Miami, die Hauptstadt aller Amerikas
Von Jakob Strobel y Serra

12. Oktober 2005 "Sozialismus oder Tod? Krepieren soll der Dreckskerl, lieber heute als morgen. Das wird unser Freudentag sein! Der Tag des Triumphes über den Tyrannen, über diesen Teufel, der mein Land gestohlen hat! Ich habe elf amerikanische Präsidenten erlebt, alles Schlappschwänze. Kein einziger ist mit Castro fertig geworden, und wißt ihr, warum? Weil Rockefeller sein Pate ist. Kennt ihr Rockefeller, Standard Oil? Wenn Castro nach New York zu den Vereinten Nationen kommt, saufen die beiden immer zusammen. Und jetzt schickt uns der Hund auch noch Spitzel hierher, mitten nach Little Havanna. Sie sind überall, ich kann sie riechen, meine Nase ist noch gut. Doch die Idioten von der Regierung sagen, ich sei alt und klapprig, nur weil ich keine Zähne mehr habe. Alles Quatsch! Gebt mir ein Gewehr, und ich werde das Werk der Märtyrer von der Schweinebucht vollenden." Der wütende Greis reißt sich die Baseball-Kappe vom kahlen Schädel, auf der "Freiheit für Kuba 2005" steht, und fuchtelt mit ihr herum, als wolle er die Revolution in Stücke hauen. Doch plötzlich erlischt das Lodern des Hasses in seinen Augen. Er läßt ein letztes Mal seinen Krückstock durch die Luft sausen, lächelt das Lächeln eines Schauspielers beim Schlußapplaus, nimmt den Beifall seines altersschwachen Publikums entgegen und trottet davon.

Das Stegreifstück "Furor auf Fidel" wird seit sechsundvierzig Jahren Tag für Tag in den Straßen von Little Havanna gegeben. ...
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