Mit an Bord: die nackte Angst

08.01.2008 09:03
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#1 Mit an Bord: die nackte Angst
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http://www.sonntag-sachsen.de/2008/01/mi...e-nackte-angst/

Ausstellung in Leipzig zeigt die erzwungene Auswanderung deutscher Juden nach 1933

Sie haben alles zurückgelassen: Haus, berufliche Existenz, Besitz, Verwandte. Die 280.000 deutschen Juden, die nach 1933 meist nur ihr nacktes Leben an einen neuen Ort retteten.

Eine Ausstellung im Leipziger Zeitgeschichtlichen Forum dokumentiert die erzwungene Auswanderung der deutschen Juden nach dem Beginn der NS-Herrschaft. Sie wurde gemeinsam vom Haus der Geschichte in Bonn und dem Jüdischen Museum in Berlin erarbeitet. Damit wird ein bislang wenig erforschter Teil deutscher Geschichte beleuchtet. Es ist die Geschichte derer, die entronnen sind, eine Geschichte von tragischer Entwurzelung.

1933 wurden die deutschen Juden schlagartig zu Fremden im eigenen Land. Per Gesetz wurden sie aus der »Volksgemeinschaft« ausgeschlossen. Ihre Heimat erkaltete. »Man konnte absolut sehen, was passieren würde«, sagt die Kölner Schriftstellerin Hilde Domin. Sie entschied sich 1933 zunächst für das italienische Exil und irrte danach durch die halbe Welt.

Die ersten, die gingen, waren die jüdischen Künstler und Wissenschaftler – ein Aderlass für Deutschland. Zum Teil wurden sie als »Volksverräter« ausgebürgert. Andere ergriffen von selbst die Flucht. Unter ihnen waren Lion Feuchtwanger, Hannah Arendt, Albert Einstein, Stefan Heym, Siegmund Freud und Alfred Döblin. Viele andere hofften aber noch auf eine Wende zum Guten und blieben. Doch die Reichspogromnacht 1938 zerstörte die letzten Hoffnungen.

Gerald Granston, 1933 als Sohn eines Textilfabrikanten in Chemnitz geboren, erinnert sich: »Ich war fünf Jahre alt, da riefen plötzlich zwei Spielkameraden auf der Straße zu mir: ›Judenschwein‹.« Sein Vater handelte. Er verkaufte das Unternehmen, organisierte eine Schiffsüberfahrt nach Kuba. »Am schwersten fiel der Abschied von der Großmutter«, sagt er. Er sollte sie nicht wieder sehen. Kuba verweigerte die Aufnahme. Nackte Angst bei den Flüchtlingen an Bord. Granston gelangte über Belgien nach Großbritannien. Es wurde seine neue Heimat.

Viele schickten nur ihre Kinder auf die Flucht. Ein zurückbleibender Vater schrieb an seine ausreisende Tochter ein Gedicht:


Wenn fremd die neue Welt dir deucht,
sei stark und fühl’ Dich ein.
Die alte Welt hat uns enttäuscht.
Neu soll Dein Leben sein!

Die Ausstellung berichtet auch von dem bürokratischen Spießrutenlauf. Die auswanderungswilligen Juden mussten Unbedenklichkeitsbescheinigungen, Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe erbringen. Sie sollten ausgeplündert werden. Im Oktober 1941 verbot Deutschland die Auswanderung. Nun rollten die Züge gen Osten – in den Tod.

Nur wenige kehrten nach 1945 in das »Land der Täter« zurück. Es war keine Heimat mehr. Hilde Domin entschied sich 1961 für die Rückkehr und sagte: »Das hat mich mehr Mut gekostet, als der Entschluss Deutschland zu verlassen.«

Stefan Seidel

Die Ausstellung »Heimat und Exil« im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, Grimmaische Straße 6, ist bis 30. März zu sehen.


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08.01.2008 09:08
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#2 RE: Mit an Bord: die nackte Angst
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wäre doch mal interessant, wenn jemand von der leipziger kuba- fraktion einen bericht hier posten könnte!


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08.01.2008 09:48
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#3 RE: Mit an Bord: die nackte Angst
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Tiendacubana
Sein Vater handelte. Er verkaufte das Unternehmen, organisierte eine Schiffsüberfahrt nach Kuba.


Wieso denn ausgerechnet nach Kuba?

Versteh ich nicht ...


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