Heiße Luft aus der Dom-Rep

28.01.2006 21:13
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#1 Heiße Luft aus der Dom-Rep
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Rey/Reina del Foro

Heiße Luft aus der Dom-Rep
von Hans Bewersdorff

Die Schweiz steht für Solidität, Verläßlichkeit und Seriosität. Aber auch im Alpen-Musterland gibt es Ausnahmen von der Regel. Es war kurz nach Neujahr, als mich einige Leser auf Neuigkeiten zum Thema Terre de Mythe von Laura Chavin aufmerksam machten. Ihre Händler würden nun doch von der Richtigkeit der "kubanischen" Inhalte dieser Domingo-Zigarre ausgehen und entsprechendes verbreiten.

Ein besonders angesehenes Fachgeschäft würde sogar auf der eigenen Homepage von der Sensation berichten. Grund für den verfrühten Jubel war wohl die aktuelle Ausgabe der eidgenössischen Zigarren-Zeitschrift "Cigar". Darin wird tatsächlich bestätigt: Deckblatt: Kuba, Umblatt: Kuba, Filler: Kuba. Um gar nicht erst irgendwelche Zweifel aufkommen zu lassen, wird vorweg im Editorial zusätzlich noch die hohe Glaubwürdigkeit des Terre-de-Mythe-Schöpfers Helmuth Bührle betont.

Jeder, der mich kennt, weiß, daß ich von diesen Magazinen nichts halte. Aber sie sind nun mal wie altes Laub, das oft lange herumliegt. In so mancher Lobby habe ich schon in fünf Jahre alten Heften geblättert. Das heißt, auch wenn die Auflagen verschwindend gering sind, so fressen sich doch bestimmte Geschichten wie ein Wurm ganz langsam durch den Apfel, und die Terre-de-Mythe-Story ist so ein Kandidat.

Auf meinen Artikel "Das Märchen von Laura Chavin" gab es eine Flut von Leserbriefen. Eine zweite folgte jetzt, als "Cigar" erschien. Ist es doch kein Märchen? Besteht die Terre de Mythe tatsächlich aus kubanischem Tabak? Die Antwort ist eindeutig: Es ist heiße Luft aus der Dom-Rep.

Inzwischen liegen Stellungnahmen der Bosse von Altadis vor. Zum Imperium dieses Zigarren-Giganten gehört auch die Fabrik, in der die Laura-Chavin-Zigarre (neben vielen anderen Marken) produziert wird - La Romana. "Wir versichern und garantieren, daß für die Laura-Chavin-Zigarre Terre de Mythe kein kubanischer Tabak verarbeitet wird. Die Zigarren werden aus unseren üblichen Tabak-Quellen gefertigt, die alle außerhalb Kubas liegen. Sämtliche Aussagen, die von Laura Chavin gemacht wurden, sind komplett falsch." Fernando Dominguez, COO (Chief Operations Officer) Altadis, Madrid.

Die Beschreibung in "Cigar" ist also nur die Fortsetzung des altbekannten Märchens ("Welt am Sonntag" vom 30.10.2005). Was auch immer die Kollegen geritten hat, sie haben die vermeintlich erste seit der Revolution außerhalb Kubas produzierte Havanna aus der Taufe gehoben und damit die Branche in Mißkredit gebracht. Der Unsinn mit dem geheimen Tabakfeld auf Kuba wurde auch von Unico Cigars auf deren eigener Homepage verbreitet.

Damit wird die Irreführung der Kunden durch den offiziellen Importeur für die Schweiz weitergeführt. In der Laura-Chavin-Werbung für die Terre de Mythe in Deutschland wird raffiniert formuliert: "Unverschnittene Tabaksamen, die in Kuba gesetzt und geerntet werden und erst nach der Ernte in die Dominikanische Republik zur Weiterverarbeitung nach der Laura-Chavin-Qualitätsnorm kommen ..."

Das ist aber überhaupt nichts Besonderes, weil es sich in Wahrheit nur um kubanischen Tabaksamen handelt, aus dem erst in der Dominikanischen Republik Pflanzen gezogen werden. Cuban Seed wird weltweit von unzähligen Produzenten angebaut. Beim flüchtigen Leser aber suggeriert das nichts anderes als die kubanische Provenienz der Zigarre.

http://www.wams.de/data/2006/01/29/837872.html

Cuba-Reiseinfos
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