Zigarren....

20.08.2004 15:44
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#1 Zigarren....
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( Gast )

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit lese ich hier im Forum mit, doch jetzt habe ich auch eine Frage, da ich demnächst als Pauschaltouri mit Freundin nach Kuba fliege. Ich weiß, dass hat was von Eulen nach Athen tragen oder Bier zum Oktoberfest bringen, aber das ist nicht das Thema, sondern es geht um die Zigarren:

In Zigarren-Foren und natürlich in den Reiseführern liest man, dass man AUF KEINEN FALL Zigarren auf der Straße kaufen sollte, weil gefälscht (und evtl. keine Rechnung/Hologramm). Die Leute scheinen sich toll zu fühlen, je teurer ihr Original-Stumpen war – und außerdem könnten Sie eine Fälschung sofort rausschmecken und die wären alle von schlechter Qualität.

Viele von Euch scheinen jedoch Erfahrungen mit "günstigen" Zigarren zu haben und nicht schlecht damit zu fahren (wenn man sie außer Landes kriegt). Daher meine Fragen:

Sind wirklich über 95% der Straßen-Zigarren gefälscht, oder gibt es tatsächlich auch mal Echte?

Stimmt es, dass die Zigarrendreher in den offiziellen Fabriken einige Echte mit heimnehmen dürfen, die sie dann verkaufen?

Welche Anhaltspunkte gibt es für Fälschungen?

Sind Fälschungen i.d.R. tatsächlich „schlechter“ im Geschmack, Abbrand usw. als die Originale?

Gibt es Unterschiede bei den Fälschungen bzw. wie groß sind die und wie kann man sie unterscheiden (die Fälschungen untereinander, ob „gut“ oder „schlecht“ im Geschmack)?

Stimmt es, dass z.B. viele ehemaligen staatlichen Zigarrendreher sich „selbstständig“ gemacht haben und jetzt in ihren Kellern und Hinterhöfen (wenn’s so was gibt) auf eigene Rechnung arbeiten (d.h. dass die Qualität der Fälschungen sehr gut ist?)

Was sind „faire“ Preise z.B. für „gut“ gefälschte Romeo y Julieta (No.2, Cazadores), oder H.Upman oder Montechristo No.2 oder andere?

Dann zur Ausreise:

Wie riskant ist es, mehr als die erlaubten 23 (?) Stück mitzunehmen? Bzw. wie transportiert man sie am besten, Handgepäck oder Koffer, lose oder in Schachtel ?

Was passiert, wenn man erwischt wird (in Kuba bzw. in D) ? Werden die Cigars einkassiert, muß man was (nach)zahlen? Ist es ein Unterschied, ob man z.B. 100 echte (mit Rechnung u. Hologramm) hat oder 100 gefälschte ?

So, das wars fürs erste…..

Vielen Dank schon mal für die Antworten !!

Gruß, Meenzer


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20.08.2004 19:44
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#2 RE:Zigarren....
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( Gast )

Hallo Meenzer,
will versuchen Dir Deine Fragen so gut wie möglich zu beantworten, habe 27 Jahre Zigarren geraucht, 24 Jahre davon Havannas, dieses Jahr im März dann endgültig aufgehört.


Die 95% Fälschungen unter der Straßenware dürfte hinkommen, wobei das nur ein relativer Wert ist und völlig unwichtig. Es gibt sicher Arbeiter der Zigarrenfabriken die ihr Tagespensum von 5-10 Zigarren mit nach Hause nehmen und dann auch an Touristen verkaufen. Kiste, Banderole, inliegender Qualitätszettel, Hologramm fehlen aber in der Regel und auch der Herstellungscode auf der Rückseite ist in den meisten Fällen nur erfunden.

Um falsche Zigarren zu erkennen gibt es eine ganze Reihe eindeutiger Anhaltspunkte. Das wichtigste Kriterium falsche Zigarren zu erkennen ist aber die persönliche Erfahrung. Die erlangt man nur über Jahre und macht es einem Anfänger häufig unmöglich die Falsche von der Echten zu unterscheiden. Beim Kauf auf der Straße aber liegt man auch als Anfänger in den meisten Fällen richtig wenn man auf Falschware tippt.
Diese Zigarren werden einem meist nicht auf der Straße angeboten sondern man geht ein paar Meter in einen Hinterhof wo einem dann konspirativ und in gespielter Eile die Kisten gezeigt werden. Als erstes sollte man prüfen ob Hologramm, Banderole und der Herstellungscode an der Kiste vorhanden sind. Ich habe noch keine Falschware mit diesen drei Echtheitskriterien gesehen. Auf Nachfrage wird einem dann immer gesagt ein guter Freund der in der Fabrik arbeitet hat die Kisten und Zigarren schon vor der Endkontrolle aus der Fabrik gebracht, oder der Tabak wurde herausgeschmuggelt und dann zu Hause verarbeitet. Das soll erklären das diese Sicherheitsmerkmale nicht angebracht wurden. Hierzu soviel: Für jedes einzelne Deckblattbündel muss der jeweilige Roller seine Unterschrift in eine Klade setzten. Das Deckblattbündel wird abgezählt aufbewahrt und wird von einigen wenigen integeren Führungskräften ausgegeben. Für jedes Deckblatt das beschädigt wurde und nicht mehr verwendet werden kann muss ebenfalls unterschrieben werden. Kommt bei Spitzendrehern nur sehr selten vor, aber kommt vor. Das Deckblatt ist das teuerste Teil der Zigarre und wird in allen Fabriken akribisch überwacht. Ausgehend von der jährlich aus dem Verkehr gezogenen Falschware ( es gab Jahre da wurden bis zu 1,5 Millionen Falsche sichergestellt ) , und der Behauptung der Straßenverkäufer das ihre Zigarren Originale sind, müsste die Produktion der Fabriken aufgrund entwendeter Deckblätter drastisch zurückgehen.
Wenn man die Kiste nun öffnet sollte man folgendes sehen: Die erste Lage Zigarren sind in der Farbe von hell nach dunkel verlaufend sortiert, von links nach rechts. Die untere Lage genauso. In den Fabriken sitzen eigens Spezialisten, die in der Lage sind mehr als 60 verschiedene Farbnuancen zu unterscheiden und entsprechend eine Kiste zusammenzustellen. Die Banderolen befinden sich alle exakt auf der gleichen Höhe, verutschen ist nicht möglich, sie sind mit einem Naturkleber angebracht. Die Länge aller Zigarren sind exakt gleich und zwar auf den Millimeter. Sie werden in ein Model gelegt an deren Ende eine Schere zum kappen sitzt, simpel aber sehr präzise. Treten hier Längenabweichungen auf, ist das schon ein Indiz für Falschware. Der Durchmesser aber auch die Form ist ebenfalls absolut ebenmäßig. Das heißt, das nicht alle Zigarren rund sein müssen sonder an den Ober und Unterseiten leicht abgeflacht sein können. Viele Coronas sehen so aus. Das entsteht durch pressen in Models vor dem wickeln und drehen des Deckblattes. Solche Models haben die Fälscher in der Regel nicht. Daher werden einem auch einzelne Exemplare ins Auge stechen die Dellen oder sogar Krümmungen aufweisen. Sogar der beste Dreher ist nicht in der Lage diese markanten Profile ohne Model herzustellen. In diesem Fall werden die Zigarren dann einfach rund gefertigt und das ist dann schon das nächste Merkmal für Falschware. Eine Churchill wird von den Herstellern fast immer mit abgeflachter Ober und Unterseite hergestellt, z.B. von Romeo y Julieta oder Cohiba oder Punch usw. Nun kommt der Drucktest. Man nimmt die Zigarre und drückt sie zwischen Mitte und Kopf zusammen und zwar so stark das eine leichte Delle entsteht. Diese muss von allein wieder verschwinden. Hiermit kann man unter anderem erkennen ob die Festigkeit stimmt und bei einer hochwertigen also Premiumzigarre, einer Puro größeren Formates tatsächlich drei Blatt für die Einlage plus Umblatt plus Deckblatt verwendet wurden. Fälscher verwenden in der Regel gerissenen Tabak der diese spezielle Geschmeidigkeit nicht aufweist und häufig zu einem ungleichen Abbrand führt. Ein geübtes Auge kann das am offenen Ende einer Zigarre erkennen. Ich habe schon mehrere Male einzelne falsche Zigarren gekauft um den Verkäufer dann durch aufschneiden der Zigarre der Länge nach zu zeigen, das es sich nicht um drei Deckblätter sondern nur um klein gerissenen minderwertigen Tabak handelt. Spätestens hier ist das Verkaufsgespräch dann auch beendet. Die Kisten sind in aller Regel nicht so gut verarbeitet wie die Originale, die Lackierungen der Kisten z.B bei der Partagas 8 9 8 sind teils miserabel. Das Totalmente a mano Hecho en Cuba ist häufig nicht klar sondern verschmiert aufgedruckt und nur selten mit entsprechenden Druckstempel eingedrückt. Die Schließen weisen nicht die gleiche Qualität auf wie die Originale.

Ob Fälschungen nun schlechter sind als Originale läßt sich sicher mit einem klaren Ja beantworten. Aus ganz einfachen Gründen. Zigarrentabak wird immer vermentiert. Hier werden Teer, Nikotin, Ammoniak und Harze abgebaut und in einem biochemischen Prozess in Zucker, Stärke und Aromastoffe umgewandelt. Das macht erst das Aroma aus. Durch das mischen und die richtige Auswahl des Deckblattes erhält die Havanna dann ihren einzigartigen geschmack. Bei Cohiba werden die Spitzentabake 1 1/2 Jahre vermentiert, insgesamt dreimal, um dieses unverwechselbare Aroma zu erreichen. Ein Fälscher verarbeitet in aller Regel frischen Tabak weil er diesen Aufwand unmöglich betreiben kann. Frischer Tabak ist übrigens gut. Man soll eine Zigarre entweder rauchen wenn der Tabak noch frisch ist, oder sie 1 Jahr reifen lassen. Deshalb wird man auch immer wieder auf Fälschungen stoßen die erstaunlich aromatisch schmecken. Hier wurden oftmals sogenannte Bauerntabake verwendet. Beim Tabakpflanzer vor der Stadt gekauft, werden diese stark salmiakhaltigen frischen Blätter verarbeitet und ich muss zugeben auch mir haben diese Zigarren durchaus geschmeckt. Allzuoft aber werden wirklich nur minderwertige Blätter verwendet, die untersten am Fuß der Tabakstaude, die am wenigsten Licht bekommen haben sich deshalb auch am wenigsten ausgebildet haben. Das Geschmacksspektrum reicht sicher von beißendem Rauch ohne Geschmack und Aroma bis zur beachtlichen Fälschung was Machart und Aroma angeht.

Es ist richtig das auch ehemalige Dreher aus Zigarrenfabriken unter den Fälschern zu finden sind. Ein in der Fabrik angestelletr Dreher wird diese Art des Einkommens wohl ablehnen, da der Beruf des Zigarrendrehers auf Cuba sehr angesehen und geachtet ist und aufgrund seiner langjährigen Ausbildung und der geforderten hohen Anforderungen auch in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert genießt. Die Fälscher sind sehr gut und straff organisiert in kleineren Grupen arbeitend verlegen sie immer wieder ihre Produktionsstätten um den Razzien der Polizei zu entgehen. Die Strafen hierfür sind entsprechend drakonisch.

Zu den Preisen werde ich mit Sicherheit nichts sagen, um die Arbeit derer die mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Können die Echten Havannas herstellen zu würdigen.

Bei der Ausreise empfiehlt sich die Kisten im Handgepäck mitzunehmen falls es mehr als die erlaubten 50 Stück pro Person sind. Alle Koffer werden durchleuchtet. Sind dort pro Koffer mehr als zwei Kisten gesichtet wird das Gepäck in aller Rregel in einen Kontrollraum gebracht und der Besitzer ausgerufen. Dann Koffer öffnen, original Kaufbeleg vorzeigen. In den staatlichen Läden gibt es die allseits bekannten hellrosa Belege mit Seriennummer, Personalausweisnummer und genauer Auflistung aller Marken und Stückzahl. Es werden aber auch Kassenbons akzeptiert, falls diese die Marke und den Namen des Geschäfts ausweisen. Im Handgepäck transportiert erspart man sich die Prozedur des Kofferöffnens und kann direkt nach der Kontrolle des Handgepäcks alles sehr viel schneller abwickeln. Übrigens Ware ( auch echte, ohne Rechnung wird eingezogen ). Strafe gibt es keine, nur eine unendliche Prozedur wegen des ausfüllens von Formularen. Möglich ist natürlich auch das heute erst bei einer größeren Menge im Koffer ausgerufen wird, da bin ich nicht mehr auf dem laufenden. Ich habe die ganzen Jahre immer 10 und mehr Kisten mitgebracht. Die Kubaner waren zwar erstaunt, haben aber nach Vorlage aller Rechnungen anstandslos passieren lassen. Bei der Einreise in Deutschland habe ich immer die Übermenge angegeben, und ich kann nur nochmals raten nichts zu schmuggeln, warum? Weil ich noch im März für 10 Kisten ganze € 125.- Zoll bezahlen musste. Gemessen am Kaufpreis von knapp € 1000.- hier in der Deutschland hätten diese Zigarren mehr als das doppelte gekostet, ein fairer und erträglicher Preis. Am deutschen Zoll werden übrigens nur die billigsten Kisten der Übermengen verzollt. Dazu haben die Zöllner Listen mit allen Marken, Formaten und Preisen und sind dann auch schonmal kulant wenn sie eine Marke nicht finden, also es lohnt wirklich nicht. Sollte man übrigens beim schmuggeln erwischt werden, dann wird der ganze Bestand als Schmuggelgut konfisziert, und nicht wie viele irrtümlich glauben nur die Übermengen. Anzeige gibts ebenfalls noch.

So, ich hoffe etwas zur Aufklärung Deiner Fragen beigetragen zu haben und wünsche Dir falls Du selber mal eine Havanna rauchen möchtest viel Spass dabei.

Gruss
Christian


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20.08.2004 19:49
avatar  MiKe1411 ( gelöscht )
#3 RE:Zigarren....
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MiKe1411 ( gelöscht )

naja, gefälschte zigarren sind auch aus cubanischem tabak....
wie bei schampus zahlt man ca. 80% für das markenimage.
wenn man ernsthaft raucht, also nicht zu angeberzwecken, kann man prima zigarren für wenig geld bekommen.
man muss sie halt probieren. auf die gefälschte schachtel kann der genussraucher gut verzichten.
mit gewinn verticken in alemania ist halt so ne sache... ohne holo-siegel sollte man sie höchstens an onkel franz (der nur raucht, wenn er besoffen ist...)verkaufen. oder verschenken.

einen versuch wert sind durchaus die einheimischen peso-zigarren, z.b. "reloba". da kosten 25 stück im papierbündel... 25 pesos, also knapp einen (!!) dollar! da macht man kein großes geld kaputt.

die ausfuhr ist halt ein risiko. wenn weg, dann weg..wenn du verstehen was ich meinen...
dem deutschen zoll ist es wurscht. 50 zigarren sind zollfrei. was man mehr dabeihat, kann man auch beim zoll anmelden und zoll bezahlen..

die geschichten mit den "heimdrehern" stimmen. bei den zigarren ist es ja hauptsächlich eine frage der wahl der tabakblätter. der rest bei den renommiermarken ist halt die auswahl nach gleichmäßigkeit in farbe, form, verarbeitung etc.

ich habe übrigens auch die beschäftigten in den staatlichen zigarrenläden bzw. in bars, restaurants etc. im verdacht, besonders beim einzelverkauf von zigarren "illegale" ziarren unterzumogeln.

gefälschte kisten werden in HAV für 25 USD angeboten.
ich würde versuchen, in vinales oder sonstwo auf dem land einzukaufen.
wenn du spanisch kannst, ist das von vorteil.
ich könnte dir einen bekannten empfehlen, der anständige ware anbietet. bei interesse: email an mich..

übrigens:
seit ich nicht mehr rauche, kann ich meine cuba-urlaube richtig entspannt genießen...


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21.08.2004 21:19 (zuletzt bearbeitet: 22.08.2004 01:23)
#4 RE:Zigarren....
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In Antwort auf:
ohne holo-siegel

die hat jeder halbwegs professionelle Fälscher auf Lager, Wert etwa 1$/Stck. Schwieriger wird es mit den "Originalrechnungen" mit Schwarzlicht-Aufschrift, aber auch die sind zu bekommen. Kann am Zoll ganz hilfreich sein...


¡Viva la Evolución!


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22.08.2004 01:16
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#5 RE:Zigarren....
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Mitglied

... ohne holo-siegel sollte man sie höchstens an onkel franz (der nur raucht, wenn er besoffen ist...)
wie sieht denn dieses holo-siegel aus und was bedeutet es?


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22.08.2004 01:32 (zuletzt bearbeitet: 22.08.2004 01:50)
#6 RE:Zigarren....
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Forenliebhaber/in

http://www.lasonet.com/cuba.htm, aduana anklicken, das Hologramm ist ein etwa 5x8cm grosser, duchsichtiger Aufkleber mit Prüfnummer, die auch auf der Rechnung erscheinen sollte.


¡Viva la Evolución!


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