Kunst als Beitrag zur Befreiung



In einem waren sich César López und Eduardo Torres-Cuevas einig. Bei der Eröffnung der 16. Buchmesse in Havanna nahmen die beiden kubanischen Intellektuellen und Ehrengäste die Kultur in die Pflicht. Sie müsse, forderte der 74jährige López, vor allem zur Befreiung beitragen. Der Träger des kubanischen Literaturpreises 1999 betonte am Donnerstag abend (Ortszeit) daher den antikolonialen Anspruch der Kunst und Kultur in Kuba – und ihre daraus abgeleitete progressive Rolle: »Es darf nicht die Ausbeutung vieler zugunsten weniger eine Rolle spielen, sondern alleine das Wohl aller«.

Mehrere hundert Gäste aus dem In- und Ausland waren zu der Eröffnungsfeier der Messe auf dem Waffenplatz der Festung »La Cabaña« über der Zufahrt des Hafens gekommen. Wie jedes Jahr bot die von Karl III. erbaute Bastion eine imposante Kulisse für die Redner. Vor der Bucht von Havanna wurde unterm karibischen Abendhimmel die zweitgrößte Buchmesse in Lateinamerika eröffnet. Zuvor hatten die strengen Sicherheitsvorkehrungen für Unmut gesorgt. Der amtierende Staatschef und Verteidigungsminister Raul Castro hatte sich überraschend angekündigt. Die Beschwerlichkeiten der Kontrollen waren aber rasch vergessen. Raul Castro wurde mit Applaus begrüßt.

Auch der zweite Ehrengast, Torres-Cuevas, betonte die Rolle der Kultur für die Entwicklung der Gesellschaft. Die Wissenschaft (Ciencia) müsse Basis und Motor des Bewußtseins (Conciencia) werden, sagte der Historiker und Philosoph, um zuversichtlich hinzuzufügen: »Die Bücher auf dieser Messe werden immer besser – und wir auch«.

Der Vertreter des diesjährigen Ehrengastlandes, Argentiniens Kulturminister José Nun, erzählte vom Wohnungsbauprogramm der Staatsführung in Buenos Aires. Dazu gehöre, daß den Bewohnern jeder neuen Unterkunft Bücher zur Verfügung gestellt würden: »Wir müssen vermeiden, daß der Zugang zur Kultur ein Privileg der Mittel- und Oberschicht bleibt«. Denn schließlich trage Kultur maßgeblich zur Demokratie bei.

Im Gegensatz zu kapitalistischen Staaten habe Kuba die sozialen Unterschiede ausgeräumt, erklärte Kultusminister Abel Prieto. Hier koste ein Buch im Schnitt fünf nationale Peso, rund ...
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