Die wunderbare Wirklichkeit

23.12.2004 21:24
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Die wunderbare Wirklichkeit
Von Klaus-Hermann Rapp

Vor 100 Jahren wurde der kubanische Schriftsteller Alejo Carpentier geboren.

Nicht nur bei Autos oder Kleidung, auch in der Literatur spielen Marken eine Rolle. Die erfolgreichste Marke der lateinamerikanischen Autoren ist der „magische Realismus“, die Verbindung von mythisch-fantastischen Elementen mit sozialkritischem Realismus. Gabriel García Márquez oder Mario Vargas Llosa stehen in dieser Tradition, die sich auf den Kubaner Alejo Carpentier beruft. Vor 100 Jahren, am 26. Dezember 1904, wurde Carpentier in Havanna geboren.


Alejo Carpentier (1905–1980) Foto: dpa

Vor allem sein Frühwerk war für die in den 40er und 50er Jahren entstandene Literatur des „magischen Realismus“ stilprägend und richtungsweisend. Carpentier selbst bevorzugte allerdings den Ausdruck „Die wunderbare Wirklichkeit“ für seine ersten Romane, die er in der Auseinandersetzung mit dem Surrealismus verfasste.

In „El reino de este mundo“ (1949, „Das Reich von dieser Welt“) verarbeitete Carpentier in einem breiten geschichtlichen Panorama den von der Voodookultur beseelten Befreiungskampf haitianischer Sklaven gegen die französischen Kolonialherren. Virtuose und anspielungsreiche Kompositionen sind auch charakteristisch für seine weiteren Hauptwerke „Die verlorenen Spuren“ (1953), „Explosion in der Kathedrale“ (1962) und „Die Methode der Macht“ (1974). In der Gesamtschau fügen sich diese Texte zu einem enzyklopädischen Fresko der lateinamerikanischen Geschichte und Gegenwart.

Mit der engagierten Verbindung von Literatur und Politik, mit dem Einsatz für Freiheit und soziale Gerechtigkeit lieferte Carpentier einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Selbstbestimmung Lateinamerikas. Der in großbürgerlichen Verhältnissen mehrsprachig aufgewachsene Sohn eines französischen Architekten und einer russischen Pianistin musste nach seinen journalistischen Anfängen vor den Häschern des kubanischen Diktators Machado nach Paris fliehen. Das Jahrzehnt im französischen Exil und im Umfeld der surrealistischen Bewegung sensibilisierte ihn für seine lateinamerikanischen Wurzeln.

Nach seiner Rückkehr 1939 nach Kuba konzentrierte er sich zunächst auf die Musik, ehe ihn 1945 die Batista-Diktatur erneut in die Flucht nach Venezuela trieb. Der mittlerweile international anerkannte Autor kehrte nach Castros Sieg 1959 nach Kuba zurück, wo er zahlreiche hohe Ämter übernahm. Der Literaturprofessor an der Universität Havanna leitete den kubanischen Staatsverlag und erhielt 1977 den wichtigsten spanischsprachigen Literaturpreis, den Premio Miguel de Cervantes.

Von 1966 bis zu seinem Tod am 24. April 1980 vertrat er sein Land als Kulturattaché in Paris. (epd)

http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=746546

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