Surfing Cuba

23.08.2007 09:43
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#1 Surfing Cuba
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Cubaliebhaber/in

Zugegeben ein etwas betagter Bericht, er zeigt aber deutlich mit welchem Tempo sich die Entwicklung/Fortschritt in Cuba bewegt.


Surfing Cuba
Michaela Simon 14.11.2000

Kubas erstes Cybercafé
Die Kubanische Regierung hat Kubas erstes Cybercafé eröffnet, das einer ausersehenen kleinen Gruppe von Autoren und Künstlern Internetzugang gewährt.

Der Name des Cybercafés, "El Aleph", ist einer 1959 (Kubas Revolutionsjahr!)verfassten Geschichte des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges entlehnt, die von einem schrulligen Dichter namens Carlos Argentino Daneri erzählt. "Ich sehe ihn vor mir ...in seinem Studierzimmer gleich einem Türmer im Auslug einer Stadt, zur Hand Telefone, Telegraphen, Fonografen, Radiogeräte, Kinematografen, Laternae Magicae, Glossare, Fahrpläne, Handbücher, Bulletins. "Aleph " ist der Name für "einen jener Punkte im Raum, der alle Punkte in sich enthält" und seine Bedeutung Programm für eine Handvoll Künstler, die im Palacio del Segundo Cabo, offizielles Gebäude des regierungseigenen Cuban Book Institute, in Havannas Altstadt seit ein paar Tagen vor den Rechnern sitzen.

Für eine monatliche Gebühr von umgerechnet nicht viel mehr als einer Mark, dürfen Mitglieder sechs Stunden lang surfen, jede Extra-Stunde kostet etwa 20 Pfennig. Sie bekommen kostenlose Computerkurse, eine eigene E-Mail Adresse, sowie die Möglichkeit mit Scanner und Drucker zu arbeiten. Die Auserwählten rekrutieren sich aus regierungsnahen Vereinigungen wie der "Union of Writers and Artists", der "Hermanos Saiz Association" und dem "Cuban Book Institute". Ob dieser Service sich in Zukunft auch auf Nicht-Mitglieder ausweiten wird, ist ungewiss, der kubanische Kulturminister Abel Prieto sagte zur Einweihung zumindest, dass "El Aleph" nur ein "erster Schritt" sei, Kubas Künstler auf ihrem Weg in die Computer-und Informationstechnologie zu unterstützen.

Kuba, ein Land mit etwas mehr als 11 Millionen Bewohnern, zählte diesen Juni nach Angaben des Ministeriums für Informatik 25.170 E-Mail-Anschlüsse, davon ist nur die Hälfte so eingerichtet, dass man international kommunizieren kann. Von 110.000 registrierten Computern hatten 3.625 Internetzugang, die meisten von ihnen gehörten zu offiziellen Einrichtungen, Joint Ventures, die mit ausländischem Kapital arbeiten, oder ausländischen Diplomaten und Korrespondenten.

Prinzipiell ist Kuba der IT gegenüber sehr aufgeschlossen. 1970 wurde der erste nationale kubanische Computer entwickelt und in den 80er Jahren ließ Castro "Jugend-Computer-Clubs" gründen, durch die nach Schätzungen rund 135 000 junge Kubaner kostenlose Schulungskurse bekamen. Doch das Netz ist - auch wegen der Angst vor Kontrollverlust - ein von der Regierung recht vorsichtig gehandhabtes Medium. Auf der Homepage der kommunistischen Partei wurde zwar die Bedeutung des Internet mit der des Buchdrucks für das Mittelalter verglichen, der Weg ins neue Zeitalter ist jedoch für den größten Teil der Kubaner versperrt.

Seit dem 11.Oktober 1996 ist Kuba, nachdem die Regierung lange gezögert hatte, online. Laut dem 1996 erlassenen Decree Law 209 das den "access from the Republic of Cuba to Information Networks of Global Scope" regelt, hat man als Privatperson in Kuba nicht das Recht, einen Internet-oder E-Mail Anschluss anzumelden. Zentrale Instanz für den Internet-Zugang ist das Ceniai (Nationales Zentrum für automatisierten Informationsaustausch). Pornografische und Castro-feindliche Websites werden gefiltert, ein Skandal, der ein wenig an Schärfe verliert, wenn man bedenkt, wie viel ideologische Falschinformation über Kuba seit der Revolution von Seiten der Vereinigten Staaten in Umlauf gebracht wurde. Und selbstverständlich tummeln sich trotzdem Kritiker im Netz, beispielsweise gibt es das von Regierungsgegnern betriebene Presseorgan CubaNet. Die illegale interne Oppositionsgruppe "The Cuban Commission for Human Rights and National Reconciliation" beklagt, dass Internetzugang in Kuba lediglich gefördert würde, wenn er von Interesse und Nutzen für die Regierung sei.

Das Bildungsministerium kündigte dieses Jahr an, dass sämtliche Universitäten Kubas bald zu der "privilegierten Gruppe" derer gehören würden, die Internetzugang hätten. Zusätzlich wurden 200 regierungstreue Journalisten mit einer monatlichen "40-Stunden-Surfpauschale" ausgestattet.

Auf dem Schwarzmarkt kann man für $ 25 im Monat ein Passwort bekommen, das - illegalen - Netzzugang erlaubt. Für etwa $ 700 kann man sich eine Webseite ins Netz stellen lassen, kommerzielle Webseiten von Reise-oder Restaurantanbietern entstehen folglich immer auf dem Schwarzmarkt. Wie viele Kubaner, unter ihnen wohl vor allem Wissenschaftler oder Künstler, einen illegalen Anschluss haben, ist ungewiss.

Eine der ältesten Möglichkeiten E-Mail Funktionen zu nützen, ist im - ohnehin beachtenswert gut entwickelten Gesundheitssystem Kubas - das staatliche "InfoMed"-Netz, ein Kommunikationskanal zwischen Krankenhäusern, Ministerium und Ärzten sowie indirekter Internet-Ersatz: Ins national eingekapselte "InfoMed-Netz" werden ständig neue Erkenntnisse und relevante Artikel aus dem WWW eingespeist, die von Wissenschaftlern gezielt gesucht wurden.

Einer der Gründe für den "behutsamen" Enthusiasmus der kubanischen Regierung dem Internet gegenüber war sicherlich auch das häufig kollabierende Telefonnetz. Seit 1994 die kubanische Telefongesellschaft, die heute als Joint Venture des kubanischen Staates mit der italienischen Stet betrieben wird, teilprivatisiert wurde, schreitet die Modernisierung - langsam - voran.

Ja, ja
Johannes

Gruss
Barbara y Johannes

"Die Torheit begleitet uns in allen Lebensperioden.
Wenn einer weise scheint, liegt es daran,
dass seine Torheiten seinem Alter und seinen Kräften angemessen sind."
Francois Duc de La Rochefoucauld

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