Kuba, Weltkulturerbe im Zerfall

09.12.2005 21:20 (zuletzt bearbeitet: 09.12.2005 21:22)
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#1 Kuba, Weltkulturerbe im Zerfall
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Habanas ( gelöscht )
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Schön ist Havanna nicht. Aber vielleicht ist die Stadt so faszinierend, weil an jeder Straßenecke zu sehen ist, wie schön sie sein könnte, wenn der graue Alltag sie ließe. Die Malecon ist gleichzeitig Prachtstraße und ein Beispiel für erschütternden Verfall.

Havanna - Kurz nach Sonnenaufgang räkelt sich der Malecón noch im Dämmerlicht. Auf Havannas kilometerlanger Uferstraße ist am frühen Morgen nicht viel los. Auf der breiten Kaimauer läuft ein einzelner Jogger durch die kühle Morgenluft. Und sogar die Wellen sind jetzt zu hören, die sich an den Felsen brechen. Schon bald danach übertönt sie der Verkehrslärm. Der Malecón ist mehr Hauptschlagader als Hauptstraße, Havanna pulsiert hier tatsächlich. In den 1920er Jahren fertig gestellt, verbindet die Uferpromenade die unterschiedlichsten Viertel - von Miramar, wo einst die Reichen residierten, bis zur Altstadt.

Havannas Altstadt gehört zum Weltkulturerbe - auch wegen der Kolonialbauten am Malecón. Vor Jahrzehnten waren es oft fünf- oder sechsstöckige Prunkbauten. Heute sind viele von ihnen in einem Zustand, der bezweifeln lässt, dass sie noch lange stehen werden: Fensterläden sind vernagelt, der Putz bröckelt großflächig. Und so mancher Balkon wird notdürftig mit Holzpfählen abgestützt.

Solche Eindrücke wiederholen sich in Havannas Altstadt auf bizarre Weise. Ein paar Straßenzüge sind herausgeputzt, die Fassaden wie geleckt: Chic im Geschmack des Massentourismus. Hier gibt es Cafés und Restaurants, Hemingways Hotelzimmer und jede erdenkliche Form von Touristenbelustigung - inklusive wandelnder Fotomotive. Zu jeder Pose bereite Kubaner mit dicken Zigarren und ausgefallenen Kostümen lassen sich gegen ein Trinkgeld ablichten.

Hinter den touristischen Fassaden

Aber nur wenige Minuten weiter stehen Touristen erschrocken vor Trümmern: Vielleicht ist das Haus abgebrochen worden, vielleicht einfach zusammengefallen. Der Schutt ist liegen geblieben, mitten in der Hauptstadt, drei Minuten vom Capitol entfernt. Die Mauern der umstehenden Häuser nahe der Plaza del Christo sind ebenfalls in kaum beschreiblichen Zustand: Bausubstanz im freien Fall.

Und doch gibt es immer wieder Bauwerke, die fast jeden Touristen die Kamera zücken lassen: El Morro, die alte zum Schutz gegen Piraten erbaute Festung, die Plaza de Armas, den Waffenplatz, auf dem einst die spanischen Truppen exerzieren mussten, oder die Kathedrale mitten in der Altstadt, um die sich Cafés und Restaurants gruppieren.

Überall in den Straße können Touristen hier die üblichen Souvenirs kaufen, doch in normalen Geschäften herrscht Ebbe: Das Angebot ist überschaubar, die Einrichtung vieler Läden hat einen Hauch der späten DDR. Und anders als für die Touristen ist Einkaufen für Kubaner ziemlich teuer: Deren Durchschnittseinkommen liegt bei etwa 15 Euro pro Monat.

"Die Überlebenden"

Außerhalb von Havanna sieht Kuba noch einmal ganz anders aus. Wenn die Hauptstadt zumindest stellenweise die Illusion einer Metropole aufrechterhalten kann, sind Ausflüge aufs Land - in die Provinz Pinar del Rio oder auf die Halbinsel Zapata etwa - Abstecher in die Dritte Welt oder in eine Zeit, die anderswo längst vergangen ist: Auffallend wenige Autos fahren dort. Und diejenigen, die zu sehen sind, scheinen oft aus dem Automobilmuseum zu kommen: Chevrolets und Buicks kreuzen auf den Straßen, Modelle, die Oldtimer-Fans Tränen der Rührung in die Augen treiben.

"Die Überlebenden" werden sie von Kubanern halb spöttisch, halb liebevoll genannt: Uralt sind sie alle. Ihre ersten Besitzer haben sie noch vor der Revolution 1959 gekauft. Seitdem haben die Oldtimer so manche Reparatur überstehen müssen, und möglicherweise wurden die Motoren schon mehrmals gewechselt, aber sie fahren noch. Und für ihre Besitzer gäbe es auch wenig Schlimmeres, als dass sie eines Tages für immer liegen blieben: Die Chance auf einen Neuwagen sind in Kuba geringer als die auf einen Lotteriehauptgewinn.

Autobahnen gibt es auf Kuba auch. Doch Autos sind dort seltener unterwegs als Pferdekarren und Ochsen-Fuhrwerke. Auch auf den übrigen Straßen sind einzigartige Vehikel zu sehen, urtümliche Motorräder mit Beiwagen gehören dazu. Aber auch ungewöhnlich viele Fahrräder sind im Einsatz, häufig von kreativen Bastlern umgebaut: wahlweise mit zwei Hinterrädern oder großer Ladefläche statt Gepäckträger. Und am Straßenrand stehen ganze Gruppen von Menschen, die auf das Trampen angewiesen sind.

Schon nach wenigen Kilometern außerhalb der Hauptstadt wird die Landschaft immer grüner. Als Baum der Nation gilt die Königspalme, die auch auf dem Weg nach Zapata überall zu sehen ist. "Sie kann 150 Jahre alt werden", erzählt Ada Sosa - und Palmen gibt es in riesiger Anzahl: "Auf ganz Kuba sind es 77 Millionen", berichtet die studierte Literaturwissenschaftlerin. Wie viele Akademiker auf Kuba arbeitet auch sie als Reiseleiterin.

Dschungeltour mit Motorboot

Bananenplantagen wechseln sich mit Feldern voller Guavenbäume ab. In den Dörfern stehen einfache Häuser, am Straßenrand laufen Hühner und Enten. Zapata ist Kubas größtes Sumpfgebiet und eines der wichtigsten Ökosysteme der Insel. Zahlreiche vom Aussterben bedrohte Vogelarten sind dort zu Hause sind - und sogar Krokodile. Die Landschaft wirkt manchmal geradezu unwirklich, wie im Vogelschutzgebiet Las Salinas: riesige Wasserflächen voller blühender Seerosen unter blauem Himmel mit Schäfchenwolken.

In den Hotels an der Nordküste lassen sich bereits Ausflüge nach Zapata buchen - samt Dschungeltour per Motorboot auf dem Rio Hatiguanico. Langsam tuckert das Boot über das Wasser, Äste aus dem Mangrovendickicht ragen bis fast an die Reling. Ein Reiher sitzt auf einer Baumkrone, am Himmel kreisen mehrere Fischadler. Ruhig liegt das Boot auf dem Wasser, und der ohnehin kleine Fluss wird noch schmaler.

Auch ein Ausflug an Land gehört zum Programm samt Spaziergang durch den kubanischen Regenwald: Dicht an dicht stehen hier die Bäume, der Panzer einer toten Schildkröte liegt auf dem Boden. Und als hätte sie gewusst, dass heute Besuch kommt, guckt eine Eidechse aus der Familie der Chamäleons aus den Blättern hervor: ein Reptil mit überraschend bunter Haut, das nur müde blinzelt und sich dann wieder zurückzieht, als wollte es sagen: "Okay Jungs, schnell ein Foto, aber dann reicht's."

Abends in Havanna, wenn die Sonne untergeht und der Malecón müde wird, ist es wieder spürbar ruhiger an der Uferpromenade. Die Dämmerung ist kurz, die Dunkelheit kommt schnell. Aber selbst danach sitzen überall auf der Kaimauer noch Menschen und blicken auf das Meer direkt vor ihnen. Der Verkehrslärm ebbt ab, die Brandung ist wieder zu hören. Und in den Bars der Hotels werden schon einmal die Mojitos angerührt.

Von Andreas Heimann, gms



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09.12.2005 21:28
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#2 RE: Kuba, Weltkulturerbe im Zerfall
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( Gast )

siehe
http://2001662.homepagemodules.de/t51029...n-von-Kuba.html

die scheinen sich die infos gegenseitig abzuschreiben!!

_____________________________
hpblue - zurich - switzerland


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10.12.2005 12:36
avatar  don olafio ( gelöscht )
#3 RE: Kuba, Weltkulturerbe im Zerfall
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don olafio ( gelöscht )

Zitat von hpblue
siehe
http://2001662.homepagemodules.de/t51029...n-von-Kuba.html
die scheinen sich die infos gegenseitig abzuschreiben!!
_____________________________

Na was denkst du denn? - Das Zeilenhonorar ist dürftig, die Flugpreise immer noch höher als ne Internetflatrate - da muss man nicht überall selbst hinfahren, um einen Reisebericht zu verfassen.

Don Olafio


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