Korda sieht Kuba

18.10.2003 01:52 (zuletzt bearbeitet: 18.10.2003 03:52)
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#1 Korda sieht Kuba
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sehr erfahrenes Mitglied

Neuer Bildband mit Bildern von Alberto Korda...

Verlagsinfos
Christophe Loviny: Korda sieht Kuba.
Verlag Antje Kunstmann, München 2003.
160 S., 24,90 €.
http://www2.txt.de/cgi-bin/WebObjects/TX...4s1/3.13.3.6.11


Rezension
Tagesspiegel vom 05.10.03
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/05.10.2003/774466.asp

Ich Fidel, du Nikita!
Der kubanische Fotograf Alberto Diaz, der sich Alberto Korda (1929-2001) nannte, schoss am 5.3.1960 jenes legendäre Bild von Ernesto Che Guevara, das diesen zur Ikone und das Bild zum weltweit am häufigsten reproduzierten Foto machte. Was die wenigsten wissen: das Bild entstand bei der Beerdigung der 81 Opfer eines wahrscheinlich von der CIA gesteuerten Sabotageaktes. Der italienische Verleger Giangiacomo Feltrinelli bekam das Foto 1967 ohne Honorar, als er nach dem Tod von Che am 9.10.1967 dessen „Tagebuch aus Bolivien“ herausbrachte.

Korda begann als lambio, was so viel bedeutet wie Familienfeier-Knipser: Er besuchte Familienfeste, raste zurück ins Labor und kam pünktlich zum Höhepunkt der Feier mit den Abzügen zurück, die er den Gästen verkaufte. Den Namen Korda wählte er aus Verehrung für die beiden aus Ungarn stammenden Regisseure Alexander und Zoltan Korda, aber auch mit der Spekulation, das Publikum assoziiere Korda mit dem Filmhersteller Kodak. Außer als lambio verdiente Korda sein Geld als Werbe- und Modefotograf. Der Durchbruch gelang ihm, nachdem er das bildhübsche Modell Natalia Mendez, die später seine Frau wurde, kennen lernte. Sie, die sich Norka nannte, schaffte den Weg auf die Laufstege der Pariser Haute Couture, und er konnte in der Illustrierten „Paris Match“ publizieren.

Der Sieg von Castros revolutionären barbados und deren triumphaler Einzug in Havanna im Januar 1959 änderte auch das Leben des Mode- und Werbefotografen. Castro machte ihn zum offiziellen Fotografen. In dieser Funktion begleitete er den Staatspräsidenten, der zunächst alles andere als eine sozialistische Revolution beabsichtigte, auf seinen Auslandsreisen. Die köstlichsten Bilder entstanden bei Castros Reisen in die Sowjetunion, der sich der commandante en chefe immer mehr annähern mußte, nachdem die USA zuerst einen Wirtschaftskrieg, dann, im April 1961, einen Bombenkrieg gegen Kuba entfachten. Bei den Besuchen des Energiebündels Fidel beim eher behäbigen Nikita Chruschtschow (unser Bild) trafen fremde Welten aufeinander, was noch akzentuiert wurde durch Fotos, die den Mann aus der Karibik in verschneiten russischen Wäldern als Jäger und Langläufer zeigen. Der Willkür des Diktators entging auch Korda nicht. 1968 wurde sein Studio verstaatlicht und Korda auf eine subalterne Staatsstelle abgeschoben.

Rudolf Walther


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