Guillermo Rosales - "Boarding Home"

01.11.2004 12:04 (zuletzt bearbeitet: 01.11.2004 12:04)
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#1 Guillermo Rosales - "Boarding Home"
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Rey/Reina del Foro

Guillermo Rosales
Boarding Home


Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 3518223836,
Gebunden, 109 Seiten, 10,80 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Christian Hansen. "Außen am Haus stand BOARDING HOME, aber ich wusste, dass es mein Grab sein würde. Es war eins jener Heime für Menschen, die das Leben aussortiert hat. Für Idioten vor allem. Manchmal aber auch für alte Leute, die von ihren Familien hier abgegeben wurden, damit sie vor Einsamkeit sterben und den Siegern nicht in die Suppe spucken."
William Figueras, ein kubanischer Schriftsteller, den die Revolution nicht gefressen, aber seiner Illusionen beraubt hat, ist auf der Flucht vor "der Kultur, der Musik, der Literatur, dem Fernsehen, den Sportereignissen, der Geschichte und der Philosophie Kubas". In der Tasche nicht mehr als seine zerlesene Ausgabe englischer Romantiker, wird er von seinen Verwandten in Miami bald nach seiner Ankunft dort ins Heim abgeschoben. Das Heim ist eine höllische Zuflucht, in der alle Opfer sind und doch jeder, so gut er kann, als Täter agiert. Kein Entrinnen scheint es zu geben, weil jenseits ihrer offenen Türen die Freiheit droht. Eines Tages erscheint Francis unter den Idioten und mit ihr die Erinnerung an menschliche Gefühle. Die beiden versuchen, die Überfahrt in die allerletzte Heimat abzubrechen.

Rezensionen - Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 06.10.2004

Eine grenzenlos tragische Geschichte, ganz ohne Licht oder Erbauung, aber voller Schönheit - und die, so der Rezensent Paul Ingendaay, "liegt in der Lakonie und der äußersten Verdichtung von Guillermo Rosales' Stil". Die Tragik ist umso größer, als es sich um eine autobiografische Geschichte handelt, denn der Autor lebte, bevor er sich das Leben nahm, in einem "Boarding Home" wie in seinem Buch, und genau wie sein Protagonist war er schizophren und gehörte nirgends hin - nicht in Castros Kuba, nicht in die exilkubanische Gemeinde Miamis. Also kam er, kam sein Protagonist ins Heim, zu den anderen Verrückten und Gescheiterten. Er wusste, schreibt Ingendaay, am Ende nicht mehr, dass er ein bedeutender Künstler war, aber es ist so: "Guillermo Rosales braucht nur ein paar Striche, um sein kleines Universum aus Irrsinn, Gewalt und Verzweiflung, verdreckten Fluren und verstopften Toiletten zu beschreiben. Seine Schilderung geht durch Mark und Bein, weil sie ohne Attitüde und sichtbaren Stilwillen daherkommt." Dieses Buch wird eines von denen sein, "die von der modernen kubanischen Literatur übrigbleiben", ist sich der Rezensent sicher. Nicht so sicher ist er dagegen, ob es eine gute Idee war, den schmalen Band gleich in die Edition Suhrkamp zu stecken, "statt mit ein bisschen Lärm und einem bunten Umschlag auf den Markt zu ziehen".

Quelle

Rosales, Guillermo
Guillermo Rosales (Havanna 1946 - Miami 1993) vernichtete den größten Teil dessen, was er schrieb. Boarding Home, zu seinen Lebzeiten fast ein Geheimtext und nach seinem Freitod lange Zeit nicht aufzutreiben, gilt heute als ein moderner Klassiker.


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