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Wirtschaftsentwicklung Kuba 2007
02.08.2008 08:27 (zuletzt bearbeitet: 02.08.2008 08:28)
#1 Wirtschaftsentwicklung Kuba 2007
Wirtschaftsentwicklung Kuba 2007
Havanna (bfai) - Die kubanische Wirtschaft wuchs 2007 nach eigenen Angaben um 7,0%. Umfangreiche Unterstützung erfuhr das Land durch verbilligte Erdöllieferungen aus Venezuela sowie chinesische Handelskredite. Allerdings hat sich die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen nicht verbessert. Kuba ist nach wie vor in hohem Maße auf Importe von Energie, Industrieprodukten und Lebensmitteln angewiesen. Erste strukturelle Reformen - insbesondere in der Landwirtschaft - zeichnen sich jedoch unter Raúl Castro ab.
1 Wirtschaftsstruktur
1.1 Kurzcharakterisierung der kubanischen Wirtschaft
Die kubanische Wirtschaft wurde nach dem Modell der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft aufgebaut. Dieses System besteht unverändert mit allen dafür typischen Mängeln wie Fehlallokation von Ressourcen, starke Bürokratisierung, Kapitalmangel, unzureichende Leistungsanreize für Arbeitnehmer sowie ein schlecht entwickelter Logistiksektor.
Am 24.2.08 wurde Raúl Castro zum neuen Präsidenten des Staats- und Ministerrates Kubas gewählt, nachdem Fidel Castro auf eine Kandidatur verzichtet hatte. Raúl Castro hat strukturelle Reformen insbesondere im Bereich der Landwirtschaft angekündigt und zugleich durch seine Ermunterungen zu Kritik und der Betonung der Bedeutung von Effizienz und Leistungsfähigkeit in der Wirtschaft Erwartungen geweckt. Erste Schritte zur Förderung der Produktion erfolgten in der Landwirtschaft, wo die Entscheidungskompetenz auf Gemeindeebene verlagert wurde, Privatbauern brachliegendes Land überlassen wird und ein Kredit und Gerätenetzwerk aufgebaut werden soll.
Ausländische Investoren werden zwar weiterhin nicht umworben, aber deren Angebote ernst genommen, was sich im Ablauf verschiedener Delegationsreisen aus Deutschland gezeigt hat.
Die kubanische Wirtschaft, die in den Jahren der Spezialperiode der frühen 90er Jahre und dem Wegfall der sowjetischen Subventionen sowie des Handels im Rahmen des Comecon stark gelitten hat, wächst weiterhin. Die tatsächliche Höhe des Wachstums ist allerdings nicht ermittelbar, da das kubanische Zahlenwerk nicht internationalen Standards entspricht.
Zu einem Großteil ist das Wachstum der kubanischen Wirtschaft allerdings durch die umfangreiche Unterstützung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez begründet, der das Land mit verbilligten Erdöllieferungen versorgt. Hierdurch und durch chinesische Handelskredite wurden Investitionen in die Stromerzeugung, in Transport und Wasserversorgung möglich. Auch die für die Erwirtschaftung von Devisen wichtigen Nickelexporte sind gewachsen. Die Zahl der Kuba besuchenden Touristen hingegen sank minimal.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen hat sich 2007 nicht gebessert. Ein erheblicher Anteil des Warenangebots, alles außer Bohnen, Reis, Schweinefleisch, Obst und Gemüse, wird nur gegen konvertierbare Währung in staatlichen Supermärkten oder auf dem Schwarzmarkt angeboten. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat jedoch keinen oder nur sehr begrenzten Zugang zu konvertiblen Pesos (CUC).
Kkubanische Quellen geben das durchschnittliche Jahreseinkommen je Erwerbstätigen für 2007 mit 4.896 nationalen Pesos (kub$; circa 156 Euro) an. Damit ist das Gehalt gegenüber 2006 zwar um 5,4% gestiegen, gleichzeitig wuchsen aber auch die Lebenshaltungskosten. Das Einkommen ist nach wie vor zu gering, als dass eine Familie allein damit den Lebensunterhalt decken könnte.
1.2 Struktur der Wirtschaft
Die kubanische Wirtschaft ist in Staatsunternehmen organisiert, die 13 Fachministerien unterstehen. Daneben bestehen Joint Ventures und internationale Wirtschaftsassoziationen mit ausländischen Firmen und circa 90.000 selbständig tätige kubanische Personen. Die Anzahl der Joint Ventures verringert sich seit Jahren und erreichte 2007 mit nur 233 (2005: 258) einen neuen Tiefstand seit der Öffnung der kubanischen Wirtschaft für ausländisches Kapital.
Gemäß kubanischer Quellen ist die Wirtschaft 2007 dennoch gewachsen: Investitionen +16,8%, Landwirtschaft und Fischerei +24,7%, Industrie +7,8%, Transport +7,9% und Dienstleistungen +11%. Exporte von Gütern und Dienstleistungen sind um 24% angestiegen. Trotzdem bleibt Kuba in hohem Maße auf Importe von Energie und Industrieprodukten und Lebensmitteln angewiesen. Wichtige Exportprodukte sind Nickel, Tabak, medizinische Leistungen, und Pharmazeutika, Zucker und Derivate (zum Beispiel Rum). Hierzu kommen die Einnahmen aus dem Tourismus sowie die - trotz des US-amerikanischen Verbots - im Lande ankommenden Überweisungen von Exilkubanern.
2 Wirtschaftslage
2.1 Wirtschaftsklima
Kuba hat, nach dem es durch den Zusammenbruch der Handelsbeziehungen innerhalb des Comecon Anfang der 90er Jahre einen externen Schock zu bewältigen hatte, in den letzten Jahren an makroökonomischer Stabilität gewonnen und ist in einzelnen Sektoren für ausländische Exporteure durchaus interessant. Auch deutsche Unternehmen, vor allem im Maschinenbau, haben ihre Absätze in Kuba in den letzten Jahren deutlich steigern können. Die Zahlungsmoral gegenüber den deutschen Exporteuren gilt als gut, Kuba bedient seine Schulden im Rahmen des 2002 mit Deutschland abgeschlossenen Abkommens pünktlich. Die Euler-Hermes Exportkreditgarantie ist ein wichtiges positives Element in den deutsch-kubanischen Wirtschaftsbeziehungen. Im Juni 2005 wurde der revolvierende Plafond für kurzfristige Geschäfte mit Kreditlaufzeiten bis zu zwölf Monaten auf 20 Mio. Euro erhöht. Zu Jahresbeginn 2008 wurde eine einmalige temporäre Überschreitung des Plafonds um 5 Mio. auf 25 Mio. Euro zugelassen. Der neben dem kurzfristigen Plafond bestehende revolvierende Plafond für Geschäfte mit über zwölf Monate hinausgehenden Kreditlaufzeiten in Höhe von 40 Mio. Euro besteht ebenfalls weiter. Neu ist die Möglichkeit, bei Direktinvestitionen Anträge auf Erteilung von Bundesanlagengarantien stellen zu können.
Allerdings gibt es für private Initiativen in der kubanischen Zentralverwaltungswirtschaft keinen beziehungsweise nur einen sehr eingeschränkten Raum. Die bürokratischen Hemmnisse sind hoch und die Rechtssicherheit für Investoren entspricht nicht der marktwirtschaftlich orientierter Gesellschaften. Der staatliche Sektor wird geschwächt durch Warenabflüsse (etwa durch Korruption, Diebstähle) in den informellen Sektor. Nach Angaben der staatlichen Medien machte dies 2006 rund 185 Mio. kub$ aus (zum Vergleich 2005: 416,9 Mio. kub$; dies entspricht circa 1% des nicht bereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP); Quelle: Zeitschrift "Juventud Rebelde" vom 23.2.07). Für 2007 liegen hierzu keine Zahlen vor.
2.2 Offenheit gegenüber der Weltwirtschaft
Kuba ist Mitglied der Welthandelsorganisation, nicht jedoch des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf Grund des Vetos der USA, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB). Darüber hinaus ist Kuba beteiligt an dem vom venezolanischen Präsidenten Chávez ins Leben gerufene ALBA-Projekt (Alternativa Bolivariana de las Américas), das als wirtschaftspolitisches Alternativprojekt zu den von den Regierungen Kubas und Venezuelas als neoliberal gekennzeichneten Freihandelsabkommen konzipiert ist.
Der außenwirtschaftliche Verflechtungsgrad Kubas insgesamt ist nach wie vor gering. Herausragend ist der Anstieg des Handels mit der VR China. Dieser stieg 2007 um 23% im Vergleich zum Vorjahr und überschritt damit die 2 Mrd. US$-Grenze.
2.3 Aktuelle Wirtschaftsentwicklung
2.3.1 Wirtschaftswachstum 2007
Die kubanische Regierung gibt das Wirtschaftswachstum in Relation zum BIP mit 7,0% an. Die zugrunde gelegte Berechnungsmethode weicht allerdings vom internationalen Standard ab; Berechnungsgrundlage ist das sogenannte "BIP social sostenible", das die stark subventionierten Leistungen im Gesundheits- und Bildungssektor sowie Teile des Bruttonationaleinkommens (medizinische Leistungen im Ausland) mit einbezieht. Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) sowie die Economist Intelligence Unit in ihrer "Länderanalyse Kuba" sehen das Wachstum des BIP bei 6,6%. Auch die CEPAL benützt kubanische Rohdaten und leitet daraus nach den international anerkannten Methoden das kubanische Wirtschaftswachstum ab.
Zum mit Abstand wichtigsten Außenhandelspartner Kubas hat sich Venezuela entwickelt. Nach Venezuela gingen 2007 zwar nur 11,4% aller Exporte, fast 25% aller Importe stammen hingegen von dort (vor allem Öl). Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sollen in Zukunft noch enger werden: Ende Januar 2007 haben Venezuela und Kuba 16 Verträge in den Bereichen Landwirtschaft, Stahlproduktion und Telekommunikation (Volumen: 2.000 Mio. US$) unterzeichnet. Von 2001 bis 2006 stieg der Handelsaustausch zwischen beiden Ländern von 460 auf 2.649 Mio. US$ an. Wichtigster europäischer Handelspartner waren in den letzten Jahren die Niederlande aufgrund ihrer Bedeutung als Umschlagplatz für das aus Kuba exportierte Nickel (Gesamtexportvolumen 2007: 1.010 Mio. US$). Die Handelsbilanz zwischen der EU und Kuba ist 2007 um insgesamt 13,33% gesunken (Exporte: -11,73%, Importe: -17,03%). Deutschland hat 2007 Waren für insgesamt 216 Mio. Euro exportiert und für 20 Mio. Euro importiert.
2.3.2 Agrarsektor
Kuba muss nach wie vor den überwiegenden Teil (circa 80%) seines Lebensmittelkonsums importieren. Trotz des US-Handelsembargos bezieht Kuba Agrarerzeugnisse vor allem aus den USA (Importvolumen 2007: 437,5 Mio., 2006: 340 Mio., 2005: 350 Mio. US$). Die Regierung bemüht sich darum, diese Importe anderweitig zu substituieren und hat unter anderem mit Venezuela einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, welcher die Ausweitung der Reisproduktion in Venezuela und den Verkauf der Erzeugnisse nach Kuba vorsieht. Der kubanische Agrarsektor insgesamt verzeichnete 2007 einen Anstieg um 24,7%. Die Produktion von Zitrusfrüchten stieg um 20% gegenüber 2006, die Reisernte fiel etwas geringer aus als im Vorjahr. Kuba verbraucht jährlich circa 700.000 t Reis, davon werden circa 500.000 t importiert, 150.000 bis 200.000 t davon aus den USA. Bedingt durch die starken Regenfälle im Herbst, mussten im Osten der Insel Ernterückgänge hingenommen werden. Es wurde ein Schaden in Höhe von 500 Mio. USS verursacht. Gestiegen sind hingegen die Produktionszahlen für Milch (16,8%) und Schweinefleisch.
Weit über 50% der landwirtschaftlichen Nutzflächen liegen brach beziehungsweise sind aufgrund der Überwucherung ("Marabú") nicht bebaubar. Hier setzt die Politik von Raúl Castro an, der eine Erhöhung der Produktion zur Substituierung der Importe herbeiführen will. So sollen auch unrentable staatliche landwirtschaftliche Betriebe geschlossen und das System dezentralisiert werden. Den Privatbauern, die bereits jetzt mit nur 30% der bebauten Flächen rund 70% der Produktion bestreiten, soll zukünftig mehr Land, landwirtschaftliche Maschinen und Kredite für deren Beschaffung zur Verfügung gestellt werden. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen zu einem Erfolg führen.
2.3.3 Energie
Das Jahr 2006 war von der Regierung zum Jahr der Energierevolution ausgerufen worden; umfangreiche Investitionen wurden getätigt. Die Stromproduktion stieg um etwa 7%, und die Anzahl der "apagones" (Stromausfälle) hat sich seitdem spürbar verringert. Insgesamt gab es 87,5% weniger Stromausfälle im Vergleich zu 2005. Im Jahr 2007 wurde die Kapazität der Stromerzeugung aus Gas weiter ausgebaut.
Mittel- bis langfristig will die Regierung auf erneuerbare Energiequellen setzen. Versuchsanlagen zur Stromerzeugung aus Wind und Studien zur Nutzung der Gezeitenkräfte existieren zwar schon, eine nachhaltige Nutzung ist jedoch derzeit noch nicht absehbar. Allerdings hat Kuba mit Indien ein Abkommen zur Schulung kubanischer Kräfte in der Nutzung der Windenergie unterzeichnet, und im Dezember 2007 wurde der Bau einer Windkraftanlage (mit französischer Technologie) angekündigt. Kuba ist an Erfahrungen aus Deutschland interessiert, das als führend auf dem Markt der Windenergie gilt.
Mit den gestiegenen Erträgen aus der Zuckerernte kam auch die Produktion von Ethanol in Kuba ins Gespräch. Jedoch ist aufgrund der im weltweiten Vergleich geringen Hektarerträge nicht damit zu rechnen, dass Kuba in absehbarer Zeit seinen Treibstoffbedarf auch nur teilweise aus Ethanol wird decken können. Stattdessen ist anzunehmen, dass Kuba seinen eingegangenen Exportverpflichtungen verstärkt mit Zucker aus eigener Produktion wird nachkommen können und diesen nicht mehr teuer zunächst auf dem Weltmarkt einkaufen muss.
Nach offiziellen Angaben liegt die kubanische Produktion von Erdöl (mit hohem Schwefelgehalt) derzeit bei 57.000 Barrels/Tag, insgesamt 2,7 Mio. t im Jahr 2007. Damit kann Kuba rund 50% des Eigenbedarfs decken. Das Abkommen Venezuelas mit 13 karibischen Staaten - Petrocaribe genannt - garantiert darüber hinaus die Lieferung zu Vorzugspreisen (etwa die Hälfte des Weltmarktpreises) und günstigen Zahlungszielen. Die Erdölimporte aus Venezuela liegen bei circa 90.000 Barrels/Tag. Ein Abkommen mit der brasilianischen Erdölgesellschaft Petrobas soll die Produktion in Offshoregebieten ankurbeln. Weitere Explorationsrechte sind an die VR China, Vietnam und Spanien vergeben. Die Erdgasproduktion lag mit 1,215 Mio. cbm höher als das Vorjahresniveau. Im Jahr 2007 hat Kuba etwa 47% seines Energiebedarfs mit Eigenproduktion gedeckt.
2.2.4 Tourismus
Die Zahl der deutschen Kuba-Touristen war 2007 erneut rückläufig und lag bei 103.054 (Rückgang um über 9% zum Vorjahr). Auch insgesamt ging die Anzahl der Besucher 2007 zurück. Die Abnahme ergab sich vor allem durch weniger Touristen aus Spanien (-28,2%), Italien (-7%), Frankreich ( 11%), nur Kanada weist eine Steigerung von 9,3% auf. Diese Märkte wurden bereits vor einigen Jahren erschlossen. Aufgrund eines ungünstigen Preis-Leistungsverhältnisses und Mängel im Servicebereich gibt es jedoch zu wenig wiederkehrende Gäste aus diesen Ländern. Diese Verluste konnten nur teilweise durch höhere Besucherzahlen aus den südamerikanischen Ländern (Argentinien: +24,8%, Kolumbien: +15,8% und Brasilien: +10,4%) oder auch Russland (+4,3%), aufgefangen werden.
2.3.5 Bausektor und Infrastruktur
Im Jahr 2007 wurden 51.790 Häuser fertig gestellt, was dem Bausektor ein starkes Wachstum brachte. Mehr als zwei Drittel der Häuser erfolgten im Eigenbau - der Staat stellte die Materialien zur Verfügung, den Bau selbst führten die zukünftigen Bewohner beziehungsweise lokale "Brigaden" durch. Der Staat investierte weiterhin in den Infrastrukturbereich (Krankenhäuser, Schulen, Elektrizität, Straßenbau und Wasserversorgung).
3 Wirtschaftspolitik
3.1 Fiskalpolitik
Genaue Daten über den Haushalt mit Anteilen der einzelnen Einnahmen und Ausgaben liegen nicht vor. Kuba beziffert die Staatsausgaben für 2007 mit 41,4 Mrd. CUC (umgerechnet 29,5 Mrd. Euro, die Einnahmen mit 39,52 Mrd. CUC (28,1 Mrd. Euro), womit das Fiskaldefizit, wie im Vorjahr, bei 3,2% des Bruttosozialprodukts (BSP) liegt. Auch 2008 dürfte die kubanische Regierung diese Zielgröße ansteuern. Höhere Löhne werden durch die Erhöhung der Steuern und Abführungen staatlicher Unternehmen finanziert, dabei werden Einnahmen aus dem Export kubanischer Dienstleistungen (vor allem medizinische Leistungen) eine erheblichen Beitrag zu den Einnahmen leisten.
3.2 Geldpolitik
Das kubanische Wechselkurssystem ist komplex. Nationale Währung ist zum einen der - nicht konvertible - kubanische Peso (kub$), daneben besteht jedoch der sogenannte konvertible Peso (CUC). In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung setzt die Regierung eine Relation des kub$ zum CUC von 1:1 an, während tatsächlich ein nationaler Peso nur im Verhältnis 24:1 in CUC getauscht werden kann, was der Kaufkraftparität nahe kommen dürfte. Der CUC ist fest an den US-Dollar angebunden (1 CUC=1,08 US$). Ausländische Währungen können in Kuba frei gegen CUC getauscht werden, allerdings wird der Umtausch von US$-Noten zusätzlich mit einer Gebühr von 10% bestraft.
Kubanische Wirtschaftsunternehmen müssen ihre Deviseneinnahmen an die Zentralbank abführen. Bei Importgeschäften müssen die Devisen eigens bei der Zentralbank beantragt werden, ihre Verwendung bedarf der Genehmigung der Zentralbank. Auch Gemeinschaftsunternehmen unterliegen eingeschränkt dieser Regelung; ausgenommen sind Gewinnanteile des ausländischen Partners. Die Rolle der Zentralbank ist durch all diese Maßnahmen sehr gestärkt worden. Zu den staatlichen Devisenreserven liegen keine Angaben vor; sie sind als Staatsgeheimnis eingestuft.
Auch zur Inflation gibt es für 2007 keine offiziellen Daten; die Economist Intelligence Unit schätzt sie auf 3,6%. Die Durchschnittslöhne stiegen 2007 nominell um 5,4% auf 408 kub$.
In Abwesenheit eines Marktes bestehen die wichtigsten wirtschaftspolitischen Zielsetzungen aus detaillierten planwirtschaftlichen Zielvorgaben für Investition und Produktion und die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen. Es gilt der Vorrang politischer vor wirtschaftlichen Entscheidungen. Trotz der politischen Veränderungen sind die Prioritäten der kubanischen Investitionsplanung und auch die Erwartungen der Bevölkerung fast unverändert und liegen in den Bereichen Energiegewinnung, Transport, Wasserversorgung, Verbesserung der Wohnungslage und Zukunftstechnologien (Informations- und Biotechnologie). Die Weiterentwicklung des Tourismus ist wieder auf die Agenda aufgenommen worden. In den nächsten Jahren sollen 30 zusätzliche Hotels errichtet werden.
Nach der Wahl Raúl Castros zum Präsidenten des Staats- und des Ministerrats wird erwartet, dass die Wirtschaftspolitik durch die Regierung überprüft wird. Raúl Castro hat als zuständiger Minister über Jahrzehnte die kubanischen Streitkräfte geführt und ihnen eine bedeutende Rolle im Dienstleistungs-, Tourismus- und Produktionsbereich eröffnet. Über die Jahre haben die Streitkräfte ihr Schlüsselpersonal Aus- und Fortbildungsmaßnahmen in Management und Buchhaltung unterworfen. Diese Maßnahmen laufen unter dem Stichwort "sistema de perfeccionamiento empresarial" (SPE, etwa: wirtschaftliche Perfektionierung), und tatsächlich erzielt das Wirtschaftsmilitär heute grundsätzlich bessere Produktivitäts- und Gewinnergebnisse als der Rest der kubanischen Wirtschaft. Angaben zur Größenordnung der "militärisch" geführten Betriebe schwanken erheblich zwischen 2,5 und 30% der staatlichen kubanischen Betriebe. Übereinstimmung herrscht darin, dass diese über 50% der Deviseneinnahmen des Landes erwirtschaften.
In den letzten Monaten war festzustellen, dass auch die nicht militärisch beeinflussten kubanischen Wirtschaftsbetriebe auf eine Ausdehnung der Grundsätze des SPE auf die Gesamtwirtschaft vorbereitet werden. Ob es allein damit - in Abwesenheit eines Privatsektors und massiver materieller Leistungsanreize für die Arbeitnehmer - gelingen kann, eine nachhaltige Produktivitätssteigerung oder internationale Wettbewerbsfähigkeit für die Mehrheit der Wirtschaftssektoren zu erzielen, erscheint fraglich.
3.3 Außenwirtschaftspolitik
3.3.1 Investitionen
Ausländische Investitionen werden immer noch begrenzt. In den 90er Jahren wurden ausländische Investitionen als Joint Ventures (JV) zwischen ausländischen Partnern und kubanischen Staatsunternehmen zugelassen. Im Jahr 2004 wurde das Interesse jedoch neu definiert: Joint Ventures sollen sich auf wenige große, leichter zu kontrollierende Projekte beschränken. In anderen Bereichen besteht bislang kein Interesse an ausländischen Beteiligungen. Kleininvestoren wird das Leben seit 2004 durch bürokratische Hürden schwer gemacht. Die Zahl der Joint Ventures, internationalen Wirtschaftsassoziationen (dabei behalten die Geschäftspartner ihre juristische Eigenständigkeit) und andere Kooperationsformen fiel stark von über 400 (2003) auf 233 (2007). Die größten Auslandsinvestitionen in Kuba sind bislang im Bereich der Nickel- und Erdölförderung zu verzeichnen gewesen (Kanada, Venezuela, Spanien, China, Indien, Vietnam).
3.3.2 Auslandsverschuldung
Die Auslandsverschuldung beträgt nach geschätzten Angaben der Regierung 16 Mrd. US$ (ohne Altschulden gegenüber der früheren UdSSR). Von den internationalen Ratingagenturen wird Kuba mit unteren spekulativen Bereich (Moody: Caa) eingestuft. Global Insight Rating hat Kuba hingegen für mittelfristige Kredite auf 75 Punkte aufgewertet - dies wohl im Hinblick auf die zunehmend besser bedienten Schulden in den letzten Jahren.
An den internationalen Kapitalmärkten hat die kubanische Regierung bislang nur in sehr begrenztem Umfang Bonds ausgegeben. Im Februar 2007 fällige Papiere in Höhe von insgesamt 524 Mio. US$ wurden vollständig bezahlt. Russland hat Kuba trotz umfangreicher und ungeklärter Altschulden einen neuen Kredit über 100 Mio. US$ für den Kauf russischer Zivilflugzeuge eingeräumt. Die Tilgung der kubanischen Schulden gegenüber Deutschland läuft auf der Basis der Vereinbarung von 2000 unproblematisch.
3.4 Zusammenfassende Bewertung, Perspektiven
Derzeit herrscht oberflächlich Ruhe im Lande. Der schlechte Zustand der meisten Wirtschaftssektoren, die Armut und Repression der Bevölkerung bilden langfristig jedoch ein Stabilitätsrisiko, das von Investoren und Exporteuren gleichermaßen in Rechnung zu stellen ist. Raúl hat mit seiner Ermunterung von Kritik und Offenheit Erwartungen geweckt, auf deren Erfüllung das Volk nun wartet. Die bemerkenswerte Geduld der kubanischen Bevölkerung wird weiter auf die Probe gestellt, wobei niemand auf wirklich revolutionäre Neuerungen vor dem Tod von Fidel Castro wartet.
Die Handelsbeziehungen zu Venezuela werden aufgrund der kubanischen Abhängigkeit von venezolanischem Öl erhalten bleiben und auch die Handelsbeziehungen zur VR China dürften sich zukünftig aufgrund großzügiger Kreditgewährung noch weiter vertiefen. Die OECD-Staaten werden damit als Investoren und Handelspartner weiter an Bedeutung einbüßen. Umfangreiche Investitionen werden für 2008 im Infrastruktur- und Transportsektor sowie in der Petrochemie erwartet.
(B)
https://www.bfai.de/ext/Einzelsicht-Expo...0807318007.html
Komplette Übernahme auf anderen Webseiten wird durch die BFAI gestattet:
https://www.bfai.de/DE/Navigation/Metana...liste-node.html
Havanna (bfai) - Die kubanische Wirtschaft wuchs 2007 nach eigenen Angaben um 7,0%. Umfangreiche Unterstützung erfuhr das Land durch verbilligte Erdöllieferungen aus Venezuela sowie chinesische Handelskredite. Allerdings hat sich die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen nicht verbessert. Kuba ist nach wie vor in hohem Maße auf Importe von Energie, Industrieprodukten und Lebensmitteln angewiesen. Erste strukturelle Reformen - insbesondere in der Landwirtschaft - zeichnen sich jedoch unter Raúl Castro ab.
1 Wirtschaftsstruktur
1.1 Kurzcharakterisierung der kubanischen Wirtschaft
Die kubanische Wirtschaft wurde nach dem Modell der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft aufgebaut. Dieses System besteht unverändert mit allen dafür typischen Mängeln wie Fehlallokation von Ressourcen, starke Bürokratisierung, Kapitalmangel, unzureichende Leistungsanreize für Arbeitnehmer sowie ein schlecht entwickelter Logistiksektor.
Am 24.2.08 wurde Raúl Castro zum neuen Präsidenten des Staats- und Ministerrates Kubas gewählt, nachdem Fidel Castro auf eine Kandidatur verzichtet hatte. Raúl Castro hat strukturelle Reformen insbesondere im Bereich der Landwirtschaft angekündigt und zugleich durch seine Ermunterungen zu Kritik und der Betonung der Bedeutung von Effizienz und Leistungsfähigkeit in der Wirtschaft Erwartungen geweckt. Erste Schritte zur Förderung der Produktion erfolgten in der Landwirtschaft, wo die Entscheidungskompetenz auf Gemeindeebene verlagert wurde, Privatbauern brachliegendes Land überlassen wird und ein Kredit und Gerätenetzwerk aufgebaut werden soll.
Ausländische Investoren werden zwar weiterhin nicht umworben, aber deren Angebote ernst genommen, was sich im Ablauf verschiedener Delegationsreisen aus Deutschland gezeigt hat.
Die kubanische Wirtschaft, die in den Jahren der Spezialperiode der frühen 90er Jahre und dem Wegfall der sowjetischen Subventionen sowie des Handels im Rahmen des Comecon stark gelitten hat, wächst weiterhin. Die tatsächliche Höhe des Wachstums ist allerdings nicht ermittelbar, da das kubanische Zahlenwerk nicht internationalen Standards entspricht.
Zu einem Großteil ist das Wachstum der kubanischen Wirtschaft allerdings durch die umfangreiche Unterstützung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez begründet, der das Land mit verbilligten Erdöllieferungen versorgt. Hierdurch und durch chinesische Handelskredite wurden Investitionen in die Stromerzeugung, in Transport und Wasserversorgung möglich. Auch die für die Erwirtschaftung von Devisen wichtigen Nickelexporte sind gewachsen. Die Zahl der Kuba besuchenden Touristen hingegen sank minimal.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen hat sich 2007 nicht gebessert. Ein erheblicher Anteil des Warenangebots, alles außer Bohnen, Reis, Schweinefleisch, Obst und Gemüse, wird nur gegen konvertierbare Währung in staatlichen Supermärkten oder auf dem Schwarzmarkt angeboten. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat jedoch keinen oder nur sehr begrenzten Zugang zu konvertiblen Pesos (CUC).
Kkubanische Quellen geben das durchschnittliche Jahreseinkommen je Erwerbstätigen für 2007 mit 4.896 nationalen Pesos (kub$; circa 156 Euro) an. Damit ist das Gehalt gegenüber 2006 zwar um 5,4% gestiegen, gleichzeitig wuchsen aber auch die Lebenshaltungskosten. Das Einkommen ist nach wie vor zu gering, als dass eine Familie allein damit den Lebensunterhalt decken könnte.
1.2 Struktur der Wirtschaft
Die kubanische Wirtschaft ist in Staatsunternehmen organisiert, die 13 Fachministerien unterstehen. Daneben bestehen Joint Ventures und internationale Wirtschaftsassoziationen mit ausländischen Firmen und circa 90.000 selbständig tätige kubanische Personen. Die Anzahl der Joint Ventures verringert sich seit Jahren und erreichte 2007 mit nur 233 (2005: 258) einen neuen Tiefstand seit der Öffnung der kubanischen Wirtschaft für ausländisches Kapital.
Gemäß kubanischer Quellen ist die Wirtschaft 2007 dennoch gewachsen: Investitionen +16,8%, Landwirtschaft und Fischerei +24,7%, Industrie +7,8%, Transport +7,9% und Dienstleistungen +11%. Exporte von Gütern und Dienstleistungen sind um 24% angestiegen. Trotzdem bleibt Kuba in hohem Maße auf Importe von Energie und Industrieprodukten und Lebensmitteln angewiesen. Wichtige Exportprodukte sind Nickel, Tabak, medizinische Leistungen, und Pharmazeutika, Zucker und Derivate (zum Beispiel Rum). Hierzu kommen die Einnahmen aus dem Tourismus sowie die - trotz des US-amerikanischen Verbots - im Lande ankommenden Überweisungen von Exilkubanern.
2 Wirtschaftslage
2.1 Wirtschaftsklima
Kuba hat, nach dem es durch den Zusammenbruch der Handelsbeziehungen innerhalb des Comecon Anfang der 90er Jahre einen externen Schock zu bewältigen hatte, in den letzten Jahren an makroökonomischer Stabilität gewonnen und ist in einzelnen Sektoren für ausländische Exporteure durchaus interessant. Auch deutsche Unternehmen, vor allem im Maschinenbau, haben ihre Absätze in Kuba in den letzten Jahren deutlich steigern können. Die Zahlungsmoral gegenüber den deutschen Exporteuren gilt als gut, Kuba bedient seine Schulden im Rahmen des 2002 mit Deutschland abgeschlossenen Abkommens pünktlich. Die Euler-Hermes Exportkreditgarantie ist ein wichtiges positives Element in den deutsch-kubanischen Wirtschaftsbeziehungen. Im Juni 2005 wurde der revolvierende Plafond für kurzfristige Geschäfte mit Kreditlaufzeiten bis zu zwölf Monaten auf 20 Mio. Euro erhöht. Zu Jahresbeginn 2008 wurde eine einmalige temporäre Überschreitung des Plafonds um 5 Mio. auf 25 Mio. Euro zugelassen. Der neben dem kurzfristigen Plafond bestehende revolvierende Plafond für Geschäfte mit über zwölf Monate hinausgehenden Kreditlaufzeiten in Höhe von 40 Mio. Euro besteht ebenfalls weiter. Neu ist die Möglichkeit, bei Direktinvestitionen Anträge auf Erteilung von Bundesanlagengarantien stellen zu können.
Allerdings gibt es für private Initiativen in der kubanischen Zentralverwaltungswirtschaft keinen beziehungsweise nur einen sehr eingeschränkten Raum. Die bürokratischen Hemmnisse sind hoch und die Rechtssicherheit für Investoren entspricht nicht der marktwirtschaftlich orientierter Gesellschaften. Der staatliche Sektor wird geschwächt durch Warenabflüsse (etwa durch Korruption, Diebstähle) in den informellen Sektor. Nach Angaben der staatlichen Medien machte dies 2006 rund 185 Mio. kub$ aus (zum Vergleich 2005: 416,9 Mio. kub$; dies entspricht circa 1% des nicht bereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP); Quelle: Zeitschrift "Juventud Rebelde" vom 23.2.07). Für 2007 liegen hierzu keine Zahlen vor.
2.2 Offenheit gegenüber der Weltwirtschaft
Kuba ist Mitglied der Welthandelsorganisation, nicht jedoch des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf Grund des Vetos der USA, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB). Darüber hinaus ist Kuba beteiligt an dem vom venezolanischen Präsidenten Chávez ins Leben gerufene ALBA-Projekt (Alternativa Bolivariana de las Américas), das als wirtschaftspolitisches Alternativprojekt zu den von den Regierungen Kubas und Venezuelas als neoliberal gekennzeichneten Freihandelsabkommen konzipiert ist.
Der außenwirtschaftliche Verflechtungsgrad Kubas insgesamt ist nach wie vor gering. Herausragend ist der Anstieg des Handels mit der VR China. Dieser stieg 2007 um 23% im Vergleich zum Vorjahr und überschritt damit die 2 Mrd. US$-Grenze.
2.3 Aktuelle Wirtschaftsentwicklung
2.3.1 Wirtschaftswachstum 2007
Die kubanische Regierung gibt das Wirtschaftswachstum in Relation zum BIP mit 7,0% an. Die zugrunde gelegte Berechnungsmethode weicht allerdings vom internationalen Standard ab; Berechnungsgrundlage ist das sogenannte "BIP social sostenible", das die stark subventionierten Leistungen im Gesundheits- und Bildungssektor sowie Teile des Bruttonationaleinkommens (medizinische Leistungen im Ausland) mit einbezieht. Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) sowie die Economist Intelligence Unit in ihrer "Länderanalyse Kuba" sehen das Wachstum des BIP bei 6,6%. Auch die CEPAL benützt kubanische Rohdaten und leitet daraus nach den international anerkannten Methoden das kubanische Wirtschaftswachstum ab.
Zum mit Abstand wichtigsten Außenhandelspartner Kubas hat sich Venezuela entwickelt. Nach Venezuela gingen 2007 zwar nur 11,4% aller Exporte, fast 25% aller Importe stammen hingegen von dort (vor allem Öl). Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sollen in Zukunft noch enger werden: Ende Januar 2007 haben Venezuela und Kuba 16 Verträge in den Bereichen Landwirtschaft, Stahlproduktion und Telekommunikation (Volumen: 2.000 Mio. US$) unterzeichnet. Von 2001 bis 2006 stieg der Handelsaustausch zwischen beiden Ländern von 460 auf 2.649 Mio. US$ an. Wichtigster europäischer Handelspartner waren in den letzten Jahren die Niederlande aufgrund ihrer Bedeutung als Umschlagplatz für das aus Kuba exportierte Nickel (Gesamtexportvolumen 2007: 1.010 Mio. US$). Die Handelsbilanz zwischen der EU und Kuba ist 2007 um insgesamt 13,33% gesunken (Exporte: -11,73%, Importe: -17,03%). Deutschland hat 2007 Waren für insgesamt 216 Mio. Euro exportiert und für 20 Mio. Euro importiert.
2.3.2 Agrarsektor
Kuba muss nach wie vor den überwiegenden Teil (circa 80%) seines Lebensmittelkonsums importieren. Trotz des US-Handelsembargos bezieht Kuba Agrarerzeugnisse vor allem aus den USA (Importvolumen 2007: 437,5 Mio., 2006: 340 Mio., 2005: 350 Mio. US$). Die Regierung bemüht sich darum, diese Importe anderweitig zu substituieren und hat unter anderem mit Venezuela einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, welcher die Ausweitung der Reisproduktion in Venezuela und den Verkauf der Erzeugnisse nach Kuba vorsieht. Der kubanische Agrarsektor insgesamt verzeichnete 2007 einen Anstieg um 24,7%. Die Produktion von Zitrusfrüchten stieg um 20% gegenüber 2006, die Reisernte fiel etwas geringer aus als im Vorjahr. Kuba verbraucht jährlich circa 700.000 t Reis, davon werden circa 500.000 t importiert, 150.000 bis 200.000 t davon aus den USA. Bedingt durch die starken Regenfälle im Herbst, mussten im Osten der Insel Ernterückgänge hingenommen werden. Es wurde ein Schaden in Höhe von 500 Mio. USS verursacht. Gestiegen sind hingegen die Produktionszahlen für Milch (16,8%) und Schweinefleisch.
Weit über 50% der landwirtschaftlichen Nutzflächen liegen brach beziehungsweise sind aufgrund der Überwucherung ("Marabú") nicht bebaubar. Hier setzt die Politik von Raúl Castro an, der eine Erhöhung der Produktion zur Substituierung der Importe herbeiführen will. So sollen auch unrentable staatliche landwirtschaftliche Betriebe geschlossen und das System dezentralisiert werden. Den Privatbauern, die bereits jetzt mit nur 30% der bebauten Flächen rund 70% der Produktion bestreiten, soll zukünftig mehr Land, landwirtschaftliche Maschinen und Kredite für deren Beschaffung zur Verfügung gestellt werden. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen zu einem Erfolg führen.
2.3.3 Energie
Das Jahr 2006 war von der Regierung zum Jahr der Energierevolution ausgerufen worden; umfangreiche Investitionen wurden getätigt. Die Stromproduktion stieg um etwa 7%, und die Anzahl der "apagones" (Stromausfälle) hat sich seitdem spürbar verringert. Insgesamt gab es 87,5% weniger Stromausfälle im Vergleich zu 2005. Im Jahr 2007 wurde die Kapazität der Stromerzeugung aus Gas weiter ausgebaut.
Mittel- bis langfristig will die Regierung auf erneuerbare Energiequellen setzen. Versuchsanlagen zur Stromerzeugung aus Wind und Studien zur Nutzung der Gezeitenkräfte existieren zwar schon, eine nachhaltige Nutzung ist jedoch derzeit noch nicht absehbar. Allerdings hat Kuba mit Indien ein Abkommen zur Schulung kubanischer Kräfte in der Nutzung der Windenergie unterzeichnet, und im Dezember 2007 wurde der Bau einer Windkraftanlage (mit französischer Technologie) angekündigt. Kuba ist an Erfahrungen aus Deutschland interessiert, das als führend auf dem Markt der Windenergie gilt.
Mit den gestiegenen Erträgen aus der Zuckerernte kam auch die Produktion von Ethanol in Kuba ins Gespräch. Jedoch ist aufgrund der im weltweiten Vergleich geringen Hektarerträge nicht damit zu rechnen, dass Kuba in absehbarer Zeit seinen Treibstoffbedarf auch nur teilweise aus Ethanol wird decken können. Stattdessen ist anzunehmen, dass Kuba seinen eingegangenen Exportverpflichtungen verstärkt mit Zucker aus eigener Produktion wird nachkommen können und diesen nicht mehr teuer zunächst auf dem Weltmarkt einkaufen muss.
Nach offiziellen Angaben liegt die kubanische Produktion von Erdöl (mit hohem Schwefelgehalt) derzeit bei 57.000 Barrels/Tag, insgesamt 2,7 Mio. t im Jahr 2007. Damit kann Kuba rund 50% des Eigenbedarfs decken. Das Abkommen Venezuelas mit 13 karibischen Staaten - Petrocaribe genannt - garantiert darüber hinaus die Lieferung zu Vorzugspreisen (etwa die Hälfte des Weltmarktpreises) und günstigen Zahlungszielen. Die Erdölimporte aus Venezuela liegen bei circa 90.000 Barrels/Tag. Ein Abkommen mit der brasilianischen Erdölgesellschaft Petrobas soll die Produktion in Offshoregebieten ankurbeln. Weitere Explorationsrechte sind an die VR China, Vietnam und Spanien vergeben. Die Erdgasproduktion lag mit 1,215 Mio. cbm höher als das Vorjahresniveau. Im Jahr 2007 hat Kuba etwa 47% seines Energiebedarfs mit Eigenproduktion gedeckt.
2.2.4 Tourismus
Die Zahl der deutschen Kuba-Touristen war 2007 erneut rückläufig und lag bei 103.054 (Rückgang um über 9% zum Vorjahr). Auch insgesamt ging die Anzahl der Besucher 2007 zurück. Die Abnahme ergab sich vor allem durch weniger Touristen aus Spanien (-28,2%), Italien (-7%), Frankreich ( 11%), nur Kanada weist eine Steigerung von 9,3% auf. Diese Märkte wurden bereits vor einigen Jahren erschlossen. Aufgrund eines ungünstigen Preis-Leistungsverhältnisses und Mängel im Servicebereich gibt es jedoch zu wenig wiederkehrende Gäste aus diesen Ländern. Diese Verluste konnten nur teilweise durch höhere Besucherzahlen aus den südamerikanischen Ländern (Argentinien: +24,8%, Kolumbien: +15,8% und Brasilien: +10,4%) oder auch Russland (+4,3%), aufgefangen werden.
2.3.5 Bausektor und Infrastruktur
Im Jahr 2007 wurden 51.790 Häuser fertig gestellt, was dem Bausektor ein starkes Wachstum brachte. Mehr als zwei Drittel der Häuser erfolgten im Eigenbau - der Staat stellte die Materialien zur Verfügung, den Bau selbst führten die zukünftigen Bewohner beziehungsweise lokale "Brigaden" durch. Der Staat investierte weiterhin in den Infrastrukturbereich (Krankenhäuser, Schulen, Elektrizität, Straßenbau und Wasserversorgung).
3 Wirtschaftspolitik
3.1 Fiskalpolitik
Genaue Daten über den Haushalt mit Anteilen der einzelnen Einnahmen und Ausgaben liegen nicht vor. Kuba beziffert die Staatsausgaben für 2007 mit 41,4 Mrd. CUC (umgerechnet 29,5 Mrd. Euro, die Einnahmen mit 39,52 Mrd. CUC (28,1 Mrd. Euro), womit das Fiskaldefizit, wie im Vorjahr, bei 3,2% des Bruttosozialprodukts (BSP) liegt. Auch 2008 dürfte die kubanische Regierung diese Zielgröße ansteuern. Höhere Löhne werden durch die Erhöhung der Steuern und Abführungen staatlicher Unternehmen finanziert, dabei werden Einnahmen aus dem Export kubanischer Dienstleistungen (vor allem medizinische Leistungen) eine erheblichen Beitrag zu den Einnahmen leisten.
3.2 Geldpolitik
Das kubanische Wechselkurssystem ist komplex. Nationale Währung ist zum einen der - nicht konvertible - kubanische Peso (kub$), daneben besteht jedoch der sogenannte konvertible Peso (CUC). In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung setzt die Regierung eine Relation des kub$ zum CUC von 1:1 an, während tatsächlich ein nationaler Peso nur im Verhältnis 24:1 in CUC getauscht werden kann, was der Kaufkraftparität nahe kommen dürfte. Der CUC ist fest an den US-Dollar angebunden (1 CUC=1,08 US$). Ausländische Währungen können in Kuba frei gegen CUC getauscht werden, allerdings wird der Umtausch von US$-Noten zusätzlich mit einer Gebühr von 10% bestraft.
Kubanische Wirtschaftsunternehmen müssen ihre Deviseneinnahmen an die Zentralbank abführen. Bei Importgeschäften müssen die Devisen eigens bei der Zentralbank beantragt werden, ihre Verwendung bedarf der Genehmigung der Zentralbank. Auch Gemeinschaftsunternehmen unterliegen eingeschränkt dieser Regelung; ausgenommen sind Gewinnanteile des ausländischen Partners. Die Rolle der Zentralbank ist durch all diese Maßnahmen sehr gestärkt worden. Zu den staatlichen Devisenreserven liegen keine Angaben vor; sie sind als Staatsgeheimnis eingestuft.
Auch zur Inflation gibt es für 2007 keine offiziellen Daten; die Economist Intelligence Unit schätzt sie auf 3,6%. Die Durchschnittslöhne stiegen 2007 nominell um 5,4% auf 408 kub$.
In Abwesenheit eines Marktes bestehen die wichtigsten wirtschaftspolitischen Zielsetzungen aus detaillierten planwirtschaftlichen Zielvorgaben für Investition und Produktion und die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen. Es gilt der Vorrang politischer vor wirtschaftlichen Entscheidungen. Trotz der politischen Veränderungen sind die Prioritäten der kubanischen Investitionsplanung und auch die Erwartungen der Bevölkerung fast unverändert und liegen in den Bereichen Energiegewinnung, Transport, Wasserversorgung, Verbesserung der Wohnungslage und Zukunftstechnologien (Informations- und Biotechnologie). Die Weiterentwicklung des Tourismus ist wieder auf die Agenda aufgenommen worden. In den nächsten Jahren sollen 30 zusätzliche Hotels errichtet werden.
Nach der Wahl Raúl Castros zum Präsidenten des Staats- und des Ministerrats wird erwartet, dass die Wirtschaftspolitik durch die Regierung überprüft wird. Raúl Castro hat als zuständiger Minister über Jahrzehnte die kubanischen Streitkräfte geführt und ihnen eine bedeutende Rolle im Dienstleistungs-, Tourismus- und Produktionsbereich eröffnet. Über die Jahre haben die Streitkräfte ihr Schlüsselpersonal Aus- und Fortbildungsmaßnahmen in Management und Buchhaltung unterworfen. Diese Maßnahmen laufen unter dem Stichwort "sistema de perfeccionamiento empresarial" (SPE, etwa: wirtschaftliche Perfektionierung), und tatsächlich erzielt das Wirtschaftsmilitär heute grundsätzlich bessere Produktivitäts- und Gewinnergebnisse als der Rest der kubanischen Wirtschaft. Angaben zur Größenordnung der "militärisch" geführten Betriebe schwanken erheblich zwischen 2,5 und 30% der staatlichen kubanischen Betriebe. Übereinstimmung herrscht darin, dass diese über 50% der Deviseneinnahmen des Landes erwirtschaften.
In den letzten Monaten war festzustellen, dass auch die nicht militärisch beeinflussten kubanischen Wirtschaftsbetriebe auf eine Ausdehnung der Grundsätze des SPE auf die Gesamtwirtschaft vorbereitet werden. Ob es allein damit - in Abwesenheit eines Privatsektors und massiver materieller Leistungsanreize für die Arbeitnehmer - gelingen kann, eine nachhaltige Produktivitätssteigerung oder internationale Wettbewerbsfähigkeit für die Mehrheit der Wirtschaftssektoren zu erzielen, erscheint fraglich.
3.3 Außenwirtschaftspolitik
3.3.1 Investitionen
Ausländische Investitionen werden immer noch begrenzt. In den 90er Jahren wurden ausländische Investitionen als Joint Ventures (JV) zwischen ausländischen Partnern und kubanischen Staatsunternehmen zugelassen. Im Jahr 2004 wurde das Interesse jedoch neu definiert: Joint Ventures sollen sich auf wenige große, leichter zu kontrollierende Projekte beschränken. In anderen Bereichen besteht bislang kein Interesse an ausländischen Beteiligungen. Kleininvestoren wird das Leben seit 2004 durch bürokratische Hürden schwer gemacht. Die Zahl der Joint Ventures, internationalen Wirtschaftsassoziationen (dabei behalten die Geschäftspartner ihre juristische Eigenständigkeit) und andere Kooperationsformen fiel stark von über 400 (2003) auf 233 (2007). Die größten Auslandsinvestitionen in Kuba sind bislang im Bereich der Nickel- und Erdölförderung zu verzeichnen gewesen (Kanada, Venezuela, Spanien, China, Indien, Vietnam).
3.3.2 Auslandsverschuldung
Die Auslandsverschuldung beträgt nach geschätzten Angaben der Regierung 16 Mrd. US$ (ohne Altschulden gegenüber der früheren UdSSR). Von den internationalen Ratingagenturen wird Kuba mit unteren spekulativen Bereich (Moody: Caa) eingestuft. Global Insight Rating hat Kuba hingegen für mittelfristige Kredite auf 75 Punkte aufgewertet - dies wohl im Hinblick auf die zunehmend besser bedienten Schulden in den letzten Jahren.
An den internationalen Kapitalmärkten hat die kubanische Regierung bislang nur in sehr begrenztem Umfang Bonds ausgegeben. Im Februar 2007 fällige Papiere in Höhe von insgesamt 524 Mio. US$ wurden vollständig bezahlt. Russland hat Kuba trotz umfangreicher und ungeklärter Altschulden einen neuen Kredit über 100 Mio. US$ für den Kauf russischer Zivilflugzeuge eingeräumt. Die Tilgung der kubanischen Schulden gegenüber Deutschland läuft auf der Basis der Vereinbarung von 2000 unproblematisch.
3.4 Zusammenfassende Bewertung, Perspektiven
Derzeit herrscht oberflächlich Ruhe im Lande. Der schlechte Zustand der meisten Wirtschaftssektoren, die Armut und Repression der Bevölkerung bilden langfristig jedoch ein Stabilitätsrisiko, das von Investoren und Exporteuren gleichermaßen in Rechnung zu stellen ist. Raúl hat mit seiner Ermunterung von Kritik und Offenheit Erwartungen geweckt, auf deren Erfüllung das Volk nun wartet. Die bemerkenswerte Geduld der kubanischen Bevölkerung wird weiter auf die Probe gestellt, wobei niemand auf wirklich revolutionäre Neuerungen vor dem Tod von Fidel Castro wartet.
Die Handelsbeziehungen zu Venezuela werden aufgrund der kubanischen Abhängigkeit von venezolanischem Öl erhalten bleiben und auch die Handelsbeziehungen zur VR China dürften sich zukünftig aufgrund großzügiger Kreditgewährung noch weiter vertiefen. Die OECD-Staaten werden damit als Investoren und Handelspartner weiter an Bedeutung einbüßen. Umfangreiche Investitionen werden für 2008 im Infrastruktur- und Transportsektor sowie in der Petrochemie erwartet.
(B)
https://www.bfai.de/ext/Einzelsicht-Expo...0807318007.html
Komplette Übernahme auf anderen Webseiten wird durch die BFAI gestattet:
https://www.bfai.de/DE/Navigation/Metana...liste-node.html
Zitat von dirk_71
Nach offiziellen Angaben liegt die kubanische Produktion von Erdöl (mit hohem Schwefelgehalt) derzeit bei 57.000 Barrels/Tag, insgesamt 2,7 Mio. t im Jahr 2007. Damit kann Kuba rund 50% des Eigenbedarfs decken. Die Erdölimporte aus Venezuela liegen bei circa 90.000 Barrels/Tag.
Wenn 57.000 Barrels/Tag 50% des Eigenbedarfs decken, warum kommen dann jeden Tag 90.000 Barrels aus Venezuela?
Zitat von KowalskiZitat von dirk_71
Nach offiziellen Angaben liegt die kubanische Produktion von Erdöl (mit hohem Schwefelgehalt) derzeit bei 57.000 Barrels/Tag, insgesamt 2,7 Mio. t im Jahr 2007. Damit kann Kuba rund 50% des Eigenbedarfs decken. Die Erdölimporte aus Venezuela liegen bei circa 90.000 Barrels/Tag.
Wenn 57.000 Barrels/Tag 50% des Eigenbedarfs decken, warum kommen dann jeden Tag 90.000 Barrels aus Venezuela?
Weil der Rest des Venezuela-Öls auf dem Weltmarkt verklopft wird, um damit Waffen zu kaufen ... (kubanisches Öl hat einen zu hohen Schwefelgehalt)
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