Kuba: Ende der Diplomatie mit Panama / 25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados

26.08.2004 19:10 (zuletzt bearbeitet: 27.08.2004 06:59)
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#1 Kuba: Ende der Diplomatie mit Panama / 25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados
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Kuba: Ende der Diplomatie mit Panama


Fidel Castro. Foto Keystone

Havanna. SDA/BaZ. Im Streit um den Umgang mit inhaftierten Gegnern des kubanischen Staatschefs Fidel Castro hat Kuba die diplomatischen Beziehungen zu Panama abgebrochen. Havanna reagierte damit auf eine Amnestie für vier Exilkubaner in Panama. Ihnen wirft Kuba ein Mordkomplott gegen Castro vor. Die diplomatischen Beziehungen seien auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, hiess es in einer Erklärung in Havanna.

Panama hatte am Dienstag dem kubanischen Botschafter eine 48-stündige Frist gesetzt, das Land zu verlassen. Die in wenigen Tagen aus dem Amt scheidende panamaische Präsidentin Mireya Moscoso hatte am Mittwochabend die Begnadigung von insgesamt 175 Gefangenen angeordnet, darunter der vier Exilkubaner.

Kuba hatte schon zuvor gedroht, ein solcher Schritt werde zum «automatisch» den Bruch mit Panama nach sich ziehen. Moscoso machte für die Begnadigung «humanitäre Gründe» geltend, weil den vier Gefangenen nach Verbüssung ihrer Haftstrafe durch eine künftige Regierung eine Abschiedung nach Kuba oder Venezuela drohe.

Am 1. September gibt Moscoso ihr Amt an Martin Torrijos ab, Sohn von Ex-General und engem Freund Castros, Ricardo Omar Torrijos. Ricardo Torrijos regierte Panama von 1968 bis 1981.


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27.08.2004 06:55 (zuletzt bearbeitet: 27.08.2004 06:59)
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#2 RE:25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados
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25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados

Die Raben des Terrorismus

Von Nicanor León Cotayo

Vor einem Vierteljahrhundert, am 6. Oktober 1976, erlitt Kuba den härtesten und ekelhaftesten Terror-Anschlag unter den vielen, denen die Insel nach dem Sieg der Revolution trotzen mußte: die Sprengung eines Zivilflugzeugs, in dem 73 Personen reisten, während des Flugs.

Die hauptsächlichen Urheber wurden damals von der Presse der USA als Leute identifiziert, die mit der CIA und einer langen Kette von Angriffen gegen Kuba zu tun hatten. Die Details des Falles lagen offen, und viele Personen weltweit verurteilten das Massaker, aber nicht einmal die Terroristen haben für ihre Schuld bezahlt.

Wegen der Zeit, die seitdem vergangen ist, und wegen der tiefen und immer noch gültigen Bedeutung des Vorfalls ist es nötig, an das Wesentliche dessen, was während dieser bitteren Tage und in den folgenden Jahren geschah, zu erinnern.

Das Massaker wurde in Caracas von Luis Posada Carriles und Orlando Bosch Avila organisiert, die zwei venezolanische Söldner benutzten, Hernán Ricardo Losano und Freddy Lugo, damit diese den Sprengstoff in dem Flugzeug anbrachten.

An dem genannten Tag landete der Flug 455 von Cubana de Aviación aus Trinidad/Tobago kommend auf dem internationalen Flughafen von Seawell, Barbados. Es handelte sich um das Flugzeug CUT-1201, das seine Reise in Georgetown, der Hauptstadt Guayanas, begonnen hatte und von Barbados aus nach Jamaica und dann nach Havanna weiterfliegen sollte. Zu den Passagieren gehörten die 24 Mitglieder der kubanischen Jugend-Fechtnationalmannschaft, die gerade in Caracas die Goldmedaille bei den Spielen Mittelamerikas und der Karibik gewonnen hatte. Unter den Passagieren befanden sich auch 15 Mitglieder einer anderen Flugzeugbesatzung von Cubana, die aus Barbados kamen.
Außerdem saßen in dem Flugzeug eine Gruppe von Arbeitern des Nationalen Fischerei-Instituts, fünf Kulturfunktionäre der Demokratischen Volksrepublik Korea und elf junge Leute aus Guayana, sechs von ihnen mit Stipendien, um auf Kuba Medizin zu studieren.

Zwei Tage nach der Sprengung erklärte der Ministerpräsident von Barbados, Tom Adams, seine Regierung betrachte den Vorfall als ein Verbrechen und charakterisiere ihn als terroristisches Attentat.

Viele Nachrichten in den Medien verschiedener Länder begannen, die These eines Sabotageakts zu unterstreichen und nannten in erster Linie Caracas und Miami als die Orte, wo so etwas ausgeheckt würde.

In der Hauptstadt von Trinidad/Tobago wurden die beiden venezolanischen Söldner Ricardo und Lugo festgenommen, die als die ausführenden Täter der Polizei gegenüber ein Geständnis ablegten. Wenig später wurden in Caracas ihre Chefs, Posada Carriles und Bosch, festgesetzt.

Die Terroristen hatten den Flug CU-455 nach Jamaica auf dem internationalen Flughafen von Piarco auf Trinidad genommen, aber nachdem sie den Sprengstoff angebracht hatten, stiegen sie in Barbados aus und kehrten am gleichen Tag nach Trinidad zurück. Hier nahmen sie ein Taxi, um damit zu einem Hotel zu fahren. Da sie annahmen, daß der englischsprachige Taxifahrer Erick Lohnson kein Spanisch verstünde, kommentierten sie ihre Tat. Ein schwerer Irrtum, denn der Mann verstand Spanisch und zeigte die Mörder an.

In Caracas wurde der Fall der Richterin Delia Estava Moreno zugewiesen. Ihre Aufgabe war es, den Prozeß gegen die zwei Hauptverantwortlichen für das Attentat und gegen jene zu eröffnen, die deren Anweisungen befolgt und das Attentat durchgeführt hatten. Gestützt auf eine Reihe unwiderleglicher Beweise erließ die Richterin Haftbefehl gegen Bosch, Posada Carriles, Ricardo und Lugo wegen Mordes, Herstellung und Gebrauch von Kriegswaffen und Herstellung und Benutzung gefälschter Ausweise. Aber dieser würdige Beginn des Prozesses sah sich bald durch brutalen Druck der CIA und der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung ins Gegenteil verkehrt: Die Richterin mußte den Prozeß abgeben, und von da an hörte der Schlamm nicht mehr zu fließen auf.

In diesem Zusammenhang betrachteten Mitte 1987 der venezolanische Richter Alberto Pérez Marcano und ein Gericht unter dem Vorsitz von Germán Requena Herradas den Angeklagten Bosch als unschuldig an den Morden von Barbados. Bosch wurde freigelassen. Er ging nach Miami, wo er als vor der Justiz fliehender Terrorist festgenommen wurde. Das Justizministerium der USA versuchte, ihn auszuweisen, aber das verhinderten die Stiftung und eine flammende Kampagne der Abgeordneten Ileana Ros-Lethinen, die Bosch außerdem das Aufenthaltsrecht und jedwede Bewegungsfreiheit garantierte.

Den Angeklagten Luis Posada Carriles rettete die CIA mit Unterstützung der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung aus dem angeblich Hochsicherheitsgefängnis, in dem er wegen des Vorfalls in Barbados eingesperrt war. Eine als Flucht getarnte Operation schenkte ihm am 18. August 1985 die Freiheit wieder.

In seinem Buch "Die Wege des Kriegers", das im August 1994 herauskam, erzählt Posada Carriles von seinem späteren Umzug nach El Salvador, wo ihn, wie er versichert, der bekannte CIA-Agent Felix Rodríguez erwartete, der an den Verhören Che Guevaras in Bolivien beteiligt war, bevor dieser ermordet wurde. Posada Carriles beteuert ebenfalls seine tiefe Dankbarkeit gegenüber der Leitung der Stiftung, insbesondere gegenüber Jorge Mas Canosa, Alberto M. Hernandez und Feliciano Foyo, wegen der anhaltenden und gemeinsamen Unterstützung, die er von ihnen erhalten hatte.

Über die Spalten des El Nuevo Herald und im Fernsehen von Miami äußerten sich sowohl Posada Carriles als auch Bosch zugunsten terroristischer Praktiken und versprachen, diese weiterhin gegen Kuba durchzuführen. Sie haben Wort gehalten.

Posada Carriles wurde letztes Jahr in Panama festgenommen, als er ein Attentat vorbereitete, um Fidel Castro zu ermorden, und zwar während des dort stattfindenden Ibero-Amerikanischen Gipfels - ein Plan, der seiner Anlage nach den Tod von einigen Hundert Personen herbeigeführt hätte.

Orlando Bosch Avila lebt ungestört in Miami, wo er dank der Protektion durch die Stiftung, durch Ros-Lethinen und andere nicht aufgehört hat, der Terrorist Nummer Eins dieser Stadt zu sein (wie das FBI einmal geagt hat).

Die Regierung der USA hat sich selbst zu einem unerbittlichen Feind des Terrorismus ernannt und stellt sogar eine Liste der sogenannten terroristischen Länder zusammen, die sie erbarmungslos geißeln wird; aber gleichzeitig und über Jahre spielt sie liebevoll mit Leuten wie Posada Carriles und Bosch Avila. Die 73 Menschenleben, die in Barbados zu Ende gingen, bezeugen es, und der anklagende Finger zeigt nicht so sehr auf die Täter als vielmehr auf diejenigen, die sie als Raben des Terrorismus großgezogen haben und die dann bei deren Untaten selbst zu Komplizen wurden.

Quelle: "Trabajadores", Zeitung des Gewerkschaftsverbandes von Kuba, vom 1. Oktober 2001. Übersetzung: Henky Hentschel.

23. Oktober 2001



http://www.gazette.de/Archiv/Gazette-Oktober2001/Cotayo.html

Moskito


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27.08.2004 14:13
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#3 RE:25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados
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Quelle: "Trabajadores", Zeitung des Gewerkschaftsverbandes von Kuba, vom 1. Oktober 2001. Übersetzung: Henky Hentschel.


Na, da taugt die kubanische Botschaft noch mehr als Quelle der Weisheit.

Deren Dokumente sind meist als PDF verfügbar - z.B.:


http://home.t-online.de/home/contab-berl...eclara_anpp.pdf


Yer Baby!


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27.08.2004 15:22 (zuletzt bearbeitet: 27.08.2004 15:22)
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#4 RE:Kuba: Ende der Diplomatie mit Panama / 25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados
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Haftstrafe durch eine künftige Regierung eine Abschiedung nach Kuba oder Venezuela drohe.

Soll vermutlich Abschiebung heißen? Auch die Össis haben die "Abschiedung" aufgegriffen.
Welche Nachrichten Agentur hat dieses Wort in Umlauf gesetzt...

http://www.orf.at/index.html?url=http%3A...ker/156491.html

Yer Baby!


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28.08.2004 06:58
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#5 RE:Kuba: Ende der Diplomatie mit Panama / 25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados
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Rey/Reina del Foro


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Venezuela ruft Botschafter aus Panama zurück

Panama (AFP) - Venezuela hat am Freitag seinen Botschafter aus Panama zurückgerufen. Präsident Hugo Chávez reagierte damit auf Äußerungen der scheidenden panamaischen Präsidentin Mireya Moscoso, die eine Amnestie für vier des Terrorismus beschuldigte Exilkubaner damit begründet hatte, dass ihnen bei einer möglichen Auslieferung nach Kuba oder Venezuela dort die Todesstrafe drohe. Das teilte die venezolanische Botschaft in Panama-Stadt mit. Chavez sagte demnach aus Verärgerung auch seine Teilnahme an der für Mittwoch geplanten Amtseinführungsfeier für Moscosos Nachfolger Martín Torrijos ab. "Die Todesstrafe existiert nicht in Venezuela, wo die Höchststrafe 30 Jahre ist", sagte Venezuelas Botschafter in Panama, Flavio Granado, vor der Abreise.




Moskito


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01.09.2004 07:57
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#6 RE:Kuba: Ende der Diplomatie mit Panama / 25 Jahre nach dem Verbrechen von Barbados
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Neuer Triumph für greisen Kämpfer

Der Exilkubaner und Terrorist Luis Posada Carriles wird nach mehrjähriger Haft in Panama begnadigt
Was Luis Posada Carriles, Jahrgang 1928, zu einem so erbitterten Feind Fidel Castros hat werden lassen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Klar ist nur: Seitdem der Zuckerchemiker sich 1960 in die argentinische Botschaft Kubas flüchtete, um in die USA auszuwandern, hat er alles versucht, um den kubanischen Máximo Lider und seiner Revolution den Garaus zu machen.

Er ließ sich von der CIA für Sabotageakte gegen Kuba ausbilden, über 70 Mal will er an geheimen Operationen auf der Zuckerinsel teilgenommen haben. 1967 heuerte er beim venezolanischen Geheimdienst an, um die kubafreundliche Guerilla zu zerschlagen. 1976 ließ er eine kubanische Verkehrsmaschine auf dem Weg nach Havanna in die Luft jagen, 73 Menschen starben. In den 80ern schmuggelte er im Auftrag von Oliver North Waffen für die nicaraguanische Contra. In den 90ern organisierte er von Guatemala und El Salvador aus Bombenattentate gegen Hotels auf Kuba, bei denen 1997 ein italienischer Tourist starb.

Im November 2000 nahm ihn ein Polizeikommando in einem Hotel von Panama City fest. Mit drei Kameraden hatte er auf die Ankunft Castros gewartet, der zu Besuch kommen sollte. In ihrem Wagen hatte man Plastiksprengstoff gefunden, Castro enthüllte vor laufenden TV-Kameras die Anschlagpläne: Die Exilkubaner hätten ihn im vollbesetzten Audimax in die Luft jagen wollen.

Lange sah es so aus, als wäre dieses das letzte Kapitel in der terroristischen Laufbahn von Posada Carriles gewesen. Die letzten vier Jahre verbrachte er in einem Tropengefängnis an den Ufern des Panamakanals, empfing im Büro des Anstaltsleiters Unterstützerdelegationen aus der exilkubanischen Gemeinde von Miami und erklärte Journalisten, der kubanische Geheimdienst hätte ihm den Sprengstoff untergejubelt. Im April verurteilte ein panamesisches Gericht ihn und seine drei Mitangeklagten zu 8 Jahren Haft.

Doch dann gefiel es Panamas scheidender Präsidentin Mireya Moscoso, den Exilkubanern ein Abschiedsgeschenk zu machen. Am vergangenen Donnerstag begnadigte sie die vier Fidel-Feinde, ein Privatjet brachte sie außer Landes. Am Vormittag begrüßte eine jubelnde Menge in Miami die drei Mitgefangenen von Posada Carriles. Er selbst war bei einem Zwischenstopp "in einem mittelamerikanischen Land" ausgestiegen.

Damit hat es der greise Kämpfer erneut geschafft, einen symbolischen Triumph über das sozialistische Kuba zu feiern. Immer konnte er auf einflussreiche Unterstützer zählen. 1985 etwa spazierte er als Priester verkleidet aus einem Gefängnis in Caracas, Gesinnungsgenossen schmuggelten ihn außer Landes.

Dass er dem kubanischen Staatschef noch mal gefährlich werden könnte, steht nicht zu vermuten. Der 76-jährige Posada Carriles will eingesehen haben, dass man gegen die Sicherheitskräfte Castros nichts ausrichten könne: "Es wäre Selbstmord, sich Fidel Castro nähern zu wollen", erklärte er im Gefängnis in Panama. "CHRISTOPH TWICKEL

taz Nr. 7450 vom 1.9.2004, Seite 12, 98 Zeilen (Portrait), CHRISTOPH TWICKEL




Moskito


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