Generation »Nach-Fidel«

20.02.2006 00:07
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#1 Generation »Nach-Fidel«
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Generation »Nach-Fidel«
»Die Revolution kann umgekehrt werden – durch unsere Fehler.«


Kubas Außenminister Pérez Roque zur Entwicklung seines Landes

»Ich kann durch eine Kugel sterben oder eines natürlichen Todes, unsere Saat aber sind unsere Ideen«, erklärte der kubanische Präsident Fidel Castro kürzlich vor Vertretern ausländischer Medien in Havanna. Er griff damit den Tenor einer Rede (http://www.cuba.cu/gobierno/discursos/2005/ale/f171105a.html) auf, die er bereits am 17. November vergangenen Jahres in der Aula Magna der Universität Havanna gehalten hatte. In beiden Fällen wies Fidel Castro auch die Angriffe der Regierungsgegner zurück, besonders der reaktionären Exilkubaner aus Florida. Sie setzen darauf, daß der kubanische Sozialismus mit dem Tod Fidel Castros endet.
Das Thema spielte auch eine Rolle, als Außenminister Felipe Pérez Roque in der Nationalversammlung zur Entwicklung Kubas im vergangenen Jahr Stellung bezog. Kuba sei es gelungen, so Pérez Roque, die internationale Isolierung zu durchbrechen, die der Imperialismus mit allen Anstrengungen und Mitteln durchzusetzen versucht habe. »Jetzt setzt der Feind auf Hoffnung, nicht mehr auf unsere Niederlage. Er hat gemerkt, daß er gegen die Generation der Revolution nicht ankommt«, sagte Pérez Roque.
Zugleich wies er darauf hin, daß die Tatsache, viele Jahre gekämpft zu haben, »dennoch keine Garantie dafür gibt, auch in Zukunft siegreich zu sein«. Es gebe daher eine besondere Herausforderung: »1990, als die wirtschaftlichen Notprogramme mit der Spezialperiode begannen, gab es in Kuba anderthalb Millionen Kinder im Alter von rund zehn Jahren. In den vergangenen fünfzehn Jahren sind sie erwachsen geworden und haben ein anderes Land kennengelernt als das, das die Revolution bis dahin aufgebaut hatte.«
Zu diesen anderthalb Millionen sind in der Zwischenzeit eine weitere Million Jugendlicher gekommen, die in einer Gesellschaft aufwachsen, in der auch negative Tendenzen zugenommen haben. Die Tendenz zum Individualismus etwa, die »Rette-sich-wer-kann-Ideologie«, wie Fidel Castro es in seiner Rede an der Universität von Havanna nannte.
Pérez Roque, einer der bekanntesten Politiker Kubas, sieht daher eine große Herausforderung für die heutige junge Generationen in Kuba: »Ein Teil der historischen Erinnerung und der Vergleich mit dem, was in der Welt geschieht, ist verlorengegangen«, räumte er ein. »Wir müssen daher unsere ganze Aufmerksamkeit auf einen Ausspruch Fidels richten, einen Satz, der nie zuvor in der Geschichte der Revolution öffentlich geäußert wurde: Die Revolution kann umgekehrt werden. Nicht durch ihre Feinde, die alles versucht haben, um dies zu erreichen, sondern durch unsere Fehler, durch unsere Unfähigkeit, Fehler und innere Gefahren zu überwinden«.
Pérez Roque rief dazu auf, die ideologische und politische Integrität zu verteidigen. Diese sei zwar noch vorhanden, »weil die Generation noch unter uns weilt, die die Revolution gemacht hat, wir haben Fidel und Raúl«. Nach ihnen werde es »keine Stimme mehr geben , die die Revolution verteidigt. Deswegen müssen wir es selbst tun«.
Der Außenminister betonte, daß die Revolution nur vom gesamten kubanischen Volk verteidigt werden könne. Dabei gelte es drei Prämissen zu befolgen. Erstens sei die Revolution bislang allein durch die moralische Autorität ihrer Führung gestützt worden. Diese Autorität müsse gewahrt werden. »Zweitens müssen wir uns weiterhin auf die Mehrheit des Volkes stützen.« Nicht der materielle Konsum dürfe im Mittelpunkt stehen, sondern die Ideen der Revolution. »Drittens dürfen wir uns nicht der Naivität hingeben«, so Pérez Roque weiter. An dem Tag, wo es der Feind schaffen werde, in Kuba den sozialistischen Staat zu zerstören, ginge nicht nur Staat und Revolution verloren, sondern auch die Nation: »Kuba würde geschluckt, Kuba würde ein Vorort von Miami.«
Darin bestehe der Plan der US-Regierung unter George W. Bush. Deshalb gebe es für das kubanische Volk nur eine historische Alternative: seinen Sieg verteidigen, seinen Sozialismus zu perfektionieren, zu ändern, was es innerhalb der Idee des Sozialismus zu ändern gebe. Er sei sicher, erklärte der kubanische Außenminister abschließend, »daß unser Volk über Reife, Ideen, Moral, Einheit und Kraft verfügt, um das Werk der Revolution zu bewahren und unseren Kindern ein noch besseres Land zu schenken, als das, das die Generation der Revolution für uns verteidigt hat«.
Von Deisy Francis Mexidor, Havanna
(Übersetzung: Timo Berger)

Quelle: http://www.jungewelt.de/


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20.02.2006 00:24
avatar  Chaval
#2 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

Felipito als künftiger Hoffnungsträger.....armes Kuba!


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20.02.2006 16:31
avatar  Socke
#3 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Nennt mich meinetwegen paranoid, aber das:

In Antwort auf:
Zu diesen anderthalb Millionen sind in der Zwischenzeit eine weitere Million Jugendlicher gekommen, die in einer Gesellschaft aufwachsen, in der auch negative Tendenzen zugenommen haben. Die Tendenz zum Individualismus etwa,

klingt in meinen Ohren nicht gut.

Individualismus als negative Tendenz?

Ich hätte das als persönliche Freiheit und damit als eines der kostbarsten Güter angesehen.
----
"The way I see it, unless we each conform, unless we obey orders, unless we follow our leaders blindly, there is no possible way we can remain free."
-Major Frank Burns, 4077th


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20.02.2006 19:00
avatar  ( Gast )
#4 RE: Generation »Nach-Fidel«
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( Gast )

Zitat von Socke
Nennt mich meinetwegen paranoid, aber das:
[quote]Zu diesen anderthalb Millionen sind in der Zwischenzeit eine weitere Million Jugendlicher gekommen, die in einer Gesellschaft aufwachsen, in der auch negative Tendenzen zugenommen haben. Die Tendenz zum Individualismus etwa,

klingt in meinen Ohren nicht gut.
Individualismus als negative Tendenz?
Ich hätte das als persönliche Freiheit und damit als eines der kostbarsten Güter angesehen.

Tja Socke, schön,
einer mehr, der kapiert, was socialismo tropical bedeutet (und schon immer bedeutet hat).
Die Diktatur des Individuums (Fidel) über das Massenproletariat. Individualismo (und sei es nur die kleine individuelle Freiheit) ist da ausgeschlossen, wo Fidels Machterhaltungstrieb über alles geht.
Ich glaube aber, daß Perez Roque ein ganz cleverer "Nachäffer" seines Herrn und Meisters Fidel ist.
Wenn er jetzt (schon) andere (freiheitlichere) Töne anschlagen würde, wäre er weg vom Fenster, bevor das große Rennen um die Nachfolge Fidels überhaupt erst begonnen hat.
Wir hatten in einem anderen Thread mit Vilmaris eine interessante Diskussion (die mir Don Olafio alias Don Proletario) vergällt hat. Vielleicht können wir den Ball wieder aufnehmen...

Was kommt nach FIDEL ? Perez Roque, Raul Castro oder Miami ?
Socialismo, socialismo militar o Libertad ?
Wird die junge (vom socialismo tropical "versaute") Generation der jineteros individuelle Freiheiten fordern ? Und was für Folgen hat dies im Verhältnis zu uns Europäern oder zu den Amis ?

Luckygoetzy


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20.02.2006 21:33
avatar  Socke
#5 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Top - Forenliebhaber/in

Ja, ich bin Pessimist und tippe auf das Militär mit Raul. Zumindest für ein paar Jahre.

Aber machen wir uns nichts vor, Kuba ist aus eigener Kraft nicht existenzfähig.
Frei konvertierbare Währungen kommen fast ausschließlich aus dem Tourismus, da habe ich die Geschenke und Unterhaltszahlungen mit drin, und die sonstigen Produkte der Insel werden fast nicht nachgefragt.
Zucker ist offensichtlich im Niedergang begriffen und Tabak ist auch nicht mehr so stark nachgefragt.
Wie das mit dem Rum bei veringerter Zuckerproduktion aussieht, werden wir dann sehen, aber schon jetzt erzielen Rumsorten aus anderen Teilen Südamerikas höhere Preise als die aus Cuba. Da wo noch geraucht wird, sind auch Zigarren aus anderen Teilen der Welt ausreichend vorhanden.
Ich bin hier nicht der einzige, der eine Santa Damiana und einen Trois Riviéres einer Romea & Julieta und einem Havana Club vorzieht :-)

Für ihren Nickel bekommen sie offensichtlich auch kein Bargeld sondern Verbrauchsgüter wie Kühlschränke, Reiskocher und Glühlampen. Busse sind ja eher Investitionsgüter, aber auch damit kann man keine wichitgen Importe bezahlen.

Und was den Tourismus anbelangt, wenn das Embargo aufgehoben wird und an jeder Strassenecke ein McDonalds ist, ist der Reiz auch verloren und Cuba ist eine Karibikinsel wie alle anderen auch.


----
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-Major Frank Burns, 4077th


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20.02.2006 23:55
avatar  Chaval
#6 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

Zitat von Socke
Und was den Tourismus anbelangt, wenn das Embargo aufgehoben wird und an jeder Strassenecke ein McDonalds ist, ist der Reiz auch verloren und Cuba ist eine Karibikinsel wie alle anderen auch.

So ist es, und das ist doch das Letzte, was wir alle wollen, nicht wahr? Kuba eine stinknormale Karibikinsel, schon bei dem Gedanken stellen sich bei allen hier im Forum die Nackenhaare auf!!

Um das zu verhindern bzw. zu verzögern, stehen (um beim Thema zu bleiben) in der Tat die Militärs in den Startlöchern, das ist abzusehen. Sie unternehmen den Versuch, eine kubanische Variante der "chinesischen Lösung" zu entwickeln.
Haben sie Chancen? Only God knows.....


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21.02.2006 09:27
#7 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Und was den Tourismus anbelangt, wenn das Embargo aufgehoben wird und an jeder Strassenecke ein McDonalds ist, ist der Reiz auch verloren und Cuba ist eine Karibikinsel wie alle anderen auch.

Für uns schon, für die Amis nicht; die werden dann wohl wieder in Scharen vor allem nach Havanna reisen (und dort wohl auch wieder viel Geld lassen). Geschichte wiederholt sich


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21.02.2006 10:19
avatar  Chaval
#8 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

Zitat von el prieto
Geschichte wiederholt sich

Aber "ihr" Havanna wird nie mehr so werden wie vorher, sondern nur ein billiger und dazu noch extrem instabiler Miami-Abklatsch. Die "Perle der Karibik" von vor 1959 ist für immer untergegangen..... ( es bleibt jedem vorbehalten, wie er das interpretiert und bewertet)!


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21.02.2006 10:32
#9 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Forums-Senator/in

Ich denke, dass andere Staatsangehörige den Amis bei Investitionen bevorzugt werden. Gut ab einer bestimmten Summe wird jeder Cuban@ schwach (bei uns ja auch).

Und bevor manche sich ausmalen was alles kommen wird muss man immer noch die Investition rechnen, die es braucht, damit man überhaupt etwas erstellen kann (Stromleitungen, Stromquellen, Wasser, Kanalisation.......) Dies wurde nun 50 Jahre vernachlässigt, um es milde auszudrücken. Dies werden extreme Kosten sein. Entweder Investoren tragen dies selber oder die Allgemeinheit. Dann möchte ich aber keine Steuern auf Cuba zahlen müssen, dagegen ist FC's Regime ja spottbillig.


Saludos

El Cubanito Suizo


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21.02.2006 10:33
#10 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Forums-Senator/in

Egal was wieviel kosten wird und wie es wird: Hauptsache das Volk wird endlich frei !!!


Saludos

El Cubanito Suizo


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21.02.2006 11:49
#11 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Egal was wieviel kosten wird und wie es wird: Hauptsache das Volk wird endlich frei !!!


Ich hör ihn schon sprechen, den G.W.Bush oder seinen Nachfolger: "Ja, liebe Kubaner, wir haben euch eure lang ersehnte Freiheit gebracht. Vom Essen war aber nicht die Rede".

e-l-a
_______________________________________________
Mailservice E-Mails nach Kuba, auch wenn der Empfänger kein Internet hat.


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21.02.2006 12:07
avatar  Chaval
#12 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

Zitat von El Cubanito Suizo
Egal was wieviel kosten wird und wie es wird: Hauptsache das Volk wird endlich frei !!!

Blühende Landschaften, freudestrahlende Menschen, eine Explosion an kreativer Energie gibt der Wirtschaft den entscheidenden Kick, alle lesen, hören und sehen, wozu sie Lust haben, Familien schlendern durch gigantische Einkaufspassagen und frönen dem Konsum, alle sind verkehrs- und kommunikationstechnisch mobil, bezahlbare Wohnungen sprießen überall aus dem Boden, Familien sind wieder vereint, das Kulturleben befreit sich von Zensur und Gängelung, Kinder werden von klein auf umfassend gebildet und nicht mehr indokriniert, Industriales spielt in der Major League of Baseball, man fährt am Wochenende zum Shoppen mit dem Shuttle nach Miami, die verschandelte Natur erholt sich..............

......und Kuba wird 2010 Fußball-Weltmeister!


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21.02.2006 12:52
avatar  Socke
#13 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Top - Forenliebhaber/in

Zitat von el prieto

Für uns schon, für die Amis nicht; die werden dann wohl wieder in Scharen vor allem nach Havanna reisen (und dort wohl auch wieder viel Geld lassen). Geschichte wiederholt sich

Reines Wunschdenken! Die haben in den letzten 47 Jahren ausreichend Zeit gehabt die Vorteile der anderen Karibikinseln kennen zu lernen, guck doch mal wo die sind.
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"The way I see it, unless we each conform, unless we obey orders, unless we follow our leaders blindly, there is no possible way we can remain free."
-Major Frank Burns, 4077th


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21.02.2006 14:09
#14 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
Reines Wunschdenken

Wunschdenken vieler habaneros (und habaneras)
Andererseits, Havanna ist Havanna. Es war wohl vor ´59 etwas besonderes, ist es heute wird es wohl auch in der Zukunft bleiben - wie auch immer sie aussehen mag.
Ganz zu Schweigen davon, welche Anziehungskraft kubanische Frauen wohl auch auf die (auch jüngeren) Amis haben dürften.
Aber wie gesagt, warten wir's ab.


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21.02.2006 14:22
#15 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

Zitat von el prieto
Ganz zu Schweigen davon, welche Anziehungskraft kubanische Frauen wohl auch auf die (auch jüngeren) Amis haben dürften.

Da brauchst du doch nur in die DomRep zu schauen. Dort wohnt ungefähr der gleiche Menschenschlag, wie in Kuba.
___________________________________
La distancia no es la causa para que nazca el olvido.


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21.02.2006 14:25
avatar  Chaval
#16 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Rey/Reina del Foro

Zitat von el prieto
In Antwort auf:
Reines Wunschdenken

Wunschdenken vieler habaneros (und habaneras)

In der Tat!! Angesichts der tristen Realität mit all ihren Verboten sind die Träume das Letzte, wohin sie noch in aller Freiheit entfliehen können, ohne das Risiko einzugehen, von den Haien gefressen zu werden!
Bleibt abzuwarten, ob Oncle Sams Realität nicht doch zu einem bösen Erwachen führt.


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21.02.2006 15:30
avatar  Socke
#17 RE: Generation »Nach-Fidel«
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Top - Forenliebhaber/in

Aus einem Fotoforum an dem ich Teilnehme, ich hatte Trinidad als Treffpunkt vorgeschlagen:

In Antwort auf:
Let's go for Martinique, then. I know some people who used to live there (and also in Trinidad & Tobago), and it sounds like they take their rum a whole lot more seriously in Martinique. Love the T&T food, though (incredibly hot, though, it's the hottest I've ever had in my life!!)
__________________
"Más sabe el diablo por viejo que por diablo." -- Spanish proverb

Die Antwort kommt von einem US Bürger!
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-Major Frank Burns, 4077th


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