Verlassen in Guantanamo: Der Bremer Kurnaz sitzt seit 4 Jahren ohne Anklage

08.12.2005 16:59
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#1 Verlassen in Guantanamo: Der Bremer Kurnaz sitzt seit 4 Jahren ohne Anklage
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Verlassen in Guantánamo

Der Bremer Murat Kurnaz sitzt seit vier Jahren ohne Anklage im US-Lager auf Kuba. Auch hier stellt sich die Frage: Was wusste die Bundesregierung?

Von Florian Klenk und Ulrich Ladurner

Zwei Straßen, eine Eisenbahnlinie, reihenweise traurige Häuser und dazwischen Menschen, die geplagt werden von Lärm, Staub und dem Gestank aus offenen Kloaken. Das ist die Kleinstadt Rai Wind in Pakistan. Im Oktober 2001 kam hier der damals 19-jährige Bremer Murat Kurnaz an. Er zwängte sich durch eine enge Gasse, die von Menschen wimmelte und zu beiden Seiten von aufdringlichen Händlern gesäumt war. Kurnaz bemerkte viele Gleichgesinnte. Er erkannte sie daran, dass sie auf dem Rücken eine Schlafsacktasche trugen. Sie alle hatten das Zentrum der Dschama’at al-Tabliq zum Ziel, das Zentrum einer islamischen Missionsbewegung. Sie sollten in dem weitläufigen Gebäudekomplex Tage verbringen, Wochen, manchmal Monate.

Als sich Murat Kurnaz dem unscheinbaren Eingang näherte, als er schließlich eintrat und die plötzlich herrschende Stille bemerkte, da konnte er noch nicht wissen, dass er die Schwelle zur Vorhölle überschritten hatte. Wenige Monate später landete er in Guantánamo Bay, dem Gefangenenlager der USA. Bis heute darf er nicht in seine Heimat zurückkehren. In seinem Zimmer in Bremen erinnern ein Koran, Hanteln und eine ungewaschene Trainingshose an ihn.

[Fortsetzung hier: http://www.zeit.de/2005/50/Titelei_Kurnaz]

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09.12.2005 11:39
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#2 RE: Verlassen in Guantanamo: Der Bremer Kurnaz sitzt seit 4 Jahren ohne Anklage
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Von der CIA auf Grund einer Verwechslung verschleppt und Monate lang festgehalten und misshandelt - auf diese Kurzformel könnte Khaled el-Masri sein Schicksal bringen. Seine Geschichte.

Auf seine internationale Bekanntheit hätte Khaled el-Masri sicher gerne verzichtet. Er stammt aus dem Libanon, ist deutscher Staatsbürger und heute Anfang 40. In die Fänge der CIA, dem US-Geheimdienst, gerät er laut eigenen Angaben am Silvestertag 2003: er sitzt in einem Reisebus und ist unterwegs nach Mazedonien. Zu Hause in Neu-Ulm ist er verheiratet und hat ein Autogeschäft.

Seine Reise nach Mazedonien endet an der serbisch-mazedonischen Grenze. Polizisten - so erzählt er es später den Ermittlungsbehörden in Deutschland - holen ihn aus dem Bus. Ein tagelanges Verhör über angebliche Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida beginnt.

Gefangen in Kabul

Dann kommen nach seinen Angaben die Amerikaner ins Spiel. El-Masri wird mit verbundenen Augen zum Flughafen von Skopje gefahren, er bekommt eine Spritze und wird bewusstlos. Als er wieder zu sich kommt, ist er in Afghanistan in einem Gefängnis in Kabul. Das erzählen ihm Mitgefangene, von seinen Bewachern erfährt er nichts.

Wochenlang wird el-Masri in Kabul von CIA-Leuten verhört. Immer wieder geht es um El Kaida. El-Masri weiß irgendwann nicht mehr weiter und tritt schließlich aus lauter Verzweiflung in den Hungerstreik. Erst nach vier Monaten, im Mai 2004, bemerkt die CIA, dass sie einen Unschuldigen verschleppt hat - eine Namensverwechslung, heißt es. Alles, was der entführte Deutsche von den vier Monaten berichtet, scheint plausibel. Das bestätigen die deutschen Behörden, die den Fall untersucht haben.

Wusste Schily Bescheid?

Schon bevor die Amerikaner den Unschuldigen nach Mazedonien schaffen, informieren sie angeblich die Bundesregierung, genauer gesagt, Bundesinnenminister Otto Schily. Das berichtet zumindest die US-Zeitung "Washington Post".

Der Fall el-Masri wäre vermutlich kein Einzelfall. Murat Kuramz, ein junger Türke, geboren in Bremen, verschwand vor etwa vier Jahren in Pakistan. Bis heute sitzt er als Terrorverdächtiger im US-Lager Guantanamo auf Kuba. Eine Entlassung ist in diesem Fall nicht in Sicht. Einem Anwalt berichtete der junge Bremer Türke von Schlägen, Nahrungsentzug und Verhören mit Elektroschocks.

http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1807226,00.html

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