Bemerkungen, Havanna Sommer 2001

27.07.2001 01:39
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#1 Bemerkungen, Havanna Sommer 2001
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joe2 ( Gast )
Bemerkungen

Havanna: Mai - Juli 2001 - 9 Wochen
Sonst: Mai 2000 - 2 Wochen. Dezember 2000 - 4 Wochen

Zunächst einige Bemerkungen zu dem ausführlichen und gutem Bericht von
Uwe: Havanna im Frühjahr 2001

--Zu dem Gestank.
Aus dem Hochhaus nahe Capitolio, wo ich wohnte, konnte ich im Dezember sehen wie der Rauch aus einem Kraftwerk nahe Hauptbahnhof in Richtung Westen über Regierungsviretel, Vedado nach Miramar, sich nahe am Boden hin wälzte. Im Sommer gab es praktisch keinen Rauch.
(Das ist Sozialismus, wenn die hohen Beamte auch so was vertragen)

--Zu Polizei
So, wie die wirtschaftliche Lage in Kuba ist, dann sollen wir Touristen doch dankbar sein, dass es viel Polizei gibt, so fühlt man sich wesentlich sicherer bei Tag und besonders in der Nacht .
Die Polizei kontrolliert viel und die Leute, die keinen Wohnsitz in Havanna haben, werden in den Heimatort abgeschoben. Damit verhindert man die Gettoisierung der Stadt, was für die Touristen und die Habaneros (Bewohner von Havana) eindeutig von Vorteil ist. Schon jetzt wird man von Capitolio, Obispo bis Plaza de Armas mindestens zehnmal mit : Zigarrs, Taxis, Chicas, Paladars oder Casas belästigt. Aber nie habe ich einen Aufdringlichen begegnet, spätestens nach dem zweiten oder dritten „ Nein das brauche ich nicht“, oder: „Ein etwas erfahrener Tourist kauft auf der Strasse gar nichts: keine Cigarrs und auch keine Chicas“, haben die aufgegeben zu belästigen. Ich wurde öfters von Kubanern aufmerksam gemacht, ich soll auf meine Sachen aufpassen. Nachdem mir die Kinder -12 bis 14 jährige die casa und chica angeboten haben, habe ich festgestellt, dass mir der Reisverschluss vom Rucksack aufgemacht wurde.
Wenn die Polizei das sieht wird der Kubaner angesprochen, was er vom Touristen will. Oder, wenn das Mädchen vor dem Monserate Bar sehr lange vom Polizisten belästigt wird, dann hat er schon einen guten Grund dafür, weil das Mädchen auf jedem Finger einen goldenen Ring hatte.

Mein Typ:
Wenn man angesprochen wird oder, wenn man einen Kubaner sprechen möchte, sollte man so tun als wenn man den schon lange kennt. Deswegen hat meine Novia schon recht: ich soll immer höflich auf jede „Belästigung“ antworten, dann hat der Polizist, der das sieht keinen Grund den Kubaner zu belästigen..

Ich habe mich bei vielen Polizisten für diese Sicherheit bedankt aber auch bemerkt, dass es nicht mehr so viele Mädchen auf den Calles gibt. Zwei haben mir identisch beantwortet: „Senor, las chicas buenas son las chicas malas“. (Gutaussehende Mädchen sind schlechte Mädchen).
Und die haben recht.

Nachdem meine Novia, bei der ich im Dezember und jetzt zusammen wohnte, aus der Bar „Lluvia de oro“ in Obispo von 2 Zivilpolizisten abgeholt und vor der Bar verhört wurde, habe ich mich mit vielen Polizisten und jineteras darüber unterhalten, wann und wer wird kontrolliert. Es wurde mir versichert: Wenn ein Mädchen in Havanna wohnt, arbeitet, noch nicht registriert, und nicht mit verschiedenen Touristen unterwegs ist, dann braucht sie nichts zu befürchten.
Meine Novia war in der Nacht zuvor nicht zu Hause – sie sagte, sie ist über Nacht im Krankenhaus bei einer Verwandten, aber sie wurde von dem Polizisten, vor dem Bar mit einem anderen Touristen gesehen und das war der Grund für die Kontrolle. Zu ihrer Entschuldigung: Sie ist mir auf die Nerven gegangen und ich war dabei von ihr wegzugehen.

--Essen
Ich habe die ganze Zeit, fast jeden Tag auf dem Agromercado selber eingekauft und auch mit Begeisterung gekocht. So schmackhaft und so gut habe ich noch nie in meinem Leben gegessen. Es schmeckt alles so gut und Obst und Gemüse und Fleisch und Fisch. Das ist schon ein Grund für meine Kuba Besuche. Jeden Abend wurde für meine Novia, ihre Freundin, ihre Verwandte ab und zu noch für ihre Arbeitskolleginen oder die anderen – zufälligen Bekanntschaften aus der Stadt gekocht. Weil die Bauern so arm sind, haben die keine Düngemittel und keine Pestizide oder Herbizide; und keine Hybridsamen, was wahrscheinlich das Entscheidende für den spezifischen Geschmack ist, so ist alles noch natürlich gewachsen, die Sonne macht auch was aus.
Es ist ein Rätsel für mich:
Ich habe sehr gut gefrühstückt, dann viel Obst gegessen und spät Nachmittag gab es eben das Essen - nie ein Hungergefühl gehabt aber in 9 Wochen habe ich 6 kg abgenommen.
Für das Essen und Ron und einige mojitos in den Bars habe ich in 9 Wochen 1200$$ ausgegeben. Im Dezember habe ich 12 verschiedene Rons getestet und jetzt trinke ich nur „Havana club 7 anos“ aus der Casa de Ron für 8.70$, (im gleichen Haus wie Floridita) weil der in anderen Tiendas für 8.10$ nicht so gut ist, obwohl die Flaschen gleich sind.

Für die, die auch selbst kochen:
Agromercados gibt es überall. Der Beste soll in Vedado auf der calle 19/B sein. Auf 19/4 gibt es Fische. Pargo ist ein guter Fisch für die Suppe und Filletes, 20 Pesos 0.5kg.
Auf einigen Mercados gibt es viel Fleisch - ausser Rind. Diesen kann man frisch in Miramar, Supermercado 70, calle 70/3 kaufen. Obwohl für die Ausländer gedacht, fehlt viel, was man hier in jedem Supermarket kaufen kann. Fisch kann man auch von den Fischern etwa um 16 Uhr am Anfang von Bahia (Ave del puerto) kaufen. Oder in Cojimar um 7 Uhr früh. Es wird auch auf den Strassen angeboten. Aber ich kaufe auf der Strasse oder vor der Wohnungstür gar nichts. Es ist so teuer wie in den Läden oder noch wesentlich teuerer und öfters ist das die geklaute Ware.

--Eis
Man redet so viel über Copelia – aber dort ist Eis 1$ eine Kugel und nicht so gut wie nahe im Restaurant Havanna libre. Portion ist teuerer - 4$ aber Eis ist sehr, sehr gut.


Zu Conny’s Frage
ob sie befürchten soll, dass ihr Freund von einem Mädchen abgeschleppt wird.

Weil die Polizei allgegenwärtig ist, trauen sich die Mädchen nicht mal zu einem alleinsitzenden Mann im Park sich hinzusetzen, sondern sie geben diskret Zeichen, dass man zu ihnen kommen soll.
Bei den Begegnungen in den Calles ist es ähnlich.
Wenn aber der Mann in Begleitung einer Frau ist, dann braucht sie wirklich – diesbezüglich - keine Angst um ihren Mann zu haben.


Zu Silkes Frage
Warum ist Mann so heiss eine Kubanerin einzuladen oder heiraten.
(Es ist doch selbstverständlich, dass das subjektive Empfindungen oder Vermutungen sind)

1) Am Anfang spielt die Exotik eine Rolle und/oder ist man vom Leben enttäuscht, was ich auch aus den vielen Beiträgen in den Foren vermute.
2) dann erlebt man den besten Sex im Leben
3) vereinfacht gesagt:
Mann beginnt über die Zukunft zu denken: Der Kopf sagt Nein. Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue Umgebung für sie erträglich wird, ist klein.
Aber dann entscheidet bei dem Mann doch die Erotik, und bei ihr das materiell Besseres Leben, dass man sie einlädt oder heiratet.
Und beide wollen nicht alleine sein.
4) Ich fühle mich in der Gesellschaft dunkelhäutigen Frauen besser als unter den Weissen. Beides habe ich dort öfters gemerkt als ich mit Verschiedenen beim Essen zusammen war.

Darüber habe ich mich mit meiner dunkelhäutigen Novia unterhalten, warum uns die Frauen in Kuba so
anziehen.

Nach ihrer Überzeugung gibt es auf Kuba wesentlich weniger Männer als Frauen, deswegen sind alle Frauen bemüht einen Mann zu erobern. Klar, dass das einem jeden Mann angenehm ist. In Europa wollen die Frauen erobert werden.
Meine Novia ist 33 und sie erzählt, dass von ihren 25 Schulkameradinnen nur 2 noch kein Kind haben; und von 23 nur 2 mit einem Mann leben. Alle anderen suchen oder möchten auch einen Mann haben. Die wissen, dass die Männer unzuverlässig sind, weil sie nach einigen Jahren Ehe eine Jüngere wählen, deswegen sind ältere Männer für diese Frauen interessant; oder das Alter des Mannes ist nicht so wichtig.
Bei uns Touristen kommt noch Geld dazu.
Das alles wissen auch die jungen Mädchen und sie benehmen sich auch dementsprechend.

Ich meine, dass das die wesentliche Ursache ist, warum wir die Frauen in Kuba anders empfinden als die hier in Europa.

Gruss bis zum nächsten Bericht
Joe2






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27.07.2001 10:23
avatar  Elisabeth ( Gast )
#2 Re: Bemerkungen, Havanna Sommer 2001
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Elisabeth ( Gast )
In Antwort auf:
Nach ihrer Überzeugung gibt es auf Kuba wesentlich weniger Männer als Frauen, deswegen sind alle Frauen bemüht einen Mann zu erobern.


Interssanter Bericht. Du hast dir die Mühe genommen, Cuba wirklich besser kennen zu lernen. Die Agropecuario von 19/B ist wirklich recht gut aber auch recht teuer. Na ja, das ist Havanna sowieso in Vergleich zum restlichen Cuba.

As ich aber sagen wollte: deine Novia hat dir einen Bären aufgebunden. Bis zum letzten Jahr waren in Cuba - im Gegensatz zu Europa - mehr Männer als Frauen. Das hat sich jetzt auch in Cuba zugunsten (oder zu Ungunsten!) der Frauen geändert. Ist aber schon typisch: wenn Frau (oder auch Mann) in Cuba keine Erkärung weiss, blüht die Fantasie reichlich.
Elisabeth

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