In Antwort auf:
31. Januar 2005, Neue Zürcher Zeitung Entspannung zwischen Venezuela und Kolumbien
Bereinigung des Falles Granda?
B. A. Buenos Aires, 30. Januar
Zwischen den beiden Nachbarländern Venezuela und Kolumbien hat sich die Lage am Wochenende entspannt. Die Regierung Kolumbiens veröffentlichte ein Communiqué, in dem sie ihre «grösste Bereitschaft» bekundet, Vorfälle zu verhindern, die im Urteil Venezuelas «unpassend» sein könnten. Die Krise war daraus entstanden, dass ein in Kolumbien gesuchter Guerillero, Rodrigo Granda, Mitte Dezember in der venezolanischen Hauptstadt Caracas entführt, an die Grenze gebracht und dort den kolumbianischen Behörden übergeben worden war. Offenbar waren es Venezolaner gewesen, die Granda, der auch die venezolanische Staatsbürgerschaft besitzt, gegen Belohnung auslieferten. Der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, hatte Kolumbien und dessen Verbündeten, die Vereinigten Staaten, beschuldigt, die Souveränität seines Landes verletzt zu haben.
Chávez hatte die Suspendierung offizieller Geschäfte zwischen den beiden Staaten und des freien Personenverkehrs verfügt; die Drohung schärferer Massnahmen hing in der Luft. Chávez, der sich als Revolutionär versteht, verlangte reinen Tisch von Kolumbien. Das Communiqué mit seinen geschraubten Wendungen wirkt nicht wie eine Klarstellung, die einen Revolutionär zufriedenzustellen vermöchte. Dennoch äusserten sich sowohl Venezuelas Vizepräsident Rangel wie Aussenminister Rodríguez positiv über den Schritt Kolumbiens. Die Erklärung dafür könnte in Kuba zu finden sein. Laut der kolumbianischen Zeitung «El Tiempo» hat Fidel Castro entscheidend zur Entschärfung der Krise beigetragen. Castro und Chávez stehen einander sehr nahe.
Unklare Rolle Fidel Castros
Demnach wirkt es, als hätte Castro seinen Bewunderer Chávez zurückgepfiffen. Die Krise zwischen Venezuela und Kolumbien hätte leicht aus dem Ruder laufen können; vielleicht befürchtete Castro, ein langer Konflikt würde eher Chávez als Uribe Kopf und Kragen kosten. Neben Kuba haben Peru, Brasilien und andere Länder zwischen Venezuela und Kolumbien vermittelt. Der Verdacht, Chávez gewähre Angehörigen der kolumbianischen Guerilla Unterschlupf, bleibt bestehen. Abzuwarten ist ferner, ob Granda trotz seiner offensichtlich illegalen Festnahme in Kolumbien verurteilt werden kann. Uribe gab bekannt, er werde am nächsten Donnerstag nach Venezuela reisen und mit Chávez reden.