Aus meinen 2 Reisen nach Kuba im Januar und April 2015 einige Innenansichten aus einem totalitären Land.

Richtig ist, dass sich das Land für immer mehr Touristen öffnet. Richtig ist auch, dass viele Kubaner die Möglichkeit haben und nutzen kleine Privatfirmen zu gründen. Ein weitergehender, grundlegender Wandel des Landes ist aber nicht absehbar, statt dessen festigt das Regime mit sehr repressiven Mitteln seine Macht.

Die Gesamtproblematik liegt auch der Mentalität vieler Kubaner ( und hier besonders der kubanischen Männer ), welche sich oftmals nur dafür interessieren, wo die nächste - viel zu junge - Chica für ein wenig Spaß und Sexo zu finden ist.
Eine langjährige kubanische Freundin habe ich bei einem Treffen im April einmal gefragt, ob es denn normal sei, dass die kubanischen Männer jeden Tag eine andere Chica für Sexo haben wollen. Ihre Antwort war: ¨Ja, viele kubanischen Männer machen dies, aber die kubanischen Ehefrauen akzeptieren dies nicht, die Folge sind dann immer wieder Mordfälle, wo die kubanische Ehefrau Ihren Ehemann im Zorn umbringt.¨

Was mich aber regelmäßig massiv geärgert und sehr wütend gemacht hat, war, dass praktisch jeder kubanische Mann permanent versucht mir junge Chicas zu vermitteln, entweder für ein paar Stunden gegen Bezahlung, oder eine Verwandte aus der Familie zum umgehenden Heiraten ( damit dann die Familie versorgt ist ). Bereits dies ist aber eine fatale Entwicklung für Kuba - Kuba wird dadurch immer mehr von Sextouristen und Sextouristinnen als Urlaubsziel genutzt. Und natürlich versuchen viele Kubaner damit Ihre Geschäfte zu machen, bis hin zu Polizisten an den Punta de Controls, welche auch immer fragen, ob Chicas gewünscht sind...

Was in Kuba nach wie vor sehr positiv zu bewerten ist, ist das gute Ausbildungsniveau an den staatlichen Universitäten. Z.B. habe ich mir eine Vorlesung über höhere Mathematik angehört - und die Vorlesung hatte internationalen Standard. Vermutlich bin ich aber auch der einzige Tourist, der sich dafür interessiert....

Bei der wirtschaftlichen Entwicklung ergeben sich aber leider die übelsten frühkapitalistischen Strukturen. Dies einfach wegen der fehlenden Demokratie und fehlenden Rechten der Arbeitnehmer. Die Bezahlung der kubanischen Angestellten ist weiterhin lächerlich niedrig. Aber auch ein selbständiger Kleinstunternehmer kann in vielen Regionen kaum überleben, und dies verbunden mit sehr viel Verwaltungsarbeiten und einer extrem langen Gesamtarbeitszeit - Beispiel sind Fahrradtaxis in kleinen Städten, welche auf CUP-Basis arbeiten.

Sobald jetzt auch internationale Großkonzerne in Kuba Produktionsfabriken aufbauen, muss man davon ausgehen, dass das Lohnniveau etwa dem von Vietnam entsprechen wird. D.h. für einfache Arbeiten in der Produktion werden 100 US-Dollar = CUC oder weniger gezahlt. Da es in Kuba keine Demokratie und keine freien Gewerkschaften gibt - können die aus den Staatsbetrieben entlassenen Kubaner auch keine höheren Löhne durchsetzen.

Wenn aber wirklich einmal ein Kubaner den Mut hat, aktiv demokratische Rechte einzufordern, muss er mit seiner Verhaftung rechnen. Dies ist mir aus einem konkreten Einzelfall im Osten Kubas bekannt, über viele andere Fälle wurde hier im Forum aber auch schon berichtet. Die Haftbedingungen sind dann aber so übel, dass ohne Versorgung mit Lebensmitteln durch Freunde und Verwandte bereits das Überleben in den nächsten Monaten nicht sichergestellt ist, Dazu kommen extreme Rechtsanwaltskosten, die bei ca. 500 CUC = US-Dollar pro Person liegen.

Im Ergebnis ist es ausreichend, wenn man einzelne Personen aus politischen Gründen über einen längeren Zeitraum verhaftet. Andere Kubaner werden dadurch so extrem verunsichert, dass sich diese in Zukunft zumindest absolut passiv verhalten. Dieses passive Verhalten bedeutet dann, dass bei (Schein-)Wahlen, wie den Kommunalwahlen am 19.-ten April, in einigen Wahlkreisen die Wahlbeteilung auf fast Null gesunken ist, und 2 Tage später dann die Polizei kam, um jeden ¨Wähler¨ persönlich zur Nachwahl aufzufordern. Mehr als dieser passive Protest geschieht aber nicht. Dies liegt aber auch daran, dass jedwede Erfahrung mit Demokratie in Kuba fehlt.

Leider wird es deshalb auch weiterhin extrem schwierig sein, ein Mehrparteiensystem oder Formen der direkten Demokratie in Kuba einzuführen. Die wenigen Kubaner, die dies bisher offen versucht haben, und z.B. neue Parteien gegründet haben, sind alle in massive Schwierigkeiten gekommen und oftmals auch längerfristig verhaftet worden. Andere mir bekannte Kubaner, haben mehr oder weniger resigniert und wollen sich nur noch um eigene Geschäfte und den Schutz der eigenen Familie kümmern.

Was weiterhin fatal ist, dass die kubanische Opposition gespalten ist, insbesondere in Anhänger und Gegner der exilkubanischen Bewegung ( die auch nicht einheitlich ist ) in den USA.