Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014

20.01.2014 01:20
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#1 Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014

Nachdem ich – wie bereits im Forum ausführlich berichtet – die Zugfahrt mit dem Nachtzug von Stgo nach Havanna todmüde aber wohlbehalten überstanden hatte, wollte ich mir auch noch den Regionalzug, der unmittelbar neben der Ortschaft meines Vertrauens nahe Havanna, Barreras genannt, vorbeifährt, gönnen.

Dieser Zug, auch Tren Hershey genannt, fährt derzeit 3 mal täglich von Casa Blanca (Havanna) bis nach Canasi (Richtung Matanzas; der restliche Teil von Canasi bis Matanzas ist derzeit nicht im Betrieb, da Reparaturarbeiten auf dieser Strecke stattfinden) und zurück.

Da das Wetter in Barreras, das wenige Kilometer von der Playas del Este (Santa Maria) im Landesinneren liegt, nicht zum Baden einlud, beschloss ich, einen Nachmittagsausflug mit dem Tren Hershey mit einem Freund aus Barreras, Jose, zu unternehmen.

Der Zug Richtung Matanzas fährt planmäßig um 13.00 Uhr ab. Und tatsächlich nähert sich der Zug (es ist eigentlich ein Triebwagen-Waggon) einigermaßen pünktlich der Station. Bild 1: Bahnübergang bei Barreras; Bilder 2-4: die Bahnstation Tarara-Barreras.

Die „Stationsvorsteherin“ sperrt die Straße für den herannahenden Zug ab (Bild 5).
Meine Freude auf die Zugfahrt steigert sich mit jedem Meter, der sich Zug der Station nähert (Bild 6 u 7). Der Zug hält (Bild 8) und ich steige ein.

Sofort fühle ich mich um ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt. Der Zug ist gut besucht (Bild 9 und 10).

Der Schaffner will mir zuerst für die Fahrt Devisen abknöpfen, aber Jose redet ihm das schnell aus. Somit kostet die Fahrt für mich pro Person 10 CUP (moneda national).
Die Fahrscheinlösung erfolgt ganz traditionell durch entsprechendes Lochen der diversen Felder des Fahrscheines (Bild 11 u 12).

Da ich die Landschaft um Barreras kenne, interessiere ich mich zuerst einmal für den Zugführerstand und – da ich wieder einmal der einzige Tourist im Zug bin und noch dazu bei der österr Bahn arbeite – werde ich bereitwillig in den Führerstand hereingelassen. Auch hier dominieren einfache mechanische und elektrische Instrumente. Elektronik ? Fehlanzeige. Also mir gefällts ! (Bilder 13 – 15a).

Der Lokführer teilt mir auch noch ein paar technische Details mit. Also, so viel ich in meinem spärlichen Spanisch verstehen konnte sind dies folgende:
Der Zug wurde 1948 – 1952 in Barcelona gebaut und 1998 nach Kuba verkauft. Auch eine Renovierung des Zugabteiles wurde durchgeführt, die Jahreszahl habe ich aber vergessen. Die Betriebsspannung beträgt 1200 Volt und die maximale Höchstgeschwindigkeit im Regelbetrieb auf bestimmten kurzen Streckenabschnitten beträgt 60 kmh.

Und die Streckenfreigabe erfolgt auch noch sehr traditionell – wenn ich das richtig verstanden habe – mittels eigenen Streckenabschnittszetteln, die bei ausgewählten Bahnstationen übergeben bzw. übernommen werden (Bild 16).

Vorbei an einfachen Bahnhalten (Bilder 17 und 18) erreicht der Zug um 14.00 Uhr seinen wichtigsten Bahnhof, die Station Hershey. (Bilder 19 – 27). Hier herrscht reges Kommen und Gehen, kaufen und verkaufen von Speisen und Getränken.

Mich interessiert aber die Station, die gegenüberliegende Lok (die einige Minuten nach unserer Lok in die andere Fahrtrichtung aufbrechen soll) und eine ausrangierte E-Lok, die als Ausstellungsstück einsam und von den anderen Personen völlig unbeachtet im Freien steht. Ein altes Stück, angeblich aus Chicago.

Unmittelbar nach der Station Hershey passiert der Zug eine alte aufgelassene Zuckerfabrik. Ein Teil der Fabrik dient heutzutage für die Produktion von keramischem Material.

Ich nehme wieder auf dem harten ziemlich unbequemen Holzsesseln platz, neben mir sitzt Jose um mir gegenüber sitzt eine attraktive junge Kubanerin. Jose ist wieder in seinem Element, d.h. er will für mich wieder einmal das „Schadchen“ (Anmerkung: altwiener jiddisches Wort für einen Heiratsvermittler) spielen . Er fragt die junge Dame und den Schaffner, der sie kennt (Bild 30) detailliert aus. Die Details veröffentlich ich nicht im Internet, das ist privat. Jedenfalls schenkt sie mir noch ein freundliches Lächeln (Bild 30a).
Diese 2 letzten Bilder habe ich extra für ELA hineingestellt, der – wenn ich das richtig verstanden habe – den mangelnden „Chica-Faktor“ (fehlendes Foto der Schaffnerinen in Netzstrümpfen) in meinem Update-Reisebericht von Santiago nach Havanna, den ich gestern ins Internet hineingestellt habe, bemängelt hat.

Also ELA, ich hoffe, die Fotos der Chica gefallen dir (sie ist Anfang 20, arbeitet als Chemikerin, wenn ich das richtig verstanden habe und ist auf dem Weg von der Arbeit nahe Havanna nach Hause, einem Dorf namens Concum). In Concum steigt sie aus (Bild 31, die Station Cancum).
Aber ich schreibe hier (so wie gestern) ausführlich über die kubanische Eisenbahn. Das man mich hier nicht falsch versteht, ich liebe in Kuba nicht nur die Eisenbahn….

Nach kurzer Fahrt erreicht der Zug um kurz vor 15.00 Uhr seinen derzeitige Endstation, den kleinen Ort Canasi (Bild 32, die Endstation Canasi). Die Weiterfahrt nach Matanzas ist leider nicht möglich, da der Rest der Strecke gerade repariert wird.
Ich fotografiere noch einmal das leere Zugabteil (Bild 33), die Station (Bild 34), die Elektrizitätsversorgung (Bild 35) und den parkenden Zug (Bild 36).

Also haben Jose und ich bis zur Rückfahrt um 17.20 Zeit, den Ort Canasi zu erkunden. Der Ort ist armselig und unscheinbar und besteht im Prinzip aus 2 Straßen (Bilder 37 u 38). Um die Zeit totzuschlagen gönnen wir uns in einer kleinen Straßenlokal auf einer kleinen Terrasse ein paar Heineken (einheimisches Bier war gerade ausverkauft). Anschließend schlendern wir an einfachen Häuschen vorbei zu einem privaten Haus, in dem auch ein paar Speisen angeboten werden, und gönnen uns einen Happen. Für 30 CUP (also rund 1 €) gibt’s ein filet de carne de cerdo (Schweinsfilet) mit Reis und Salat.

Gestärkt bummeln wir wieder gemütlich zum Zug zurück (Bild 39 und 40). Nach kurzen Stops unter anderem in Concum (Bild 41) hält der Zug bei seiner Rückfahrt (Bild 42, irgendwo auf der Strecke; Bild 43 der Lokführer) wieder um 18.00 Uhr in Hershey (Bild 44).
Einige Personen steigen zu und der Zug ist ziemlich voll.

Langsam zuckelt der Zug in die Abenddämmerung hinein, vorbei an viel Natur, hauptsächlich Bananenplantagen und kleinen Feldern. Die Luft richt würzig und ich genieße den Sonnenuntergang. Inzwischen hat es nämlich ein bisschen aufgelockert.
Sobald die Sonne verschwindet, ist es stockdunkel im Zug, da es – bis auf ein kleines Licht im Zugführerstand – keinerlei Licht im Zug gibt, einmal abgesehen vom schwachen Glühen der brennenden Zigaretten rauchender Fahrgäste.
Hier bewährt sich wieder meine Kurbel-Taschenlampe, die mir ein wenig Licht spendet.
Um kurz nach 19.00 Uhr erreicht der Zug wieder die Station Tarara-Barreras, meinen Ausstiegsort.
Jose und ich verabschieden uns vom Zugpersonal und begeben uns ins Dorf Barreras zurück, wo uns Joses Frau uns bereits mit einem Abendessen erwartet, aber das ist eine andere Geschichte.

Zum Schluss stelle ich noch ein kurzes Video von einem Teil der Zugfahrt mit hinein ins Internet. Das Video hat Jose gemacht und hat 6,5 MB. Ich hoffe, das Downloaden funktioniert (ich habe noch nie ein Video ins Internet gestellt).

Eine – zumindest auch zugtechnisch - interessante, kurzweilige und gemütliche Fahrt mit einem nostalgischem Gefährt ist zu Ende gegangen und ich (wir) hatten viel Spaß.

Saludos, nosanto.

Bildanhänge
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10_im Zug2.JPG

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11_manuelle Fahrscheinlös

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12_manuelle Fahrschenlösu

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13_Zugführerkabine1.JPG

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14_Zugführerkabine2.JPG

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15_Instrumente.JPG

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15a_Blick voraus aus Zugf

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16_Wegzettel.JPG

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17_einfache Bahnstation.J

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18_eine weitere Station.J

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19_Hershey1.JPG

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1_Bahnübergang vor Barrer

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20_Hershey2.JPG

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21_Hershey3.JPG

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22_Hershey4.JPG

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23_Hershey5.JPG

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24_ausrangierte Lok in He

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25_Hershey6.JPG

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26_in d Station Hershey.J

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27_Hershey8.JPG

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28_alte Zuckerfabrik1.JPG

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29_alte Zuckerfabrik2.JPG

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2_Bahnstation Barreras1.J

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30_der Schaffner und ein

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30a_mein Fahrgast gegenüb

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31_Station Concum.JPG

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32_Endstation Canasi.JPG

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33_leerer Zug.JPG

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34_in der Station.JPG

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35_E-Versorgung.JPG

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36_Zug parkt in Canasi.JP

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37_Canasi1.JPG

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38_Canasi2.JPG

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39_wieder im Zug.JPG

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3_Bahnstation Barreras2.J

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40_Zug fährt ab.JPG

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41_ein u ausstieg in Conc

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42_Fahrt zurück.JPG

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43_Lokführer.JPG

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44_Zurück in Hershey.JPG

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4_Bahnstation Barreras3.J

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5_Apsperrung Bahnübergang

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6_Zug nähert sich Barrera

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7_Zug nähert sich Barrera

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8_Zug hält in Barreras.JP

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9_im Zug1.JPG

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20.01.2014 01:34
#2 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

Danke für den hübschen Bericht und die Fotos.

_______________________________________________________

Der Gesunde hat viele Wünsche - der Kranke nur einen.

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20.01.2014 03:24 (zuletzt bearbeitet: 20.01.2014 03:27)
#3 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

Zitat

Also ELA, ich hoffe, die Fotos der Chica gefallen dir

Sicher doch, danke.
Also ich an deiner Stelle wäre mit ihr ausgestiegen.
Sie hat dich sicher so tief beeindruckt, sodaß du die Kamera nicht mehr ruhig halten konntest.
Ach nein, der Zug hatte so geschaukelt, nur dadurch sind die Bilder leicht verwackelt, alles klar.
Die auf dem einen Bild von Concun unten rechts leicht angeschnitten noch zu sehen ist, ist aber auch nicht zu verachten.

Was mich erschüttert ist die Bestuhlung. Zu meiner Zeit als ich den Zug regelmäßig benutzte waren das bequeme grüne Plüschsessel. Sicher wurden die mit der Zeit lieblos heruntergelumpert und dann gegen diese hässlichen Plasteschüsseln ausgetauscht.

Schöner Bericht. Wäre gern dabei gewesen.


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20.01.2014 06:35
avatar  Pauli
#4 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

@ nosanto Klasse Bericht Danke


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20.01.2014 10:31
#5 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

Da geht der Montag doch relativ entspannt los

Toleranz als gesellschaftliche Tugend wird meist von denen gefährdet, die unter ihren Schutz fallen...

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20.01.2014 13:40
#6 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

schöner Bericht, aber die Fotos... meine Handycam macht ja bessere...

_________
"Ehrenmänner lesen nicht die Post anderer Leute" - Henry L. Stimson US-Außenminister 1929


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20.01.2014 14:43
#7 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

Zitat von el loco alemán im Beitrag #3
... Also ich an deiner Stelle wäre mit ihr ausgestiegen. ....


Liest Deine Partnerin hier eigentlich gelegentlich mit?

----
Aus aktuellem Anlass: "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Jeder ist überzeugt, er habe genug davon."

La mulata es la mejor creación de los españoles!

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20.01.2014 15:26
avatar  nosanto
#8 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Top - Forenliebhaber/in

Zitat von el loco alemán im Beitrag #3
[quote]
Die auf dem einen Bild von Concun unten rechts leicht angeschnitten noch zu sehen ist, ist aber auch nicht zu verachten.


Gut beobachtet ELA, die Lady ist mir auch aufgefallen, leider war sie aber in Begleitung. Saludos, nosanto.


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20.01.2014 15:38
avatar  nosanto
#9 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Top - Forenliebhaber/in

Zitat von San_German im Beitrag #6
schöner Bericht, aber die Fotos... meine Handycam macht ja bessere...

Sorry, San German, dass die Qualität der Fotos nicht so gut ist, hat zumindest 2 Gründe: 1.) die Aufnahmequalität an sich habe ich auf die geringste Stufe gestellt (pro Foto nur ca 300 kb, sonst packt meine alte Digitalkamera die Anzahl der Fotos mit dem vorhandenen Speicher nicht), 2.) der Zug hat - wie ELA richtig festgestellt hat - ziemlich gewackelt und ich fotografiere immer mit der gleichen automatischen Standardeinstellung; Saludos, nosanto


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20.01.2014 16:27
#10 RE: Zugfahrt Tren Hershey Januar 2014
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Rey/Reina del Foro

ach brauchst dich nicht entschuldigen - wenn es dir reicht, ist es doch ok.

_________
"Ehrenmänner lesen nicht die Post anderer Leute" - Henry L. Stimson US-Außenminister 1929


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