Fidels Keulenschwinger erobern das Baseball-Mutterland

Die kubanischen Staatsamateure in den USA zunächst unerwünscht und jetzt in den Classic-Halbfinals

Mit einem knappen Sieg gegen Puerto Rico haben sich die Kubaner für die Halbfinals der World Baseball Classic in Kalifornien qualifiziert. Für die Staatsamateure von der Insel eine grosse Genugtuung, denn die USA wollten sie am Turnier gar nicht teilnehmen lassen.

Überaus stolz war Kubas Trainer Higinio Vélez nach dem knappen 4:3-Sieg gegen Puerto Rico. Man habe das wahre Gesicht des kubanischen Béisbol gezeigt, und im Halbfinal beginne das Turnier jetzt richtig für seine Equipe. Man sollte den langjährigen Coach ernst nehmen, denn seine Prognosen haben sich bisher meist bewahrheitet, und nicht nur er, sondern auch seine Mannschaft will den US-Fans zeigen, was sie können. Und das ist eine ganze Menge. 25 Weltmeistertitel und 3 Goldmedaillen an Olympia, die letzte von Athen 2004, zeugen davon. Nur hat die kubanische Trophäensammlung einen kleinen Makel - sie wurde nicht gegen die Crème de la Crème des Profi-Zirkus der Major League Baseball erspielt.
Kein Clash der Systeme

Doch nun pitchen, batten und fangen die kubanischen Staatsamateure gegen die Spieler, die sie oft nur aus dem Radio kennen. Gegen den Puerto-Ricaner Carlos Beltran von den New York Mets, gegen den Dominikaner Daniel Cabrera und eventuell auch gegen Ichiro Suzuki von den Seattle Mariners. Der ist für Japan auf Homerunjagd und steht genauso wie die Koreaner und die Cracks aus der Dominikanischen Republik in den Halbfinals der Classic. Ausgeschieden sind hingegen ausgerechnet die Spieler aus dem Mutterland des Baseballs - die US-Amerikaner. Ihr Team um die Superstars Derek Jeter und Alex Rodriguez hat den Einzug in die Semifinals gegen Mexiko verpasst, und so kann es nicht mehr zum Clash der Systeme zwischen Kuba und den USA kommen.

Zu gerne hätten die Kubaner ihre offene Rechnung mit den US-Stars beglichen, denn die USA-Administration wollte die Mannschaft vom ungeliebten kleinen Nachbarn am wichtigsten Profiturnier der Baseball-Geschichte gar nicht teilnehmen lassen. Nicht weil die kubanischen Staatsamateure am Stelldichein der besten Profis nichts zu suchen haben, nein, sondern weil man dem System in Kuba nicht gewogen ist und dem Klassenfeind aus der Karibik keine Auflaufprämien und dergleichen zahlen wollte. Das sei mit dem Handelsembargo nicht vereinbar, hiess es lapidar aus Washington, bis internationale Proteste und ein Verweis des Internationalen Olympischen Komitees Druck ausübten und sicherstellten, dass die Visa für Fidels Athleten ausgestellt wurden. Vorbedingung war allerdings, dass die Prämien in einen Spendentopf fliessen. Damit waren die Kubaner einverstanden.

Sie sind gekommen, um zu zeigen, dass sie mithalten können, und nicht um Autogramme zu sammeln. Den Sieg gegen Puerto Rico hatte den Kubanern kaum jemand zugetraut, denn bereits in der Vorrunde waren sie vom gleichen Gegner 2:12 aus dem Stadion in San Juan gefegt worden. Gegen die mit Major-League-Stars gespickte Truppe vor 20 000 fanatischen Fans in der Hauptstadt der Insel zu bestehen, zeugt von Klasse.
Das Risiko der Abwanderung

Nun treffen die Kubaner in den Halbfinals in Kalifornien in San Diego auf die Dominikanische Republik. Gegen dieses Team haben sie in der Zwischenrunde verloren. Nun wollen die Spieler um den herausragenden Yulieski Gourriel, der mit exzellenten Schlägen so manchen Homerun ermöglichte, eine weitere Überraschung herbeiführen. Fidel Castro, oberster Baseballfan des Landes, würde es freuen. Er stand einst selber auf der Einkaufsliste eines Major-League-Klubs und hat damit einiges gemeinsam mit den Stars der Insel. Deren Namen stehen längst in den Notizbüchern der Talent-Scouts der Major League Baseball, und diese umschwirren das Team wie Fruchtfliegen das Obst. Rund dreissig der besten Kubaner spielen schon im US-Profizirkus. Zu den bekannten gehören José Contreras, Maels Rodríguez und Orlando «El Duque» Hernández, die einst auch Castro mit ihren Leistungen verzückten. Das Risiko der Abwanderung schwebt deshalb wie ein Damoklesschwert über dem Team.

Knut Henkel

Quelle: http://www.nzz.ch/2006/03/18/sp/articleDOD6I.html

Warscheinlich fehlt denen das Geld, denn du kauft ja keine oder?

Sind halt Stars oder?