Zigarren von Dunhill - ein Mythos verglüht

29.01.2005 21:41
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Rey/Reina del Foro

Zigarren von Dunhill - ein Mythos verglüht
von Hans Berwersdorff

Es ist wie ein Gesetz: Wer Kuba verläßt, der verliert seinen Nimbus. Selbst Davidoff leidet bis heute darunter. Zwar schaffte man den Wechsel in die Dominikanische Republik und konnte von dort aus den US-Markt erobern. Aber ein entscheidender Makel blieb: Auf der Bauchbinde fehlt das Zauberwort Habana.


Nach wie vor lebt der Mythos Davidoff von den alten Zigarren aus Kuba. Fast noch schlimmer traf es den Doyen der Havannas - Dunhill. Mitte der 80er Jahre änderte Cubatabaco radikal seine Politik. Nachdem man jahrzehntelang internationale Marken wie Dunhill auf Kuba respektiert hatte, wollte man sich nun die Namensrechte komplett einverleiben.


Entsetzen bei Dunhill in London. Trugen doch seit Jahrzehnten die besten Havannas den Namen des Firmengründers Alfred Dunhill. Doch die Tradition spielte plötzlich keine Rolle mehr. Kuba beharrte auf seinem Standpunkt. Und Dunhill verließ Ende der 80er Jahre wie auch Davidoff die Insel Richtung Dominikanische Republik. Und dort endete auch die Erfolgsgeschichte von Dunhill. Zwar gelang es zunächst Anfang der 90er Jahre, eine neue Domingo-Linie erfolgreich zu lancieren, aber ein großer Wurf waren die Dunhill Aged Cigars nie. Und so verschwinden sie langsam aus den Regalen. 2001 wurde eine neue, etwas kräftigere Dunhill-Linie entwickelt, die unter dem Namen Signed Range Cigar auf den Markt kam. Bei uns gab es sie indes nur an Flughäfen im Duty-free-Shop.


Das ändert sich jetzt. In Kürze wird die Signed Range Cigar offiziell bundesweit vorgestellt - wie eine neue, aber es ist die alte. Leider! Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine derart merkwürdige Zusammenstellung innerhalb einer Zigarren-Serie erlebt zu haben. Schon der Geruch im kalten Zustand läßt vermuten: Jede Fasson hat einen anderen Blend. Das fängt beim Deckblatt an. Handelt es sich bei der Churchill um ein mäßiges Connecticut Broadleaf, so ist die Corona vermutlich in ein Kamerun-Deckblatt gehüllt. Letztere war in allen Proben noch die Beste - auch geschmacklich und im Duft.


Die großen Formate waren dagegen teilweise ungenießbar. Exemplarisch seien hier die Churchill und die Toro genannt, die zunächst durch einen leicht muffigen Geruch auffielen. Optisch und von der Struktur versprachen sie, zumindest ein ordentliches Raucherlebnis zu bieten. Bei den ersten Zügen wiederholte sich jedoch unterschwellig der unangenehme Geruch.


Hinzu kamen leicht seifige, etwas aufdringliche Noten, gepaart mit einer unterlegten Schärfe, insgesamt nur entfernt an eine gute Domingo erinnernd. Im Rauchverlauf wurden sie leichter, aber man fühlte sich nicht wohl mit den Zigarren, die keinerlei Nuancen mehr boten und ohne jeden Nachhall waren. Bei einigen "Probanden" ging die Asche besenförmig und flockig auseinander, was häufig auf Tabake mit wenig Struktur und Substanz hinweist. Zudem kam es vor, daß dicke Tabakrippen den Rauchgenuß abrupt blockierten - eine echte Todsünde für eine Premiumzigarre.


Deutlich besser schnitt dagegen die Corona ab: Sie roch angenehm nach Tabak und schmeckte auch danach. Sie war nicht ganz so bissig, und der Nebenrauchstrom hatte nicht annähernd so einen stechenden Geruch wie die Churchill. Die Verarbeitung ergab zwar einen gleichmäßigen Abbrand, der mit den verwendeten Tabaken ein besseres Ergebnis brachte. Dennoch war sie leicht, allzu oberflächlich und ohne großen Geschmack, einfach vom Bouquet und anspruchslos.


Fazit: Selbst ein so großer Name wie Dunhill schützt vor Enttäuschungen nicht. Da nützt es auch nichts, wenn der Torcedor persönlich mit seinem Namen auf der Packung für Qualität bürgt. Zumal für die Signed Range Cigar exorbitante Preise aufgerufen werden. Die Churchill kostet 21,95 Euro. Viel Geld für einen verblichenen Mythos.


Artikel erschienen am 30. Januar 2005
Quelle:http://www.wams.de/data/2005/01/30/433113.html


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