US-Journalist schildert die Zustände in Guantanamo Bay

29.09.2004 09:25
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Sächsische Zeitung
Mittwoch, 29. September 2004

Symbol des Versagens

US-Journalist schildert die Zustände in Guantanamo Bay
Von Christoph Peerenboom

Zwei Orte sind zum Symbol geworden für das moralische Versagen der Bush-Regierung: Abu Ghraib, das Gefängnis bei Bagdad, in dem US-Soldaten irakische Häftlinge quälten. Und Guantanamo Bay. Dort, in dem Gefangenenlager auf Kuba, sitzen Hunderte Menschen als angebliche Top-Terroristen hinter Gittern, teilweise seit fast drei Jahren. Rechtsbeistand wird ihnen verweigert, weil Washington sie als „unrechtmäßige Kämpfer“ bezeichnet und ihnen die Behandlung als Kriegsgefangene im Sinne der Genfer Konvention verweigert.

Abkehr von den Normen der Verfassung

Der US-Journalist David Rose, der für die Magazine „The Observer“ und „Vanity Fair“ schreibt, sieht Guantanamo als „Teil einer allgemeineren Abkehr von den Normen der amerikanischen Verfassung und den Wertvorstellungen der Aufklärung“. In seinem akribisch recherchierten Buch schildert er eindrucksvoll, was in Guantanamo Bay passiert. Und er ordnet dies ein in das geistige Klima, das seit den Anschlägen vom 11. September große Teile der amerikanischen Öffentlichkeit erfasst hat: dass nämlich die Anwendung sämtlicher Mittel erlaubt sei, wenn sie nur dem Kampf gegen den Terrorismus dienten.

Rose hat das Lager auf Kuba besucht, mit dem verantwortlichen Personal gesprochen und die wenigen Insassen interviewt, die bisher aus der Haft entlassen worden sind. Er kommt zu dem Schluss, dass Hunderte der dort Festgehaltenen „absolut unschuldig sind und an überhaupt nichts beteiligt waren, was man als terroristische Aktivität bezeichnen könnte“. Teilweise wurden die Betroffenen willkürlich in Afghanistan oder Pakistan verhaftet und nach Guantanamo verfrachtet. Die Amerikaner betrachteten sie gewissermaßen als Stellvertreter für den ungreifbaren Al-Qaida-Führer Osama bin Laden, schreibt Rose.

Der Autor macht deutlich, dass die Wurzeln des Folter-Skandals von Abu Ghraib in Guantanamo liegen. Denn dort wurden erstmals jene Verhörmethoden institutionalisiert, die später im Irak für weitere Exzesse sorgten. Um an vermeintlich brisante Informationen zu gelangen, griffen die Vernehmungsbeamten zu folterähnlichen Mitteln, die vom Pentagon autorisiert oder zumindest nicht unterbunden wurden. Die Häftlinge wurden am Schlafen gehindert, in extrem heiße oder kalte Kabinen gesperrt, geschlagen oder mit Hunden bedroht. Sie mussten stundenlang gefesselt in unbequemen Stellungen auf dem Fußboden ausharren oder wurden mit Pfefferspray besprüht. Der hierfür verantwortliche General Geoffrey Miller wurde im Sommer 2003 ausgerechnet in das Bagdader Gefängnis Abu Ghraib geschickt, um die in Guantanamo erprobten Verhörmethoden zu übertragen.

David Rose bestätigt noch einmal, was über die Zustände in Guantanamo Bay bereits bekannt war, ergänzt dies durch neue erschreckende Details und hilft, die Hintergründe der US-Politik seit dem 11. September 2001 nachzuvollziehen. Rose bemüht sich dabei um einen wohltuend nüchternen Tonfall. Dass sein Buch dennoch zu einer Anklageschrift wird, ergibt sich aus den dokumentierten Fakten.

David Rose: Guantanamo Bay. Amerikas Krieg gegen die Menschenrechte.S. Fischer Verlag, 192 Seiten, 14,90 Euro




Moskito


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29.09.2004 10:16
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#2 RE:US-Journalist schildert die Zustände in Guantanamo Bay
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ich
Forenliebhaber/in

Um das Bild über das "Mutterland der Demokratie" abzurunden:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,319533,00.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/51572

Korreliert ja voll und ganz mit der Lage der Menschenrechte.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass sich nun auch deutsche Urlauber bei der Einreise in die USA erkennungsdienstlich behandeln lassen müssen? Gott sei Dank muss ich da nicht hin. ...

Dann doch lieber grimmig dreinblickende kubanische Passkontolleure bevorzugende Grüße,

Stephan


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