Wie anders sollen wir uns wehren?

07.11.2006 22:19
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Wie anders sollen wir uns wehren?
Kubas Botschafter Gerardo Peñalver über die Blockadepolitik der USA gegen sein Land




Gerardo Peñalver (37) ist seitSeptember 2005 Botschafter derRepublik Kuba in Deutschland, nachdem er zuvor bereits zweimal alsDiplomat in Bonn und Berlin tätig war. Der Absolvent der kubanischenDiplomatischen Akademie istverheiratet – seine Frau arbeitet als Kulturattaché der Botschaft – und hat einen 4-jährigen Sohn.ND-Mitarbeiter Detlef D. Priesbefragte den kubanischen Diplomaten.

ND: Kuba legt der UN-Vollversammlung am heutigen 8. November den Entwurf einer Resolution vor, die sich gegen die finanzielle und kommerzielle Blockade des Landes durch die USA wendet. Welche Folgen hat diese Blockade für Ihr Land?
Peñalver: Kuba hat dem UNO-Generalsekretär kürzlich einen Bericht über die Auswirkungen der Blockade übermittelt. Allein im Laufe eines Jahres ist uns ein direkter wirtschaftlicher Schaden von über 4 Milliarden US-Dollar entstanden. Der Gesamtschaden, den wir im Verlaufe von 44 Jahren hinnehmen mussten, beläuft sich auf 86 Milliarden Dollar. Und im Sommer haben die USA ihre Sanktionen gegen Kuba weiter verschärft.
In welcher Weise?
Die neuen Maßnahmen betreffen vor allem Bereiche, in denen Kuba erfolgreich ist: Derzeit sind die Nickelpreise auf dem Weltmarkt für uns günstig, also wollen wir unsere Nickelproduktion ausbauen. In den USA wurde aber extra eine Task Force gebildet, um dieses Vorhaben zu vereiteln. Auch die Beteiligung internationaler Konzerne an Erdölerkundung und -produktion in unserem Seegebiet wollen die USA blockieren. Sie wissen vielleicht, dass rund 30 000 kubanische Ärzte in 68 Ländern tätig sind, um das dortige Gesundheitswesen zu unterstützen. Um unsere Solidaritätsarbeit zu untergraben, versucht man, diese Ärzte durch das Versprechen von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen in die USA zu locken. Andererseits wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2006 etwa 73 Prozent aller Visa-Anträge von Kubanern, die aus beruflichen Gründen in die USA reisen wollten, abgelehnt.
Washington erweckt bisweilen den Eindruck, als wolle man durch die Blockade vor allem das »Regime« in Havanna treffen, von dem man die »einfachen« Kubaner befreien will.
Ein »einfacher« kubanischer Junge, Raysel Sosa Rojas, gewann kürzlich einen Zeichenwettbewerb des UN-Umweltprogramms. Seinen Preis, eine Digitalkamera, konnte er nicht in Empfang nehmen, weil die japanische Firma Nikon unter Hinweis auf die Blockade die Lieferung der Kamera nach Kuba verweigerte. Auch die 1000 Dollar Preisgeld bekam er nicht, weil die Organisatoren keine Bank fanden, die die Überweisung nach Kuba vornehmen wollte.
Viele Staaten lehnen doch aber die Extraterritorialität der USA-Sanktionen – also ihre Ausdehnung auf Drittstaaten – ab?
Ja, auch die EU hat erklärt, sie erkenne die Extraterritorialität der Blockade nicht an. In der Praxis aber sind auch europäische Banken und Unternehmen betroffen. Im Zeitalter der Globalisierung gibt es immer mehr Fusionen, Übernahmen, strategische Bündnisse zwischen Unternehmen, und USA-Firmen spielen dabei eine große Rolle. Wir kaufen ein Gerät bei einer deutschen Firma, wenn wir aber später Ersatzteile dafür haben wollen, werden die uns verweigert, weil die Firma zur Filiale eines USA-Unternehmens geworden ist. Auf diese Weise haben im Jahre 2005 mindestens 38 Staaten wirtschaftliche und andere Schäden wegen der extraterritorialen Anwendung der Blockade durch die USA erlitten.
Was erhoffen Sie sich von einer weiteren UN-Resolution? Seit 1992 hat Kuba schon 14 solcher Erklärungen eingebracht, ohne dass sich Wesentliches geändert hätte.
Im vergangenen Jahr haben 182 Staaten für unsere Resolution gestimmt. Es stimmt zwar, dass die USA in ihrer Außenpolitik keine Rücksicht auf die Meinung anderer nehmen, sie führen ja sogar Kriege ohne Mandat der UNO. Aber wie anders als durch den moralischen Appell einer Mehrheit der Staaten sollen wir uns gegen diese unmenschliche Blockade wehren? Andere Mittel haben wir als kleines Land nicht – weder militärische noch politische. Und wir glauben, dass die Blockade früher oder später tatsächlich unter dem internationalen Druck und dem Druck der US-amerikanischen Bevölkerung aufgehoben wird.
Wie entwickelt sich eigentlich Kubas Handel mit Deutschland?
Im Jahre 2004 belief sich der bilaterale Handelsaustausch auf 130 Millionen Euro, 2005 waren es schon 350 Millionen Euro, und dieses Jahr erwarten wir eine weitere Verdoppelung. Das hat natürlich auch mit der Erholung der kubanischen Wirtschaft zu tun. Voriges Jahr hatten wir ein Wachstum von 12 Prozent, dieses Jahr erwarten wir ähnliches. Und wir nutzen dieses Wachstum, um die materielle Situation der Bevölkerung zu verbessern. Denn jede Familie muss von dem Wachstum profitieren. Wir haben eine Perspektive, und das ist es, was die Amerikaner uns nicht verzeihen wollen, weshalb sie ihre Blockade mit jedem Jahr verschärfen. Das ist aber auch ein Zeichen ihrer Ohnmacht.
Quelle: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=99966&IDC=2



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09.11.2006 18:18
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#2 RE: Wie anders sollen wir uns wehren?
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Radio-Interview mit dem kubanischen Botschafter
Rotdorn-Radioaktiv befragte den Botschafter der Republik Kuba, Herr Gerardo Penalver, u.a. zu der aktuellen Situation in Kuba, das spezielle Verhältnis zu den USA und den neuen Entwicklungen der regionalen Wirtschaftskooperation mit Venezuela und Bolivien:
http://www.rotdorn.org/Rotdorn-Radioakti...aribikinsel.mp3


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