Diego Maradona als Fußball spielender Che Guevara

11.01.2004 13:58
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Rey/Reina del Foro

Musical zeigt Diego Maradona als Fußball spielenden Che Guevara

Buenos Aires (dpa) - Wenn es nach einem neuen Musical geht, ist der frühere argentinische Fußballstar Diego Maradona nur das Opfer böser Fußballmanager, liest dafür korrupten Politikern mutig die Leviten und hält den Nationalstolz hoch. In dem Stück «El Diez - Entre el Cielo y el Infierno» (Die Zehn - Zwischen Himmel und Hölle) erscheint Maradona bisweilen mehr wie ein fußballspielender Che Guevara, denn als das begnadete Fußballtalent und Großmaul, für das ihn viele seiner Landsleute auch halten. Bei der Premiere des Stücks am Samstagabend an der Avenida Corrientes, dem «Broadway» von Buenos Aires, waren die Zuschauer dennoch begeistert und bedachten die Darsteller mit langem Applaus.

Die Zuschauer sehen ihren Maradona wohl realistischer, als er im Musical gezeigt wird. «Auf dem Rasen war er ein Genie, aber im Leben ein ganz normaler Mensch, einer von uns», sagte die Hausfrau Mathilda im Foyer. «Er war auf den Ruhm doch gar nicht vorbereitet und ist an ihm fast zerbrochen», meint auch Ricardo. «Bestimmt lebt er auf Kuba, weil er hier ja nicht mal mehr unbehelligt auf die Straße kann», fügt der Mechaniker hinzu. Nach Kuba geriet er jedoch, nachdem er 2000 fast an einer Überdosis Kokain gestorben wäre und eine Entziehungskur begann.

Auf der Bühne wird der heute 43-Jährige als edler Sportler dargestellt, der doch «immer nur den Ball spielen» wollte. Das konnte er zwar besser als fast jeder vor und nach ihm, aber das schnelle Geld und die Machenschaften vermeintlicher Freunde lassen ihn straucheln. Zu Beginn der Karriere ein Fernseher für die Mutter, später ein Ferrari, leichte Mädchen und jede Menge Kokain: Das schnelle Geld wird Maradonas Verderben.

Maradona wird von drei Schauspielern als glückliches Kind, später als überdrehter Weltstar und schließlich als 80-jähriger, mit dem Schicksal hadernder Greis, dargestellt. Das Musical besteht aus insgesamt zwölf Liedern und Szenen. Gezeigt werden etwa die Geburt von «La Pelusa» (Die Fussel) im Armenviertel Fiorito, seine Ausschweifungen in einer Pariser Luxuswohnung oder Szenen im Gefängnis und vor Gericht.

«Er war der Beste der Welt und glaubte, dass die Besten auch glücklich seien», steht auf einem der Werbeplakate. Dass er sich oft selbst im Wege stand und das Unglück anzog, daran besteht kaum ein Zweifel. Vom Straßenfußballer aus armen Verhältnissen brachte er es zum gefeierten Dribbel-Star mit millionenschweren Bankkonten. Dann kam der Abstieg, und aus dem «Fußballgott» wurde die übergewichtige Skandalnudel. Diese «Geschichte eines lebenden Mythos» wolle das Musical als Tragikomödie zeigen, betonen die Produzenten Héctor Barra und Daniel Dátola.

Die beiden planen schon weiter und hoffen, dass ihr Werk über Maradona sich auch weltweit vermarkten lässt. Dafür erscheint das Stück jedoch zu sehr auf das heimische Publikum zugeschnitten. Immer wieder gibt es patriotische Szenen, die zwar Balsam auf die durch Dauerkrisen geschundene argentinische Seele sind, aber im Ausland bestenfalls belächelt werden dürften. Zu Tango- und Milonga-Rhythmen stellen insgesamt 45 Tänzer und Schauspieler Erinnerungen des alten Maradona an sein Leben dar.


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