Die Angst ist ständiger Begleiter

16.01.2005 22:48
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Rey/Reina del Foro

Die Angst ist ständiger Begleiter

Kubas Dissidentenszene gibt auch nach der Verhaftungswelle nicht klein bei und kämpft weiter

Wer in Kuba für mehr Freiheit und Demokratie kämpft, lebt gefährlich. Das Leben der Regimegegner ist von Angst geprägt, weil sie jeden Tag mit der Einweisung in ein Gefängnis rechnen müssen. Dennoch kämpfen sie weiter.

VON MARTIN JORDAN

Havanna · 16. Januar · "Sicher kann sich in Kuba niemand fühlen", sagt Martha Beatriz Roque. Die bekannte unabhängige Ökonomin war die einzige Frau in der Gruppe der Regimegegner, die im März 2003 verhaftet und zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Die Opposition im kommunistisch regierten Kuba war auf einen Schlag um 75 führende Köpfe ärmer geworden, nachdem Staats- und Parteichef Fidel Castro eine große Verhaftungswelle befohlen hatte. Seither sind 14 Dissidenten freigelassen worden, zumeist aus gesundheitlichen Gründen.

So auch Martha Beatriz Roque. Die Gesundheit der 59-Jährigen ist nach einem Herzinfarkt schwer angeschlagen. Von 1997 bis 2000 war sie schon einmal in Haft und hätte nun weitere 20 Jahre vor sich gehabt. Doch nach 16 Monaten wurde sie entlassen - ohne sich allerdings in Freiheit sicher zu fühlen. Die Angst vor der Festnahme beherrscht das Leben jener, die in Kuba für mehr Freiheit und Demokratie kämpfen.

Auch in der Provinz. In Pinar del Rio im Westen der Karibikinsel, sagt Dagoberto Valdés: "Wir haben alle Angst. Das ist Teil unseres Lebens." Aber er wolle dazu beitragen, dass es in seinem Vaterland zu einer Wende komme und Freiheit herrsche. Valdés ist nebenamtlich Chefredakteur der katholischen Zeitschrift Vitral. Dort könne er zwar kritisch schreiben, aber nicht auf Konfrontation gehen.

Zum Lagerarbeiter degradiert

Obwohl er sich an die Vorgabe hält, ist ihm sein Engagement zum Verhängnis geworden: Seit acht Jahren ist Valdés nicht mehr oberster Landwirtschaftsingenieur einer staatlichen Tabakfabrik sondern nur noch Lagerarbeiter. Die Degradierung hat auch damit zu tun, dass Valdés seit elf Jahren einem religiösen Zentrum vorsteht, das Kurse und Seminare anbietet, in denen Kubaner über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden. Im Gefängnis war Valdés bisher noch nie, aber die Furcht, dass es einst soweit kommen könnte, begleitet ihn ständig. Doch er lässt sich davon nicht unterkriegen und führt seinen Kampf für ein freies Kuba unbeirrt fort. Er empfängt Journalisten und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Wer glaubt, die Gegner des Regimes arbeiteten seit der Verhaftungswelle vor zwei Jahren ausschließlich im Verborgenen, liegt falsch.

Auch Martha Beatriz Roque ist nach ihrer Haftentlassung weiter aktiv. Sie steckt mitten in den Vorbereitungen für die Generalversammlung der "Vereinigung zur Förderung der Zivilgesellschaft", die am 20. Mai stattfinden soll. 343 oppositionelle Organisationen und unabhängige Bibliotheken sind als Mitglieder der Vereinigung eingetragen, dazu sollen 60 Politiker und Intellektuelle aus aller Welt an der Versammlung teilnehmen. Ob Kubas Regierung das Treffen zulassen wird, wird sich weisen.

Die Ökonomin meint, dass Fidel Castros Versuch, die Dissidentenszene im März 2003 auf einen Schlag zu beseitigen, fehlgeschlagen sei. Völlig unerwartet sei nämlich eine neue Gruppe von Dissidenten entstanden - jene der Familienangehörigen der Inhaftierten. Martha Beatriz Roque glaubt, dass die meisten der freigelassenen sowie der möglicherweise bald freikommenden Dissidenten Kuba verlassen werden. Sie selbst hegt keine solchen Gedanken: "Mich müssen sie hier ertragen. Wer aus Kuba weg muss, ist Fidel Castro und nicht ich."

http://www.f-r.de/ressorts/nachrichten_u...en/?&cnt=618572

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