Die Cola des Vergessens

Immer mehr junge Kubaner verlassen die Insel, weil sie keine Perspektive sehen. Die Alten bleiben alleine zurück

María Sánchez hat ein gutes Gedächtnis. Als sie beim Merk-Spiel in der Rentner-Runde an der Reihe ist, stützt sie sich auf ihren blauen Holzstock und steht langsam auf. „Ich packe meinen Koffer, und was ich mitnehme …“, sagt die 82-Jährige, holt tief Luft und beginnt mit dem Aufzählen: „… sind eine Packung Streichhölzer, eine Zeitung, ein Handtuch, ein Buch, ein Pfund Reis, ein Sieb und dazu noch … ein Pfund Rindfleisch.“ Die anderen klatschen, gut gemacht! Als nächster setzt Marcelo zur Wiederholung an: „Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine Packung Streichhölzer, eine Zeitung, ein Handtuch, ein Buch, ein Pfund Reis, ein Sieb … und ein Pfund Salz“, sagt der 86-Jährige und setzt sich.
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Ohne die Libreta würden wir sofort verhungern, und mit ihr haben wir trotzdem immer Hunger“, sagt Marcelo. Der hagere Mann zeigt auf seine viel zu weite Hose. Fünf Mal in der Woche kommt der ehemalige Zuckerrohrarbeiter deswegen in die Kirchengemeinde Santa Teresita in Havanna zur Armenspeisung.


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