und eine über unsere Ärztin:

La doctora macht sich frei

Die Ärztin hat einen kleinen Damenbart. Sie wohnt über der typischen Kleinstpraxis, ein paar Straßen weiter. Diese Arzthäuser sind standardisiert, ein Teil des fabulosen kubanischen Gesundheitssystems. Unten waren wir schon oft, meistens wegen unserem Töchterchen. Mir wird es immer zu langweilig, weil man natürlich wie überall lange warten muss. Den Frauen scheint es aber zu gefallen, sie lassen auch diese Gelegenheit nicht aus mit bekannten oder weniger bekannten Nachbarinnen Tratsch auszutauschen. Poster drinnen warnen vor Dengefieber oder vor allzu früher Schwangerschaft. Letztes mit recht mäßigen Erfolg. Hier sind die Mütter jung. Kommt man dran wird flott und problemlos geholfen. Die Ärztin ist kompetent, verweist gern mal auf Einfachstmedizin wie Salzwasser, aber schreibt auch jedes mal einen kleinen Zettel voll, auf dem Eingeweihte den Namen eines Medikamentes erkennen können. Damit geht es ab zur Apotheke die rund um die Uhr offen hat. Kubaner gehen dort gern und oft hin, wieder tratschen, hier allerdings mehr mit Unbekannten, denn die Apotheke liegt nicht direkt im Viertel. Typischerweise braucht es etwas Glück das die gewünscht Medizin auch vorrätig ist, dann kann der kleine brauen Fetzen am klebrigen Tresen übergeben werden. Medizin ist hier schweinebillig. Ein kleines Fläschchen Antiallergiemittelchen kostet ungefähr 4 Cent. Bei solchen Preisen nimmt man die täglich Dosis an Kopfschmerztabletten für Schwiegermama auch gleich mit. Kostet dann alles einen Cent mehr. Unnötiges Beiwerk wie Beipackzettel oder Verpackung gibt es nicht.
Ist man sehr krank kann die Ärztin auch geholt werden. Das sie ja so nah wohnt, muss man nur kurz warten bis sie fertig gekocht hat oder andere Hausarbeiten beiseite legt. Zu hause angekommen wird kurz untersucht, ein wenig getratscht und dann festgestellt ob es was Erstes ist. Meist ist es das nicht, die Schwelle einen Arzt zu rufen ist sehr gering. Die Ärztin zu holen ist einfacher als sich selber schlau zu machen. Jetzt schnell noch ein kleiner Kaffee. Bezahlt wird danach mit eine Stück Seife oder einem 250 Gramm Beutel Waschpulver. Dinge, die wirklich nutzen haben.
Tags drauf kommt sie evtl. noch mal vorbei, dann kann es aber auch sein, dass sie nur ganz kurz bleibt, ihr Lohn ist dann auch nur ein Gläschen Rum. Tagsüber etwas problematisch denkt man sich, aber dass die Ärztin tagsüber einen im Tee hat wird eher belächelt als kritisiert. Kann natürlich passieren dass la doctora etwas viel getrunken hat und dann beim Gespräch über Brust-Ops gleich selber mal blank zieht und ihre Tetas stolz den Anwesenden präsentiert.