Mariela Castro ist bekanntlich Tochter des Staatspräsidenten und Nichte des Revolutionsführers, außerdem von den staatlichen Medien gefeierte Leiterin des kubanischen Zentrums für Sexualerziehung. Sie hat sich jetzt vom Experten für Neue Medien der kubanischen Staatssicherheit, der unter dem Pseudonym "Yohandry Fontana" unermüdlich einerseits regierungsoffizielle Jubelmeldungen sowie andererseits platteste Verleumdungsattacken gegen die Opposition ausdenkt und via Blog-Artikel und Tweets verbreitet, in die Nutzung der Plattform Twitter einweisen lassen. Und hat offenbar ihre Schwierigkeiten mit dem herrschaftsfreien Raum, in dem sie nicht automatisch die allseits bewunderte Chefin ist: Innerhalb ihrer ersten Tweets beschuldigt sie erst Radio Nederland, das über ihren Besuch im Rotlichtviertel von Amsterdam berichtet und sie ausführlich zitiert hatte, "bösartiger Manipulationen" (wie schon 2010 via "Junge Welt" gegenüber dem Spiegel, nachdem ihr eine von ihr selbst freigegebene Interview-Fassung nach Abdruck nicht mehr gefallen hatte). Dann tut sie eine unangenehme Frage von Yoani Sánchez zum Thema Toleranz mit der Bemerkung ab, Yoani solle sich fortbilden, um ihre "Dienstleistungen" zu verbessern, schließlich reproduziere ihre Sichtweise von Toleranz bloß alte Machtmechanismen (in Marielas eigentümlicher Sichtweise ist die absolute Macht ihrer eigenen Familie natürlich kein "alter Machtmechanismus"!). Kurz darauf erklärt sie kritische kubanische Fragesteller pauschal zu "verabscheuungswürdigen Parasiten", ganz im peinlichen alten Caudillo-Stil ihres Onkels, der Mitbürger anderer Meinung auch immer gerne als "Abschaum" und "Gewürm" bezeichnet hat, bestenfalls noch als "vom Yankee-Imperialismus beauftragte Söldner". Mal sehen, was Mariela in ihren nächsten Tweets noch alles ablässt, wenn sie sich vom beschränkten Bereich der Sexualität entfernt... Warum haben diese Menschen im 21. Jahrhundert eigentlich keine ordentlichen PR-Berater!?

Damit Mariela Castro mit ihren peinlichen Bemerkungen nicht so allein dasteht, hat sich jetzt schnell der von der kubanischen Regierung als Mann fürs Grobe bezahlte Schmierfink Manuel Henríquez Lagarde in die Schlagzeilen geworfen, um die Unfähigkeit der Castros zur politischen Diskussion noch zu übertreffen: Er erklärt Yoani zur Nutte.

Zitat von Diario de Cuba, 10.11.2011

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Bloguero oficialista llama 'puta' a Yoani Sánchez por 'vender a su pueblo'

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Verglichen mit Lagarde waren die Ede von Schnitzlers dieser Welt noch echte Journalisten.

Zitat von jojo1

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Meines Erachtens wird Yoani S von der kubanischen Führung schon mit Ihren Äußerungen beachtet.

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Selbstverständlich. Ansonsten würde die Führung nicht derart viel des für andere Dinge so knappen Geldes dafür ausgeben, dass Typen wie Lagarde, "Yohandry Fontana" oder zig andere sich fast wöchentlich schlimme Sachen über sie ausdenken. In den ersten Jahren ihres Blogs wurde Yoani noch ignoriert. Heute wird sie dem Volk stattdessen als einer der übelsten Staatsfeinde präsentiert. Trotz all der Horrorgeschichten und der totalen Überwachung ist seltsamer Weise nie irgendein gerichtsverwertbarer Beweis aufgetaucht und sie ist immer noch auf freiem Fuß. Nicht ganz logisch.

Zitat von Luz

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Nicht ganz logisch, weil es nicht in dein Weltbild passt? Oder wie meinst du das?

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Nicht ganz logisch, weil sie entweder kriminell ist oder eben nicht. Falls die Anschuldigungen stimmen, dass sie gegen Kuba im Auftrag einer fremden Macht Krieg führt, warum tut der Staat nicht seine Pflicht und bringt sie dafür vor Gericht und ins Gefängnis? Falls sie andererseits bloß anderer Meinung ist als die Regierung, warum wird sie dann öffentlich an den Pranger gestellt und schikaniert?

Zitat von Luz

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Wobei, dass sie der Bevölkerung als Staatsfeind präsentiert wird ist mir auch noch nicht aufgefallen. In der cubanischen 'Presselandschaft' wird sie doch weiterhin ignoriert, oder ist mir was entgangen?

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Kannst ja mal nach googeln, sie bleibt in keinem Artikel über "Cyberkrieg" oder "Söldnertum" unerwähnt, die von oben verordnete offizielle Rufmordbezeichnung ist (derzeit) "cibermercenaria". Was ist eine gegen Kuba kämpfende "Söldnerin" oder eine "Konterrevolutionärin" nach deiner Lesart, wenn kein Staatsfeind? Teilweise hast du natürlich recht: Was tatsächlich weiterhin ignoriert wird, sind die Inhalte ihrer Äußerungen.

Zitat von DIE ZEIT, 24.11.2011

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Kuba: Würmer und Parasiten
von Christian Schmidt-Häuer
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Dass Mariela Castro kleinere Lebewesen zur Diskriminierung der Dialogpartner bemüht, hat Familientradition.

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