Der Che Guevara von Düsseldorf

VON HANS-HERMANN KOTTE

Die Sozialdemokraten haben ihn aufgehängt. An einer Glastür im SPD-Fraktionstrakt des Düsseldorfer Landtags, da prangt er: Che Guevara als selbst kopiertes Poster in DIN A4. Zwei Jahre lang hat die oppositionelle Türdekoration niemanden großartig interessiert. Bei der SPD weiß längst keiner mehr, wer die 1967 erschossene kubanische Revolutions-Ikone angeklebt hat und warum.

Doch neulich entdeckte ein Mitarbeiter des CDU-Abgeordneten Olaf Lehne den Che bei der SPD und der ergriff prompt die Gelegenheit, sich ein paar Minuten Sommerloch-Ruhm zu beschaffen. Anfang der Woche sandte Lehne einen empörten offenen Brief an die Landtagspräsidentin Regina van Dinther (ebenfalls CDU) und an die SPD-Fraktionschefin Hannelore Kraft, die auch oberste Sozialdemokratin in NRW ist. Das Che-Poster müsse weg - denn "wofür Che Guevara steht, widerspricht dem freiheitlich-demokratischen Geist des Landtages".

Dass auf dem Poster noch der Satz "Hasta la victoria siempre" (Bis zum immerwährenden Sieg) stehe, sei besonders schlimm. Denn der bedeute "im Endeffekt die Abschaffung unserer Demokratie, unseres Rechtsstaates, unserer Freiheit". Und bedeute nicht die Zurschaustellung des Che bereits den ersten Schritt zu Rot-Rot, das die SPD-Chefin Kraft neuerdings nicht mehr ausschließt? Die Aufregung hielt sich aber in Grenzen, nur das Boulevardblatt Express kam mit einer dickeren Schlagzeile: "Irrer Streit um Che Guevara".

Landtagssprecher Hans Zinnkann rät zur Gelassenheit: "Ich arbeite seit 18 Jahren im Landtag und habe hier niemals revolutionäre Umtriebe registriert." Laut Zinnkann besteht kein Anlass zur Reaktion, denn das Guevara-Bild "verstößt weder gegen die Hausordnung noch ist es strafrechtlich relevant". Und SPD-Fraktionssprecher Thomas Breustedt ist gespannt, ob "Herr Lehne seine Che-Säuberungsaktion nun auch auf T-Shirtträger ausdehnt".

Der CDU-Mann räumte im Gespräch mit der FR übrigens ein, dass er selbst schon mal im Kuba-Urlaub eine Che-Postkarte gekauft hat - aber das sei doch "etwas ganz anderes". Lehne will sich vom Spott nicht beirren lassen. Er geht davon aus, dass ...

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/p...&em_cnt=1163018