US-Wahl: Geländegewinn in Klein-Havanna

09.10.2004 16:44
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#1 US-Wahl: Geländegewinn in Klein-Havanna
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Rey/Reina del Foro

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AUSLAND ( 09.10.04 14:19 )
US-Wahl: Geländegewinn in Klein-Havanna

Kerry setzt auf Zuwächse in kubanischer Gemeinde / Jung-Einwanderer über Bushs Sanktionspolitik empört
Von DANIEL JAHN

Miami. Mitten in Klein-Havanna hat John Kerry einen Vorposten errichten lassen. Gegenüber vom Restaurant Versailles, einem der Haupttreffpunkte des Kubaner-Viertels von Miami, liegt das Wahlkampfbüro der Demokraten. Das Versailles sei eine "republikanische Bastion", sagt Roxanne Scalia, Helferin in dem Büro und selbst kubanischer Abstammung. Dennoch laufe die Kampagne gut, die Kerry-Aufkleber seien begehrt. In der Tat gibt es viele Anzeichen, dass George W. Bush für den 2. November in Florida kaum mit ähnlich massiver Unterstützung der Kubaner rechnen kann wie vor vier Jahren - ein für den Präsidenten potenziell gefährlicher Trend, da die Wahl in dem Schlüsselstaat auch diesmal sehr knapp ausfallen könnte.

Vor vier Jahren nahmen rund 450000 Kubano-Amerikaner an der Wahl in Florida teil. Rund 80 Prozent von ihnen stimmten für Bush - in einer Wahl, die laut offiziellem Ergebnis mit nur 537 Stimmen Vorsprung zu Gunsten des Republikaners entschieden wurde. Nicht nur, dass die kubanische Gemeinde traditionell mehrheitlich republikanisch stimmt; sie war damals auch durch das Schicksal des kleinen Flüchtlingsjungen Elián elektrisiert. Die hohe Zustimmung für Bush war nicht zuletzt eine Strafaktion gegen die Demokraten dafür, dass ihre Regierung den Jungen gewaltsam zum Vater auf die Insel zurückgeschickt hatte.

Nach vier Jahren aber sind die Wellen der Leidenschaft über Elián verflacht. Zudem macht sich inzwischen ein Generationenbruch in der kubanischen Gemeinde stärker bemerkbar. Die Älteren, die größtenteils in den Jahren nach der Revolution in die USA kamen, seien nach wie vor vom Hass auf Fidel Castro beseelt, sagt Carlos Saladrigas, ein kubanischstämmiger Banker, der mit einer Studiengruppe die Stimmung in der Gemeinde auslotet. Doch für die Jüngeren, entweder seit den 80er Jahren eingewandert oder in den USA geboren, sei der Isolations- und Konfrontationskurs gegenüber Kuba überholt.

Manche Umfragen sagen voraus, dass Bush unter den Kubano-Amerikanern rund 15 Prozentpunkte einbüßen könnte. Gefördert wird dieser Trend durch Missmut über die jüngsten Kuba-Sanktionen. Sie sehen vor, dass Familienbesuche in Kuba nicht mehr jährlich, sondern nur alle drei Jahre stattfinden dürfen. Besucht werden dürfen zudem nur noch enge Verwandte. Die selbe Einschränkung gilt für Geldsendungen. Kerry lehnt die neuen Restriktionen ab, da sie "nur das Elend der kubanischen Volkes" steigerten, nicht den Druck auf Castro. Mit dieser Position hofft er auf Zugewinne vor allem unter den jüngeren Cubanos, die meist engere Familienbande in ihre Heimat haben als die ältere Generation.

Christian Alfonso, Vizechef einer Bank in Miami, kam 1980 als 19-Jähriger in die USA. Er verabscheut Castro, der seine Eltern aus politischen Gründen ins Gefängnis stecken ließ. Doch die neuen Sanktionen findet er "absurd, lächerlich, inhuman". Wie könne es sein, dass die Regierung über "meine Familie, mein Geld" bestimmen wolle, fragt Alfonso. "Erklär mir mal, wie die Demokratie nach Kuba gebracht werden soll, indem ich meinem 82-jährigen Vater und meiner 78-jährigen Mutter eine Hose, Schuhe, ein Hemd oder Medikamente verweigere", schimpft auch der 44-jährige Pförtner Humberto Martínez.

In der kubanischen Gemeinde gibt es inzwischen auch immer mehr Stimmen, die das Embargo generell in Frage stellen. Saladrigas, der nach eigener Schilderung früher zu den Hardlinern gehörte, ist zu dem Schluss gelangt, dass "Sanktionen totalitäre Regime nicht stürzen". Er fordert, durch begrenzte US-Investitionen in Kuba schon jetzt die Grundlagen für eine wirtschaftlich stabile Demokratie nach dem Tod Castros zu legen.

Solche Meinungen sind im Versailles in Little Havanna natürlich längst nicht mehrheitsfähig. In dem mit kitschigen Kronleuchtern und Spiegelwänden dekorierten Restaurant wird zu Gerichten mit geschnetzeltem Rindfleisch, Kochbananen und schwarzen Bohnen viel über die Zukunft der nahen und doch so fernen Insel diskutiert. Der Manager des Restaurants, Raúl Alonso, der schon kurz vor der Revolution in die USA kam, gibt die immer noch vorherrschende Meinung wider: "Sanktionen sind der einzige Weg." Für die Befreiung der alten Heimat seien Opfer nötig, wischt er die Sorgen der Jung-Einwanderer beiseite. (afp)

Copyright: © 2002-2004 Walter Kronenberger

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Moskito


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09.10.2004 16:59
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#2 RE:US-Wahl: Geländegewinn in Klein-Havanna
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jan
Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
den jüngeren Cubanos, die meist engere Familienbande in ihre Heimat haben als die ältere Generation.


Wie das?
Die Älteren haben engere Familienbande in die alte Heimat!
Oder?
Die Jungen sind assimiliert.
(Mehr oder weniger)


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09.10.2004 17:01
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#3 RE:US-Wahl: Geländegewinn in Klein-Havanna
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( Gast )

@ jan

gemeint sind nicht die Kubaner der zweiten Generation, sondern die Balseros, die meist jümger, erst vor kurzem in die USA geflüchtet sind.


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09.10.2004 17:02 (zuletzt bearbeitet: 09.10.2004 17:06)
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#4 RE:US-Wahl: Geländegewinn in Klein-Havanna
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( Gast )

@ Mücke

Florida ist im Moment noch in Bush´s Händen,

aber in den Gesamt-USA kommt Kerry voran

http://www.electoral-vote.com/

Electoral Vote Predictor 2004: Kerry 280 Bush 248


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