Narben der Erinnerung

09.03.2005 22:18 (zuletzt bearbeitet: 30.03.2005 09:47)
avatar  Garnele
#1 Narben der Erinnerung
avatar
Top - Forenliebhaber/in

Achtzehn Erzählungen über vier Jahrzehnte terroristischer Aggression gegen Kuba
Ein illustrierter Erzählband
Miguel Mejides, Juan Carlos Rodríguez, Marta Rojas u.a.
Einleitung von Roberto Fernández Retamar (Präsident d. Casa de las Américas)
Nachwort von Leonard Weinglass:
Atlantik-Verlag
ca. 240 Seiten mit 18 Illustrationen
17.80 EUR, ISBN 3-926529-46-6
Erscheint im März 2005

Mitte der 90er Jahre reisen fünf Kubaner in die USA. Ihre Absicht: Sie wollen exilkubanische Gruppen auskundschaften, die seit Jahre Anschläge insbesondere gegen Touristenzentren und Hotels in Kuba durchführen.
Ihre Erkenntnisse übermitteln sie nach Kuba und die kubanische Regierung übergibt sie dem FBI, um gegen diesen Terrorismus vorzugehen. Doch dort kümmert man sich keineswegs um die exilkubanischen Gruppen, die – wie sich herausgestellt hatte – beste Verbindungen zu politischen, militärischen und geheimdienstlichen Kreisen in den USA haben. Stattdessen verhaftet das FBI im September 1998 die fünf Kubaner unter dem Verdacht der „Spionage“ und „Verschwörung“. Sie werden zu Haftstrafen zwischen 15 Jahren und mehrfach lebenslänglich verurteilt.

36 kubanische AutorInnen und KünstlerInnen nehmen diese Ungeheuerlichkeit zum Anlaß, mit ihren je 18 Erzählungen und Illustrationen auf den seit Jahrzehnten gegen Kuba gerichteten Terror aufmerksam zu machen.
Die intellektuellen Stimmen Kubas malen keine Schreckensbilder, sondern sie geben den Opfern der Gewalt Gesichter, um den Blick der internationalen Öffentlichkeit auf dieses Unrecht zu lenken, das seit 1959 über 3.000 Menschen getötet und Unzählige verletzt und traumatisiert hat.

Über "Narben in der Erinnerung"
Dieser Titel ist die literarische Verarbeitung von über vier Jahrzehnten terroristischer Aktionen von exilkubanischen Contras aus Miami und US-Geheimdiensten – aus der Sicht der Opfer.
Diese Anschläge haben in Kuba und in der Luftfahrt zu 3.478 Toten, 2099 Verstümmelten sowie nicht bezifferbaren Verletzten und Traumatisierten geführt. Da sich der Druck seitens der Bush-Regierung auf Kuba in den letzten Jahren erhöht hat und unverhohlen mit militärischer Intervention gedroht wird, haben sich der kubanische Schriftstellerverband und das Kubanische Buchinstitut zur Herausgabe des Bandes entschlossen, um das politische Problem durch die literarische Form einer größeren Verbreitung zuzuführen. 18 namhafte kubanische Autorinnen und Autoren haben deshalb Ereignisse dieses verdeckten Krieges gegen den Inselstaat aufgegriffen und Erzählungen darüber geschrieben. Weitere 18 namhafte Künstlerinnen und Künstler des Landes haben zu jeder dieser Erzählungen eine Illustration angefertigt. Der Band ist 2003 in Havanna erschienen, im Januar 2004 in Mexiko. Weitere Ausgaben in den USA, Frankreich, Spanien etc. sind in Vorbereitung.

Hintergrund: Die »Miami 5«
In den USA sind fünf in Miami lebende Kubaner zu langjährigen Haftstrafen bis zu lebenslänglich verurteilt worden, weil sie gegen Kreise ermittelt haben, die von Florida aus Anschläge in Kuba durchgeführt haben. Durch die verdeckten Ermittlungen der »Miami 5« konnten zahlreiche Anschläge verhindert werden. Die kubanische Regierung hat den Sicherheitsdiensten der USA diese Informationen zur Verfügung gestellt, was zur Folge hatte, daß die fünf Ermittler verhaftet und wegen »Spionage gegen die USA« und »Gefährdung der Sicherheit der USA« verhaftet und als »Terroristen« gebrandmarkt und schließlich verurteilt wurden.
Ironie des Falles: Diejenigen, die halfen, terroristische Aktionen zu verhindern, wurden zu »Terroristen« gestempelt. Und die US-Regierung fühlt sich ausspioniert, obwohl die fünf Kubaner ausschließlich in Kreisen des exilkubanischen Untergrundes ermittelt haben.

Leonard Weinglass, legendärer US-Bürgerrechtsanwalt, Hauptanwalt im laufenden Berufungsverfahren der »Miami 5« vor einem US-Berufungsgericht in Florida, bereist derzeit die Welt, um Öffentlichkeit über den Fall herzustellen, und hat deshalb das aktuelle Nachwort für die deutsche Ausgabe verfaßt.

Miguel Mejides
Geboren 1950 in Camagüey/Kuba, Studium der Geschichte an der Universität in Camagüey. 1977 Veröffentlichung seines ersten Buches Tiempo de hombres (Zeit der Menschen). 1983 Nationaler Literaturpreis Kubas für El jardin de las flores silvestres (Der Garten der wilden Blumen). 1984 zweiter Nationaler Literaturpreis für La habitación terrestre (Das irdische Zimmer). Von 1988 bis 1993 war er Vorsitzender des Kubanischen Schriftstellerverbandes. 1994 erhielt seine Erzählung Rumba Palace den mexikanisch-französischen Juan-Rulfo-Preis. Für sein schriftstellerisches Gesamtwerk folgte 1996 die Auszeichnung für Nationale Kultur der Republik Kuba. Seine Erzählungen erschienen in verschiedenen Anthologien, u.a. in Mexiko, Brasilien, Argentinien, Italien, Österreich und den USA. Übersetzungen ins Russische und Französische.
(...) Er ist Mitglied des Kubanischen Schriftsteller- und Künstlerverbandes UNEAC (Unión de Escritores y Artistas de Cuba) und arbeitet für das Kubanische Filminstitut ICAIC als Dozent der Drehbuchwerkstatt.

Quelle:
http://www.cuba-soli-heidelberg.de/veran...uebersicht.html
Herausgeber:
http://www.atlantik-verlag.de/?p=buch&pt=79
Nachwort von Leonard Weinglass:
http://www.neuer-weg.com/veranstaltungen...es_nachwort.rtf

weitere Informationen in spanisch:
http://www.antiterroristas.cu/index.php?...echa=2003-02-01
Fotos von der Buchvorstellung im Januar 2003 in Havanna:
http://fotos.ain.cu/LIBRO-CICATRICES-MEMORIA

Lesereise im April/Mai 2005:
http://2001662.homepagemodules.de/t50743...el_Mejides.html


 Antworten

 Beitrag melden
11.08.2005 06:32 (zuletzt bearbeitet: 11.08.2005 08:27)
avatar  Garnele
#2 Rezension
avatar
Top - Forenliebhaber/in

Rezension: Terror gegen die Freiheit

»Narben in der Erinnerung«: 18 namhafte Autorinnen und Autoren erzählen über Angriffe auf die kubanische Revolution


»Hier steht alles in hellen Flammen!« lautete der letzte, aus der Hölle des stählernen Riesen aufgefangene Funkspruch. Am 6. Oktober 1976 hatten Terroristen im Auftrag des CIA-finanzierten Exilkubaners Luis Posada Carriles einen Sprengsatz an Bord des Flugs 455 deponiert. Von Trinidad und Tobago kommend verließen sie die Maschine der Cubana de Aviación bei einem Zwischenstopp in Seawell/Barbados und kehrten nicht zurück. Wenige Minuten nach dem Start in Richtung Jamaika und Kuba explodierte die Bombe. Alle 73 verbliebenen Passagiere starben.

Die Nachricht davon läßt das Leid der Opfer allenfalls erahnen. War es überhaupt möglich, die Tragödie, der kein Augenzeuge lebend entronnen war, detailliert zu rekonstruieren? Und: Ging es zudem, sie nicht nur zu recherchieren, sondern in ihrer ganzen Dramatik lesbar aufzuschreiben – ein harter Stoff gewebt aus den Schicksalen einzelner Menschen, deren Leben, Lieben, Hoffen von jetzt auf gleich und jedenfalls völlig unvorbereitet endete? Juan Carlos Rodrìguez Cruz hat es versucht. Der Autor ist Forscher und Erzähler zugleich – eine hilfreiche für das nun auf 31 Seiten eingefangene Thema. (...)

Quelle und vollständiger Artikel:http://www.jungewelt.de/beilage/art/862


 Antworten

 Beitrag melden
Seite 1 von 1 « Seite Seite »
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!