und noch eine Kurzgeschichte

Bicitaxi: Eine Fahrt mit Macheten und Angolakämpfern

Ein Bici ist mehr als ein Taxi. Es sieht so aus wie ein Dreirad, hat zwei bequeme alte Autositze für seine Gäste, ein Dach aus Folie und eine kleine Ladefläche. Bremsen sollte es haben, hat es auch fast immer. Alle sind Marke Eigenbau, so wird jede Fahrt einzigartig, den wie diese Musskomponeten verbunden werden ist der Fantasie des Konstrukteurs überlassen. Es wird im liegen gesteuert, mit Lenker oder coolem Autolenkrad, auf Fahrrad- oder alten PKW-Rädern.
Das alles hat seinen Preis und der ist erfreulich günstig. Mit nur 20 Peso, also ca. 80 Eurocent, wird man fast an jedes Kurzziel gekarrt. Den Preis sollte man natürlich wie überall auf der Welt vorher ausmachen, hält man sich daran, kann es sein dass man mal einen Bicitacero wegschicken muss weil er doch mehr will. Aber auch hier im Kommunismus übersteigt das Angebot die Nachfrage und so findet sich binnen Kurzem ein Williger. Kaum gestartet beginnt die eigentliche Attraktion der Bicis, das Gespräch mit dem Fahrer. Von Jungspund bis zum Altveteran ist alles vertreten, entsprechen abwechslungsreich sind ihre Geschichten. Der eine berichtet vom Überfall auf sein Bici mit Macheten bei dem seine Touristen sehr erschreckt wurden und zeigt auch gleich die passende Narben des Kampfes. Etwas beunruhigt freue ich mich das es Tag ist und alles hell, abends in den Straße kann es also auch im Bici gefährlich sein. Gut das es da erfahrene Taxeros gibt, die fast je Ecke gegrüßt werden oder selber grüßen, das weckt das Vertrauen in Viertel und Fahrer. Handelt es sich bei dem Fahrer auch noch um einen alten Angolakämpfer ist man praktisch sicher. Dann kann man sich zurück lehnen und weiteren Geschichten lauschen, die mit viel Show und Euphorie erzählt werden. Zum Beispiel von den 7 Jahren im Gefängnis. Wegen Kuhmord. Einem schweren Vergehen hier, das mit 20 Jahren bedroht ist. Glück also für unseren Fahrer das er mit dieser vergleichsweise kleinen Strafe davon kam. Er hatte immerhin 18 Kühe getötet und aufgegessen, alles nur mit seiner Familie, nichts verkauft, sonst wäre er heute noch im Bau. Mildernd mag im angerechnet worden sein, dass er als Vater von 3 Kindern seine Frau noch einmal schwängern wollte und sich plötzlich mit Drillingen konfrontiert sah. Da konnte es soviel Taxi fahren wie noch nie und trotzdem blieb immer mehr als einer von 8 hungrig. Kann man also verstehen. Andere sind da weniger verantwortungsbewusst und wollen einfach nur weg, Weg heißt das Land verlassen. Das sie dennoch Bici fahren zeigt das es nicht jedem gelingt. Werder dem der 19 Tage im kaputten Boot auf dem Meer Richtung Miami zu treiben hoffe, noch dem Tischler der heimlich in seinem Wohnzimmer ein Schiff baute und verraten wurde noch den Verzweifelten, die auf ihren Autoreifen im Meer beim Anblick von Havannas gut beleuchteter Küstenstraße Malecon < Llegamos >, WIR SIND ANGEKOMMEN, riefen. Sie fahren noch heute.