Los Palacios Distantes

03.01.2008 22:07
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#1 Los Palacios Distantes
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Cubaliebhaber/in

Abilio Estévez: Los Palacios Distantes

Tusquets Editores, ISBN No. 84-8310-214-5


Kurzbeschrieb:
La Habana, poco antes de la llegada del año 2001. Un cuarentón llamado Victorio es desalojado de su apartamento días antes de que se desplomara el edificio en el que vive. Añorando un cuarto propio y desprovisto de las necesidades más elementales de la vida, vagabundea vencido y errático por la ciudad hasta topar con Salma, una joven jinetera acosada por un proxeneta hermoso y despiadado. En busca de refugio, los dos llegan a las ruinas de un antiguo teatro abandonado, donde los acoge un excéntrico y enigmático personaje, un viejo funambulista y payaso ……..

Kommentar:
Victorio ist nicht nur ein Mittvierziger, sondern auch schwul, sodass die Beziehung zu Salma nie ins Fleischliche ausartet. Salma ihrerseits ist auf der Flucht vor ihrem brutalen Zuhälter und ist offensichtlich froh, jemanden ohne böse Absichten getroffen zu haben. Wer hier also Parallelen zu Pedro Juan Gutiérrez‘ „El Rey de La Habana“ sieht (Obdachloser irrt durch La Habana und vögelt sich durchs Leben), liegt um genau 180 Grad falsch. Denn dieses Buch ist kein Lustschrei, sondern eher still und kontemplativ. Victorios Eindrücke von La Habana werden jeden bezaubern, der diese Stadt kennt. Diese, plus die Monologe von Victorio und Salma, in denen sie einander Fragmente aus ihrem Leben erzählen, sind meiner Meinung nach die Höhepunkte des Buches. Was sie einander erzählen, geht mitunter ins Intimste, wie zum Beispiel der Verlust ihrer Jungfräulichkeiten. Die Lust hat also durchaus ihren Platz, nur eben nicht auf die vulgäre Art.

Dazwischen gibt’s allerdings auch Teile, die kann man getrost diagonal überfliegen. Das sind die Stellen, in denen der alte Clown vorkommt und sich in histrionischen Erinnerungen ergeht, welche bis zu Enrico Caruso zurückreichen, und/oder in der Stadt Vorstellungen gibt. Das verlassene Theater, welches das geheime Refugium dieser drei ebenfalls verlassenen Seelen ist, gibt dafür die perfekten Kulisse her. Und wegen diesen Stellen kann ich dem Buch auch nicht die Note „ausgezeichnet“ geben, sondern nur „gut bis sehr gut“. Dabei gebe ich zu, dass ein Theater-Fan möglicherweise anders urteilen würde. De gustibus non est disputandum, bekanntlich.

Trotz diesen für meinen Geschmack etwas flachen Stellen möchte ich hier wiederholen, dass in diesem Buch ein Zauber liegt. Anders kann ich es leider nicht ausdrücken. Ein Zauber, der allerdings in vollem Ausmasse nur demjenigen zugänglich ist (so scheint es mir), der die Strassen Havannas, deren langsam zerfallende Häuser und generell die Verhältnisse auf Kuba kennt.

Schliesslich möchte ich noch erwähnen, dass das Buch unpolitisch ist, auch wenn die Polizei immer nur in einer schikanierenden Rolle in Erscheinung tritt.


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