Cubaische Gelassenheit

08.03.2008 16:11
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#1 Cubaische Gelassenheit
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guzzi ( gelöscht )

Gestern war Freitag, da gingen Chichi, Dario und ich wieder mal auf Tour, meisten’s Freitag’s. Da ist auch am meisten los im Sandino. Wir müssen früh im Sandino sein wegen den Innereien vom Schwein, das ich für das Hundefutter benötige. Dario und marschierten los Richtung Sandino, Chichi und ich Richtung Bank. Er hatte seit dem Nov.07 keine Lohnzahlung mehr erhalten. Wie üblich, war schon morgens eine riesen Cola vor der Bank, wir warteten in der Reihe und bekamen mit, dass eigentlich alle die da waren ihr Gehalt seit Monaten nicht mehr bekamen. Ein Bekannter von uns, Musiker der in einer Musikgruppe spielte, die vom Staat bezahlt wurde, sagte, er warte schon ein Jahr auf seine Kohle. Ich musterte die Leute, es war kein einziges Goldzähnchen darunter, oder behangen mit gelben Ketten. Meistens ältere Leute, von 40 aufwärt’s. Alle bekamen die gleiche Antwort, es sei unterwegs, in 2 Wochen ist es da. Natürlich hielt ich mein sonst loses Mundwerk, denn es waren bestimmt auch Spitzel darunter, die sind ja überall. Nach einer Stunde kam Dario daher, wo seit ihr denn. Habe schon alles gekauft, war wieder zu Hause, habe alles in den Kühlschrank gelegt und wollte schauen wie weit ihr seid.
Die abuela rüste schon das Zeug, auch die Innereien werde sie klein schneiden. Es sind ja nicht nur die Lungenflügel, da hängt noch die ganze Kehle mit den Luftschläuchen dran.
Es ging nicht mehr lange und Chichi hatte eintritt in die Bank, Chichi, ich komme auch mit, will das selber hören. So sass ich auf dem Stuhl und er ging zum Schalter, legte seine Bankkarte vor und bat um seine Mäuse. Der Beamte zog die Karte durch und wartete, leider können wir ihnen nicht’s auszahlen, das Geld ist noch nicht da. Chichi verzog sein Gesicht zu einem quälendem grinsen und meint, das sei nun schon der 4 Monat.. Leider können wir nichts dafür. Nun war ich dran, ging zum selben Bankschalter und fragte nach einem Jeffe, Chichi stach mir mit seinem Ellbogen in den Rücken, es war schon zu spät, denn der herbei gerufene Herr erschien bereit’s. Ich stellte mich vor und rief Chichi herbei, der auf dem Stuhl platz genommen hatte. Freundlich machte ich dem Herr die Sachlage klar, von Chichi. Ich sagte ihm noch, dass Chichi in de Sagua arbeite und den Transport zur Arbeit selber zu tragen habe, irgendwann sei es doch so weit, dass er kein Geld mehr habe um auf die Arbeit zu fahren, was machen denn all die schwangeren Frauen und alten Leute, die er zu betreuen habe.
Freundlich war der Beamte, aufmerksam hörte der Beamte zu und sagte, ich werde mal nachfragen wo das Geld liegenbleibe. Er ging zum Telefon, rief angeblich Habana an um zu fragen wo der Fehler sei. Er kam zurück und meinte, sie kennen das Problem, das ganze Geld für die Ärzte liege bereit in Habana, es fehle leider noch eine Unterschrift, sobald das getan sei, werde die Kohle auf das Konto übertragen. Ebenso freundlich bedankte ich mich, für sein entgegenkommen.
Dem Chichi war dies oberpeinlich, draussen meinet er tu eres no fàcil. Nein das bist du Chichi, wenn nie jemand etwas sagt kommt die Kohle nie, zudem hast du jede Woche eine reuniòn bei deiner Ärzte Partei, warum sagst du da nicht’s, du kannst doch sagen, wie du auf die Arbeit kommen solltest wenn kein Arbeitslohn da ist. Alle jeffes haben die Kohle nur die, die Arbeit machen sind im out. Zudem verstehe ich nicht, warum der Staat nicht bezahlt, die können ja Geld drucken soviel sie benötigen, sie brauchen keinen Gegenwert zu hinterlegen.
Natürlich hast du recht Edi, aber keiner würde jemals etwas sagen. Es liegt nicht daran, dass der Staat kein Geld hat, da werde aus anderen Gründen die Bremse gezogen. Wir haben keine Angst, aber dafür haben wir Respekt. Jetzt war ich dran um den Kopf zu verdrehen, du hast vor so einem Staat Respekt der die Leute nicht bezahlt, weil irgend so ein Arsch aus Freude die Leute hinhält und zum Kaspar macht. Es ist mir leid, aber so was geht nicht in meinen Schädel. Wenn dein Jeffe Mani wieder kommt, werde ich ihn darauf hin ansprechen, da kannst du sicher sein. Ob es was bring oder nicht, scheissegal.
Das Thema legten wir auf die Seite, eilten zur Pipa, denn ich hatte ein ordentliches verlangen nach einem Bier. Nicht lange dauerte es und der Fulano kam anmarschiert, sein Vorhaben das A2 zu verlängern war schnell vergessen. Es ist immer eine Augenweide, wenn die hübschen Sportschülerinnen vorbeikamen, schön bekleidet und die Haut so glänzt. Ihre Augen leuchten und sind immer für ein Spass oder paar kurze Worte zu haben. Unsere Gruppe vergrösserte sich schnell. Ich muss mich immer wieder wundern, wie die Cubis trotz ihrem staatlichem Schmach glücklich sind und lachen können. Irgendwie muss das ein Bestandteil ihres Lebens sein, das ist genau was an mir fehlt, vielleicht lerne ich das auch noch, obwohl es mich nicht direkt betrifft.


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08.03.2008 20:11
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#2 RE: Cubaische Gelassenheit
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( Gast )

Zitat von guzzi
...leider können wir ihnen nicht’s auszahlen, das Geld ist noch nicht da. Chichi verzog sein Gesicht zu einem quälendem grinsen und meint, das sei nun schon der 4 Monat... Es liegt nicht daran, dass der Staat kein Geld hat, da werde aus anderen Gründen die Bremse gezogen.

Kuba ist weit davon entfernt, ein Rechtsstaat zu sein, trotzdem gibt es dort Rechtsanwälte und auch so etwas Zivilrechtssystem, dies gilt insbesondere für das Arbeitsrecht.
Was spricht hier dagegen einen Rechtsanwalt mit der Angelegenheit zu beauftragen
Seinen Arbeitsplatz verliert ein kubanischer Arbeitnehmer deshalb nicht. Außerdem, wenn es nicht darin liegt, dass der Staat kein Geld habe, ist letzlich das politische Topmanagement auch nicht dagegen, dass die Löhne pünktlich ausgezahlt werden, sondern diese Leute werden dann darauf aufmerksam, dass es an einer Unterschrift in Habana "hakt"...

Pitty


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08.03.2008 20:44
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#3 RE: Cubaische Gelassenheit
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guzzi ( gelöscht )

Zitat von pitty
]
Kuba ist weit davon entfernt, ein Rechtsstaat zu sein, trotzdem gibt es dort Rechtsanwälte und auch so etwas Zivilrechtssystem, dies gilt insbesondere für das Arbeitsrecht.
Pitty


Such mal einen Anwalt der gegen den Staat klagt in Cuba, wenn der Arbeitnehmer nicht mal die Kraft aufbringt an einer Ärzte Konferenz sich wehren

Die leben auf Cuba und nicht in Deutschland


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08.03.2008 21:03
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#4 RE: Cubaische Gelassenheit
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@ guzzi - chichi wird sich nicht mehr ändern, ein guter kerl, aber zu ruhig. was macht denn sein camaroncito?


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08.03.2008 21:36
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#5 RE: Cubaische Gelassenheit
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guzzi ( gelöscht )

Zitat von Tiendacubana
@ guzzi - chichi wird sich nicht mehr ändern, ein guter kerl, aber zu ruhig. was macht denn sein camaroncito?


Der wird immer feisser, bewegt aber seinen Arsch auch nicht richtung arbeit. Kaum zum glauben


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11.03.2008 06:19
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#6 RE: Cubaische Gelassenheit
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user ( gelöscht )

Zitat von guzzi
Zitat von Tiendacubana
@ guzzi - chichi wird sich nicht mehr ändern, ein guter kerl, aber zu ruhig. was macht denn sein camaroncito?

Der wird immer feisser, bewegt aber seinen Arsch auch nicht richtung arbeit. Kaum zum glauben


wenn kein bus mehr fährt!

und sein camaroncito?


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