Boykottiert Berlin akademischen Austausch mit Kuba?

31.08.2004 08:51
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Rey/Reina del Foro

Junge Welt, 31.08.04
Interview: Harald Neuber

Boykottiert Berlin akademischen Austausch mit Kuba?

Ein Telefongespräch mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)

* Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) vergibt staatliche Stipendien an deutsche Studierende, die ein Auslandssemester absolvieren wollen. Seit die SPD-Grünen-Regierung sich dem US-Boykott gegen Kuba genähert hat, ist das Förderprogramm für den Karibikstaat ausgesetzt. junge Welt bewarb sich trotzdem.

DAAD, Meier *, guten Tag!

F: Ich grüße Sie, hier spricht Sillmann *. Ich studiere Lateinamerikanistik in Berlin und würde gerne für ein Auslandssemester nach Havanna. Mit wem kann ich denn da sprechen?

Oh weia, da haben wir ein Problem, denn die Förderung für Kuba ist im Moment ausgesetzt. Warten Sie, ich frage mal meine Kollegin ...

(...)

Tja, da haben Sie wirklich ein kleines Problem. Im Moment werden für Kuba keine Stipendienanträge entgegengenommen.

F: Ist der Andrang denn so groß?

Nee, das hat eher mit der politischen Lage zu tun.

F: Aber Kuba wird doch eigentlich als recht sicheres Land eingeschätzt. Machen Sie sich trotzdem Sorgen um Ihre Stipendiaten?

Ich kann Ihnen da im Moment gar keine genaueren Informationen zu geben. Dafür müßten Sie sich an unser Regionalbüro in Bonn wenden.

*

Ja, DAAD Bonn, Kaiser*, guten Tag!

F: Sillmann mein Name, guten Tag. Können Sie mir zum Stipendienprogramm des DAAD für Kuba Auskunft geben?

Dazu ist gerade gar keine große Auskunft zu geben.

F: Habe ich schon gehört. Ich wollte etwas zu den Hintergründen erfahren.

Der Austausch mit Kuba ist vom Auswärtigen Amt aus zur Zeit nicht genehmigt. Auch für Kubaner gibt es keine neuen Förderungszusagen.

F: Das ist für mich als Student natürlich ärgerlich, weil ich mich auf die Region spezialisiert habe und ein Auslandssemester machen muß.

Das können Sie ja gerne machen, aber ohne DAAD-Förderung.

F: Wie sieht denn die Politik bei anderen Ländern in Lateinamerika aus. Kolumbien zum Beispiel?

Ja, da wird im Moment weiter gefördert. Ein deutscher Stipendiat ist auch gerade mit DAAD-Geldern an einer Universität in Kolumbien.

F: Das ist interessant. Ich hatte gerade noch einmal bei Amnesty International nachgelesen. Die schreiben von 30 000 Morden im Jahr in Kolumbien, und 4 000 davon seien politisch motiviert. Und Sie schicken immer noch Studierende in das Land?

Die Ausländer lassen die bislang ja in Ruhe.

F: Heißt das, in Kuba kommen Ausländer zu Schaden?

Nein, Kuba ist in dieser Hinsicht ein Ausnahmefall. Worauf das Embargo des Auswärtigen Amtes zurückzuführen ist und wie lange das dauert, kann ich Ihnen leider nicht sagen.

F: Tja, das ist ja alles sehr unangenehm für mich.

Also in Ihrer Situation würde ich tatsächlich ein anderes Land anpeilen.

F: Ist der »Sonderfall« Kuba bei Ihnen im Haus denn diskutiert worden?

Das durfte eigentlich gar nicht diskutiert werden, das ist verordnet worden. Wahrscheinlich ist das schon mit dem Hochschulreferat des Auswärtigen Amtes diskutiert worden. Aber wenn die Leute beim DAAD dann gesagt bekommen: »Nee, ist nicht!«, dann kann man da nichts machen. Es ist aber schon sehr selten, daß Deutschland so reagiert.

F: Schade, schade.

Ja, aber es gibt in der Region ja noch viele interessante Orte. Sie sollten aber eher nicht auf Kuba hinarbeiten. Das kann zwar schnell vorbeigehen, oder einige Jahre dauern. Dann sind Sie aber wahrscheinlich mit Ihrem Studium zu Ende.

* Namen von der Redaktion geändert

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