Es sind ja oft die kleinen Begebenheiten im Leben, über welche man sich freuen kann. So ging`s
mir wieder mal in diesem Fall.
Ich hatte meine Einkäufe in der 23. Straße Havanas, in Höhe Str. #14 ( Zigarrenraucher wissen wo
-Partagás- ) erledigt und wollte von dort rüber nach Playa, um eine bekannte Familie zu besuchen.
In der 23. hielt kein Taxi also ging ich zum Vorplatz vom Cementerio Colón. Dort stehen immer
welche. Promt wurde ich auch angesprochen. Diesmal von einer Dame mittleren Alters. Wir einigten
uns über Fahtziel und -preis. CUC 2,50 fand ich angemessen für die Fahrt, illegal natürlich.
Meine Fahrerin war eher ein europäischer Typ, mittelblond, hätte Französin oder Dänin sein können.
So fiel ich in ihrem roten Lada garnicht auf. Wie üblich kamen wir gleich ins Gespräch. Ich erfuhr
u.a. daß ihre Kinder studierten, ihre Elter früher Geschäfte hatten usw. Sie war auffallend
kultiviert und fuhr zudem absolut sicher. Nun näherten wir uns der Gegend zu der ich wollte. Ich
schaute noch mal in mein kleines Büchlein nach der genauen Adresse und legte es auf die Ablage
vor mir um evtl. noch mal die ewig lange Hausnummer nachlesen zu können. Nach einigem rumgekurke
durch die holperigen Einbahnstraßen fanden wir auch das gesuchte Haus. Zufällig ware Familien-
angehörige vorn auf der Veranda die mich schon kannten. So wurde ich gleich überschwenglich mit
freundlichem Hallo begrüßt. Ich zahlte noch rasch und dann ging´s rein ins kühle Haus. Na ja,
wie es so ist, ein cafécito und erstmal erzählen. Nach einer Weile rief jemand vorm Haus, ich möge
doch mal rauskommen. Draußen stand mein Taxi wieder und die Frau brachte mir mein Adressbüchlein
das liegen geblieben war. Sie hatte es irgendwann auf der Rückfahrt bemerkt. Ich bedankte mich
und wollte ihr natürlich die Unkosten bezahlen. Sie lehnte ab und meinte, das wäre doch
selbstverständlich. Einzig eine kleine Erfrischung nahm sie an. Ich war natürlich heilfroh, meine
Adressensammlung mit Telefonnummern usw. wieder zu haben.

Eine andere Begebenheit war etwas aufregender. Hatte mich in Havana aufgehalten und mußte zurück
nach Guanabo. Es war schon später geworden und so nahm ich ein Panataxi am Parque Coppelia gegenüber
vom Kino. Ich wollte noch mit dem Fahrer den Preis verhandeln doch der meinte knochentrocken: "Nur
nach Taximeter"! Konnte mir allerdings nicht verkneifen: " Ojalá no esta manipulado, puñon."
So verlief die Fahrt zunächst ziemlich einsilbig. Besser gesagt, wir redeten überhaupt nicht, was
ich natürlich sehr ungewöhnlich fand. Mein Fahrer, ein Riese von Kerl, fuhr absolut aber sowas
nach Vorschrift und Regelkonform. Ich war sicher, er hatte den Job noch nicht lange.
Irgendwo, auf halber Strecke geschah es, wie aus heiterem Himmel.
Es war stockfinster draußen und wir haben beide gleichzeitig die 2 Typen im Abblendlicht
am rechten Straßenrand gesehen. Die waren warscheinlich am Kiosk o.ä. dort, zu zechen.
Urplötzlich ranntem beide los über die Autobahn. "Das darf doch nicht war sein, gleich rumst es",
so schoß es mir durch den Kopf. Automatisch stützte ich mich schon vorn ab. Mein Fahrer ging
voll die Eisen und die waren glücklicherweise ok. Der Wagen schlingerte, hielt aber Spur.
Bremsen quietschten hinter und neben uns, wildes gehupe. Zum Glück waren wir auf der linken
der Überholspur und fuhren vorschriftsmäßig nur 70 Kmh. Als der Wagen schließlich stand, nach
schier endlosen sekunden, lief der erste der beiden vor uns vorbei und mußte sich noch an der
Kühlerhaube abstützen. Der andere gleich hinterher und rüber über die Gegenfahrbahn. Da war
glücklicherweise kein Verkehr. Mein Fahrer kurbelte seine Seitenscheibe runter und und fluchte
den beiden hinterher, so, wie nur ein Cubaner fluchen kann.
Als es dann endlich weiter ging, konnte ich sehen wie der gute Mann am ganzen Leibe bebte, vor
Schreck und Wut. Dieser kräftige, starke Kerl war fix und alle. Es brach aus ihm heraus, was
alles passiert wäre, wenn er die beiden überfahren hätte. Er redet und konnte sich bis Guanabo
gar nicht wieder einkriegen. Gefängnis, Arbeit und Führerschein weg. Grad geheiratet, Frau
erwartet Kind. Katastrophe! Und alles wegen solchen besoffenen Ixxxxen meinet er.
In Guanabo lud ich ihn noch zu einer Erfrischung ein. Aber er wollte nur noch nach Haus.
Ich tröstete ihn noch: "Ist doch nichts passiert, hat ein Engel die Hand dazwischen gehalten".
Übrigens, die Fahrt exakt abgerechnet, CUC 17,20. Ausnahmsweise durfte er das wechselgeld behalten.