Begehrter Absatzmarkt Kuba

20.02.2005 23:01
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Begehrter Absatzmarkt Kuba
USA-Senatoren wollen Kongress von Handelserleichterungen überzeugen

Von Leo Burghardt, Havanna

Auch wenn seit 2000 der Export von US-amerikanischen Agrargütern nach Kuba möglich ist, sind die Bedingungen alles andere als komfortabel. Zehn republikanische und zehn demokratische Senatoren setzen sich nun für Erleichterungen ein.
Es geht ihnen um die Interessen der Agrarexporteure in den USA. Seit Anfang Februar versuchen zehn republikanische und zehn demokratische Senatoren mit vereinten Kräften, im Kongress Unterstützung für ihre gemeinsame Initiative zu Gunsten eines normalen Agrarhandels mit Kuba zu finden.

Im Jahre 2000 hatte sich der Kongress, nachdem ein schwerer Hurrikan über Kuba hinweggezogen war, dazu durchgerungen, den Erzeugern von Agrarprodukten den Handel mit Kuba zu gestatten. Das kam den US-amerikanischen Exporteuren bestens zupass, denn sie hatten Absatzschwierigkeiten. Beide Seiten mussten sich seither in einen Wirrwarr von Bürokratie schicken: keine Kredite, Bezahlung in bar und im Voraus, Bezahlung nicht in Dollar, weswegen Banken von Drittländern in den Transfer eingeschaltet werden müssen, die für ihre Dienstleistung fünf Prozent Provision kassieren.

Trotzdem lief das Geschäft recht ordentlich. Produkte für mehr als eine Milliarde Dollar konnten die US-Amerikaner hier inzwischen absetzen. Kuba, vorher auf einem der letzten Plätze in der Statistik der Importeure US-amerikanischer Agrarerzeugnisse, rückte an die 21.Stelle. Aber den Blockadewächtern ist das ein Dorn im Auge. Sie provozieren eine Schwierigkeit nach der anderen, weil »sie nicht begreifen, dass die US-amerikanischen Unternehmer die Opfer und Verlierer sind«, wie Senator Max Baucus tadelte. In der Kontrollabteilung des Finanzministeriums, die ausländische Aktiva überwacht, schnüffeln zum Beispiel 21 Agenten Kuba hinterher, dem Netzwerk Al Quaida dagegen nur 16. So treten mitunter für Kuba ärgerliche Verzögerungen auf, die dann jedoch die Partner in den USA ausbaden müssen: In den vergangenen drei Monaten sah sich Kuba auf anderen Märkten um und kaufte für 150 Millionen Dollar Lebensmittel.

Diesen Fall vor Augen und die Worte Fidel Castros im Ohr, Kuba brauche die USA und Europa nicht, es habe gelernt ohne sie auszukommen, mag die Autoren der gemeinsamen Initiative bewogen haben, sie als äußerst dringlich zu qualifizieren. Ihnen geht es vor allem darum, einen direkten Zahlungsverkehr Kuba – USA-Banken zu ermöglichen. Das wäre billiger und ginge rascher, denn die Zahl der Konkurrenten wächst nicht nur auf diesem Gebiet. Es sind Wettbewerber, die nicht wie die US-Amerikaner von ihrer Regierung gegängelt werden, die Kredite gewähren und normalen Handel garantieren.

China ist dabei, auf breiter Front in den US-amerikanischen Hinterhof, die Karibik und Lateinamerika einzudringen und sich festzusetzen. Argentinien, Brasilien, Kuba, Venezuela und Chile können mit Milliardeninvestitionen rechnen. China ist nach den USA zweitstärkster Nutzer des Panamakanals. Brasilien und Kuba hat es zu »strategischen Partnern« erhoben. Und das sind keine konjunkturellen Operationen. Die Volksrepublik mit ihrem Riesenbedarf an Rohstoffen und ebenso riesigen Exportmöglichkeiten kommt, um zu bleiben. Mit dem ökonomischen Einfluss in der Region wird zugleich ihre politische Rolle wachsen. Für Kuba, das Peking 1960 als erster Staat des amerikanischen Kontinents diplomatisch anerkannt hat und seither auf enge wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen verweisen kann, ist die Expansion des Bruderlandes eine höchst erfreuliche Nachricht. Chinesische Firmen werden hier in den nächsten Jahren gemeinsam mit Venezuela und der kanadischen Sherritt Milliarden in gemischten Gesellschaften anlegen, vorzugsweise in Nickel. Sie haben sich zugleich verpflichtet, einen großen Teil der kubanischen Infrastruktur zu modernisieren.

Das chinesische Erdölunternehmen SINOPEC, das zehntgrößte der Welt, hat sich ebenfalls mit den Kubanern verschwägert. Nachdem Ende des vergangenen Jahres zum ersten Mal seit 1999 wieder ein neues Vorkommen entdeckt wurde (mit mindestens 14 Millionen Tonnen leichtem, also wertvollem Erdöl), brodelt es in der Gerüchteküche: Es ist von weitaus größeren Reserven in der Kuba 1978 vertraglich zugesprochenen Sonderzone im Golf von Mexiko die Rede. Offiziell wird das von Havanna weder bestätigt noch dementiert. Doch wenn das zuträfe, schrieb die mexikanische Zeitung »La Jornada« am 28.Dezember, verwandle sich Kuba in einen »neuen geostrategischen Faktor« für die militärische Planung der Bush-Regierung und es erhöhe sich die Gefahr einer militärischen Operation gegen die Insel. Die starke Präsenz der Volksrepublik China würde eine solche Operation vermutlich erschweren, bestenfalls sogar verhindern.

(ND 21.02.05)
http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=67792&IDC=2

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