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Cuba Sommer 09
Ankunft
Landung in Varadero. Die Sonne verschwindet schon langsam am Horizont, angenehme Temperaturen. Nach 10 Stunden langweiligen Flug endlicher wieder auf kubanischen Boden. Einziger Höhepunkt war das Zettelausfüllen, natürlich habe ich versichert, ich sei gesund, obwohl ich einen hartnäckigen Husten hatte, der sich durch die Meeresluft augenblicklich auflöste. Auf dem Flughafen interessiert sich niemand für den Zettel. Ich und der Teil meiner Familie, die wie keinen kubanischen Pass haben, laufen mitsamt sämtlichen Koffern nach draußen, lassen uns nicht von einem aufgeregtem „se van se van“ der Zollbeamten aus der Ruhe bringen und reden deutsch um nicht aufzufallen. Kurz danach schickt man uns samt Gepäck wieder hinein, das Ticket meines Vaters (Kubaner) stimmt nicht mit der Nummer auf seinem Gepäckstück überein. Hin und her – am Ende verlassen wir ohne zu zahlen den Flughafen. Jetzt das wichtigste – ich möchte mit dem Restgeld vom Vorjahr Bier kaufen, leider reichen 3 CUC nicht für mehr als ein Bier – Abzocke. Aber dann wird halt an der nächsten Tanke ne Flasche Rum gekauft, Bier gibt’s dort im Moment nämlich nur in warm. Ein Auto wird gemietet, und auf geht’s durch die Nacht Richtung Holguin. Hah- denkste. Nach 10 Minuten die erste Panne – eine von insgesamt 8!!! In 3 Wochen. Insgesamt 16 Stunden brauchen wir für die Strecke, gegen Nachmittag kommen wir zu Hause an.
Zu Hause
La familia hat natürlich schon auf uns gewartet, wir werden mit unzähligen Küsschen begrüßt, das Essen steht auf dem Tisch und einer meiner Cousins hat die Musik (Regueton natürlich) bis zum Anschlag aufgedreht. Mir packen aus, Geschenke und Mitbringsel werden aufgeteilt, sichtlich erfreut und mit ellenlangen Danksagungen werden sie von meinen Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen, meiner Oma und engen Freunden der Familie ausgepackt. Ein besonderes Geschenk halte ich für eine relativ arme Familie in der Nähe bereit, die letztes Jahr durch IKE sehr viel verloren hatte. Die Freude ist riesig. Ich und meine Cousine wollen sofort an den Strand, also nix wie ins Auto, ab nach Playa Blanca. Lang bleiben wir nicht, aber lustig war es trotzdem. Auf dem Rückweg wird am Cupet gehalten, was schon längst Tradition ist Genauso wie der tägliche Besuch von „la palma“, der Bar , die auf der Straße Richtung Guardalavaca liegt. In 3 Wochen haben wir dort Schätzungsweise 300- 400 Liter Bier gekauft, davon allein 3 Fässer zu je 50 Liter. Abends natürlich die große Willkommensparty. Erst jetzt wird mir klar, dass ich jetzt wirklich wieder hier bin. Es wird getanzt, gesungen, getrunken, gescherzt. Glücklich, zufrieden und frisch geduscht gehe ich gegen 2 Uhr ins Bett. Ca. um 3 wache ich wieder auf. Stromausfall. Affenhitze. Und mein Cousin im Nebenzimmer, der noch immer seine Musik laut aufgedreht hat. Kuba eben.
Die nächsten Tage verbringen wir damit, eine Bar zu bauen. Richtig. Im Hinterhof. Thema Materialbeschaffung. Zement gab es teilweise zu kaufen, wurde aber größtenteils andersweitig beschafft. Größeres Problem waren die Ziegelsteine. Aber auch die haben sie irgendwo eingesammelt. Fließen und Leisten wurde in dem einzig mir bekannten „Baumarkt“ gekauft, natürlich gegen CUC. Aus alten Holzplatten und Palmenblätter entstand ein Dach, aus ungebrauchten LKW-Teilen Halterungen für Flaschen und die DJ-Anlage. Natürlich fließt während der Arbeiten reichlich Alkohol, einer arbeitet und 10 stehen drumr um, gucken zu, kommentieren, haben sichtlich ihren Spaß. Nicht nur einmal werden die Gitarren ausgepackt, dazu wird auf einem Kochtopf mit einem Holzlöffel improvisiert, jung und alt singt, zusammen, abwechselnd. Fast jeden Abend.
vorher
nachher
Unterwegs
Natürlich werden mit der gesamten Familie auch Ausflüge gemacht. Dazu laden wir alles, was nötig ist, in den LKW meines Onkels. Das heißt, die Leute, Stühle, einen Schaukelstuhl, einen Tisch, Badesachen, Kochutensilien, eine Vorrichtung zum Schwein grillen, das Schwein, was aufgeregt quietscht, 2 Hunde, die gesamte DJ-Anlage, Gitarren, genügend Bier und einen Karton Rum. Und los geht’s. Nach Playa Blanca, Guardalavaca, nach Cayo Bariay, Caletones, außerdem an eine wunderschöne Talsperre. Über 3 Wochen verteilt. Unterwegs füllt sich der LKW immer weiter mit Menschen, entweder, nur wegen der Transportmöglichkeit, aber auch um mit zu feiern. Außerdem wird geangelt was das Zeug hält, nur haben wir nicht sehr viel Erfolg. Schon auf der Fahrt wird die Gitarre das erste Mal gespielt, es wird gesungen was das Zeug hält. Gegen Mittag legen sie die meisten irgendwo in den Schatten, entweder, weil sie ganz schön erschöpft vom Kochen, Baden, Tragen sind oder weil sie schon einiges getrunken haben. Einmal stößt eine Gruppe zu uns, sie haben uns deutsch reden gehört. Es stellt sich heraus, dass sie noch in DDR-Zeiten in Deutschland gearbeitet haben und mein Vater trifft einen seiner damaligen besten Freunde nach fast 20 Jahren wieder. Die Wiedersehensfreude ist riesengroß, natürlich folgen gleich darauf haufenweise Einladungen.
Baseball
Zu der Zeit, in der wir in Cuba waren, fanden die Auswahlspiele für das kubanische Nationalteam anlässlich der Baseballweltmeisterschaft in Holguin statt. Natürlich waren wir bei jedem Spiel dabei. Eintritt 1 Peso. Tolle Spiele, und die Orientales haben natürlich auch 2 von 3 Spielen gewonnen. Am Ende stand ich mit meinen Freundinnen und habe Fotos von den ganzen Weltklassespielern gemacht, während mir die Mädels von den peloteros vorgeschwärmt haben. Danach ging‘s meist noch ans Cupet, wo wir inzwischen schon bekannt waren. Was mir negativ aufgefallen ist, waren die ganzen „Bettler und Bettlerinnen“ , die ich zum ersten Mal in einer so großen Zahl gesehen haben und die auch ganz frech Ausländer angequatscht haben, um sie direkt um Geld und Geschenke zu bitten.
Holguin
Holguin sah allgemein etwas vertrocknet aus, es hatte die ganze Zeit nicht geregnet, es war ungewöhnlich warm. Vor allem, wenn wir mit Regenschirm bewaffnet, um uns von der Sonne zu schützen, durch die Gegend spaziert sind, war das nicht wirklich schön. Davon abgesehen sieht die Stadt viel besser aus, als ich zwei Wochen, nachdem IKE gewütet hatte, wieder abgereist bin. La Begonia war wieder einigermaßen hergerichtet, die Schäden größtenteils beseitigt, die Parks wieder hergerichtet. Durch die Innenstadt zu schlendern ist immer noch toll, auch wenn man hier und da sieht, dass manche Glasfenster nicht ersetzt wurden. Abends im großen Parque ein toller Anblick. Alle tragen ihre besten Sachen, die Mädels haben sich rausgeputzt. Man möchte sehen und gesehen werden, neue Bekanntschaften schließen, sich amüsieren, vielleicht einen Touristen kennenlernen, ausgehen, Spaß haben. In der Mitte spielen Kinder um und auf der Statue von Galixto Garcia, alle schick und hübsch gemacht. Es sind größtenteils Kubaner unterwegs, oder Touristen, die gelernt haben, nicht als solche aufzufallen. Nur sehr wenige Touristen, die auch als solche auffallen.
Einkaufen
Wir wollen einkaufen gehen, Andenken und Geschenke für Deutschland kaufen. Außerdem muss die Bar zu Hause ja noch bestückt werden, wie kaufen verschiedene Liköre, Kondensmilch, Rum, Refresco. Eigentlich wollen wir noch Fruchtsäfte kaufen, aber für einen stolzen Preis von 2,50-4,20CUC pro Liter beschränken wir uns auf eine kleine Packung jugo de limon. Später besorgen wir noch richtige Limetten. Außerdem müssen Geburtstagsgeschenke für anstehende Geburtstage gekauft werden. Außerdem wollte ich Lippenstift, Nagellack, Schuhe und ähnliches kaufen, weil man so was in deutlich zu diesem Preis oder in diesem Ausführungen nicht findet. Nach 4 Stunden und 2 Bier werden wir wieder abgeholt. Es hat sich also gelohnt. Die Fahrt auf dem Bauernmarkt weniger. Wir sind relativ spät, zu kaufen gibt es wenig. Wir kaufen Fleisch und Wurst, alle, die davon essen, übergeben sich innerhalb weniger Stunden. Ein Glück, dass ich vorher um Cupet eine matschige, kalte Käsepizza gegessen hatte und keinen Hunger mehr hatte.
Essen
Sonst gibt es das übliche, gute Essen. Zum Frühstück kubanische Brötchen, die allerdings nicht für alle reichen, also muss zusätzlich gekauft werden mit Mayonaise, Butter kostet pro 100g fast 2 CUC. Dazu Rühr- oder Spiegelei, selten Wurst oder Käse, Fruchtcocktail, Tomaten. Mittags meist Suppe. Da meine Leute immer Angst haben, dass uns ihr Essen nicht (mehr) schmeckt, bemühen sie sich meist, Spaghetti mit Tomatensoße zu machen. Allerdings esse ich lieber cubanisch. Abends meist Congri, weißen oder gelben Reis, selbstgemachte Pommes, Tamales, Hünchen in sämtlichen Variationen, Schaf, insgesamt 3 Schweine am Spieß und irgendwoher wird sogar Rindfleisch organisiert. Lecker.Früchte und Gemüse kaufen wir zu Spottpreisen für MN am Straßenrand. Der ganze Kofferraum voll kostet gerade mal umgerechnet 10 CUC.
Besuche und Bekanntschaften
Natürlich müssen wir haufenweise Bekannte und Familien von Freunden besuchen. Also machen wir uns eines Morgens auf, alle abzuklappern. Erst geht es ins Zentrum, wo wir die Mutti eines sehr guten Freundes besuchen und ihr ein paar Geschenke, einen Brief, Geld und Medikamente bringen. Die Dankbarkeit strahlt in den Augen der alten Frau, glücklich schaut sie sich die Fotos ihres seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Sohnes an. Sie freut sich, dass es im gut geht und ich mache von der Familie ein paar Fotos, die ich später ihrem Sohn zukommen lassen werde.
Weiter geht’s in ein Wohnhaus mit ca. 20 Wohnungen. Wir müssen in den 3. Stock. Dort treffen wir eine ältere Frau, die Schwester eines Freundes, wir bringen ihr Vitamintabletten aus Deutschland, da sie diese zwar von einem Arzt verschrieben bekommen hat, diese aber nirgends erhältlich sind. Auch ihre Wohnung hängt voller Bilder und Fotos von ihrer deutschen Verwandtschaft. Weiter geht’s in einen anderen Teil von Holguin, wir besuchen die Familie eines anderen Freundes. Diese hat mich Hilfe ihres in Deutschland lebenden Verwandten einiges auf die Beine stellen können. Unter anderem wurde eine stattliche Terasse gebaut und ein komplettes weiteres Stockwerk errichtet. Später soll daraus eventuell eine casa particular entstehen.
Weiter geht’s in das Hotel Pernik, in dem ein langjähriger guter Freund der Familie arbeitet. Heute arbeitet er an der Bar, wir trinken Piña Colada, Cuba Libre und Mojito, die Kinder ohne Alkohol. Am Ende lässt nur unter Androhung von Gewalt selbst bezahlen und Trinkgeld lehnt er strikt ab. Er meint, wir sind seine Freunde, wir haben soviel für ihn getan, es sei selbstverständlich, dass er uns einlädt. Er verdient nicht schlecht, hat dadurch schon einiges Erreichen können, muss aber auch teilweise 16 Stunden arbeiten, keine freien Tage inklusive. Er läd uns für den nächsten Tag in sein Haus ein. Dort wohnt er mit seiner Frau, 40 Jahre verheiratet, keine Affären, glücklich wie am ersten Tag
Dort angekommen bin ich immer wieder fasziniert davon, was in Kuba alles hinter einer nichtssagenden Fassade stecken kann. Das Haus, von der Straße aus unauffällig, ist im inneren total schön hergerichtet, eine Wendeltreppe führt in den 1. Stock, eine Tür hinaus auf eine herrliche Terasse. Wir gehen wieder nach unten, möchten die Mutter des Freundes nebenan besuchen. Ein Bild des Elends. Holzhütte, die Wände schwarz, nur zwei Zimmer, mit einem Vorhang getrennt. Die Mutter muss gepflegt werden, sie kann nicht mehr laufen, liegt nur im Bett. Sie freut sich sichtlich über unseren Besuch, ich könnte heulen. Die Ärzte können ihr nicht mehr helfen, sie wartet darauf, endlich sterben zu können. Sie kann nichts mehr Essen, erbricht fast alles, hat Schmerzen. Wie gehen wieder. Sie verabschiedet sich, sagt, Gott würde ihr helfen, Gott solle uns beschützen, sagt “ no es facil“ und lächelt dabei mit ihrem zahnlosen Mund.
El 26 de Julio, que viva Cuba libre
Nein, am 25. Juli gibt es keine Feier, denn am nächsten Morgen würde in aller Frühe Raul kommen und eine Rede halten wollen. Das wollten wir natürlich sehen, also hieß es früh aufstehen, in Rot kleiden, weil das alle machen würden. Wir nehmen die Kinder mit, sie haben sowieso nichts besseres zu tun. Ich frage meinen Cousin, ob er mit kommt, er meint nur, dass er wegen diesem comemierda doch nicht eher aufsteht. Dann eben nicht. Als auf zu dem Platz, wo das Ganze stattfinden soll. Insgesamt stehen um uns herum ca. 150.000 Cubanos, viele in rot, viele mit Cuba-Fahne, einer mit einer Venezuela-Fahne. Riesen Lautsprecher. Es geht los, die Nationalhymne kommt. Dann einige mehr oder weniger wichtige Leute, die ein paar Minuten reden. Dazwischen immer wieder Sangeseinlagen. Nicht wenige Kubaner wenden sich andere Dingen zu, setzen sich auf dem Boden oder sehen gelangweilt aus. Die VIVA-Gesänge kommen nicht von den Massen, sondern aus dem Lautsprecher. Por fin kommt doch noch Raul, hält eine Rede. Ganz lustig der Kerl. Nett, dass er nicht so ausschweift wie sein großer Bruder. Ich erinnere mich an die Schlussworte. „Viva Fidel. Viva Cuba libre“. Applaus. Ya. Natürlich möchten wir das sofort in die Tat umsetzen und genehmigen uns den ersten Cuba libre des Tages, um 10 Uhr morgens. Außerdem Frühstück mit leckeren Sandwiches in la palma. Dort sehen wir, wie die Autokarawanen vorbeirasen. Die ganzen Leute wurden in der Früh in Busen und LKWs angekarrt und werden jetzt wieder zurück in ihre Dörfchen verfrachtet.
Bauernhof
Wir folgen einer der vielen Einladungen auf einen Bauernhof. Bevor wir den erreicht haben, kippt vor uns auf der Straße plötzlich ein Ochse an einem Gespann um. Diagnose: Tod. Natürlich wüsste der arme Guajiro auf den ersten Schreck nicht so wirklich, wie er erstens sein Gespann nach Hause bringen sollte und auch nicht, wie er den Ochsen von der Straße bekommt. Also suchen wir einen anderen Weg und werden fündig. Der Bauernhof ist für die Kiddis ein wares vergnügen, mir schmeckt vor allem das Rindfleisch. Unglaublich, was in Kuba alles möglich ist. Der Besitzer ist in keinster Weise unglücklich, wieder in Kuba zu leben, er hat ein Haus gebaut, baut es schon seit Jahren aus. Angefangen hat er mit einem Wohnzimmer und einem Bad. Inzwischen gibt es eine Küche, ein Schlafzimmer und der Rohbau für Töchterchens Zimmer steht auch schon. Auch an diesem Abend will man uns nicht bezahlen lassen, auf das von uns beigesteuerte Bier folgt aus Ausgleich ein Karton Rum.
Beerdigung
Man denkt an nichts schlimmes, und da passiert es schon. Uns erreicht die Nachricht, dass die Tios eines guten Freundes verstorben sind. Auf dem Land. Raubmord. Zwei alte unschuldige Leute. Der Täter stand vor der Tür, fragte, ob er ein Glas Wasser trinken dürfte. Abends, im Dunkeln. Die alten Leute baten ihn herein, haben ihm Essen und Trinken angeboten. 2 Stunden später ersticht er sie mit über 40 Stichen. Wir fahren am nächsten Tag in etwas, was mir wie eine Mischung aus Leichenschauhaus und Verabschiedungsräume, wie man sie in Deutschland kenn, vorkam. Totenwache. Die Särge haben ein Fenster, damit man sie noch sehen kann. Sahen grauenhaft aus. Weinende Familie. Schrecklich. 2 Stunden später fahren wir zur Beerdigung auf einen kleinen Friedhof und erweisen die letzte Ehre. Unserem Freund bedeutet dies unheimlich viel. Auf dem Friedhof eine große Ansammlung von Menschen. Freunde, Nachbarn, Familie, Bekannte. Es waren gute Menschen, freundlich, aufrichtig, genügsam, sie glaubten an die Revolution. Die Fenster der Särge werden geschlossen, die verstorbenen werden in die Erde gelassen. Unser Freund hat an diesem Tag Geburtstag. Ein paar Stunden später findet eine Feier bei uns zu Hause statt, seine Geburtstagsfeier. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, diese Mischung aus Trauer, Wut, Schmerz und Freude, Aufregung und ausgelassener Feierlaune. Wir erheben unsere Gläser auf das verstorbene Paar und es werden Geburtstagslieder angestimmt.
Krankenhaus/Kurzarbeit
Vor kurzen hatte die Oma einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen. Heute ging es zu einer Kontrolluntersuchung. Natürlich wollte ich mir das ansehen. Also die halbe Familie ins Auto gepackt, und ab uns Krankenhaus. Dort hieß es warten, was denn auch sonst. Während mein Vater und seine Schwester ihre Mutti in die Räume begleiteten, saß der Rest von uns draußen im Warteraum. Durchaus interessant, was da so los ist. Nämlich nichts. Wir warteten ca. 1 Stunde, in dieser Zeit hielten sich 2 Krankenschwestern, 2-3 Ärzte und Leute, die anscheinend zu einem Plausch vorbeigekommen waren, in diesem Raum aus. Arbeiten musste man anscheinend nicht. Oder man hatte keine Lust. Nachdem meine Oma gründlich durchgecheckt wurde, stellte man fest, dass ihr Herz anscheinend wieder richtig gut funktionierte. Also nichts wie raus da, an die frische Luft. Zu Hause angekommen, erreichte uns die seltsame Information, dass es inzwischen auch in Kuba Kurzarbeit gibt. Einige Familienmitglieder wurden mit der Begründung nach Hause geschickt, dass es im Moment nichts zu tun gibt und sie erst in 1-2 Wochen wieder kommen bräuchten, natürlich wird ihnen in dieser Zeit auch kein Lohn gezahlt. Naja, dass es in Kuba viel zu tun gibt, aber oft nichts getan wird bzw. werden kann, war mir bekannt, aber seit wann gibt man das zu oder interessiert sich diesbezüglich für die Realität? Andere meinen, sie würden schon aus Prinzip nicht arbeiten gehen (ni pinga voy a trabajar) da sie durch halbillegale Sachen mind. 10 mal soviel verdienen, wie durch eine normale Anstellung.
Fiesta
Soviel, wie wir gefeiert haben, habe ich den Überblick verloren. Allerdings muss ich es immer wieder sagen, sie wie die Kubaner feiern können nicht viele. Inzwischen haben wir uns sogar einen Bierzapfgerät gebastelt, wo man zwar ca. 2 Minuten pro Glas benötigt, das Bier dann aber herrlich kalt ist. Irgendwie hatte es meine Familie geschafft, alle uns wichtigen Leute auf einem Haufen zu versammeln, also hatten war dann geschätzte 30-40 Leute durch das Haus und den Hof strömen. Die wollten natürlich auch alle essen und trinken. Die weibliche Verwandtschaft hatte sich wieder selbst übertroffen, das Essen war unglaublich. An diesem Abend hat einer nach dem anderen gezeigt, was er konnte. Durchgängig wurde gesungen, Tänze wurden vorgeführt, Instrumente gespielt, Regueton drang aus den Boxen, es ging bis in die frühen Morgenstunden. Es wurden bewegende Reden geschwungen, Tränen vergossen, neue Freundschaften geschlossen, alte Freundschaften aufs neue besiegelt, man wurde mit kleinen Geschenken überhäuft, und zum Versprechen, so schnell wie möglich wieder zu kommen, gezwungen. Bekannte brachten Briefe und kleine Geschenke für die Liebsten in Deutschland vorbei. Wir gingen ein letztes Mal durch unseren Barrio
Unterkunft und auf dem Weg zurück
Irgendwann ist immer einmal Schluss, also verließen wir unter Tränen eines Morgens das Haus, packten alles, was wir wieder mitnehmen wollten ins Auto, drückten noch einmal alle und fuhren Richtung Varadero. Das eigentliche Ziel war aber Villa Clara, wo wir Freunde, die mit dem gleichen Flieger wie wir zurück fliegen, zu besuchen. Auf dem Weg regnete es durchgängig, und auch der Abend dort blieb nicht wirklich trocken. Nach ein paar Bier wollten wir schlafen gehen, man erzählte uns, man hätte uns ein (illegales Casa) für 15 CUC pro Zimmer besorgt. Leise und unauffällig ging es also durch ein paar Hinterhöfe, meine Schwester und Ich sollten eine andere Casa bekommen. Dort angekommen, hat sich schnell heraus gestellt, dass die Casa erst halbfertig war. Wir konnten von innen abschließen, die küche war ein geröllhaufen, das bett noch schmutzig vom vorgänger. Das Bad zum Glück benutzbar, wenn auch nicht unbedingt schön. Naja, eine Nacht wird man ja überstehen. Am nächsten Morgen so schnell wie möglich raus da, frühstücken bei unseren Freunden. Danach noch ein paar kleine Ausflüge, andere Freunde besuchen, bevor wie am frühen Nachmittag Richtung Flughafen aufbrechen würden. Dann war es soweit. Adios Cuba...
(Sorry, falls ein paar Rechtschreibefehler enthalten sind)
Danke für den tollen, erlebnisreichen und sicher ausergewöhnlichen Reisebericht. Hier meine Kommentare:
- nach 10 Stunden Flug noch freiwillig mit einer Mietrottel des Nächtens nach Holguin zu fahren käme für mich echt nicht in Frage. Gab es keine günstigen Holguin-Flüge oder wieso habt Ihr Euch zu so einer Strapaze entschieden?
- 50ltr-Fässer ? Jetzt werd ich aber neidisch! Erzähl mal mehr. Sind die von Bucanero / mit Bucanero? Wie stell ich mir das Zapfen vor, da braucht es doch eine Zapfanlage? Wie habt Ihr die gebaut? Kostenpunkt für 1 Fass? (Oder soll ich mir besser gleich eine eigene pipa bauen?)
- "Baumarkt" in Holguin? Gut, ich bin jetzt eher ein Landei, sicher kein Stadt-Holguinero, aber das wäre mir neu. Gibt's da eine Adresse dazu? Führt der auch interessante Sachen oder nur China-Plunder bzw. "no hay"?
Wo war der Raubmord? In welchem municipio?
Da hast Du ja eine lustige Familie, ein unüberschaubarer Haufen. Schlecht scheint es Deinen Leuten ja nicht zu gehen, wenn man gleich mal die eigene Bar baut. Da stünden bei uns noch andere Bauvorhaben mit höherer Priorität an. Sehr spassig stell ich mir die Lasterfahrt mit allem möglichem Kram inkl. (noch) lebender Sxxan den Strand vor. Super.
#5 RE: Cuba Sommer 09
Wer nach Kuba fährt, darf sein Geld nicht zählen
Mit 20/20/20 is nix mehr
Ich zähle immer vorher, aber bei der Rückkehr nicht und freue mich, wenn noch was da ist
Ich versuche mal, die Fragen zu beantworten. Das Fass an sich war zuerst leer, ein Bekannter hatte es "rumliegen". Er hat es vorbei gebracht, wir haben es gründlich gesäubert und dann mit billigen Bier aufgefüllt, dass es während dem 26. zu kaufen gab. Das heißt, wie haben insgesamt 3 Wasserkanister und 6 Flaschen abfüllen lassen, diese in das Faß umgefüllt und dann mit Bierzapfanlage ausgeschenkt. Als diese relativ billige Quelle einen Tag später versiegt war, haben wir richtige Bucanero-Fäßer am Cupet gekauft, Kostenpunkt ca. 100 CUC. (Ein halber Liter frisch gezapftes Bier kostet dort 1 CUC). Nein, wirklich nicht billig, Preis vergleichbar mit Deutschland. Wäre es nach mir gegangen, dann hätten wir uns auch mit billigem Pesobier begnügt, aber da ich bei der Sache nicht wirklich viel zu sagen hatte und es auch nicht mein Geld war (das habe ich lieber in ein paar Flaschen Rum investiert), kann es mir egal sein.
Die Bierzapfanlage bestand aus einer kleinen Plastikkühltruhe aus Deutschland, in der sich ein ellenlanger Schlauch befand. Diese wurde ständig mit Eis aufgefüllt (die großen Blöcke sind relativ billig). Das Bier aus dem Faß wurde also durch den Schlauch in der Kühlbox geleitet, an deren Vorderseite ein kleines Loch gebohrt wurde, an dem der Zapfhahn (aus Deutschland mitgebracht) befestigt und mit dem Schlauch verbunden wurde. Die ganze Anlage ist außerdem noch mit einem Kompressor verbunden, der auch aus Deutschland stammt. Wenn man dann regelmäßig den Kompressor laufen lässt, ist der Druck groß genug, und es kommt tatsächlich kaltes Bier aus dem Hahn. Ein Bild habe ich angehängt. Die Bar war übrigens eine Idee meines Vaters, und wenn der einmal das Kommando gibt, dann legen die Jungs dort unten schon los. Aber es ist richtig, meine Leute leben auf keinen Fall schlecht und für kubanische Verhältnisse relativ gut.
Die Morde geschahen in relativer Nähe zu Holguin, ca. 20-30 Minuten Fahrt vom Stadtzentrum. Man nimmt einfach die Straße, die hinter der Bar "la palma" (Stadtausgang Richtung Guardalavaca) weitergeht, das ist weitestgehend campo und ca. 3-4km weiter haben die Leute irgendwo gewohnt. Mir ist der Name des Dorfes entfallen.
Der Baumarkt ist natürlich kein richtiger, aber er ist der einzig mir bekannte CUC-Laden, wo man mehr oder weniger Baumaterialien kaufen kann. Es gab Fließen, plastikleisten, ich glaube auch Toilettenschüsseln...jedenfalls einige sonst eher untypische Sachen. Es lag auf jeden Fall auch ein Sack Zement rum, aber ob das ein Austellungsstück war oder er tatsächlich zum Verkauf stand, da habe ich keine Ahnung. Der Laden ist im Zentrum, ich denke relativ nahe dem großen parque.
Der Flug nach Varadero war tatsächlich viel billiger, nach Holguin hätte er ca. 300-400 Euro mehr pro Person gekostet. Davon kann man sich dann eben den Mietwagen leisten. Allerdings werden wir uns beim nächsten Mal genau überlegen, ob es uns das wert ist.
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#8 RE: Cuba Sommer 09
Zitat
(Ein halber Liter frisch gezapftes Bier kostet dort 1 CUC). Nein, wirklich nicht billig, Preis vergleichbar mit Deutschland.
Schöne Zapfanlage. Aber wo bitteschön bekommt man in Deutschland einen halben Liter frisch gezapftes Bier für unter einem Euro? Hast wohl den hier nicht gefunden?
Selbst für Kuba ist das billig. Was kostete gleich nochmal eine 0,3-Liter Dose Bucanero?
Naja, hier gibts 50-Liter-Fässer auch schon ab 50 Euro, besseres Bier ab 80€. Also ist der Faßpreis schon vergleichbar. Allerdings hast du Recht, wenn ich drüber nachdenke, sind 1 CUC für 500ml relativ wenig. Ich frage mich gerade, ob ich da mit dem Preis etwas durcheinander bringe.
Wenn ich nächstes Mal vorbei komme, gucke ich auf jeden Fall nochmal nach.
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