Weihnachten auf Cuba, guzzi

23.12.2008 17:29 (zuletzt bearbeitet: 23.12.2008 17:33)
avatar  oveja ( gelöscht )
#1 Weihnachten auf Cuba, guzzi
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oveja ( gelöscht )
Weihnachten auf Cuba, tönt doch irgendwie wie ein schlechter Scherz. All die singenden Plastik Bäumchen, dass sie nicht noch Chave singen ist gerade alles. Dann das Wetter, alles immer noch sehr ungewohnt für mich, kann mich eigentlich nie daran gewöhnen.
Das einzige, was wirklich Klasse hat, das sind die Auftritte in den Kirchen. Wir sind keine Kirchengänger, lassen es uns aber nicht nehmen, bei einer der Kirchen vorbei zu gehen um einige zeit, auf Zehenspitzen etwas von den Vorgetragenen Gesängen zu erhaschen. In den Kirchen hat es kein Platz, die sind bis zum barsten voll.
Am Samstag waren wir, guzzine und ich, mit dem kleinen Bruder und seiner zukünftigen, einwenig im Ausgang. Das Marquecina ist seit langer Zeit im Umbau, da heben sie neben an ein Restaurant eingerichtet. Sehr hübsch, wie eine Gartenlaube unter freiem Himmel. Es spielt in etwas immer noch die gleiche Musik wie vor 10 Jahren. Die Musiker sind langsam Kumpels geworden, Männer im alter über 75 Jahre. Sie bringen ihre Vorträge hervorragend an das Publikum, das sehr spärlich geworden ist.
Disco ist doch angesagt, da wird der lange Weg in Kauf genommen, das mühsame heimgehen ohne Transporte. In der Disco aber geht es rund zu, voller Power, Ron fliesst in strömen. Das weibliche Geschlecht, geht fast über die grenze beim Tanz. Tanzen, nie, sobald man sich vom Tisch entfernt, ist auch der Ron weg. Den Kellner muss man sehr achtsam auf die Finger schauen, denn die machen den Obolus am ganzen Geschäft.
Natürlich muss man die Tische vorbestellen, wenn man aber als erster reinkommt, sind die meisten und besten Tische schon besetzt, von den Kollegen der Mannschaft, in der Disco. Die eben die Plätze schwarz gekauft hatten. Das sind dann auch die, die den Ron von unseren Tischen holen, wenn man sich am Tanze vergnügt, oder eben mal auch etwas Wasser lassen muss. Von wegen WC, man muss es nicht suchen, der Geschmack verrät wo es ist. Wenn einer kein Geschmacksinn hat, dann geht er einfach dahin, wo langsam ein breiter Bach aus einer Türe zu quellen scheint.
Wir Männer haben es eigentlich noch gut, wir brauchen nicht mal den sich entwickelten See zu betreten. Es genügt wenn wir den Schnidelwutz hervorholen und im hohen Bogen Richtung Schüssel pinkeln. Man bekommt einfach das Gefühl, dass sich die Schuhsohle vom Oberleder lösen könnte, wenn man in diese Jauche tritt. Ja wie stellen sich dann die Frauen an, irgendwie müssen sie ja auch die Blase entleeren. Ja aber wie denn, sie müssen ja irgendwie in das Ding rein. Nicht zu fassen, wirklich arme Geschöpfe.
Auf dem Heimweg ist es dann leider an der Ordnung, dass man eines über die Rübe bekommt kann, auch die Schuhe und Kleider verlieren. Schlägereien sind am Samstag und Sonntag in den Discos normal geworden, eigentlich angesagt.
Daher lassen wir lieber die Disco sein und gehen eben in den Park, so wie es früher normal war. Wir treffen natürlich Bekannte, Kollegen und so wird es immer gemütlich.
Das eigentlich Weihnacht essen habe ich vorgezogen für den Sonntag, weil eben der Sobrino von Dali der in Habana auf der nationalen Sportschule ist nach Hause kommt. Zudem soll eine Schlechtwetter Zone kommen. Eigentlich ist Gulasch angesagt, im Freien auf dem Holzfeuer gekocht, im Kessel.
Die Feuerstelle ist sehr schnell eingerichtet, denn sobald es Nahrungsaufnahme geht, sind genügend Leute da. Das Holz wird entfacht und schon sprudelte auch das manteca in der Pfanne. Die Zwiebeln werden schön angebräunt und nun kommt das Fleisch dazu, einen komplettes Hinterbein, von einem ausgewachsenen Schwein, natürlich fein säuberlich klein geschnitten, Peperoni, Gewürze mit Knoblauch dazu und der Vino Seco darf natürlich nicht fehlen. Etwas Wasser und das kochen nahm seinen Lauf. Ah, fast hätte ich die Peperoni-Paste von Ungarn vergessen. Schnell in die Wohnung hoch und rein in den Kochtopf. Edi was ist denn das, geheimnisvoll sagte ich, das darf ich nicht verraten, das ist wirklich mui personal. Es war mir klar, dass die Cubis nicht locker liessen. Sagt es aber nicht, das ist Marmelade. Nein, das glaube ich nicht kam die Antwort. Es brauchte nicht mehr viel und die Cubis liefen in mein Netz. Also gut, auf eure Verantwortung, wenn es dann zu süss ist ? Schnell holte einer einen Suppenlöffel. Edi du bist geizig etwas mehr. Schaut ich habe doch nicht viel. Die Falle war zugeschnappt, der Suppenlöffel halb voll mit der Paste die 2x schärfer ist las das schärfste Chilli verschwand im Mund eines der Cubis. Das Zeug brennt wie Feuer. Was dann kam wäre ein Clip wert gewesen, der Kumpel wusste nicht mehr was er tun sollte, der Mund schliessen, oder ausspucken. Ich klopfte ihm auf die Schulter, schluck runter aber schnell. Das machte er dann auch, er stand wie angewurzelt da. Erst jetzt kam Bewegung in ihn, er rannte zum Wasserfass und steckte gleich den ganzen Kopf rein. Cojones no, no, no spuckte er aus. Tu quere mi muerto, cojones no.
Habe ich dir nicht gesagt und dich gewarnt. Du wolltest den Löffel voll haben, ich sei geizig, verteidigte ich mich. Die andern wussten gar nicht was in dem armen Kerl vorging. Erst jetzt kam das leben zu ihm zurück. Chico, no, cojones ch,chico. Erst jetzt nahm mir einer die Plastikflasche aus der Hand er probierte vorsichtig, juuu que pica. Das Zeug war in einem Glas und ich hatte sie umgefüllt, um Gewicht zu sparen in eine Plastikflasche von einem Fruchtsaft.
Alle umstehenden lachten, weil er in die Falle gelaufen war, erst jetzt konnte er sein Gesicht wieder zu einem gequältem grinsen bewegen. Ich versprach ihm, dass er eine extra grosse Portion Fleisch abbekomme. Es sei wirklich nicht meine Schuld, alle können es bezeugen.
Als das Fleisch ziemlich gar war, schüttete ich die klein geschnittenen Kartoffelklösse dazu. Ich darf selber sagen, das Gulasch war wirklich gut gelungen, Es waren sicher etwa 40 Lt Gulasch, das zu schnell aufgeputzt wurde, aus allen Löcher kamen sie mit irgendeinem Gefäss in der Hand.
Von den 25, 2 Lt. Flaschen cerveza blieben noch 5 übrig. Die am nächsten Tag auch noch verwertet werden konnten.
Guzzine kam auf mich zu, amor que rico Gulasch, gab mir einen Kuss, ich lächelte sie an wollte sie in den Arm nehmen, sie machte einen Schritt zurück und dann flog mir ihre offene Hand meiner Nuss entgegen, es kam so überraschend, dass ich nicht mehr ganz ausweichen konnte. Sie erwischte noch meine Nase, die natürlich jetzt erbärmlich lädiert ist durch ihre Fingernägel. Das machst du mir nicht nochmals du Buro viejo. Als sie sah was sie da angerichtet hatte, nahm sie mich in den Arm, nein, dies wollte ich auch wieder nicht. Wischte mit einem Tempo das Blut von meiner Nase. Nun war es an mir gute Laune zu diesem Spiel zu zeigen. Das Gelächter war nun auf der anderen Seite. Es wird sicher noch Tage vergehen, bis mein Riecher wieder normal aussieht. Das schlimmste ist, alle lächeln mich an, wenn sie in mein Gesicht schauen. Guzzine war es leid danach, dafür war sie extra lieb mit mir.
Am Neujahr wird es gegrillten Hinterschinken geben ich mache Nudelsalat dazu. Eigentlich ist es schon traurig, die Cubis müssen sich immer mit dem Reis zufrieden geben, es gibt nichts anderes, das ihren Geldbeutel zulässt. Jeden Tag Reis, dann wieder Reis. Es stimmt mich manchmal schon etwas nachdenklich.
Das Wetter ist wirklich sehr unfreundlich, kühl und regnerisch, das soll noch einpaar Tage so anhalten. Grüsse nach Europa und schöne Festtage allerseits.

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23.12.2008 22:56
avatar  chepina
#2 RE: Weihnachten auf Cuba, guzzi
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Forenliebhaber/in

Auch für Dich Guzzi , Feliz Navidad y prospero ano nuevo.
saludos
chepina


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23.12.2008 23:44
avatar  oveja ( gelöscht )
#3 RE: Weihnachten auf Cuba, guzzi
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oveja ( gelöscht )

Muss eigentlich noch einen Anhang schreiben zum Thema Weihnachten.
Weihnachten existiert eigentlich nicht in Cuba. Es sind sehr wenige die den Christlichen Gedanken richtig wahr nehmen. An Weihnachten wird da in Cuba normal gearbeitet, sogar alle Tiendas sind geöffnet. Die Bevölkerung auf der Strasse wünschen sich felicidares, es hört sich an wie eine Gewohnheit die man sich auf der Strasse zuwirft. In den Hotels sind die Plastikbäumchen aufgestellt, die allerwenigsten haben ein Bäumchen zu Hause. Man sitzt nicht zusammen in der Familie. Selbst einige Pastoren die ich kenne treiben ein doppelleben in Sachen Kirche. Die Meisten sind noch der Santeria sehr stark zugetan. Auch die Freimaurer ( Macon ), wo es noch sehr viele gibt verhalten sich nicht Christlich. Der Staat sorgt schon dazu, dass der die Kirche nicht überhand nimmt.
In all den 10 Jahren wo ich jetzt die Feiertage auf Cuba verbracht habe, hat mir niemals Weihnachtliche Gefühle hervorgerufen. Fin de año, das wird gefeiert, da sitzt die Familie im Hause. Um 12 uhr wird sich umgezogen, sich neu gekleidet für das neue Jahr, es wird Ron getrunken, sowie Fleisch gegessen, soviel Fleisch wie nur möglich. Um 12 Uhr Nachts wird ein Eimer Wasser auf die Strasse geschüttet, zum Zeichen dass das haus ausgekehrt ist. Dann geht man in den Park, wo sich die Meisten treffen. Man zeigt sich in neuen Kleider und beglückwünscht einander. Die Santeros haben höchstbetrieb, auch guzzine wird den Weg zu ihnen finden.
Auch wir werden zum Park hochgehen, den Cubis ist das Wetter egal, sie lassen sich von einer Regensintflut nicht abhalten. Am Neujahr essen wir nur mit der Familie, mit der wir zusammen wohnen. Aber Weihnachten das geht den Leuten hier echt am Arsch vorbei.


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24.12.2008 17:37 (zuletzt bearbeitet: 24.12.2008 17:40)
avatar  isabel
#4 RE: Weihnachten auf Cuba, guzzi
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super Mitglied
In Antwort auf:

Aber Weihnachten das geht den Leuten hier echt am Arsch vorbei.


Da habe ich ja mit den Kubanern mehr gemeinsam, als ich dachte ...

isabel

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24.12.2008 18:10 (zuletzt bearbeitet: 24.12.2008 18:11)
#5 RE: Weihnachten auf Cuba, guzzi
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Rey/Reina del Foro
In Antwort auf:

Ah, fast hätte ich die Peperoni-Paste von Ungarn vergessen. Schnell in die Wohnung hoch und rein in den Kochtopf.


Hatte auch mal ein Glas "Eröspista" von Ungarn mit nach Kuba genommen und in den Gulasch nur eine Messerspitze voll eingebracht. Reaktion wie beschrieben.
Noch weniger konnten sie verstehen, daß der verrückte Deutsche sowas isst, ohne eine Miene zu verziehen.

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