„Castro hat das Land tief geprägt“

Kubas Staatschef Fidel Castro soll es gesundheitlich immer schlechter gehen. Ob der „Máximo Líder“ das Krankenhaus je wieder verlassen wird, ist fraglich. PZ-Redaktionsmitglied Alexander Albrecht hat mit dem Kuba-Kenner Bert Hoffmann über die Gefühlslage der Kubaner und den Mythos Fidel Castro gesprochen.


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PZ: Vielen Kubaner geht es wirtschaftlich nicht gerade rosig. Wird die Unterschicht nach Fidels Tod aufbegehren?

Hoffmann: Es wird zu keinem Bürgerkrieg kommen. Im Übrigen geht es dem Land zwar nicht sehr gut, aber erheblich besser als noch vor zehn Jahren. Kuba hat mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez einen mächtigen, im Öl schwimmenden Verbündeten. So lange er zu ihnen hält, ist das Land wirtschaftlich sozusagen unsinkbar.

PZ: Fidel Castros alter Compañero Che Guevara ist auf der ganzen Welt ein Mythos. Wird Fidel ebenfalls zu einer Ikone werden, wenn er tot ist?

Hoffmann: Er ist es ja jetzt schon in gewisser Weise, wenn auch ganz anders geartet als Che. Che ist eine Ikone für das Utopische, er war der ewige Rebell. Das ist Fidel nun überhaupt nicht. Er ist eine Ikone für die Realpolitik, einer der viereinhalb Jahrzehnte den USA getrotzt und wirtschaftliche Embargos überstanden hat.

PZ: Was wird aus Ihrer Sicht einmal in den Geschichtsbüchern über Fidel Castro stehen?

Hoffmann: Ich denke, es wird eine Bilanz mit viel Licht und Schatten sein. Fidel hat das kleine Kuba auf die Bühne der großen Weltpolitik katapultiert. Das ging weit über die eigentliche Bedeutung des Landes hinaus. Fidel hat im Bereich der sozialen Errungenschaft enorm viel bewirkt. Das verdient im Dritte-Welt-Land Kuba großen Respekt. Die Kehrseite: Castro hat ein politisches Regime etabliert, das in einem Maße autoritär und personenfixiert ist, wie es für viele Kubaner inzwischen nur noch schwer erträglich ist.

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