Zutritt zur Passkontrolle beiseite gewunken. Vielleicht war ich ja für den Polizisten das einzige bekannte Gesicht unter lauter Kanadiern. :)


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22.12.2021 11:27
#18 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Die ersten Eindrücke von Santiago: Es hat sich seit Januar kaum etwas verändert. Morgens sieben Uhr stehen die Menschen wie gewohnt in langen Schlangen vor der Bäckerei, obwohl es Brot auch noch am Nachmittag gibt. Viele Lebensmittelgeschäfte sind geschlossen und umgebaut worden. Da gibt es jetzt Schmuckkeramik oder Kleidung. Auch so kann kaschiert werden, dass es nichts gibt. Dafür steht ein neues Kunstwerk auf der Heredia und ein Goliathstuhl an der Alameda.

Die Menschen eilen auf Arbeit oder  in die Büros. Die kleinen Privatrestaurants zwischen dem Boulevard und dem Plaza Marte haben geöffnet. Am Boulevard ist dagegen alles dicht. Lediglich von den Eingangstüren wird Saft in Tüten verkauft.

Der erste Tag auf Kuba wird hektisch. Meine Frau erscheint mit dem Taxi und es geht sofort in die Berge. Da ich damit rechne, am Wochenende wieder in Santiago zu sein, nehme ich nur wenig Klamotten, keine Bücher und auch den Laptop nicht mit.

Einen Zwischenstopp gibt es am MLC-Laden. Die Schlange scheint erstaunlich kurz, aber sie bewegt sich nicht. Auch nicht nach einer Stunde. Das Problem ist die schlechte Internetverbindung. Die Leute können an der Kasse mit ihren Karten nicht bezahlen. Als dann doch Bewegung in das Geschehen kommt, tauchen ganz neue Leute auf. Als ich protestiere, stellt sich heraus, dass diese bereits ihren Ausweis abgegeben hatten und nun reindürfen. Da nun aber die Chefin des Geschäfts dasteht, erkläre ich ihr, dass ich also Yuma völlig überfordert sei von diesen Abläufen, aber endlich einkaufen wolle. Und siehe da, ich darf, meine Frau im Schlepptau, eintreten. Viel gibt es nicht. Keine Säfte, kein Bier, keine Pasta, aber dafür teurer Rindfleisch. Meine Frau kauft trotzdem wacker ein und ich füge eine Flasche Havanna-Club dazu – teurer als beim deutschen Discounter. Auch Kaffee gibt es derzeit nur hier.

Vor der Kasse steht - mit fünf Metern Abstand - eine Schlange und wartet darauf, an die Reihe zu kommen. Die Verkäuferin zieht immer wieder Karten durch und wartet, dass die Verbindung zum Abbuchen steht. Und das dauert und dauert. Und dieses Land will auf Kryptowährungen setzen!!!!!

An der Kasse will ich großzügig bezahlen, aber der Pin der Geldkarte wird nicht akzeptiert. Als muss Madame ihr MLC-Konto belasten. Jetzt packt die Verkäuferin alles in Plastetüten. Es werden ein Dutzend sein, anschließend sollen wir wieder alles auspacken. Denn der Kontrolleur, der gerade noch schwatzend an der Tür rumgegammelt hat, will sehen, ob alle Produkte auch mit den auf dem Bon gelisteten übereinstimmen. Ich protestiere. Der habe ausreichend Zeit gehabt. Er hätte sich nur neben die Kasse stellen müssen. Der meint, er mache nur seinen Job. Dann soll er ihn auch machen, ich fasse die Beutel nur an, um sie aus dem Laden zu tragen. Die Kubaner freuen sich über den Disput. Die Sympathie ist auf meiner Seite. Der Kontrolleur hat nach dem zweiten Beutel auch keine Lust mehr. Dafür verfolgt er misstrauisch, wie ich den Korb gleich mit zum Auto nehme. Und er hat recht, wenn er nicht geschaut hätte, hätte ich ihn mitsamt der Ware in den Wagen gehievt.


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22.12.2021 17:02
#19 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Endlich geht es nach II. Frente. Hier stürzen sich die Kinder auf das Gepäck. Keine Chance, irgendein Geschenk für die nächsten Tage zurückzuhalten. Lediglich der Farbmalkasten wird erst eine Woche später entdeckt. Ich besichtige dagegen die kleine Farm, die entstanden ist. Dann erschrecke ich, als ein Autowrack vorrollt. Unser Chevi bzw. dass, was davon übrig ist, hat einen Ausflug aus der Werkstatt gemacht. Ich ignoriere ihn einfach, am nächsten Tag ist er ohnehin wieder weg.

Letztlich vergehen die Tage. Morgens bringe ich den Kleinen in die Vorschule, um ihn zwölf Uhr wieder abzuholen. Ich lerne die Umgebung kennen. Mit Freunden mache ich Ausflüge auf die Höfe in die Umgebung. Ich sehe beim Rösten des Kaffees zu, bin bei der Schlachtung eines Schweins und dessen Zubereitung dabei und beim Rasieren eines Hahns. Nur mit dem angekündigten Hahnenkampf wird es nichts, wobei ich vermute, dass er sehr wohl stattfand, man aber keinen fotografierenden Yuma dabei haben wollte. Das Dorffest ein paar Tage später endete in einer Schlägerei. Landleben eben.


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23.12.2021 10:41
avatar  Jorge2
#20 RE: Kuba im Dezember 21
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Rey/Reina del Foro

...Rasieren eines Hahns - kommt davon "den Kamm scheren" - für den Hahnenkampf?
Bei mir werden Hühner "gerupft"


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23.12.2021 11:05
#21 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Exakt.


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23.12.2021 12:20
avatar  nosanto
#22 RE: Kuba im Dezember 21
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Top - Forenliebhaber/in

muchas gracias Jose Ramon für Deinen interessanten Reisebericht


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23.12.2021 13:10
#23 RE: Kuba im Dezember 21
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Forums-Senator/in

Zwischendurch muss ich doch nach Santiago, weil die Internetverbindung so schlecht ist, dass ich den Viazul nach Havanna nicht buchen kann. Ich schließe mich einer Gruppe Frauen an, die zum Einkaufen nach Russland fliegen will und zum PCR-Test nach Santiago will. Wir fahren mit einem Lkw-Taxi in die Stadt. Das kommt aus Dorf A in unser Dorf gefahren, fährt dann erst in die Provinzstadt und dann endlich gen Santiago.

Ich lasse mich nahe der Moncada-Kaserne absetzen und laufe quer durch zum Viazul-Terminal. Es ist weniger motorisierter Verkehr auf den Straßen und ich begegne keinen Ausländern. Der Viazul-Schalter ist offen, aber man bekommt keine Buchung. "Conexion mala" heißt es immer wieder. Nach zwei Stunden, wirklich zwei Stunden, gibt der Schaltermann auf. Ich soll später wieder kommen.


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