Die Lesung von Zoé Valdes fand ich interessant.
Sie hat eine gute halbe Stunde länger gedauert als geplant, weil sie die Fragen aus dem Publikum sehr ausführlich behandelt hat.
Vorher las sie vor aus "Café Nostalgia" oder Café Cuba, so wie das Buch auf Deutsch heisst (erschienen beim Ammann-Verlag).
Vier Passagen, wobei sie ihre schöne Stimme ebenfalls unter Beweis stellen konnte, da sie Manches sang. Sie moduliert ihre Stimme gut, sodass nie Langeweile aufkommt. Eine Passage war auf Spanisch eine recht krude Beschreibung der sehnsüchtigen Heldin nach Sex; Zoé nimmt nämlich kein Blatt vor dem Mund. Die Übersetzung auf Deutsch war dann um Einiges zahmer. Mir hat die Übersetzerin Helga Hedinger später noch gesagt, dass solche Passagen in der Übersetzung zwangsläufig viel verlieren. Sie sind zu cubanisch und das Ambiente, das dabei im Original entsteht (du spürst die klammheisse Nächte Havannas förmlich) geht in der Übersetzung doch zu einem grossen Teil bei solchen Abschnitten verloren. Die 3 weitere Kapitel die sie vorlas schienen mir aber sehr gut auf Deutsch übersetzt.
Die Fragen aus dem Publikum, z.B. nach dem Kannibalismus in ihren Geschichten. Ob das ein Symbol für etwas sei, und was. Ihre Erklärung: in der Liebe geht es oft um gefressen und gefressen werden. Das sei ihre Erachtens auf die spanische Abstammung des cubanischen Volkes zurückzuführen und nicht auf die afrikanische Seite. Ihr fasziniere dieses Sich-Zerreissen in der Liebe. Im übrigen sei vor einigen Jahren in Paris eine Niederländerin von ihrem japanischen Freund getötet und gegessen worden. Das habe sie während langer Zeit nicht losgelassen.
Es kam auch die Frage eines spanischsprechenden Herrn nach ihrer negativen Einstellung dem cubanischen Regime gegenüber, wobei doch die Revolution soviele gute Sachen hervorgebracht habe. Sie fand das typisch eine Einstellung für eine Person, die von ausserhalb urteilt. Wenn Mann/Frau die Wirklichkeit in Cuba hat durchleben müssen, sehe man die Sache etwas anders. Ihre Gegenfrage: war Franco deswegen, weil während seines Regimes Strassen gebaut wurden, ein weniger schlimmer Diktador?
Unsere Morenas spielten dann erst sehr spät, nach einer Stunde Pause. Die Lesung von Zoé Valdes war übrigens durch das Literaturfestival Basel organisiert und das Konzert durch den Club Allegra.
Ja, Quesito, sie kommen extrem gut an und haben sich inzwischen richtig warmgespielt. Wir hatten schon 3 Interviews am Radio in der Schweiz und irgendeinen Sender in D wird Ende Mai folgen. Am 29. Mai spielen sie nämlich am Africa Festival in Würzburg. Vielleicht was für dich?
Elisabeth